Der Mann ist Neo-Keynesianer und damit der geborene Gegner jeder Art von Sparpolitik.
Und was spricht gegen diese Einstellung? Die Geschichte zeigt dass es keine sinnvolle Alternative zum Keynesianismus gibt.
Seine Kritik an der einseitigen Fixierung auf die IWF-Forderung, einen ausgeglichenen Haushalt an erste Stelle zu setzen, geht zu kurz.
Er hat in dem Buch viele Beispiele verschiedener Staaten genannt. Natuerlich ist (fast) jedes Problem ein Zusammenspiel vieler Ursachen aber dass die Sparpolitik eine Hauptursache fuer die Verschlechterung der Wirtschaft eines Landes ist duerfte nach all den Erfahrungen in der Vergangenheit als Fakt anzusehen sein.
Bzw. muss ergänzt werden, um die ausbleibende Eigenanstrengung der Staaten, die die IWF-Programme ins Leere laufen lässt.
Klar spielen, in Griechenland und anderswo, noch viele andere Probleme mit ein. Andererseits funktionieren viele Staaten nicht optimal (schau Dir nur mal Deutschland an), aber das interessiert niemanden so lange das System halbwegs funktioniert. Erst wenn ein Staat in der Krise ist werden ueberall Krisenherde entdeckt die aber schon seit Jahrzehnten vor sich hin lodern.
Die Wirtschaft wurde privatisiert, bevor auch nur annähernd die Rahmenbedingungen einer Marktwirtschaft geschaffen waren. Stiglitz nennt hier vor allem Rechtssicherheit, ein funktionierendes Steuersystem, Vertrauen der Bürger in demokratische Institutionen, funktionierende Kontrollinstanzen für Banken und Unternehmen. Die hastige Privatisierung der Staatsbetriebe in Russland und die liberalisierten Kapitalmärkte ermöglichten es dagegen den neuen „Besitzern“ der ehemaligen Kollektive diese zu zerschlagen, die einzelnen Bestandteile zu verkaufen und die Erträge ins Ausland zu schaffen. Ökonomische Anreize für eine produktive Nutzung der alten Staatsbetriebe existierten nicht, die Abwicklung dagegen versprach sofortige Milliardengewinne.
Das ist ein Beispiel falscher IWF-Politik, da gibt es noch massenweise andere, alle unter unterschiedlichen Bedingungen aber ueberall ging es verkehrt - und oft hat jemand daran verdient der evtl. dem IWF nahe steht.
Einmal abgesehen davon, dass substanzielles Vertrauen der Bevölkerung erst entstehen kann, wenn die anderen Forderungen erfüllt werden. Von GR wird doch seit Beginn der Finanzkrise gebetsmühlenartig gefordert, Steuerverwaltung, Justiz und Aufsichtsorgane zu reformieren. Aber genau das hat keine griechische Regierung ernsthaft in Gang gebracht. Nicht umsonst waren die griechischen Gesetzesänderungen der letzten Wochen eine Grundvoraussetzung dafür, dass überhaupt ernsthafte Gespräche über GR 3 geführt werden können. Diesmal wollen die Gläubiger (angeblich) den Hahn ganz schnell wieder zudrehen, wenn den Gesetzen nicht auch die Umsetzung auf dem Fuße folgt.
Der Punkt ist: GR könnte seinen Schuldendienst problemlos bedienen, falls es die Steueraussenstände auch eintriebe. Und hätte noch einen Überschuss.
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Theoretisch. Praktisch gesehen wird ein grosser Teil der nicht gezahlten Steuern fuer Konsum, Investitionen usw. in Griechenland verwendet. Klar geht ein Teil ins Ausland aber wenn Griechenland auf einmal anfangen wuerde alle ausstehenden Steuern einzutreiben wuerde sich die Kriese weiter verschlimmern weil Betriebe, Haeuser, Autos… verkaeuft werden muessten um das Finanzamt zu bezahlen. Wenn der Staat das eingenommene Geld dann nicht investiert sondern ins Ausland fliessen laesst indem Schulden getilgt werden waere dies ein weiterer Schritt in Richtung Abgrund.
Gruss,
Desperado
P.S.: Hey, jetzt kann ich auf einmal wieder Deinen Text in meinem Antwortformular sehen, haben die Betreiber doch mal einen Bug behoben… wobei natuerlich nicht mehr ersichtlich ist wer was geschrieben hat aber in ein paar Jahren wird das schon wieder so funktionieren wie es davor funktioniert hat.