Moin Klaus,
hat wohl noch keiner geantwortet, also mache ich das jetzt mal, soweit ich es kann:
- Autorotation braucht man nur, wenn man kein funktionierendes Triebwerk mehr hat.
- Der Heckrotor ist dazu da, das Drehmoment, welches durch den Antrieb des Hauptrotors verursacht wird, auszugleichen, damit die Kabine sich nicht wild um die Hochachse dreht.
Daraus folgt: Wenn man kein Triebwerk hat, gibt es auch kein Drehmoment, und daher ist der Heckrotor nicht mehr erforderlich.
Soweit so einfach. In der Realität sieht es sicherlich etwas komplizierter aus und deshalb muß ich ein paar Deiner Aussagen etwas präzisieren bzw. korrigieren.
Autorotation bedeutet, dass der Hauptrotor ohne Antrieb über die Welle in Drehungen versetzt wird. Das geschieht durch die Anströmung der Rotorblätter beim Sinkflug. Voraussetzung ist, dass die Blätter passend zur Luftströmung eingestellt werden (soweit ich weiß, voll auf Sinkflug) und dass durch ausreichende Flughöhe genügend Sinkgeschwindigkeit erreicht wird, die wiederum für ausreichend Drehzahl des Rotors sorgt. Erst kurz vor dem Aufsetzen des Hubschraubers zieht der Pilot am Hebel für die kollektive Blattverstellung, wobei mit den Rotorblättern so viel Auftrieb erzeugt wird, dass der Hubschrauber möglichst unbeschadet auf dem Boden zu stehen kommt. Die Energie, die zuvor in dem sich drehenden Rotor steckt, wird dabei in Auftriebsenergie umgewandelt. Es gibt also nur einen Versuch, weil die Drehzahl drastisch abnimmt und für weitere Auftriebserzeugung nicht mehr ausreicht. Eine zu geringe Ausgangsflughöhe ist auch fatal, denn der Rotor bekommt nicht mehr genügend Drehzahl und der Hubschrauber fällt runter wie ein Klavier.
Wenn ein Triebwerk ausfällt, bedeutet das keineswegs automatisch, dass auch der Heckrotor ausfällt. Dieser ist nämlich über das Hauptgetriebe mit dem Hauptrotor verbunden. Sofern also kein weiterer Defekt vorliegt, wird sich der Heckrotor zusammen mit dem Hauptrotor weiterdrehen, weshalb in begrenztem Maße Steuerungen um die Hochachse weiterhin möglich sind.
Letzter Punkt: Die Kabine will sich immer entgegengesetzt zur Drehrichtung des Hauptrotors drehen. Wird also beispielsweise der Rotor links herum angetrieben, ist das Reaktionsmoment auf die Kabine rechts herum. Experimentell nachweisen kann man das mit einer Bohrmaschine: Der Bohrer dreht sich rechts herum und das Drehmoment, welches durch die Hände abgefangen werden muß, ist immer links herum.
Beste Grüße
Christian