Hallo André!
P.S.: Ähnliches gibt’s in den slawischen Sprachen, wo
das direkte Objekt im Genitiv steht, wenn’s belebt (und
männlich) ist, und im Nominativ, wenn’s unbelebt ist.
Ist das tatsächlich auch ethymologisch so? (Hast Du dafür 'ne
brauchbare Quelle?)
Für gewöhnlich lernt man ja, dass der Akkusativ männlicher
Substan- und Adjektive mit dem Nominativ identisch ist, wenn’s
unbelebt ist, und bei belebten mit dem Genitiv. Aber das ist,
wie gesagt, die Form des Akkusativs.
Es könnte ja nun prinzipiell sein, dass im Protoslawischen
diese Formengleichheit noch nicht bestand, sondern der
Akkusativ vollkommen unabhängige Endungen besaß (die sich
wahrscheinlich für belebte und unbelebte Wörter
unterscheiden).
Hallo!
Gute Frage. Ich geb zu, ich habe dafür keine Quelle, sondern dachte mir einfach, dass bei maskulinen Nomina der Nominativ bzw. der Genitiv mit dem Akkusativ zusammengefallen sind, während er bei weiblichen Nomen noch erhalten ist. Ich fand die Erklärung, der Akkusativ sähe mal aus wie der Nominativ und mal wie der Genitiv, nie besonders überzeugend und würde das anders analysieren.
Zufällig besitze ich seit kurzem ein Lehrbuch des Altkirchenslawischen.
So ganz schlau werd ich daraus nicht, aber es scheint, als endete bei konsonantischer Deklination der Akkusativ m./f. auf -ь und nur der Akkusativ n. war identisch mit dem Nominativ Singular. Das Schema gibt’s genauso auch im Plural, wo die Endung für m./f. dann -и war. Im Dual war der Akkusativ generell identisch mit dem Nominativ.
Dann gab’s noch die ŭ-Deklination , da gehört z.B. das Wort Sohn dazu, das lautet jeweils im Nominativ und Akkusativ so:
Singular: сынъ - сынъ
Dual: сыны - сыны
Plural: сынѡве - сыны
Im Plural gibt’s also doch 'nen Unterschied hier. Weiß nicht, wie’s im modernen Russischen ist.
Bei der ĭ-Deklination scheint’s auch nur einen Unterschied im Plural zu geben (Weg = пѫтьѥ - пѫти), nicht im Singular (beides пѫть).
Hm, das spräche vielleicht dafür, dass man doch einen Akkusativ zugrundelegen sollte.
Im Slowakischen wird auch im Dativ und Lokal Singular sowie im
Nominativ und Akkusativ Plural zwischen belebten und
unbelebten Maskulina unterschieden.
Das wusste ich tatsächlich nicht, interessant! Da sieht man, dass Belebtheit in den slawischen Sprachen eine viel größere Rolle spielt als in den romanischen oder germanischen Sprachen. Grad bei letzteren scheint mir die Rolle eigentlich verschwindend gering zu sein.
Ich habe auch mal von Analysen gehört, die davon ausgehen, dass das Polnische nicht 3 Genera hat, sondern noch mehr, ich glaube 5. Da wurde dann noch zwischen belebten und unbelebten Maskulina und belebten und unbelebten Feminina unterschieden. Da kenne ich mich aber nicht aus, nur finde ich es sehr gewagt, diese gleich als eigenständige Genera zu betrachten.
Viele Grüße,