Frage zum Umgang mit Lehrern

‚Doomo‘ to iu no hoo ga ii… (owT)
Sorry, Kubi :smile:

Die andere Seite
Deine Antwort wirft eine Menge Fragen auf, von denen ich hier einmal (aus meiner empirischen Erfahrung heraus) die wichtigsten mit meinen subjektiven Eindrücken zur Thematik beantworten möchte.

Ein guter Teil meiner „psychischen Störung“ geht tatsächlich darauf zurück, daß ich mich im Kreis meiner Mitschüler so anders und ungerecht behandelt gefühlt habe.

Dieses Erleben begann direkt mit meiner Einschulung und endete bis heute nicht.

Das Problem ist doch einfach folgendes: Unser Schulsystem baut unter anderem auch auf einer positiven Verstärkung der Schülerleistung auf. Richtige Antworten im Rahmen der Schulklasse werden mit Lob belohnt, richtige Antworten bei schriftlichen Antworten mit Noten.

Da die Lehrer in meinem Fall häufig zugunsten der Schulklasse entschieden haben, auf meine „Ideen“ oder „Einfälle“ nicht näher einzugehen, habe ich schon sehr früh (in der Grundschule) verlernt, mich am Unterricht zu beteiligen. Denn mein eigenes Erleben war ja: ich habe etwas richtiges gesagt, werde aber dafür nicht „gelobt“, ein anderes Kind sagt etwas von meinem Standpunkt aus wesentlich unqualifizierteres, und wird dafür „gelobt“. Diese Wahrnehmung hat sich natürlich später auch ein Ventil gesucht, so daß erste Persönlichkeitsstörungen sich manifestiert haben.

Das für meine persönliche Entwicklung daraus resultierende Problem war ganz einfach: ich war überhaupt nicht mehr imstande, einen realistischen Bezug aufzubauen, welche Grenzen einer Persönlichkeit gesetzt sein sollten und welche nicht. Typisch in dem Zusammenhang: Ich habe stets nur noch antworten gegeben, indem ich Fragen formuliert habe. Mein Selbstwertgefühl war zerstört.

Wie hätte es auch anders sein können? Immer, wenn ich den verzweifelten Versuch unternahm, etwas von meinem Standpunkt nach richtiges zu sagen, wurde dies unterbunden!

Daß dieses Problem heute natürlich keine Rolle mehr spielt, ist klar - ab einem gewissen Zeitpunkt im Leben kommt man zu Einsichten, die einem helfen, über solche Banalitäten hinwegsehen zu können, will sagen: Mittels einem gesunden „Selbstbewusstsein“ passt sich der „Selbstwert“ automatisch an.

Aber ein Problem hat sich bis heute leider nicht regulieren können.

Denn durch die von mir damals so wahrgenommene (öffentliche) Ablehnung meiner Ideen und Gedanken bin ich nicht imstande, zwischenmenschliche Gefühle auf einem gesunden Weg wahrzunehmen - und das macht mich leider gesellschaftlich leicht unverträglich.

Zwar habe ich ein großes Potential an Emotionen, bin aber nicht in der Lage, diese außer mit mir selber mit anderen Menschen zu teilen.

Und hier komme ich noch einmal darauf zurück, wessen Verantwortung die HB ist.

Theoretisch hätte ich durch eine „artgerechte“ Unterrichtung ein größeres Potential entwickeln können, und vielleicht durchaus konstruktiv an der Gestaltung unserer Gesellschaft teilnehmen können.

Auf der anderen Seite muss ich heute (leider) durch die Gesellschaft getragen werden.

Bei meinen Aufenthalten in der Psychatrie habe ich übrigens folgende Beobachtung machen können: Ein großer Prozentsatz der Patienten setzt sich aus ähnliche Problematiken zusammen. Ich habe bei vielen (gerade) Manisch-Depressiven, aber auch bei Persönlichkeitsgestörten ein erhebliches (geistiges) Potential beobachten können - nur, daß dieses Potential leider (wie bei mir auch) in die falschen Bahnen gelenkt wurde.

Gerade eine Tendenz zu einer Manischen und Depressiven Wahrnehmung lässt mich vermuten, daß der Gehirnstoffwechsel eben nicht mehr in „normaler“ Art und Weise auf Reize in der gesellschaftlichen Umwelt reagiert.

Um noch einmal auf mich zurück zu kommen: Es hat sich ein „autarkes“ System gebildet, welches sich selbst belohnt bzw. bestraft - nach eigener Vorstellung und nicht nach der Aussenwelt. Den normalen Umgang zu lernen stellt meiner Meinung nach ein großes, erhebliches Problem dar. Medikamente, die ich bisher bekam, legten meine emotionale Wahrnehmung nur komplett lahm bzw. hatten eine ständige „Manie“ zur Folge (was zwar sehr angenehm, aber nicht unbedingt Förderlich gewesen ist).

Ich habe zuletzt im Fernsehen einen Bericht gesehen, in dem ein Internat in Deutschland vorgestellt worden ist, welches speziell hochbegabte Kinder aufnimmt und unterrichtet. Die Bilder waren sehr schön - eine überaus sympatische Schulleiterin gehobenen Alters, welche selber einmal die Diagnose „Hochbegabung“ bekommen hatte. Kinder, die sich unter Gleichgesinnten bewegen konnten, und Lehrer, die sich auch abseits des Unterrichts um Ihre Schützlinge gekümmert haben. Dabei wurden die Schüler/innen „kindgerecht“ und auch „geistesgerecht“ betreut.

Wenn ich heute einen Wunsch hätte, dann wäre es, in einer solchen Institution aufgewachsen zu sein. In einer Welt, die mich versteht, und in einer Welt, die auch ich verstehen kann.

Adresse
Vermutlich ist die
Jugendddorf-Christopherusschule
Georg-Westermann-Allee 76
31804 Braunschweig
Tel 0531 7078 0
gemeint. Das ist das erste dieser Art in Deutschland und m. W. bis jetzt immer noch das einzige.

Gruß
Lothar

PS an Syliva: Dort lernt man auch Japanisch! :wink:

Ich habe zuletzt im Fernsehen einen Bericht gesehen, in dem ein Internat in Deutschland vorgestellt worden ist, welches speziell hochbegabte Kinder aufnimmt und unterrichtet. Die Bilder waren sehr schön - eine überaus sympatische Schulleiterin gehobenen Alters, welche selber einmal die Diagnose „Hochbegabung“ bekommen hatte. Kinder, die sich unter Gleichgesinnten bewegen konnten, und Lehrer, die sich auch abseits des Unterrichts um Ihre Schützlinge gekümmert haben. Dabei wurden die Schüler/innen „kindgerecht“ und auch „geistesgerecht“ betreut.

Wenn ich heute einen Wunsch hätte, dann wäre es, in einer solchen Institution aufgewachsen zu sein. In einer Welt, die mich versteht, und in einer Welt, die auch ich verstehen kann.

