Beruf - Berufung ? Für die meisten : Ja!
Hallo Sylvia,
nochmal ich - ich hoffe, es wird für die Mitleser nicht langweilig…
… muss ja keiner mitlesen!
Es ist schön, daß es noch solche Lehrer wie Dich gibt. Menschen, die sich dazu berufen fühlen, Kindern und Jugendlichen etwas weiterzugeben - Bildung in Form von Wissen UND Herzensbildung.
Danke, danke - aber soo persönlich solltest du das nicht nehmen! Ich habe schon, als ich die Antwort abgeschickt hatte überlegt, ob ich sie nochmal zurückziehe und an den Stellen, wo ich von mir spreche, etwas einschiebe. Das hole ich also jetzt nach:
Wenn ich „ich“ sage, meine ich nicht, dass ich anders als andere Lehrer bin, sondern nur dass ich der Gruppe von Lehrern angehöre, die das so sieht. Ich denke, dass es immer noch die Mehrheit der Kollegen ist, die ihren Beruf aus Überzeugung gewählt hat und Kindern helfen will.
… ein Lehrer, der sich zu sehr hineinhängt, ist doch nach 20 Jahren ausgebrannt!
Also die, die die Arbeit nur als Job sehen, ein dickes Fell haben und sich emotional abschotten, die brennen nicht aus! Das tun nur die, die mit Idealismus rangehen und dann auflaufen. Wobei du indirekt auch daran erkennen kannst, dass meine Aussage, die meisten Lehrer seien immer noch Idealisten, durchaus richtig ist.
Und wenn Idealisten ausbrennen, dann mit Sicherheit nicht, weil Eltern aktiv sind (was ja hier unser Thema ist). Sondern weil sie es mit Kindern zu tun haben, die an Bildung (auch an der von dir so genannten Herzensbildung) kein Interesse haben; weil ihr Bedürfnis, Gewalt einzusetzen, stärker ist als das, nach Ausgleich zu suchen; weil ihnen Randale zu machen wichtiger ist als Neues zu lernen. Und vor allem wenn sie (die Lehrer) erkennen müssen, dass die Eltern gar nicht daran interessiert sind, auf ihre Kinder einzuwirken, weil sie das Zeit und Nerven kostet. Dann aber kann der Lehrer sich zerfetzen - er wird’s trotzdem nicht schaffen.
… meine Tochter ist sehr sozial eingestellt *stolzbin* …
Gratuliere! Auch wenn es sicher Mitleser gibt, die das anders sehen: Soziales Denken und Handeln ist das Wichtigste, das es überhaupt auf der Welt gibt! Wären alle Menschen so, gäbe es viel weniger Elend und Probleme - in jeder Beziehung.
Ich könnte nicht Lehrer sein, weil ich einerseits so manches Prinzesschen schocken würde, andererseits angesichts vieler Schicksale nicht mehr schlafen könnte.
Würde ich in a) sicher auch, sind mir aber bisher nur wenige begegnet. Was b) angeht, hat der Beruf mit anderen wie Sozialarbeiter, Arzt, Krankenschwester, z. T. auch Polizist und einigen andern viel gemeinsam. Aber das lässt sich schaffen.
… hätte ich schlicht Angst, daß mein Kind das ausbaden müßte.
Eltern sind Eltern und Kind ist Kind. Selbst in Fällen, wo man zu Recht wütend auf die Eltern sein könnte, traue ich nur wenigen Kollegen zu, dass sie das am Kind auslassen. Aber solche gibt es sicher auch.
Aber, mal ehrlich, rufen Dich denn die echten „Notfälle“ nachts an ?
Nein, hat noch keiner gemacht. Ich wollte damit nur sagen, dass es mir egal ist, wann mich jemand anruft. Dass ich (als Nachteule wie offenbar du auch) selbst spät nachts nicht meckern würde, weiß keiner bzw. glauben die Leute meist nicht. Wenn ich nach 20 Uhr oder am Samstag mal Anrufe hatte, ist es mir schon peinlich, den Leuten immer wieder versichern zu müssen, dass sie mich absolut nicht stören. Wenn Eltern anrufen, und da spreche ich wieder für viele Kollegen, ist es doch ein Zeichen, dass sie sich kümmern und dass sie eine Lösung in Kooperation mit mir suchen. Für die Ausnahmen, die auch mich nerven, habe ich schon zwei Beispiele gegeben.
