Frage zu Schwäbisch

Hallo,

ich hab eine Frage zu folgendem Auszug aus der Wikipedia:
(aus „Schwäbische Dialekte“-Artikel)

„Schwäbischexperten können die Herkunft einer Person von der schwäbischen Alb dank ihres Dialekts überraschend zuverlässig genau einem Ort (schwäbisch „Fleckâ“) zuordnen. Dabei spielt u.a. die Aussprache von „nicht“ als „nedd“, „nedda“, „edd“, „edda“, „nitt“, „idd“, „idda“, „itt“ oder „itta“ eine Rolle.“

Kann mir vielleicht ein Experte sagen, in welchen Orten oder Gegenden in Schwaben denn nun welches „nicht“ jeweils verwendet wird oder wurde?

Servus Timo,

wir haben hier zwar viel authentischere Älbler als graad mi, aber wonderfitzhalber probiere ichs mal. Ganz ohne Spicken, ohne Sprachatlas - und nicht bezogen auf Schwaben, sondern wie vorgegeben auf die Alb.

„nedd“
wahrscheinlich Richtung Filstal, hat jedenfalls schon einen stark unterländer Einschlag

„nedda“
ist mir in dieser Form unbekannt, aber auch schon unterländer Anklang: Filstal vielleicht?

„edd“
wohl Richtung Tübingen-Reutlingen?

„edda“
vielleicht weiter westlich - Heuberg? Gammertingen?

„nitt“
kommt mir ganz seltsam vor. Vielleicht im äußersten Osten, Härtsfeld-Ries?

„idd“, „idda“
halte ich für der rauhen Alb am ehesten angemessen, ich sag halt einmal Laichingen

„itt“
ist eher südlich der Donau daheim. Täte es also den ehem. reichsstädtisch-Ulmischen Orten zurechnen

„itta“
geht wohl Richtung Ehingen-Riedlingen

So, und jetzt lass ich die Kundigen vor…

Schöne Grüße

MM

Servus Martin,

großes Kompliment für Deine „Heimatkunde“-Kenntnisse.
Mich irritiert aber Dein Betreff donderschlächtig, wega dem halt i mein dagega.
Was moinsch dôdazua? Noi noi oder han i reacht? :wink:

Gruß Gudrun

wir haben hier zwar viel authentischere Älbler als graad mi,
aber wonderfitzhalber probiere ichs mal. Ganz ohne Spicken,
ohne Sprachatlas - und nicht bezogen auf Schwaben, sondern wie
vorgegeben auf die Alb.

„nedd“
wahrscheinlich Richtung Filstal, hat jedenfalls schon einen
stark unterländer Einschlag

„nedda“
ist mir in dieser Form unbekannt, aber auch schon unterländer
Anklang: Filstal vielleicht?

„edd“
wohl Richtung Tübingen-Reutlingen?

„edda“
vielleicht weiter westlich - Heuberg? Gammertingen?

„nitt“
kommt mir ganz seltsam vor. Vielleicht im äußersten Osten,
Härtsfeld-Ries?

„idd“, „idda“
halte ich für der rauhen Alb am ehesten angemessen, ich sag
halt einmal Laichingen

„itt“
ist eher südlich der Donau daheim. Täte es also den ehem.
reichsstädtisch-Ulmischen Orten zurechnen

„itta“
geht wohl Richtung Ehingen-Riedlingen

So, und jetzt lass ich die Kundigen vor…

Schöne Grüße

MM

Hano -

etz sagi niatsmeh.

Außr: Ma ka jo froh ond dankbar sei, dassma bloß alldäg no naus kommt!

  • Wobei übrigens die lokalen Zuordnungen rein gefühlsmäßig geschätzt sind und genauso gut arg daneben liegen können. In den Übergängen gwäa/gsei/gsî, sei lossa/sî loh, aidäpfl/boddebîra, Hoimet/Huamat, die ich eher aus der Nähe erlebt habe, kenn ich mich besser aus. Bloß zum Dibenger „edd“ kann ich eine Quelle nennen, nämlich Lassahns „Du hast noch ein Jahr Garantie“, worinnen ein nettes Gesätzlein über das Bruddla enthalten ist, in dem der Kernsatz eines jeden Bruddelns „dees ka i etz grad edd braucha“ diskutiert wird.

Schöne Grüße

MM

Hallo!