‚Die‘ andere Seite (?)
Hallo Patrick,

nachdem ich die Antwort „Adresse“ hier drunter schon vor ein paar Stunden geschrieben habe, habe mich mir jetzt deine beiden Mails, die ich bisher nur überflogen hatte, genau durchgelesen.

Sylvia hat recht, wenn Sie ihre (sehr differenzierte!) Antwort an dich mit „Nicht sehr ermutigend“ überschreibt. Nun ist es zwar nicht deine Aufgabe, ermutigen zu müssen, aber ich denke, du entmutigst zu stark.

Wenn die Situation, in der du dich nach deiner Beschreibung befindet, für Hochbegabte normal wäre, dann müsste man alle Hochbegabten und deren Eltern bedauern. Ich habe mich mit der Problematik zwar nie beschäftigt, kenne sie nur aus Presseberichten, aber ich denke doch, dass ich nicht falsch liege, wenn ich der Meinung bin, dass viele Hochbegabte zwar eine (unnötig) harte Schulzeit hinter sich haben, leistungsmäßig oft nicht das erreichen, was ihnen eigentlich möglich wäre und sozial oft isoliert sind. Aber eine „Psycho-Karriere“ deiner Art ist mit Sicherheit nicht zwangsläufig. Da müssen bei dir andere Gründe (zusätzlich(?)) vorliegen.

Wenn ich heute einen Wunsch hätte, dann wäre es, in einer solchen Institution aufgewachsen zu sein. In einer Welt, die mich versteht, und in einer Welt, die auch ich verstehen kann.

Also, nach dem, was ich von dir lese, verstehst du die Welt sehr gut - und weißt deine Erkenntnisse für jemanden, der nicht studiert hat, sehr dezidiert und eloquent auszudrücken.

Das Ziel psychiatrischer Behandlung ist allerdings nicht, „Verstehen“ zu fördern, sondern „Empfinden“. Warum machst du nicht ein Abi nach, um studieren zu können? Da du beides heutzutage (weitgehend) sogar im Internet machen kannst, hättest du dann nicht einmal unqualifizierte Konkurrenz neben dir!

Obwohl du, bei soviel Einsicht in die Weltproblematik, doch inzwischen auch in der Lage sein müsstest, intellektuell mit deiner Umwelt klar zu kommen, meine, mit Menschen zusammen arbeiten zu können. Auch Normalbegabte müssen oft Wünsche und Gefühle rationalen Einsichten unterordnen. Ein Abi in einem Kolleg könnte dir so vielleicht noch mehr bringenals ein einsam am PC erreichtes.

Gruß
Lothar

iu ??? kaku !!! (owT)

Sorry, Lothar :smile:

Die andere Seite !
Hallo!

Zu entmutigen war auf keinen Fall meine Absicht, im Gegenteil - konstruktiv sollte der Beitrag sein. Wäre bei mir die Problematik frühzeitig erkannt worden, dann wäre es bei mir natürlich niemals soweit gekommen. Leider waren meine Eltern nicht dazu in der Lage, meine Bedürfnisse zu verstehen - weil sie noch allzusehr mit ihren eigenen Problemen beschäftigt gewesen waren. Aber nach allem, was ich bei „Sylvia-Insel“ gelesen habe, setzt Sie Sich mit der Thematik auseinander. Wenn Sie dann feststellt, daß Ihre Kinder im normalen Schulsystem nicht klarkommen, dann erinnert Sie Sich vielleicht an meinen Wunsch, daß ich damals lieber aus meiner gewohnten Umgebung heraus in eben eine entsprechende Institution gekommen wäre.

Zudem mache ich der Gesellschaft auch gar keinen Vorwurf: Häufig ist es ja so, daß man in einem (demokratischen) System auf die Kosten Einiger zugunsten von vielen entscheidet.

Und auch: Ich bin durchaus nicht ohne Ziele. Ich habe schon Vorstellungen und Wünsche, wie ich mein Leben gestalten möchte. Für mich (privat) habe ich einige Dinge aufgebaut, die man mit Geld nicht bezahlen kann. Aber mein emotionales Unvermögen machen es für mich unmöglich (zumindestens im Moment) mit anderen Menschen z.B. zusammen zu arbeiten. Dies schließt sogar ein Studium ein - welches ich übrigens schon zwei Mal versucht habe, zu beginnen.

Aber noch einmal zum eigentlichen Problem:

Ich habe mir einmal überlegt, wie man das abstrakte Problem der Auseinandersetzung um Hochbegabte zu verdeutlichen. Es gab mal einen Mann, der selber vermutlich über den Durchschnitt begabt gewesen ist. Um seine Erfahrungen zu verarbeiten, hat er ein Buch geschrieben. Bereits erwähnt in diesem Buch sind u.a. auch die Konsequenzen seines „andersseins“ und die damit persönlichen (psychischen) Problematiken. Es passt zu dem, was hier bereits zum Thema geschrieben worden ist. Da aber auch das Buch selber überwiegend mit Bildern arbeitet, stellt sich diese Handlung dem Leser in dieser Weise auf keinen Fall da. Nur durch Interpretation kann man sich diese Sichtweise erarbeiten. Ich schildere zunächst die (Sinn-)Handlung ohne erwähnung von Autor und Buch, mal sehen, wer das Buch aufgrund dieser Zusammenfassung erkennen kann:

In dem Buch ist der Protagonist ein junger Mann. Seine Umwelt nimmt ihn als nur mäßig talentiert wahr. Da er auch nicht sehr sportlich oder attraktiv ist, ist er gesellschaftlich sehr isoliert. Da er eine Ahnung davon hat, daß er mißverständlich unterschätzt wird, gehen seine Bemühungen dahin, die Welt so zu gestalten, daß er von seinen Mitmenschen gefürchtet wird. In einem „Planspiel“ gelingt es ihm, ein Szenario zu schaffen, daß er von seiner Umwelt ganz anders wahrgenommen wird: Da sein kreatives Vermögen bedeutende Durchbrüche für einige Menschen erzielen kann, wird er geschätzt. Aufgrund seiner archaischen Macht, die er gelangt, wird er gefürchtet. Dennoch entfernt er sich bei dem Versuch, sich „Anerkennung“ zu verschaffen, immer mehr von sich selber - was nicht ohne Konsequenzen für seine psychische Konstitution bleibt. Er gerät in eine Identitätskrise, so daß der Weg in psychatrische Behandlung unumgänglich ist. Hier lernt er schlussendlich sich selber erstmals Kennen, und er kann formulieren, was er sich Wünscht. Als größter Wunsch stellt sich das Verlangen heraus, „lieben“ zu können. Er findet diesen Wunsch im Zentrum seiner Seele, ebenso die Veranlagung, dies ausführen zu können. Er teilt seine Liebe mit seiner Familie, und in seinem sozialen Umfeld findet er jemanden, der ebenso wie er über ein besonderes Potential verfügt, mit dem er eine Freundschaft beginnt. Mit diesen Bildern endet das Buch - die weitere Zukunft des Jungen ist ungewiss - aber der Leser kann optimistisch sein.

