Frage zu IGing

Hallo,

ich fange gerade an zu lesen- Daoismus und kam dabei zu IGing, einem Buch welches mithilfe von Hexagrammen die ganze Welt beschreibt.

Aber- ich versteh das nicht wirklich!
Es wurde geschrieben und dann hat man was?? darin gelesen und dann??
Heisst das, es sollen alle Lösungen für zB Probleme darin zu finden gewesen sein?
Wer hat das dann gelesen? oder war es nur eine Sache der Deutung dann??

danke
kitty

Das Prinzip
Hi.

Die Autoren des I Ging gingen davon aus, dass das Tao, das dem Dualismus von Yin und Yang und den daraus hervorgehenden Erscheinungen als das Eine Prinzip zugrunde liegt, Gesetzmäßigkeiten enthält, welche vom I Ging mit seinen 64 Hexagramm hinreichend beschrieben werden. Der User kann, nachdem er sich gründlich eine Frage überlegt hat, mithilfe dreier Würfel ein Hexagramm erstellen und im I Ging dessen Deutung nachschlagen. Allerdings ist diese Deutung ihrerseits recht kryptisch formuliert und bedarf wiederum der Interpretation.

I-Ging-Anhänger fassen die Würfelwürfe natürlich nicht als „Zufälle“ auf, sondern als determiniert durch eine spezifische, quasi akausale Kausalität des Tao, welche von C.G. Jung als synchronistisch bezeichnet wurde und vor dem Hintergrund der Newtonschen Mechanik unbegreifbar ist. Sichtbar gemacht werden, dem Anspruch nach, keine zukünftigen Ereignisse oder Entwicklungen, sondern nur Tendenzen in der Gegenwart.

Ich selbst halte davon nicht viel. Schon die Tatsache, dass die vom I Ging gelieferten Deutungen ziemlich vage sind und der Interpretation bedürfen, macht wenig Hoffnung, dass das Ganze einen vernünftigen Background hat.

Der berühmte Sciencefiction-Autor Philipp K. Dick erstellte manche seiner Stories übrigens mithilfe des I Ging.

_At this point the I Ching (The Book of Changes) enters, since it works on the basis of synchronicity–and is a device by which synchronicity can be handled. maybe you prefer the word „coincidence“ to Pauli’s word. Anyhow, both terms refer to acausal connectives, or rather events linked in that manner, events occurring outside of time. Not a chain passing from yesterday to today to tomorrow but all taking place now. All chiming away now, like Leibnitz’s preset clocks. And yet none having any causal connection with any of the others.

That events can take place outside of time is a discovery that strikes me as dismal. My first reaction was, "Good God, I was right; when you’re at the dentist it does last forever._

Nach: The Shifting Realities of Philip K. Dick, herausgeg. von Lawrence Sutin, 1995.

Chan

Yi Jing
Hallo kitty,

ich fange gerade an zu lesen- Daoismus und kam dabei zu IGing, einem Buch welches mithilfe von Hexagrammen die ganze Welt beschreibt.

In den ältesten Schriften des Daoismus spielen zwar beiläufig yin und yang eine Rolle, nicht aber das Buch „Yi Jing“.

Umgekehrt taucht der Zentralbegriff des Daoismus, dao (ältere Notation: „tao“), im Yi Jing nicht auf. Erst in späteren Kommentaren dazu.

Der Yi Jing war im Kern eine Sammlung von Orakelsprüchen, die eine Orakelzeremonie interpretierten. Diese Zeremonie und die Deutung basierten auf einem dualistischen Weltbild. Dieser Dualismus manifestierte sich im Laufe der Entwicklung in dem Begriffspaar yin und yang, das den beiden älteren Symbolen zugeordnet wurde:

„⚋“ (teilbar/veränderlich/weich) ↔ 陰 yin (dunkel/feucht/kalt)
„⚊“ (unteilbar/unveränderlich/hart) ↔ 陽 yang (hell/trocken/warm)

Entsprechend diesem Spektrum von Grundbedeutungen werden dann 8 mögliche Tripletts (chin. ba gua) aus diesen Zeichen Bedeutungen zugeordnet, wobei die Stellung „oben/unten/mitte“ der Ausgangspunkt ist. Diese 8 gua wiederum werden mit einem oberen und unteren Teil zu den bekannten 64 Hexagrammen komponiert, zu denen der Text Anweisungen der Interpretation liefert. Es kommen weitere Prozeduren dazu, die ebenfalls wie das Ausgangs-Hexagramm jeweils mit Hilfe bestimmter Stäbchen (nicht mit Würfeln!) geworfen werden und der Fragestellung dessen dienen, der das Orakel bestellt hat.

Gruß
Metapher

Hi.

Umgekehrt taucht der Zentralbegriff des Daoismus, dao (ältere Notation: „tao“), im Yi Jing nicht auf. Erst in späteren Kommentaren dazu.

Danke für die Korrektur. Das ´I Ging´ gilt als eine der Quellen von Taoismus und Konfuzianismus, daher kommt der Tao-Begriff als theoretische Kategorie natürlich erst innerhalb der taoistischen Tradition ins Spiel.

Es kommen weitere Prozeduren dazu, die ebenfalls wie das Ausgangs-Hexagramm jeweils mit Hilfe bestimmter Stäbchen (nicht mit Würfeln!) geworfen werden und der Fragestellung dessen dienen, der das Orakel bestellt hat.

Die klassische Methode funktioniert natürlich mit Stäbchen, die Würfelmethode ist aber später dazugekommen und scheint im Westen bevorzugt zu sein.

Chan