Frage zu Wagners "Walküre"

Ihr Lieben,

ich habe mich schon immer gefragt, ab wann Sieglinde im 1. Akt Walküre wohl weiß, dass Siegmund (bzw. Wehwalt, wie er sich zunächst bezeichnet) ihr Bruder ist. Ich habe bis jetzt noch keine Stelle gefunden, aus der das klar hervorgehen würde. Dabei habe ich besonders darauf geachtet, wie Sieglinde reagiert bei jedem Satz.
Wagner hat nämlich sehr präzise Regieanweisungen notiert!

Liebe Grüße,
Stefan

Im ersten Akt steht es voll intuitive Anweisungen:

ihren Klang hoert ich als Kind,

als mein Auge dich sah,

der Adern Geaest,

ihr Bild im Bachwasser gleicht seinem.

Darüberhinaus sind die mittelalterlichen Epi vor(er)kenntnis.

Hallo Stefan !

Sieglinde hat sicherlich schon bald erste Ahnungen.
Präzise erfährt sie den Zusammenhang in einer der schönsten „Arien“ des Siegmunds im 1. Aufzug:
„Winterstürme wichen dem Wonnemond“
Hier singt Siegmund u.a. „Zu seiner Schwester schwang er sich her; die Liebe lockte den Lenz: in unsrem Busen barg sie sich tief; nun lacht sie selig dem Licht. Die bräutliche Schwester befreite der Bruder…“

Die letzten Worte des 1. Aufzugs sind: „Braut und Schwester bist du dem Bruder - so blühe denn, Wälsungenblut!“
Besten Gruß
Wolfram

Hallo Stefan,

es sollte wohl aus der Musik hervorgehen, wenn ein bestimmtes Motiv ertönt. Ich mag mich hier aber irren. Dazu müsste ich das ganze nochmal hören.

Sieglinde erkennt Siegmund wohl als Bruder, als sie sagt:

„Bist du Siegmund, den ich hier sehe,
Sieglinde bin ich, die dich ersehnt: die eigne Schwester …“

Das bedeutet, sie erkennt ihn aufgrund des Namens.

Wie Wolfram bemerkt, geht es auch aus der bekannten Arie des Siegmund hervor, das ist aber eigentlich zu früh.

Grüße,
Klaus

Ich bin mir da nicht sicher. Zu DEM Zeitpunkt („Winterstürme“) wissen es die beiden definitiv.

Sieglinde muss es schon viel früher gewusst haben, während irgendeiner Stelle aus Siegmunds Erzählung. Vielleicht, als er meinte, dass er mit einer Zwillingsschwester aufwuchs und er und sein Vater weg waren und bei der Rückkehr war die Schwester geraubt, die Mutter erschlagen.
Da muss doch bei Sieglinde irgendwas geklingelt haben.

Oder an einer anderen Stelle, wenn Siegmund erwähnt, wer sein Vater war.

Es gibt mehrere Stellen, wo Sieglinde etwas ahnen könnte, aber ich möchte die Stelle herausfinden wo sie es zu 100% gewusst hat.

Hallo Stefan,
ich meine, dass sich Sieglindes Wissen sich in einem Prozess entwickelt, von dunklen Ahnungen bis zur Gewissheit. Sie berichtet von ihrer ersten Ahnung, als sie ihn zum ersten mal sah:
  „Dich grüßte mein Herz mit heiligem Grau’n, als dein Blick zuerst mir erblühte.
   (Erster. Aufzug, dritte Szene, zweiter Teil)
Eine weitere Entwicklung zeigt sich dann:
   Sieglinde steht eine Weile unentschieden und sinnend. Sie wendet sich langsam und
   zögernden Schrittes nach dem Speicher. Dort hält sie wieder an und bleibt, in Sinnen
    verloren, mit halb abgewandtem Gesicht stehen.
    Geschwisterliebe-Motiv
    (Erster Aufzug, zweite Szene)
Durch Siegmund erhält sie noch einen Tipp:
   „Die bräutliche Schwester befreite der Bruder;“
   (Erster.Aufzug, dritte Szene, zweiter Teil)
Nachdem ihr dann auch noch die Ähnlichkeiten in ihren Gesichtern und Stimmen bewusst wird:
   „Im Bach erblickt’ ich mein eigen Bild – und jetzt gewahr’ ich es wieder:“
und
   „O still! Lass mich der Stimme lauschen: mich dünkt, ihren Klang hört’ ich als Kind.
   Doch nein! Ich hörte sie neulich, als meiner Stimme Schall mir widerhallte der Wald.“
sowie der gemeinsame Vater klar wird:
   „Deines Auges Glut erglänzte mir schon: so blickte der Greis grüßend auf mich,“
hat sie hier die volle Gewissheit
   „Bist du Siegmund, den ich hier sehe, Sieglinde bin ich, die dich ersehnt:
   die eigne Schwester gewannst du zu eins mit dem Schwert!“
   (die letzten vier Zitate alle aus erster Aufzug, dritte Szene, zweiter Teil)