Die wenigsten Menschen werden dies zunächst, wenn sie das Buch lesen, darin sehen. Und ich bin sicher, daß wenn ich meine Sichtweise in der Schule geäußert hätte, dieser Versuch der Interpretation wieder einmal abgelehnt worden wäre.

Das Buch heißt „Die unendliche Geschichte“, der Autor Michael Ende. Natürlich versucht er seinen Leser mit einer überaus gelungenen „märchenhaften“ Oberfläche zu fesseln, aber nicht ohne Oben erwähnten Tiefgang. Warum Bastian B. Bux (Protagonist) ausgerechnet hochbegabt sein soll, obwohl ihn seine Umwelt doch ganz anders wahrnimmt? In M.Endes Roman geht es unter anderem darum, daß Menschen den Weg nach „Phantasien“ finden. Dies schaffen aber nur noch wenige. Phantasien ist aber nicht nur das Zentrum der „Träume und Phantasien“ sondern auch das Zentrum der Kreativität. Als B.B.B. nach Phantasien kommt, muss er zunächst die Welt neu erschaffen. Problematisch stellt sich sein Verlangen da, hier endlich Macht und Größe erlangen zu wollen. Anhaltspunkte für „meine Interpretation“ sind auch unter anderem „das Änderhaus“, in dem B.B.B. sich aufhält, um sein „Persönlichkeitsdefizit“ behandeln zu lassen (durch die „Dame Aiola“). Durch diese „Therapie“ ist ihm der Weg nach „Aurin“ offen, das Zentrum seiner eigenen Seele. Nur hier kann er herausfinden, was er wissen möchte: seinen eigenen „wahren Willen“. Hier stellt er fest, daß er nicht der Größte, Beste, Stärkste sein möchte, sondern daß er die Fähigkeit erlangen möchte, „selbst lieben zu können“.

Interessant ist z.B. das Verständnis von Hollywood von diesem Film. Der Sinn geht bei einer dreiteiligen Verfilmung völlig verloren - übrig bleibt nur die Bild-Ebene als moderne Märchenerzählung.

Anhand dieses Buches kann ich aber sehr gut aufzeigen, worin das Problem, welches dann doch nicht so ganz unbekannt sein dürfte, besteht. Die Fähigkeit, „selbst lieben zu können“, habe ich niemals erlernt. Wer tagtäglich mit seinen Ideen und Phantasien auf Ablehnung stößt, kann einfach nicht emotional normal funktionieren. Es findet ja eine Verschiebung statt. In der Grundschule bezog ich das Problem nur auf den Leistungsbereich - zwischenmenschlich war ich durchaus zu normalen Freundschaften in der Lage. Doch mit der Zeit verschob es sich. Ich machte mir den ganzen Unterricht über Gedanken, warum ich abgelehnt worden bin, warum jemand mit einer unqualifizierten Bemerkung sehr wohl die Aufmerksamkeit des Lehrers findet, ich aber durch eine subjektiv richtig wahrgenommenen Äußerung jedoch nicht. Ich führte dies natürlich auf meine Persönlichkeit zurück. In der Folge formulierte ich alle meien Antworten als Frage, um die Ablehnung zu vermeiden. Im Zwischenmenschlichen Bereich musste ich ja davon ausgehen, daß man mich als unsympatisch, als seltsam oder merkwürdig wahrnehmen musste, da sich dies mit meinen Erfahrungen aus dem Unterricht deckte. Es konnten ja nicht meine Ansichten sein, die falsch waren, also musste es etwas anders sein. So zerstörte sich mein Selbstwertgefühl nach und nach von selber - ich empfand mich als häßlich, unbegabt und ungeliebt. So erlernte ich mein „emotionales Unvermögen“.

Zumindestens Michael Ende muss es auch so empfunden haben, auch wenn er den Weg zurück gefunden hatte - ich vermute einmal, daß es sich bei der „unendlichen Geschichte“ um eine Art „Lebenserfahrung“ handelt. Ist z.B. nicht auch Antoine Saint de Exupery ein gutes Beispiel eines solchen Menschen, der „hochbegabt“ kein Verständnis erlangen konnte ('Ich zeigte Ihnen meine erste Zeichnung, die mit der Riesenschlange, die einen Elefanten verschlingt. Aber jedesmal bekam ich zur antwort: „Das ist ein Hut“ '). Ein Mensch, der am liebsten auf der Welt alleine über die Wolken flog. Und berichten Zeitgenossen nicht über merkwürdige Verhaltensweisen bei Geheimrat J.W.v.Goethe? Vielleicht geht dies ja alles auf persönliche Erfahrungen zurück, wie ich sie hier von mir einmal schildern möchte.

Vielleicht ist es ja doch ein wenig so, daß ein talentierter Mensch in einer Leistungsgesellschft wie unserer eine gewisse psychische Störung entwickeln kann dadurch, daß er zu „Unrecht“ abgelehnt wird. Beschreibt der Begriff „Psychopath“ im klassischen Sinne der Psychatrie nicht eben einen solchen Menschen, der intellektuell sehr begabt sein muss, emotional allerdings absolut „kalt“ und „selbstbezogen“ [Egozentrisch] sein soll? Und muss sich unsere Gesellschaft nicht immer häufiger mit solchen Menschen auseinandersetzen (Serientäter, Amokschützen).

Z.B. dem Hillside-Strangler Kenneth Bianchi wurden doch solche Eigenschaften attestiert. Eine überdurchschnittliche Begabung. Wieso wurde die in solche Bahnen gelenkt, oder besser: warum wurde diese nicht in die richtige Bahn gelenkt?

Diese Frage muss sich unsere Gesellschaft schon stellen. Die Erklärung, „das hätte niemand vorraussehen können“ greift ja nicht, denn man kann es ja auch im Nachhinein erklären.

Vielleicht ist es ja auch nur einfach so, daß eine Gesellschaft von „nicht-Hochbegabten“ eben diese Gesellschaft keinen Platz einräumen möchte für Hochbegabte. Denn solange die Spitzenpositionen auch durch mittelbegabte besetzt werden können, solange es in unserer Welt um die Erfüllung und Verwirklichung vom persönlichen Traum des Erfolges, und nicht um die Erfüllung des persönlichen Traumes einer Idee geht, solange ist für solche Menschen auch kein Platz.

Denn jemand, der seine Idee verwirklichen möchte, ist als „Idealist“ nebst dieser Begrifflichkeit in unserer Gesellschaft nicht unbedingt ernst genommen.

Ein echter „Macher“ hingegen ist nur dann ernstgenommen, wenn er das „höher-schneller-weiter“ im Blut hat und auch in seinen ganz persönlichen Wünschen für sich formuliert. Das hängt ja auch mit unserer archaischen Struktur zusammen.

