Frage zu Riester-Rente

Hallo,

ich gehöre leider zu der Sorte Menschen, die nach dem „Fire and Forget“-Prinzip Versicherungen und Altervorsorge betreiben, sich also schlecht kümmern.

Da meine Bank sich nun bei mir gemeldet hat (vermutlich um mir was neues aufzuschwatzen) habe ich mich nun endlich mal aufgerafft, mir die Unterlagen genauer anzusehen und bin ein bisschen geschockt und ratlos:

Zu 12/2007 hatte ich damals eine Riester-Rente mit einem DWS-Premium Fonds abgeschlossen. In den Abrechnungen bis 2012 (also für 2011) wird nun regelmäßig ein dickes Minus aus Wertentwicklung der Fonds und erheblichen Gebühren ausgewiesen. Für 2011 waren das:

Guthaben vorher 5.007E
+ Beiträge 2.434E
+ Zulagen 144E
- Ergebnis aus Fondsentwicklung 559E
- Abschluss und Vertriebskosten 500E
- Kosten Kapitalverwaltung 79E
=====================================
neues Vertragsguthaben 6.446E (alles gerundet)

Da fühlt man ja förmlich den Tisch unter sich durchgleiten, wenn Sie verstehen was ich meine.

Tröstlich ist wohl allein die Aussage zur Beitragsgarantie von 8.768E.

Nun die Fragen:

  1. Sehe ich das richtig, dass da teilweise Gebühren von fast 10% anfallen?
  2. Sehe ich das auch richtig, dass ich nach momentaner Entwicklung eine 0% Verzinsung habe?
  3. Wenn ich den Vertrag kündigen würde: Würde ich dann die Beitragsgarantie (also 0% Zins) zurückbekommen oder gar nur den Vertragswert (also einen Verlust von knapp 25%, 2.300E realisieren)?
  4. Sollte ich den Vertrag beitragsfrei stellen und bis zur tatsächlichen Rente (2039) abwarten?

Hinzu kommt, dass ich gerade ein Hausdarlehen mit ca. 3% Zinsen tilge. Da wäre mein Geld vermutlich besser in Sondertilgungen angelegt als in deiner 0% Anlage, oder? Selbst die mickrigen 140E Zulage rechtfertigen nicht das weitere Einzahlen, oder doch?

Zusatzfrage:

  • Mein Arbeitgeber bietet eine eigene betriebliche Betriebsrente auf Riester-Basis an (aber bei einem anderen Unternehmen): Gibt es Möglichkeiten, den Riestervertrag zu /ändern/, also die Garantiesumme auf einen anderen Vertrag zu verschieben oder muss ich regulär kündigen, die 25% abschreiben und von vorne beginnen?

Danke für ein paar Tipps bevor ich Montag zum Bankmokel gehe
Birk

Hallo,

ich bin zwar kein Experte auf dem Gebiet, bin aber auch Riester-Rentenversichert. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass man nach Vertragsabschluss meistens mit diesem Thema ziemlich allein gelassen wird. Mir selbst sind in den ersten Jahren ständig staatliche Förderbeiträge durch die Lappen gegangen, weil mir keiner gesagt hat, dass ich meine Eigenbeiträge erhöhen muss. Bis ich dann herausgefunden habe, nach welchem Brutto genau sich die Eigenbeiträge berechnen, hat es nochmal einige Monate gedauert.

Ohne den Vertrag genau zu kennen, auf dem Du die Riesterförderung bekommst, ist das alles wohl schwer zu beurteilen, und ich bin da auch nicht der Experte und beschäftige mich - wie Du - auch nur ungern mit diesem Versicherungs-Zeug. :smile: Aber wenn die Aufstellung so stimmt, wie Du sie gelistet hast, würde ich das auch so sehen, wie von Dir beschrieben. Am Besten ist es wohl, sich mit einem Bankberater da mal genauer drüber zu unterhalten. Auch Versicherungsvertreter (anderer Versicherungen) beraten da gern - auch mal, wenn es nicht um die eigene Versicherung geht.

Grundsätzlich kannst Du aber auch noch weitere Produkte abschließen, die Riester-fähig sind. Du kannst dann auf einem Antrag auf Riester-Förderung, den Dir Dein Versicherer zuschickt, angeben, ob für den jeweiligen Vertrag eine Förderung beantragt werden soll, oder nicht. Wird dies für mehrere Verträge beantragt, wird die Förderung (angeblich) im Verhältnis der geleisteten Eigenbeiträge auf diese Verträge verteilt. Willst Du auf einem der Verträge keine Förderung mehr, kann dies (soweit ich weiß) über den Versicherer widerrufen werden. Es wird dann in Zukunft für diesen Vertrag keine Förderung mehr beantragt. Die staatliche Förderung würdest Du dann auf die anderen bzw. den anderen Verträge/Vertrag bekommen, für den die Förderung noch beantragt ist. Insgesamt aber eben immer nur 154 (nicht 144!) Euro. Falls Du weniger Förderung bekommen hast, als Dir lt. der Riesterförderung eigentlich zustehen würde, wurde eventuell nicht der volle Mindesteigenbeitrag geleistet. Was wohl auch geht, was aber viele Institute nicht wollen: Die Eigenbeiträge in dem einen Vertrag können auch für die Förderung geltend gemacht werden, wenn die Förderung auf einen anderen Vertrag laufen soll, selbst dann, wenn auf dem anderen Vertrag weniger Beiträge als der Mindesteigenbeitrag gelaufen ist. Die Institute können dies aber unter „politischer Entscheidung“ ablehnen, und die Beiträge werden für die Förderung des anderen Vertrags nicht anerkannt.