Unsere Große … schusselig … Hinweis, daß sie überfordert sei … meinte, das sei normal … Wem soll ich glauben … weiß nicht, was Kinder in Klasse X beherrschen sollten - über Schulstoff hinaus.
Ich kann mich nicht erinnern, dass derartiges im Studium erörtert oder gar untersucht wird. Da spielt wohl die persönliche Einstellung und Selbsterwartung des jeweiligen Lehrers eine Rolle. Auch unter Erwachsenen gibt es Menschen, die behalten alles im Kopf, andere müssen es sich aufschreiben. Wobei Kinder das Schreiben erst mal lernen müssen, aber auch, zu gegebener Zeit in ihren Notizen nachzugucken (was noch schwieriger ist, und ich selbst bis heute nicht perfekt im Griff habe). Da ich als Kind auch schusselig war, bin ich in solchen Fällen verständnisvoll. Vielleicht ein Zeichen, dass ich auch hochbegabt war oder immer noch bin??? Wenn hier sich so viele Hochbegabte melden, kriegt man ja schon Komplexe! Doch ja, manchmal habe auch ich das Gefühl, meinen Mitmenschen voraus zu sein, manchmal fühle ich mich sogar als Genie, aber manchmal finde ich ich mich so grausam durchschnittlich …
Sie sagt klar, es könne nicht sein, daß ein Kind sich den Schulstoff der ersten Klasse im Kindergarten selbst aneignet.
Eine solche Aussage ist natürlich Quatsch. Ich habe mich zwar nie gezielt mit Hochbegabung beschäftigt, aber ich glaube, man muss nicht Lehrer sein, um von solch einem Fall irgendwo mal gelesen zu haben. Da gibt es sichere Belege, Erfahrungsberichte, ich erinnere mich nicht, wo man sie findet, aber die Interessengemeinschaften müssten das eigentlich wissen. Natürlich kannst du sie der Lehrerin nicht unter die Nase reiben - aber - wenn die abgebende Lehrerin anders war: kannst du nicht mal mit ihr sprechen, ihr vielleicht Quellen übergeben, mit der Bitte, sie der Kollegin in einem Gespräch kollegial weiterzureichen? Unabhängig davon aber müsste die Frau auch im Unterricht merken, ob oder dass deine Tochter Probleme schnell durchschaut.
Und jetzt eben die bevorstehende Einschulung unserer zweiten Tochter - die Trefferquote, diese Lehrerin zu bekommen, liegt bei 33 % …
Aber 67 %, eine andere zu …
Ich finde dieses Verhalten an sich nun nicht schlimm genug für eine Beschwerde,
Hast du recht, da bin ich über’s Ziel hinaus geschossen. „Dienst nach Vorschrift“ wird ja sogar als Waffe eingesetzt.
Viel Glück,
aber auch Gelassenheit,
danke - in der momentanen heißen Phase der Einschulungsformalitäten verliere ich selbige schon ab und zu
Dann also gerade drum nochmal!!!
* mit „meine“ Kinder sind natürlich meine Schülerinnen und Schüler gemeint, insbesondere die, deren Klassenlehrer ich bin. Dass ist aber nichts persönliches, sondern normaler Lehrerjargon.
So hatte ich das auch verstanden - das sagt viel über Dich aus
Wie gesagt, nimm’s nicht zu persönlich, das ist üblicher Lehrerjargon. Warum sollten wir auch innerhalb der Schule von „Schülern“ reden? Ist doch klar, dass alle Schüler sind. Wo man aber heutzutage, um nicht anzuecken, eigentlich immer „Schüler und Schülerinnen“ sagen muss, ist „Kinder“ manchmal sogar ein Ausweg, Sätze kurz zu halten.
Labersylvia
Warum so negativ?
Aber gerade darum zum Abschluss eine Anekdote:
Bei einem Bankbesuch fragte mich die Angestellte: Interessieren Sie sich für Fussball? Nein, antwortete ich, woraufhin sie gequält dreinblickend stöhnte: Kein Mensch interessiert sich für Fußball! Meine überraschte Antwort: Ich dachte immer, als Mann in Deutschland gehöre ich da einer ausgesprochenen Minderheit an, warum fragen Sie? Sie deutete auf einen Papierstapel und sagte: Ich habe da so Ergebnishefte für die Europameisterschaft, aber ich werde die nicht los. Oh, das ist prima, antwortete ich, geben Sie mir die für meine Kinder! Was? Sie riss entsetzt die Augen auf: Haben Sie so viele Kinder?
Gute Nacht!
Lothar