Für mich persönlich bedeutet dies jedoch keinen Untergang. Zeigen doch gerade die Beispiele meiner Vorbilder, daß es auch andere Wege gibt: und das ist eben jener, den ich für mich selber ausgesucht habe. Fernab der Gesellschaft, als Schriftsteller und Künstler, der seine Ideen und nicht seinen Erfolg verwirklicht.

@ Patrick - Lebenserfolg
Hallo Patrick,

diese Aussagen möchte ich nicht so unkommentiert stehen lassen. Möchte Dir aber zuvor sagen, daß sich meine Kenntinisse in Psychologie auf gelegentliche Lektüre entsprechender Literatur für interessierte Laien beschränkt. Daher kann es sein, daß ich in Deinem Fall komplett falsch liege - sieh mir das dann bitte nach.

Ein guter Teil meiner „psychischen Störung“ geht tatsächlich
darauf zurück, daß ich mich im Kreis meiner Mitschüler so
anders und ungerecht behandelt gefühlt habe.

Dieses Erleben begann direkt mit meiner Einschulung und endete
bis heute nicht.

Ein bißchen kann ich vielleicht nachfühlen, was Du meinst. Ich war auch die meiste Zeit meines Lebens eher Außenseiter, mußte mühsam lernen, mit Small Talk auch mal „leichte“ Beziehungen aufzubauen und zu erhalten. Auch meine Schulzeit war nicht immer rosig, so wurde ich von vielen Lehrern mündlich gar nicht mehr aufgerufen mit dem Argument, ich wisse es ja sowieso. Ich kann das sogar verstehen, aber natürlich habe ich mir dann mündliche Mitarbeit abgewöhnt und hatte auch Phasen, in denen ich durchgehängt bin. Niemals im kritischen Bereich (kritisch nur für meine ehrgeizigen Eltern), aber eben weit unter meinen Möglichkeiten.

Ganz ehrlich: Ich hatte einmal komplett andere Träume und Ziele, aber die vielen Umwege (auch über Japanisch *g*), die ich gehen mußte, haben mich dann trotzdem zu einem zufriedenen Menschen gemacht - und sogar sozialverträglich, auch wenn ich mich innerlich manchmal noch „komisch“ fühle. Ich würde beispielsweise niemals zu einem w-w-w-Treffen gehen, undenkbar.

Das Problem ist doch einfach folgendes: Unser Schulsystem baut
unter anderem auch auf einer positiven Verstärkung der
Schülerleistung auf. Richtige Antworten im Rahmen der
Schulklasse werden mit Lob belohnt, richtige Antworten bei
schriftlichen Antworten mit Noten.

Das läßt sich (leider !) auf den gesamten zwischenmenschlichen Umgang übertragen. Im Beruf ist es leider auch so, im Extremfall kommt derjenige, der Dienst nach Vorschrift macht, weiter als ein Querdenker. Als Ex-Bänker weiß ich, wovon ich rede - an meinem früheren Arbeitsplatz (sicher auch in anderen Firmen) gab es Ordner mit „Arbeitsanweisungen“, in denen vorgeschrieben war, welche Stempelfarbe für welchen Vorgang zu nehmen ist… Positiv betrachtet leben beispielsweise auch Freundschaften/Liebesbeziehungen von möglichst häufigen positiven Verstärkungen. Wobei es hier natürlich nicht um Leistungen geht :smile:

Ich denke, da Du ja dieses System durchschaust, könntest Du den Schritt, damit in der Praxis umzugehen, noch schaffen. Auch weißt Du ja, daß Deine Lehrer nicht Dich als Mensch abqualifizieren wollten, sondern wohl schlicht überfordert waren.

Das für meine persönliche Entwicklung daraus resultierende
Problem war ganz einfach: ich war überhaupt nicht mehr
imstande, einen realistischen Bezug aufzubauen, welche Grenzen
einer Persönlichkeit gesetzt sein sollten und welche nicht.
Typisch in dem Zusammenhang: Ich habe stets nur noch antworten
gegeben, indem ich Fragen formuliert habe. Mein
Selbstwertgefühl war zerstört.

Das kann ich nachvollziehen.

Aber ein Problem hat sich bis heute leider nicht regulieren
können.

Denn durch die von mir damals so wahrgenommene (öffentliche)
Ablehnung meiner Ideen und Gedanken bin ich nicht imstande,
zwischenmenschliche Gefühle auf einem gesunden Weg
wahrzunehmen - und das macht mich leider gesellschaftlich
leicht unverträglich.

Auch hier denke ich, daß Du es durchaus noch schaffen kannst. Der Zug ist noch nicht abgefahren, der erste Schritt, das Erkennen des Problems, ist getan.

Theoretisch hätte ich durch eine „artgerechte“ Unterrichtung
ein größeres Potential entwickeln können, und vielleicht
durchaus konstruktiv an der Gestaltung unserer Gesellschaft
teilnehmen können.

Kann sein - muß aber nicht sein. Im übrigen unterstellst Du, daß Du jetzt NICHT konstruktiv mitwirkst, was nicht stimmt. Du schreibst hier - auch das ist Mitwirkung. Hast Du nicht einmal in einem Forum bei eltern.de gepostet ? Ich meine, mich dunkel zu erinnern.

Mir fällt immer wieder auf, daß aufgrund der hohen Intelligenz auch entsprechende Erfolge erwartet werden, sei es von der Umwelt, sei es von den Betroffenen selbst. Gemeint ist fast immer beruflicher, materieller Erfolg. Natürlich abgeschlossenes Studium, eventuell Promotion - die Anlagen dazu sind ja da. Aber diese Sichtweise halte ich für völlig falsch. Du hast doch beispielsweise immer noch die Möglichkeit, Abitur/Studium nachzumachen. Ich weiß, daß dies sehr, sehr schwer ist, aber nicht unmöglich. Offensichtlich ist Dein Wunsch dazu aber nicht groß genaug, um ihn umzusetzen. Warum ? Vielleicht, weil es nicht DEIN Weg ist !

Könnte es nicht sein, daß auch ein hochbegabter Mensch beispielsweise „nur“ Schreiner lernt und von Herzen glücklich wird, Holz zu bearbeiten ? Es gibt ja im Leben noch genug Möglichkeiten, sein Hirn einzusetzen, muß nicht beruflich sein. Wenn Du Deinen Lebenserfolg nicht an Zeugnissen festmachst, findest Du vielleicht Deine persönliche Zufriedenheit.

Auf der anderen Seite muss ich heute (leider) durch die
Gesellschaft getragen werden.

Falls Du damit die materielle Seite meinst: Muß es immer so sein ? Gibt es denn keine Chance, daß sich dies ändert ? Rein rethorische Frage, ist nicht indiskret gemeint.

.

Wenn ich heute einen Wunsch hätte, dann wäre es, in einer
solchen Institution aufgewachsen zu sein. In einer Welt, die
mich versteht, und in einer Welt, die auch ich verstehen kann.