Liebe Grüße
Hans
Hallo Stefan, ich meine, dass sich Sieglindes Wissen sich in einem Prozess entwickelt, von dunklen Ahnungen bis zur Gewissheit. Sie berichtet von ihrer ersten Ahnung, als sie ihn zum ersten mal sah: „Dich grüßte mein Herz mit heiligem Grau’n, als dein Blick zuerst mir erblühte.“ (Erster. Aufzug, dritte Szene, zweiter Teil) Eine weitere Entwicklung zeigt sich dann: Sieglinde steht eine Weile unentschieden und sinnend. Sie wendet sich langsam und zögernden Schrittes nach dem Speicher. Dort hält sie wieder an und bleibt, in Sinnen verloren, mit halb abgewandtem Gesicht stehen. Geschwisterliebe-Motiv (Erster Aufzug, zweite Szene) Durch Siegmund erhält sie noch einen Tipp: „Die bräutliche Schwester befreite der Bruder;“ (Erster.Aufzug, dritte Szene, zweiter Teil) Nachdem ihr dann auch noch die Ähnlichkeiten in ihren Gesichtern und Stimmen bewusst wird: „Im Bach erblickt’ ich mein eigen Bild – und jetzt gewahr’ ich es wieder:“ und „O still! Lass mich der Stimme lauschen: mich dünkt, ihren Klang hört’ ich als Kind. Doch nein! Ich hörte sie neulich, als meiner Stimme Schall mir widerhallte der Wald.“ sowie der gemeinsame Vater klar wird: „Deines Auges Glut erglänzte mir schon: so blickte der Greis grüßend auf mich,“ hat sie hier die volle Gewissheit „Bist du Siegmund, den ich hier sehe, Sieglinde bin ich, die dich ersehnt: die eigne Schwester gewannst du zu eins mit dem Schwert!“ (die letzten vier Zitate alle aus erster Aufzug, dritte Szene, zweiter Teil)

Liebe Grüße Hans

Hallo Stefan,
ich meine, dass sich Sieglindes Wissen sich in einem Prozess
entwickelt, von dunklen Ahnungen bis zur Gewissheit.

Das denke ich auch, und doch glaube ich, dass es an irgendeinem bestimmten Punkt (und ich vermute sehr stark, dass es irgendwann während einer der Erzählungen von Siegmund passiert) eine Information gibt, die ihr 100%ige Gewissheit gibt.

Eine weitere Entwicklung zeigt sich dann:
   Sieglinde steht eine Weile unentschieden und sinnend. Sie
wendet sich langsam und
   zögernden Schrittes nach dem Speicher. Dort hält sie wieder
an und bleibt, in Sinnen
    verloren, mit halb abgewandtem Gesicht stehen.
    Geschwisterliebe-Motiv
    (Erster Aufzug, zweite Szene)

Naja, das darf man m.E. nicht zu hoch werten; erinnere dich an die Stelle im 1. Akt, als Siegmund singt „Den Vater fand ich nicht“, und wir hören dann im Orchester das Walhall-Motiv. Damit „redet“ Wagner mit uns und sagt uns, dass sein Vater Wotan war - Siegmund weiß es aber nicht.
Insofern kann das Geschwisterliebe-Motiv an dieser Stelle auch nur eine Art Vorausblick auf die kommenden Ereignisse sein.

Wir hören das Motiv zum ersten Mal, als Sieglinde ihm zu trinken gibt - da KONNTE sie nicht wissen, wer er ist.

Durch Siegmund erhält sie noch einen Tipp:
   „Die bräutliche Schwester befreite der Bruder;“
   (Erster.Aufzug, dritte Szene, zweiter Teil)

Ich glaube nicht, dass das ein Tipp war - vielmehr wissen es die beiden schon längst.

Liebe Grüße zurück!
Stefan