Ich bin zwar kein Sprachexperte, aber immerhin native speaker. Ich glaube, dass es regionale Unterschiede zwischen edd, idd und itt gibt, wobei es in dieser Reihenfolge immer weiter nach Süden geht. Das einleitende „n“ (nedd, nidd, nitt) halte ich eher für eine Konzession an das Hochdeutsche. Das abschließende „a“ (edda, idda, itta) ist für mich eher eine Bekräftigung (im Sinne von „nicht doch!“). Jedenfalls kommen in meinem aktiven Wortschatz die Wörter „edd“, „edda“ und (selten) „nedd“ vor. (Aufgewachsen im Kreis Esslingen)

Michael

P.S.: Mein Ex-WG-Mitbewohner sagt „idd“ und kommt aus der Rottweiler Gegend.

Servus Michael,

Ich glaube, dass es regionale Unterschiede zwischen edd, idd
und itt gibt, wobei es in dieser Reihenfolge immer weiter nach
Süden geht.

Einverstanden. Wobei Ost/West auch eine Rolle spielt, vgl. den Verlauf des Limes.

Das einleitende „n“ (nedd, nidd, nitt) halte ich
eher für eine Konzession an das Hochdeutsche.

Es ist überall dort daheim, wo Übergänge zum Fränkischen vorliegen. Das Hohenlohische z.B. fängt nicht plötzlich in Berlichingen oder Dörzbach an, sondern kündigt sich u.a. grade durch das nedd an.

Das
abschließende „a“ (edda, idda, itta) ist für mich eher eine
Bekräftigung (im Sinne von „nicht doch!“).

Mir ists auch bloß von Stellen geläufig, wo es allein als eine Art Partikel steht. Etwa die kurze Aufforderung, etwas zu unterlassen: „Idda!“, auch die Bekräftigung eines „Noi“ durch „Noi, idda!“, aber auch die Rückfrage/Nachfrage: „Idda?“ Ob es im Satzzusammenhang irgendwo gebraucht wird, kann man aber ex nihilo erstmal nicht sagen.

Jedenfalls kommen
in meinem aktiven Wortschatz die Wörter „edd“, „edda“ und
(selten) „nedd“ vor. (Aufgewachsen im Kreis Esslingen)

Ja, da scheint mir das nedd grad erst anzufangen. Schon in Heilbronn schauts anderst aus.

P.S.: Mein Ex-WG-Mitbewohner sagt „idd“ und kommt aus der
Rottweiler Gegend.

Rottweil ist ein schönes Exempel für Ost/West-Unterschiede: Da gehen südliche, gar alemannische Einflüsse weiter nördlich als etwa bei der Ravensburg/Waldseer Sprachscheide, wo man schon bei Biberach allenfalls einmal ein „gsei“ hört.

Schöne Grüße

MM

1 Like

Hano -

etz sagi niatsmeh.

„niatsmeh“? Wo stammt denn das her?

bei oos secht mr eigadlich eher „nex mai“

Grüßle
Regina

(der etz grad nex mai oifallt)

Servus Regina,

niatsmeh ist aus dem Tettnanger Raum, wo das Schwäbische ins Alemannische übergeht. Lindau zu wirds dann zu niatsmai.

Als Sprachverständnis-Testsatz hab ich in diesem Gäu gehört, hairaschmeißenderweis (heuherabwerfenderweise), als von unten aus dem Stall der Vatter Schmid gebröhlat (= geschrien) hat:

Heee! Hesch it gloset wianidr ghärat hon sollesch hera! (Hast Du nicht gehört, als ich Dir gerufen habe, Du sollest aufhören)

Nettes Exempel ist auch die Anweisung beim Herausgalgen eines riesigen Maischefasses aus der Remise: „Heee! It därweag - zwäres! zwäres!“ (Nicht so - sondern quer!) - das „zwäres“ ist im Dt. überzwerch noch drin. Und därweag - sellarweag - oinaweag etc. ist ja auf der Insel in „this/that way - anyway“ auch geläufig…

Soviel zu meinem Dauerthema: Schwäbisch intoniertes Schriftdeutsch ist noch kein Schwäbisch - das Alemannische hilft dabei.

Schöne Grüße

MM

1 Like

Ond mâ isch des „oifallt“ här?

mitternächtliche Griaßla
von oim dem jetz ao nix Gscheits meh aifellt
ond der jetz ao gao glei ens Näscht gâht …!

renardo

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hi, Renardo!

(der etz grad nex mai oifallt)

Ond mâ isch des „oifallt“ här?

mitternächtliche Griaßla
von oim dem jetz ao nix Gscheits meh aifellt
ond der jetz ao gao glei ens Näscht gâht …!

Saga mr mol grob „Neggar-Enz-Tal“
Geboren bin ich in Ludwigsburg, aufgewachsen in Löchgau, zur Schule gegangen hauptsächlich in Besigheim zusammen mit Mundelsheimern, Ottmarsheimern, Hessigheimern, Freudentalern, Gemmrigheimern, und aus irgendeinem dieser Käffer wird „oifallt“ scho herkomma.

Grüßle
Regina