Frage Österreichisch/Ausländisch

Gott zu Gruße,

zum Bereiten der Antwort auf das Schreiben eines lieben Vertrauten möchte ich Euch herzlich bitten, den Begriff

„Gscheitscheißer“

daraufhin zu überprüfen, ob er auch in Nichtösterreichischen Landen, die sich einer ähnlichen Sprache bedienen, verstanden oder ob zumindest dessen Bedeutung erahnt werden kann.

Der nahen Hilfe entgegesehend bedankt sich vorauseilend

J.

Hallo Jakob,

ich hab es sofort verstanden.

Klugsch… Grüße :wink:,
Maja

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Servus,

in der vorderösterreichischen Nachbarschaft ist der Begriff zweifellos verständlich, wird aber wahrscheinlich eher als ein aus dem ungeliebten Standdarddeutschen übernommener „Klugscheißer“ aufgefasst.

Ich komm jetzt ins Nachdenken, was man im Schwäbischen und im Alemannischen dafür hernehmen täte. Gut, den „Dommschwätzer“ kennt man, aber das ist ein anderer. Einfach den „Babbler“? Oder den „Sîbegschîta“, respektive - schon nicht mehr so peiorativ, auch anerkennend - „es Sîbegschîtle“?

Über den Klug- respektive Gscheitscheißer (jetzt kommts mir doch vor, als gäb es zumindest im Süden auch den „Gschîtschisser“, aber ich bin nicht so recht sicher…) gibts gegenüber Dritten die schöne bildhafte Äußerung: „Seller moit au er sei dr Käs drbei schtenkt er blos“ - aber das trifft auch ganz bhäb daneben.

Wie auch immer: Ankommen wird die Messitsch wohl…

Schöne Grüße

MM

Servus Martin,

Ich komm jetzt ins Nachdenken, was man im Schwäbischen und im
Alemannischen dafür hernehmen täte. Gut, den „Dommschwätzer“
kennt man, aber das ist ein anderer. Einfach den „Babbler“?
Oder den „Sîbegschîta“, respektive - schon nicht mehr so
peiorativ, auch anerkennend - „es Sîbegschîtle“?

Über den Klug- respektive Gscheitscheißer (jetzt kommts mir
doch vor, als gäb es zumindest im Süden auch den
„Gschîtschisser“, aber ich bin nicht so recht sicher…) gibts
gegenüber Dritten die schöne bildhafte Äußerung: „Seller moit
au er sei dr Käs drbei schtenkt er blos“ - aber das trifft
auch ganz bhäb daneben.

seller, wo moint, er sei dr Käs, ist eher ein Wichtigtuer, wohingegen man dem hier Gesuchten ja nicht wirklich etwas Negatives nachsagen kann. Mehr-Wissen an sich wird ja nur negativ von denen empfunden, die sich ärgern, nicht selbst draufgekommen zu sein.

Ich habe Deinen „Gschîtschisser“ noch nie gehört und finde außerdem, daß es selbst für süddeutsche Zungen schwer aussprechbar ist.

Ich werfe den schwäbischen „Obergscheidle“ in die Runde. Der wird auch manchmal - etwas weniger liebevoll - „Obergscheiter“ genannt.

Gruß Gudrun

Servus Gudrun,

das Wichtigmachen ist, deucht mir, genuiner Bestandteil des Klugscheissens. Oder tu ich damit dem „Klugscheisser wider Willen“ Unrecht? Ich zähl mich selbst hie und da zu dieser Spezies und denke kraft dieser Eigenschaft, daß die beiden Qualitäten zusammengehören, auch wenn der K. davon klugscheissenderweise nichts wissen will.

Ich habe Deinen „Gschîtschisser“ noch nie gehört und finde
außerdem, daß es selbst für süddeutsche Zungen schwer
aussprechbar ist.

Dieser ist auf das vorherrschende Idiom in weiland Vorderösterreich, ergo Alemannisch, bezogen. Von diesem hat es insbesondere im Südschwarzwald Ausprägungen, die aus schwäbischer Sicht noch akrobatischer klingen als z.B. Baseldütsch. Daher war ich beim Probieren vor dem inneren Ohr drauf verfallen, es könnte den Ausdruck geben, irgendwo in einem Dreieck circa Lörrach - Hausach - Radolfzell.

Haben wir eventuell außer wenigstens zwei Gast-Vorderösterreichern noch einen Genuinen hier?

Ich werfe den schwäbischen „Obergscheidle“ in die Runde. Der
wird auch manchmal - etwas weniger liebevoll - „Obergscheiter“
genannt.

Der klingt ziemlich passend, das ist wahr.

Schöne Grüße

MM

Griaß De Jakob,
i kenn des Wort so ned, aber i glaab ma
konns leicht darratn oder nei erfindn :wink:
In Bayern sogt ma zu de Besserwisser
„Gscheithaferl“. Des heart se a wengerl
netter o, is aba sunst wohl desselbe.
Pfiat Gott,
Roland

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Gott zu Gruße,

Du meine Güte, Jakob, lass den altern Harrna aus dem Spiel!

zum Bereiten der Antwort auf das Schreiben eines lieben Vertrauten

Nachtijall, ick hör dir trapsen!