Der Punkt ist aber, daß die Welt nicht so IST. Klar wünschte ich mir manchmal, ich könnte meinen Kindern eine Hochbegabtenschule bieten (Braunschweig ist viel zu weit weg), die sie optimal fördert und ihnen eine ausschließlich glückliche Schulzeit ermöglicht. Aber erstens denke ich, auch an diesen Internaten ist nicht alles so sonnig, wie es die Berichte darstellen, zweitens möchte ich auch, daß meine Kinder sich in DIESER Welt zurechtfinden.

Es hilft rein gar nichts, mit solchen Tatsachen zu hadern. Auch Du hast so großes Potential in Dir, daß Du trotz und gerade wegen Deiner schlechten Erfahrungen ein wertvolles Mitglied der Gesellschaft bist. Du durchschaust die Mechanismen so gut - Du wirst lernen, besser damit umzugehen.

Du wirkst so traurig - das tut mir wirklich leid, und ich wünsche Dir alles Gute ! Vielen Dank für Deine Gedanken "

Viele Grüße,

Sylvia

2 Like

Hi,

vieles von dem, was ich haette schreiben wollen, wuerde nur das von Sylvia und Lothar gesagte doppeln. Es ist teilweise erschreckend, wie genau das meinen Gedanken entspricht.

Zu meiner Einordnung: Wenn ich Deine Schulkarriere mit meiner vergleiche, dann muss ich sagen, dass ich einfach Glueck hatte. Einmal in Berlin zu sein und zum zweiten im Osten (was nur bedingt mit dem real ex. Soz zu tun hatte). D.h. ich hatte meine (vor der ganzen Schule) anerkannten Erfolgserlebnisse in der Mathe-Olympiade (in etwa so, wie sich US-Colleges Spitzensportler halten) und bin in entsprechende Foerderstrukturen (Mathezirkel, Spezialschule) fast ohne eigenes Zutun hineingerutscht. Ausserdem hilft eine Klassenstaerke von 20, spaeter 17 ungemein.

Dieses Erleben begann direkt mit meiner Einschulung und endete
bis heute nicht.

Wahrscheinlich begann es schon vorher, nur es fiel nicht so stark auf. Ich habe mich schon im Kindergarten (mehr oder eher weniger) bewusst konform verhalten, um nicht allzu „unhandlich“ zu werden. Z.B. konnte ich mit Zahlen umgehen, mich an Schriftzeichen orientieren, weigerte mich aber, mit diesen Formen wie die anderen zu „spielen“. Es war wohl auch etwas magisches Denken damit verbunden.

Das Problem ist doch einfach folgendes: Unser Schulsystem baut
unter anderem auch auf einer positiven Verstärkung der
Schülerleistung auf. Richtige Antworten im Rahmen der
Schulklasse werden mit Lob belohnt, richtige Antworten bei
schriftlichen Antworten mit Noten.

Das Schulsystem baut vor allem darauf auf, dass die Kinder als „normale Schueler“ funktionieren, entsprechend ist auch die Funktion des Lehrers fixiert. Innerhalb dieses Rahmens ist Differenzierung moeglich, aber es gibt keine Steigerungsform von normal, auch nach oben abweichen heisst zum schlechten Schueler werden.

Um die Probleme der „HB“ zu loesen, muesste eine entsprechende Funktion des hochbegabten Schuelers geschaffen werden, die dann aber auch ganz demokratisch jedem zugaenglich sein muesste, und man muesste bei Nichteignung auch problemlos wieder rauskommen. Eine entsprechende Strukturveraenderung des Schulsystems ist aber m.E. nicht moeglich, zum einen ist das Problem nicht gross und nicht einheitlich genug, zum andern fehlt schlicht das Geld.

Das für meine persönliche Entwicklung daraus resultierende
Problem war ganz einfach: ich war überhaupt nicht mehr
imstande, einen realistischen Bezug aufzubauen, welche Grenzen
einer Persönlichkeit gesetzt sein sollten und welche nicht.

Mit Deine anderswo beschriebenen Kommunikationsprobleme: Du bist evtl. zu frueh und zu weit aus der buergerlichen Subjektivitaet bzw. Identitaet herausgefallen. Das Problem der Aufloesung der buergerlichen Subjektivitaet an sich ist weitverbreitet, Schlagworte wie Single, Feminismus, Kindermenschenrechte gehoeren dazu. Deshalb wirst Du, wenn Du Deine Probleme so sachlich wie hier und moeglichst gut dosiert anbringst, erstaunlich viele Menschen finden, die das (zumindest teilweise) aus eigenem Erleben nachvollziehen koennen.

Zur Erbauung und um nicht das Rad von Neuem zu erfinden:
http://www.giga.or.at/others/krisis/n-trenkle_selbst…

Typisch in dem Zusammenhang: Ich habe stets nur noch antworten
gegeben, indem ich Fragen formuliert habe. Mein
Selbstwertgefühl war zerstört.

War es je vorhanden? Bzw. was wuerdest Du unter Selbstwertgefuehl verstehen? Dem Wort nach die eigene Einschaetzung, wie gut man sich verkaufen kann. Das rationale Begreifen, sich zu seinem eigenen Sklaven zu machen, setzt diesem zumindest Grenzen.

Angesicht der Grausamkeiten, die taeglich in den Nachrichten auf uns einstuermen, ist der allgemeine Hang zum Zynismus nicht verwunderlich.

Daß dieses Problem heute natürlich keine Rolle mehr spielt,
ist klar - ab einem gewissen Zeitpunkt im Leben kommt man zu
Einsichten, die einem helfen, über solche Banalitäten
hinwegsehen zu können, will sagen: Mittels einem gesunden
„Selbstbewusstsein“ passt sich der „Selbstwert“ automatisch
an.

Es kann auch sein, dass die anderen einfach in dieser Entwicklung nachgezogen haben, in die gleiche Konfliktsituation spaeter hineingerutscht sind, so dass sich Dein Problem banalisiert, verallgemeinert hat.

Aber ein Problem hat sich bis heute leider nicht regulieren
können.

Denn durch die von mir damals so wahrgenommene (öffentliche)
Ablehnung meiner Ideen und Gedanken bin ich nicht imstande,
zwischenmenschliche Gefühle auf einem gesunden Weg
wahrzunehmen - und das macht mich leider gesellschaftlich
leicht unverträglich.

Das ist nicht nur Dein Problem, das ist das Problem eines jeden Single. Man muss in dieser schnellen Welt an so vielen Stellen funktionieren, d.h. eine Funktion ausfuellen, dass keine Zeit zum Leben bleibt. Im „Small Talk“, sofern er sich ueber den Kaffeeklatsch erhebt, hat das zur Folge, dass zwar exzessiv ueber das Funktionieren, aber nicht ueber die eigenen Gefuehle gesprochen werden kann. Teilweise werden diese aus Zeitmangel auch gar nicht richtig wahrgenommen. Die Selbsthilfeliteratur ist voll von Schilderungen von psychischen Panzern, die zunehmend als Schutzschilde gebraucht werden, vom inneren Kind…

Zwar habe ich ein großes Potential an Emotionen, bin aber
nicht in der Lage, diese außer mit mir selber mit anderen
Menschen zu teilen.