Ich meine auch, dass man mit dem Kapital zu einem anderen Vertrag „umziehen“ kann - solange man nicht an das Kapital selbst herankommt, und der neue Vertrag ebenfalls Riester-Förderfähig ist. Das kann Dir dann aber auf jeden Fall ein Berater sagen, bei dem Du das neue Produkt abschließen möchtest. Die wollen ja was verkaufen. :wink:

Ich hoffe, ich konnte Dir mit meinem begrenzten Wissen schon ein wenig weiterhelfen.

Gruß

Harry

Hallo,

da die Abschlusskosten in der ersten Jahren gezahlt werden, ist die Abrechnung so wohl korrekt (ausser die 144,-- statt 154,-- Euro, wurde ja schon geschrieben)
Da du den Maximalbeitrag zahlst, müssen auf jeden Fall 154,–€ Zulagen fliessen.

Du solltest nicht vergessen, dass du über deine Steuererklärung ebenfalls noch einen großen Betrag bekommst.

Das Angebot über den Arbeitgeber würde ich mal genau prüfen. Falls die Konditionen gut sind (Achtung hier fallen erneut Abschlusskosten an), könnte ein Wechsel interessant sein.

Ich würde dann aber den DWS Vertrag beitragsfrei stellen. Zum Renteneintritt ist dann das eingezahlte Geld wieder da. Bei einer Übertragung auf ein neues Produkt „realisierst“ du die Verluste.

Gruß
tycoon

Danke an beide Antwortenden.

da die Abschlusskosten in der ersten Jahren gezahlt werden,
ist die Abrechnung so wohl korrekt (ausser die 144,-- statt
154,-- Euro, wurde ja schon geschrieben)
Da du den Maximalbeitrag zahlst, müssen auf jeden Fall 154,–€
Zulagen fliessen.

144E ist hier wohl doch korrekt, da ich tatsächlich nach der letzten Lohnerhöhung nicht wieder nachgezogen hatte, d.h. es wird aktuell nicht der maximale Betrag gefördert. Das ist mir aber bewusst. Bei der schlechten Rendite habe ich das in Kauf genommen.

Die Förderung für Frau und Kinder laufen über ihren Vertrag. Das lohnt viel mehr: 240E Einzahlung, 639E Förderung :smile:

Du solltest nicht vergessen, dass du über deine
Steuererklärung ebenfalls noch einen großen Betrag bekommst.

Ja, sollte ich mal raussuchen.

Das Angebot über den Arbeitgeber würde ich mal genau prüfen.
Falls die Konditionen gut sind (Achtung hier fallen erneut
Abschlusskosten an), könnte ein Wechsel interessant sein.

Ja, ich habe inzwischen noch einmal genauer hingesehen und das ist gar kein Riester-Produkt sondern eine normale BAV. Da „fördert“ der AG dann auch noch mal mit ca. 20-30 EUR/Monat, wenn ich selbst das 3fache direkt vom Lohn abziehe (direkte Umwandlung).

Ich würde dann aber den DWS Vertrag beitragsfrei stellen. Zum
Renteneintritt ist dann das eingezahlte Geld wieder da. Bei
einer Übertragung auf ein neues Produkt „realisierst“ du die
Verluste.

Danke, das war der entscheidende Satz. Tatsächlich wäre das wohl die naheliegendste Option.

Gibt es denn einen einfachen Weg auszurechnen, ob ich mit dem Sondertilgen eines 3,x % Kredites besser dran bin, als mit dem weiteren Einzahlen in den Riestervertrag hier?

Again, besten Dank an alle

Hallo,

144E ist hier wohl doch korrekt, da ich tatsächlich nach der
letzten Lohnerhöhung nicht wieder nachgezogen hatte, d.h. es
wird aktuell nicht der maximale Betrag gefördert. Das ist mir
aber bewusst. Bei der schlechten Rendite habe ich das in Kauf
genommen.

Da du den Höchstbeitrag zahlst (2100€ abzgl. Zulage), kann das so nicht stimmen.

Gibt es denn einen einfachen Weg auszurechnen, ob ich mit dem
Sondertilgen eines 3,x % Kredites besser dran bin, als mit dem
weiteren Einzahlen in den Riestervertrag hier?

Die Rendite des Riester-Vertrags wird langfristig hoffentlich deutlich über 3,x % liegen (Zulagen und Steuererstattung eigerechnet)

Riester ist quasi brutto (da später steuerpflichtig) Kredittilgung quasi netto.
Hier gibt es keine einfache Berechnung.

Bedenke: Ein Wechsel der Anlageform kostet eigentlich immer viel Geld.

Again, besten Dank an alle

Gruß
tycoon

Da du den Höchstbeitrag zahlst (2100€ abzgl. Zulage), kann das
so nicht stimmen.

OK, muss ich noch mal nachsehen. Ich dachte dass sich das nur prozentual nach dem Einkommen richtet (ca. 6k Steuerbrutto). Ansonsten habe ich dann ja schon 300 E zuviel gezahlt :expressionless:

Gibt es denn einen einfachen Weg auszurechnen, ob ich mit dem
Sondertilgen eines 3,x % Kredites besser dran bin, als mit dem
weiteren Einzahlen in den Riestervertrag hier?

Die Rendite des Riester-Vertrags wird langfristig hoffentlich
deutlich über 3,x % liegen (Zulagen und Steuererstattung
eigerechnet)

Riester ist quasi brutto (da später steuerpflichtig)
Kredittilgung quasi netto.
Hier gibt es keine einfache Berechnung.

Hmmm… verstehe.

Bedenke: Ein Wechsel der Anlageform kostet eigentlich immer
viel Geld.

Ich würde, wenn überhaupt, Riester pausieren um schneller den Kredit abzuzahlen und schneller eine höhere Tilgung zu erreichen. Das müsste sich ja eigentlich lohnen.