„Gscheitscheißer“

Jô freile wirdr vrschanda! Au wennes den em Schwäbischa ned gibbd!

Ist nicht in Fischers Schwäbischen Handwörterbuch, auch im Allemannischen ist er mir nie begegnet, ebensoweinig bei den Briganten oder den Pälzern, egal ob Kur- oder Ober- oder sonst eine -palz.

Da wird bei uns, wie Gudrun einwarf, Gscheitle, Obergscheitle gebraucht. Und je schriftsprachlicher man es ausspricht, umso böser ist es gemeint.

Gruß Fritz

Gott zum Gruße,

„Gscheitscheißer“

wird sehrwohl verstanden, obwohl noch nie gehört.
Mia sågn za so oan, des is a „Neimålgscheida“ (9xgescheiter :smile: )

Seawass!
Leni (aus A)

Etzat, Leni (aus A),

wo du dees au sagsch, moini, dass dea

„Gscheitscheißer“

a Erfendong vom Jakob isch.

A Griaßle aus KA.

Fritz

Servus,

dieses beweist, daß ein Bewohner habsburgischer Stammlande um durchschnittlich 9/7 gescheiter ist als ein Vorderösterreicher, der es auf diese Weise maximal zum Siebengscheiten bringt.

Schöne Grüße

MM

Gott zu Gruße,

Ebenfalls.

Dieses Wort habe ich noch nie „live“ gehört. Ich würde im Wienerischen (was ja auch zu Östereich gehört) „Überg’scheiter“ sagen. Klugscheißer hat ja auch bereits Einzug in „unsere“ Sprache gefunden, die Übersetzung „Gscheit…“ kenne ich, wie gesagt, nicht.
Ach ja, eigentlich ist viel geläufiger: „Oberg’scheiter“.
lg, Irene

Defi ‚Klugscheißer‘
Servus Martin,

das Wichtigmachen ist, deucht mir, genuiner Bestandteil des
Klugscheissens. Oder tu ich damit dem „Klugscheisser wider
Willen“ Unrecht? Ich zähl mich selbst hie und da zu dieser
Spezies und denke kraft dieser Eigenschaft, daß die beiden
Qualitäten zusammengehören, auch wenn der K. davon
klugscheissenderweise nichts wissen will.

darüber mußte ich etwas länger nachdenken! :wink:

Ich hätte schon gerne unterschieden zwischen dem K., der prinzipiell meint, alles besser zu wissen und demjenigen, der tatsächlich mehr weiß, ergo klüger ist.

Wenn es brennt und einer meint, die Telefonnummer der Feuerwehr sei 110, dann wird wohl niemand denjenigen, der mit 112 „klugscheißert“, einen ebensolchen nennen.

Wenn ich Dich fragte, warum Du K. mit „ss“ und nicht mit „ß“ schreibst, wie es nach alter und neuer Rechtschreibung korrekt wäre, würdest Du diese Frage als wichtigmachende Klugscheißerei empfinden?
*duck + ganz schnell weg*

Gruß Gudrun

Schon klar

„Gscheitscheißer“

Die Feinheit ist jetzt nur, ist das ein Intelligenzprotzender Labersack (eher Richtung Angeber, ählich Klugscheisser) oder ein „Dippelschisser“, also einer der an allem rummeckert, weil er glaubt es sowieso immer besser zu wissen oder furchtbar penibel ist. Im Saarländischen aus „Linsenspalter“ genannt.

Gruß

Stefan

Hallo alle miteinander

Ich bin zufällig über eure Diskussion
gestolpert, wobei ich mich prächtig amüsiert
habe, und mir da eine gewisse Parallele zu einer
Redewendung in meinem Dialekt eingefallen ist.

Nun ist eure Diskussion schon etwas länger her,
und ich hoffe, dass das trotzdem noch jemanden
interessiert.

also, zum Thema:

Ob nun gscheit- oder klug- geschissen, eher als
positiv oder negativ gewertet wird sei mal dahin
gestellt. Auf jeden fall ist mir dazu unser
Bettscheisser eingefallen. Der wird hierzulande
tatsächlich von eher älteren Generationen zum
Vergleich hergezogen, wenn einer immer Recht
hat, oder eben nur Recht haben will.

„Du bischt ja on wia dr Bettschiisser!“

damit hat es folgendes auf sich:
Der Bettscheisser behauptet eben z.B. wenn er
auf seinen Namen angesprochen wird: " an
schiisdräck han i is Bett gschessa!"
(einen scheissdreck habe ich ins Bett
geschissen)

ob nun mit „Schissdräck“ im übertragenen Sinn
„keineswegs“, oder eben tatsächlich Fäkalien
gemeint sind wissen wir nicht. Wie auch immer
sich die Geschichte zugetragen hat der
Bettscheisser hat auf jeden fall Recht behalten.

das wär doch eine Möglichkeit warum
„Gscheidheit“ so mancherorts mit Stuhlgang zu
tun hat.

Gruss Thomas