Wie gesagt, das Problem ist weiter verbreitet, als es den Anschein hat.

Und hier komme ich noch einmal darauf zurück, wessen
Verantwortung die HB ist.

Theoretisch hätte ich durch eine „artgerechte“ Unterrichtung
ein größeres Potential entwickeln können, und vielleicht
durchaus konstruktiv an der Gestaltung unserer Gesellschaft
teilnehmen können.

Du bist aber, teils aktiv, teils passiv, aus dem Rahmen dieser Gesellschaft gefallen. D.h., Du haettest lernen muessen, wie man bewusst richtig funktioniert, wie man die Absurditaeten, die sich daraus ergeben, weitestgehend ignoriert. Dafuer gibt es keine Lehrplaene.

Um noch einmal auf mich zurück zu kommen: Es hat sich ein
„autarkes“ System gebildet, welches sich selbst belohnt bzw.
bestraft - nach eigener Vorstellung und nicht nach der
Aussenwelt.

Untersuche dieses System, stelle es dar. Gibt es gesetzmaessig Fassbares bei Deinen eigenen Vorstellungen?

Ich habe zuletzt im Fernsehen einen Bericht gesehen, in dem
ein Internat in Deutschland vorgestellt worden ist, welches
speziell hochbegabte Kinder aufnimmt und unterrichtet. Die
Bilder waren sehr schön - eine überaus sympatische
Schulleiterin gehobenen Alters, welche selber einmal die
Diagnose „Hochbegabung“ bekommen hatte. Kinder, die sich unter
Gleichgesinnten bewegen konnten, und Lehrer, die sich auch
abseits des Unterrichts um Ihre Schützlinge gekümmert haben.
Dabei wurden die Schüler/innen „kindgerecht“ und auch
„geistesgerecht“ betreut.

Das hilft, dieses „autarke Belohnungssystem“ zu schaffen, aber es beseitigt nicht die Absurditaeten dieser Welt.

Wenn ich heute einen Wunsch hätte, dann wäre es, in einer
solchen Institution aufgewachsen zu sein. In einer Welt, die
mich versteht, und in einer Welt, die auch ich verstehen kann.

Das kann man in Frage stellen. Denn auch die Lehrer an einer solchen Schule werden ihre eigenen Probleme haben, die Welt zu verstehen. Das Rueckzugsgebiet ist erstmal groesser, was gut ist, aber letztendlich muessen auch diese Kinder mit der Welt da draussen klar kommen.

Ein Teil dieser Absurditaeten wird beschrieben in:
http://www.giga.or.at/others/krisis/n-trenkle_rien-n…

Ciao Lutz

Hallo Sylvia,

danke für Deine Worte - sie sind sehr lieb gemeint.

Gepostet habe ich übrigens an anderer Stelle nicht - da handelt es sich um eine Verwechslung (eltern.de).

Tatsächlich ist es so, wie Du erkannt hast: Ich finde meinen Platz in dieser Gesellschaft nicht.

Ich bin aber sicher, daß ich meinen Weg machen werde.

Mein Problem ist eben nur, daß ich diesen aufgrund meiner Persönlichkeitsstörung abseits der Gesellschaft suchen werde / müsste / sollte.

Das ist nicht so einfach.

Zunächst einmal sollte ich meine Therapie beenden / fortsetzen, die leider seit 1 Jahr unterbrochen worden ist. Nachdem ich vor 1 Jahr nach einem halbjährigen Aufenthalt aus der Psychatrie entlassen worden bin, waren meine sozialen Umstände natürlich eine Katastrophe. Während dieses halben Jahres habe ich meine Firma verloren, Schulden gemacht, bin obdachlos geworden. Also bin ich zum Sozialhilfefall „mutiert“, mit der Option, durch eine ambulante Psychotherapie irgendwann auch wieder gesellschaftlich aktiv zu werden. Diese Therapie ist für mich sehr wichtig, denn diese Störung der Persönlichkeit hat es ja auch nötig gemacht, mich aus einem aktiven Leben als Unternehmer in eine Klinik zu verfrachten. Ich hatte mehrere (auch gewinnträchtige) Beschäftigungen vor meinem Psychatrieaufenthalt, befand mich wohl auch schon siet 5 Jahren in psychatrischer Behandlung (ambulant), eine schwerere Erkrankung konnte jedoch erst recht spät (nach 3 Jahren Therapie) diagnostiziert werden, worauf meine Einweisung folgte. Das Problem meiner Störung im Beruf u.a.: ich hatte ein Geschäft, dessen Führung sehr anstrengend war. Wenn sich eine Situation ergab, die in ihrer Qualität so geschaffen war, daß sie mich an meine frühen negativen Erfahrungen der Mißachtung erinnerte, konnte es von Wahrnehmungsstörungen bis hin zum Verlust der Impulskontrolle kommen. In der Folge bedeutete dies, daß ich (von einer normalen Warte aus) völlig grundlos einige meiner besten Kunden bedroht habe und ggf auch tätlich gegen sie vorgegangen bin. In meiner beruflichen Karierre zuvor (als Detektiv) gab es übrigens ähnliche Situationen, allerdings war das in diesem Berufsfeld üblich - so daß dies eher förderlich gewesen ist.

Nun stand ich nach der Entlassung aus der Klinik auf der Straße, ging also zum Sozialamt. Da ich mich gut Ausdrücken kann und man eine psychische Störung ja in vielen Fällen nicht unmittelbar sieht, bin ich hier natürlich wieder einmal nicht ernst genommen worden.

Ich habe meinen Anspruch allerdings mittlerweile Durchgesetzt, mit der Einschränkung, daß ich bis heute nicht krankenversichert bin und eben seit einem Jahr (psychotherapeutisch & medimenkatös gesehen) auf dem Trockenen sitze.

Ich hoffe, daß sich dies auch irgendwann einmal wieder ändert, denn eine Therapie sollte momentan erst einmal im Vordergrund meines Lebens stehen (zumal ich aus der Psychatrie nicht als geheilt entlassen worden bin, sondern verwiesen worden bin).

Da ich das Sozialamt nicht zu einer Übernahme „zwingen“ kann, bleibt nur auf ein Einlenken zu hoffen. Paradox in dem Zusammenhang: Ich bekomme keinerlei Prozesskostenbeihilfe, um meinen Anspruch hier durchzustezen, da das Gericht auf diesem Weg nicht gegen das Sozialamt tätig werden darf! Eine erstaunliche Beschneidung der Grundrechte!

Es bleibt mir zu hoffen, daß die Behörde irgendwann einmal von sich aus einlenkt. Bis dahin versuche ich, zu überleben - das Haus verlasse ich freilich seit einem halben Jahr nur noch zum Einkaufen.

Natürlich bin ich durch diese Umstände gezwungen, abzuwarten, und das macht mich eben etwas traurig.

Wenn ich aber auch wieder medizinisch Grundversorgt bin, habe ich keinen Zweifel, daß ich meine Talente für mich nutzen kann - der Einfall mit dem Tischler ist gar nicht so weit weg. Seitdem ich 5 Jahre alt bin, modelliere ich nämlich, und dieses Talent hat immer eine Rolle in meinem Leben gespielt. So werde ich hoffentlich ein „Töpferer“ - ich beginne gerade, auf eine solche Karierre hinzuarbeiten. Zudem Male und Schreibe ich - irgendwas ist bestimmt dabei, womit ich Erfolg haben werde. Wichtiger für mich ist es eher, diese Ideen zu verwirklichen (was aber leider auch an materielle Grenzen stößt - Ton ist zwar billig, schreiben sowieso, aber eine Leinwand kann ich mir schätzungsweise nur alle 2 Monate einmal zusammenbauen…).

Alles andere wird sich regeln, schließlich ist auch jeder „seines Glückes Schmied“, und das schmieden zu lernen bin ich ja durchaus bereit!

Montessori ist hier leider nicht möglich, wir leben auf dem
platten Land, da geht gar nichts.

Hallo Sylvia,

Montessori ist hier leider nicht möglich, wir leben auf dem
platten Land, da geht gar nichts.

gerade auf dem Land ergibt sich häufig folgende Sondersituation:

Die Schule ist auf *jedes* Kind dringend angewiesen da sie schülerzahlenhaft an der Grenze zur Auflösung (und Umverteilung der Schüler auf andere Schulen im Landkreis) operiert.

Das bedeutet den Lehrkräften entstünde ein konkreter, messbarer Schaden wenn es kein Entgegenkommen gibt und die Eltern ihr Kind daraufhin auf eine andere Schule schicken (ist leider nicht überall und in jedem Schultyp einfach möglich - oft braucht es „Tricks“).

Überlege wo den betreffenden Lehrern ein für sie spürbarer Nachteil entstünde, wenn Du ihnen Dein Kind entziehst oder zumindest weiter penetrant bleibst. Dort sehe ich Ansatzpunkte um ggf. Druck zu machen. Ansonsten ist da nicht viel zu wollen. Deutsche Lehrer sind Beamte und als solche Staatsdiener und keine Volksdiener.

Viele Grüße,

Guido Strunck

Mochiron soo desu yo.

Sorry, Lothar :smile:

Kubi

Der folgende Text befasst sich im Mittelteil ziemlich genau mit Deiner Situation und Deinen Selbstzweifeln:

http://www.giga.or.at/others/krisis/r-kurz_subjektlo…

ich mache diese Texte gerade druckfaehig, wenn ein PDF gewuenscht wird…

Ciao Lutz

Hi,
ein paar Gedanken von mir…
Warum siehst Du die Hochbegabung Deiner Töchter als Problem? Ist es nicht eher eine Herausforderung? Nur ein anderes Wort, aber es führt zu einer anderen Sichtweise.
Ich habe auch 3 Kinder, Töchter, die jetzt in der 7., 6. und 4. Klasse sind. Mit der mittleren hatte ich einige Probleme, aber ohne sie hätte ich mich um vieles nicht gekümmert. Auch meine jüngste fällt eher auf, da sie sensibel ist und den Unterricht langweilig findet.
Ich schlage Dir vor, Dich intensiv über Hochbegabung zu informieren, aber auch über wie Lernen funktioniert. Über Lernpsychologie und Lernstörungen bis zu Managertraining (Birkenbihl) habe ich mich zwischenzeitlich informiert und es bleibt spannend.
Wann hast Du Deinen Kindern zum letzten Mal gesagt, dass Du sie so magst wie sie sind. (Ich mag Dich so wie Du bist - ich mag mich so wie ich bin). Es ist wichtig, dies Kindern zu sagen, denn nur dann können sie ein gesundes Selbstbewusstsein entwickeln.
Gerade Kinder haben ein feines Gespür dafür, dass sie nicht akzeptiert werden. Da hilft aber ein offenes Gespräch, dass Lehrer auch Menschen sind - also nicht vollkommen- und sich einfach nette und unkomplizierte Schüler wünschen.
Als Kind hatte ich das Glück, dass sich meine Lehrerin und meine Mutter rechtzeitig über mich unterhalten haben und ich als Ergebnis von meiner Mutter gesagt bekam, dass es in der Schule auch darum geht, „dumme“ (weil selbstverständliche) Fragen zu beantworten.
Hast Du den Eindruck, dass Deine Älteste unterfordert ist, so gibt es doch viele außerschulische Betätigungsfelder (Sport, Sprachen, PC - warum nicht die eigene Homepage).
Infos, wie Lehrer sind, wie man auf sie eingeht, damit man etwas erreicht, habe ich von der Aktion humane Schule bekommen. Die machen Vorträge und haben auch Broschüren.
Folgende Bücher beinhalten, wie Schule funktioniert (z.B. Notengebung). Ich lese die immer wieder gerne
Schülern auf die Sprünge helfen von Walter Kowalczyk (Zum Thema Schule einer meiner Lieblingsautoren)
Mathematik mangelhaft von Rolf Röhrig -sicher nicht Dein Thema, aber seine Beschreibung, wie Noten zustande kommen ist einfach aufschlussreich- Er beschreibt, wie sich ein Kind verhält, das sich als „anders“ erlebt. Wie oft werden Hochbegabte zum Schluss ausgesondert auf Sonderschulen, nur weil sie von der Norm abgewichen sind.
Geht es Ihnen gut, oder haben Sie Kinder am Gymnasium?
Der Gymnasiastenretter
Beide Bücher von Katharina Block, einer Lehrerin. Sie gibt Tipps für den effektiven Umgang mit Lehrern und beschreibt die Realität auf Gymnasien.
Ich kann Dir also kurz gesagt nur empfehlen, Dich auf den Weg zu machen. Dazu wünsche ich Dir auch die nötige Geduld und Gelassenheit.
Viele Grüße
Cirwalda

Hallo Cirwalda,

Warum siehst Du die Hochbegabung Deiner Töchter als Problem?
Ist es nicht eher eine Herausforderung? Nur ein anderes Wort,
aber es führt zu einer anderen Sichtweise.

Mag sein, dass es falsch ankam, aber ich sehe es nicht als Problem, sondern als Besonderheit. Das Problem ist eine ignorante Lehrerin mit Vorurteilen. Das Thema Hochbegabung an sich stand bei diesem Posting nicht im Vordergrund.

Ich schlage Dir vor, Dich intensiv über Hochbegabung zu
informieren, aber auch über wie Lernen funktioniert.

Das habe ich schon intensiv und werde es weiterhin tun. Allerdings nehme ich auch nicht jeden „Experten“-Rat an, wie Du ja weißt, gibt es auch bei diesem Thema sehr unterschiedliche Sichtweisen.

Wann hast Du Deinen Kindern zum letzten Mal gesagt, dass Du
sie so magst wie sie sind. (Ich mag Dich so wie Du bist - ich
mag mich so wie ich bin). Es ist wichtig, dies Kindern zu
sagen, denn nur dann können sie ein gesundes Selbstbewusstsein
entwickeln.

Keine Sorge :smile:.

Gerade Kinder haben ein feines Gespür dafür, dass sie nicht
akzeptiert werden. Da hilft aber ein offenes Gespräch, dass
Lehrer auch Menschen sind - also nicht vollkommen- und sich
einfach nette und unkomplizierte Schüler wünschen.

DAS kommt dem Thema näher, da genau hier der Knackpunkt liegt. Natürlich durchschaut unsere Tochter die Lehrerin sehr gut :frowning: und wird dadurch nicht unbedingt motiviert.

Ansonsten danke für die Antwort :smile:

Gruß, Sylvia

Hi,
da ich schon mal angefangen habe, versuche ich eine behutsame Antwort. Ich weiß, Diplomatie ist nicht gerade meine Stärke…
Also das Problem ist jetzt eindeutig eingegrenzt: die Lehrerin
Dazu ist es echt hilfreich, in Erfahrung zu bringen, wie Schule und Lehrer ticken…

Höre ich aus Deiner Antwort, aber nicht noch ein wenig verletzter Stolz heraus? Da hat man so ein begabtes Kind und diese Lehrerin weigert sich schlicht, diese Einmaligkeit anzuerkennen. Perlen vor die Säue…?
Ein Perspektivwechsel
Die Lehrerin hat eine Klasse von, wenn sie Glück hat, 20 Schülern, oder aber bis zu 33. Und wie ist die Zusammensetzung? Da sind einige vorlaute, hyperaktive, schüchterne, Scheidungskinder, Ausländerkinder mit und ohne deutsche Sprachkenntnisse, welche mit gesundheitlichen Problemen, mit Legasthenie oder mit Rechenschwäche, eine mit Hochbegabung. Habe ich noch etwas übersehen? Die Problematik war anschaulich in einem Buch beschrieben, aber gefunden habe ich es auf die Schnelle leider nicht.
Nun, und wie reagiert die Lehrerin auf die besonderen Probleme jeden einzelnen Kindes? Im allgemeinen bekommen alle den gleichen Unterricht und daneben bemüht sie sich noch auf die Einzelprobleme einzugehen - was ihr sicher nicht vollständig gelingen kann.
Ein weiterer Perspektivwechsel
Ich experimentier gern mit Sätzen und schaue, ob sie wirken:
„Verändere Deine Einstellung zu den Menschen und die Menschen verändern ihre Einstellung zu Dir.“
Wäre das mal einen Versuch wert? Mal nur mit der Lehrerin plaudern und nichts von ihr fordern? Oder, andere Vorschläge, wie Du Deine Einstellung änderst?
Noch ein Perspektivwechsel:
Was kannst Du aus der Situation lernen? Was lernt Deine Tochter? Was lernt diejenige, die jetzt bald eingeschult wird?
Der Weg ist das Ziel.
Kann sich Deine Tochter nicht damit beschäftigen, wie die „Normalen“, mit denen sie immer leben wird, verhalten? Wie sie mit ihnen auskommt?
Wann ist das Leben geglückt? Was gehört zu einem sinnvollen, glücklichen Leben?
Welche Arten von Intelligenz gibt es?
Daraus folgend:
Eltern haben die Aufgabe, die Entwicklung ihrer Kinder zu fördern. Warum hindert Dich die Schule daran? Warum wartest Du, dass diese Aufgabe von der Lehrerin übernommen wird? (o.k. eine harte Formulierung, ich hoffe, Du lässt es zu)
Welche Fähigkeiten haben Deine Töchter bereits und sollten weiter gefördert werden. Welche haben sie noch nicht? Endergebnis soll doch ein vollständiger, mit sich selbst zufriedener Mensch sein. Dazu gehören auch sportliche, musische, emotionale Fähigkeiten, Soft skills wie Teamfähigkeit auch.

Ich will Dich auf keinen Fall verletzen, nur ein wenig anschubsen. Ich war in ähnlicher Situation und habe daraus unendlich viel gelernt. Mach Dich auf den Weg.
Viele Grüße
Cirwalda

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Hallo nochmal,

Hallo Cirwalda,

da ich schon mal angefangen habe, versuche ich eine behutsame
Antwort. Ich weiß, Diplomatie ist nicht gerade meine
Stärke…

Kein Problem *g* !

Also das Problem ist jetzt eindeutig eingegrenzt: die Lehrerin
Dazu ist es echt hilfreich, in Erfahrung zu bringen, wie
Schule und Lehrer ticken…

DAS war genau der Hintergrund des Postings.

Höre ich aus Deiner Antwort, aber nicht noch ein wenig
verletzter Stolz heraus? Da hat man so ein begabtes Kind und
diese Lehrerin weigert sich schlicht, diese Einmaligkeit
anzuerkennen. Perlen vor die Säue…?

Nein, falsch gehört *g*. Sie soll das Kind anerkennen, es ist keine Sonderbehandlung nötig, aber auch kein Mitleid wegen der ehrgeizigen Mutter, die es zu haben scheint.

Ein Perspektivwechsel

Alles schon durchgekaut, aber trotzdem danke.

Wäre das mal einen Versuch wert? Mal nur mit der Lehrerin
plaudern und nichts von ihr fordern?

Wie schon an anderer Stelle gesagt, ich fordere definitiv keine Zusatzarbeit von ihr, mein einziges „Vergehen“ war, ein weiteres Kind in diese Klasse zu geben - dabei war es die Idee ihrer Kollegin… Plaudern ist schon gar nicht, ich bin sonst ganz gut im smalltalk (brauche ich auch beruflich), aber an dieser Dame beiße ich mir die Zähne aus.

Kann sich Deine Tochter nicht damit beschäftigen, wie die
„Normalen“, mit denen sie immer leben wird, verhalten? Wie sie
mit ihnen auskommt?

Auch das ist zum Glück nicht das Problem, sie hat einen großen Freundeskreis.

Wann ist das Leben geglückt? Was gehört zu einem sinnvollen,
glücklichen Leben?

Lies doch mal den Austausch mit Patrick. Ich würde mich nur wiederholen.

Ich will Dich auf keinen Fall verletzen, nur ein wenig
anschubsen. Ich war in ähnlicher Situation und habe daraus
unendlich viel gelernt. Mach Dich auf den Weg.

Du hast mich nicht verletzt. Mir scheint, Du hast zu diesem Thema ein großes Sendungsbewußtsein :smile: - das meine ich jetzt nicht böse.

Allerdings gehen wir unseren Weg auch schon eine Weile - wie Du dem Rest der Diskussion entnehmen kannst.

Man sieht sich :smile:

Grüßle,

Sylvia - die Catweazle geliebt hat :smile: