Frage zur Informatik-Ausbildung

Hallo zusammen,

ich hatte weiter unten von meinem Sohn berichtet, der sein TU-Maschinenbau-Studium nach dem ersten Semester geschmissen hat, weil ihn die pure Theorie genervt hat.

Da Informatik auch immer im Raum stand (und es ja mittlerweile geklärt ist, dass das Studium an der Uni kaum anders theoretisch ist wie MB) hat er sich schlauer gemacht, wie Info an den FHs aussieht, was ihn durchaus anspricht. Mit u.a. BWL und juristischen Fragen kommt aus seiner Sicht ein bisschen mehr Breite in das Studium.

Gestern hat er mir noch einen Link geschickt zum Ausbildungsberuf(!) „Fachinformatiker (Anwendungsentwicklung bzw. Systemintegration)“. Die Beschreibung hört sich auf den Seiten der Arbeitsagentur auch ganz interessant an. Es gibt sogar eine ganze Zahl von Lehrstellen in dem Bereich.

Es hat mich allerdings sehr erstaunt, dass dort mitunter Voraussetzungen an die Lehrlinge gestellt wurden wie „Grundkenntnisse in PHP und Java erwünscht“ oder „Kenntnisse in mindestens einer Programmiersprache“. Und das mit der Angabe „Realschulabschluss“.

Das hat mich verwundert und auch verärgert. Klar, wenn man einen Beruf in diese Richtung aufnimmt, sollte man schon wissen, um was es geht.
(Mein Sohn hatte in der Oberstufe 2 1/2 Jahre Informatik 3 Wochenstunden, hat somit sicher Grundkenntnisse über das normale Benutzen des Computers hinaus, ist aber kein Nerd).

Kann hier jemand zu dem Ausbildungsberuf etwas sagen?

Lieben Dank und Grüße

Hallo,
mein Sohn schmeißt gerade sein Studium, weil ihn (u.a.) das Programmieren nervt :wink:

Ich vermute, dass die Voraussetzung der „Kenntnisse einer Programmiersprache“ darauf beruht, dass man sich einfach, wenn man Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung werden will, sich schon mal mit der Tätigkeit des Programmierens beschäftigt haben soll, z.B. durch Wahl entsprechender Kurse oder AGs oder auch nur so in der Freizeit, und dadurch eben auch Grundkenntnisse im Programmieren erworben hat. Denn das ist letztendlich eine der wichtigsten Tätigkeiten später im Beruf.
Mein kleiner Sohn ist derzeit in der 5.Klasse und in einer Informatik-AG und programmiert dort mit großer Begeisterung…

Beatrix

Hallo,

Es hat mich allerdings sehr erstaunt, dass dort mitunter
Voraussetzungen an die Lehrlinge gestellt wurden wie
„Grundkenntnisse in PHP und Java erwünscht“ oder „Kenntnisse
in mindestens einer Programmiersprache“.

Das sind immer Wunschvorstellungen aber kaum Ausschlußkriterien. Letztendlich kommt es auf Wettbewerbssituation an.

Und das mit der
Angabe „Realschulabschluss“.

Grundsätzlich gilt für alle anerkannten Ausbildungsberufe, dass gesetzlich kein bestimmter Schulabschluß vorgeschrieben ist. Die Bedingungen stellen die jeweiligen Ausbildungsbetriebe.
2009 hatten jedoch 55 % der Beginner in diesem Beruf eine Hochschulzugangsberechtigung (Quelle: BBIB)

Kann hier jemand zu dem Ausbildungsberuf etwas sagen?

Was möchtest du wissen, was über das http://berufenet.arbeitsagentur.de/berufe/start?dest… hinausgeht?

Gruß
Otto

Hallo Otto,

Grundsätzlich gilt für alle anerkannten Ausbildungsberufe, dass gesetzlich kein bestimmter Schulabschluß vorgeschrieben ist. Die Bedingungen stellen die jeweiligen Ausbildungsbetriebe.
2009 hatten jedoch 55 % der Beginner in diesem Beruf eine Hochschulzugangsberechtigung (Quelle: BBIB)

Danke für diese Info.

Was möchtest du wissen, was über das http://berufenet.arbeitsagentur.de/berufe/start?dest… hinausgeht?

Ja, genau diesen Link hatte er mir geschickt.
Mich würde interessieren, wie ein Vergleich der Möglichkeiten Informatik FH zum Fachinformatiker nach der Ausbildung aussehen würde.
Ist man nicht mit der FH breiter aufgestellt?
Ist es doch besser, am Arbeitsplatz an konkreten Aufgaben zu lernen?

Das ist sicher individuell, deshalb suche ich nach Anhaltspunkten, Erfahrungen, Meinungen und Wissen :wink:.

Ist man, wie hier ein Ausbildungsangebot, in einer kleinen Internetklitsche mit sechs Leuten zwar „nah dran“, aber nach drei Lehrjahren doch recht einseitig?

Ja, und auch, wie sieht das Finanzielle längerfristig aus?

Lieben Dank und Grüße

Hallo Leidensgenossin,

in den 2 1/2 Jahren Informatik in der Schule hat er, so heißt es zumindest, eine gute Basis plus einer Programmiersprache (mir fällt gerade der Name nicht ein, Klassiker…) bekommen.

(Welche Alternativen sucht dein Sohn denn gerade, so als Anregung, was es noch geben könnte).

Wir haben gerade einen Beratungstermin beim Arbeitsamt gemacht (in 3-4 Wochen), am Wochenende geht’s auf eine Ausbildungsmesse in FFM.

Herzliche Grüße

Hallo,

Mich würde interessieren, wie ein Vergleich der Möglichkeiten
Informatik FH zum Fachinformatiker nach der Ausbildung
aussehen würde.
Ist man nicht mit der FH breiter aufgestellt?
Ist es doch besser, am Arbeitsplatz an konkreten Aufgaben zu
lernen?

Du solltest hier nichts durcheinander bringen… klingt nämlich so, als ob für dich die FH eine besser gestellte Berufsschule ist. Mit einer Berufsausbildung kann man das gar nicht vergleichen, weder von der Ausbildung selbst noch von den späteren Möglichkeiten. Ein FH-Studium lässt sich mit einem Uni-Studium vergleichen, da es die formal gleichen Abschlüsse bietet und prinzipiell die selben Möglichkeiten.

Ich glaube, ich habe letztes Mal auch schon geschrieben, dass dein Sohn sich nicht die Hoffnung machen soll, dass an der FH keine Theorie gelehrt wird - die kommt nämlich genauso dicke wie an der Uni. Es wird nur (manchmal, je nach Prof) anwendungsorientierter präsentiert (z.B. Programmieren anhand einer konkreten Sprache) und die gesamte Ausrichtung der Institution ist mehr praxisorientiert, z.B. arbeiten FHs oft mit örtlichen Unternehmen zusammen und Praxissemester sind verpflichtend.

Das ist sicher individuell, deshalb suche ich nach
Anhaltspunkten, Erfahrungen, Meinungen und Wissen :wink:.

Meine Erfahrung: Es ist heutzutage schwieriger als früher mit nur einer Berufsausbildung einen Job zu ergattern, für den ein Studium vorausgesetzt wird. In der reinen IT mag das vll noch klappen, weil die Grenzen oft verwischen und der Fachkräftemangel mancherorts doch bemerkbar ist… Es ist allerdings nicht unmöglich, wie eine Reihe meiner Kollegen zeigt, die nicht studiert haben, aber ähnliche Jobs wie ich haben. Allerdings ist unser Chef da sehr pragmatisch, daher ist das sicher nicht signifikant.

Meine Meinung: Wer studierfähig ist, Grips in der Birne hat und was bewegen will, soll auch studieren. ABER: Wenn dein Sohn an Theorie einfach kein Interesse hat, ist eine Berufsausbildung vermutlich die sinnvollere Entscheidung, denn ein (angehender) Akademiker sollte eine gewisse Leidenschaft für sowas mitbringen.

Ist man, wie hier ein Ausbildungsangebot, in einer kleinen
Internetklitsche mit sechs Leuten zwar „nah dran“, aber nach
drei Lehrjahren doch recht einseitig?

Hängt vom Azubi ab - dem einen genügts, dem anderen nicht.

Ja, und auch, wie sieht das Finanzielle längerfristig aus?

In der IT potentiell immer gut. Schau mal auf Spiegel-Online, da gabs heut sogar nen Artikel dazu:
http://www.spiegel.de/karriere/berufsleben/gehaltsre…

Gruß, Leebo

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Tach,

in den 2 1/2 Jahren Informatik in der Schule hat er, so heißt
es zumindest, eine gute Basis plus einer Programmiersprache
(mir fällt gerade der Name nicht ein, Klassiker…) bekommen.

Klassiker hoert sich nach Pascal an, hatten wir auch in der Schule, wird im Produktivumfeld kaum noch eingesetzt. Aber wenn man grundsaetzlich ein Programmierparadigma verstanden hat, ist man auch in unbekanntenSprachen nicht komplett verloren.

Was die Ausbildung zum Fachinformatiker angeht, vor gefuehlter Ewigkeit (muss so 2002/03 oder so gewesen sein) habe ich mich selbst fuer eine derartige Ausbildung beworben. Bei grossen Firmen kam entweder sofort eine Absage (zu alt, habe nach der Schule einige Jahre gearbeitet, bevor ich mich weiterbilden wollte) oder eine Einladung zum Einstellungtest, meist zusammen mit knapp 20 weiteren Bewerbern, von denen (aus Gespraechen in der Raucherecke) wohl gut 80% Abitur hatten.

Tests gingen immer dreigleisig: Sprachverstaendnis Deutsch (Text lesen, Fragen dazu beantworten, Teile wiedergeben), Sprachverstaendnis Englisch (aehnlich wie Deutsch, aber niedrigeres Niveau), Mathematik (Dreisatz, Prozentrechnung, mehr nicht, aber im Rahmen einer Testaufgabe). Vom Niveau her sollte das eigentlich ein Schueler der 9-10 Klasse schaffen, erschreckenderweise war die Durchfallquote so bei 18 von 20. Ich meinerseits habe jeden Test mit >95% bestanden und wurde zum Vorstellungsgespraech eingeladen, wo es entweder gleich hiess „zu alt“, oder es wurden voellig abstruse Dinge gefragt (dass man sich da einen Ueberblick ueber Allgemeinbildung verschaffen will, kann ich verstehen, aber es gab auch eine Absage weil ich kein Fussball mag und die Niederlassung suchte halt Verstaerkung fuer die Fussballmannschaft…).

Bei kleineren Firmen kam fast immer genau das, was Du auch schon angemerkt hat: ich hatte eher das Gefuehl, dass da ein Arbeitstier fuer wenig Geld gesucht wurde als ein Azubi. Obwohl ich mich nur fuer Systemintegration und nicht fuer Anwendungsentwicklung beworben habe, hiess es letztlich immer „bei uns im Hause wird Java, Python und PHP benutzt, wenn Sie es nicht koennen, sehe wir keine Zukunft fuer Sie in unserem Unternehmen“. Zu dem Zeitpunkt beherrschte ich lediglich Pascal und Fortran halbwegs… Hab’s dann auch gelassen, den inneren Schweinehund ueberwunden und was „ordentliches“ studiert. Insofern: viel Erfolg…

Gruss
Paul

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Hallo Leebo,
freut mich sehr, dass du geantwortet hast :smile:)

Du solltest hier nichts durcheinander bringen… klingt nämlich so, als ob für dich die FH eine besser gestellte Berufsschule ist.

Genau deshalb fragte ich nach, weil das so auf der AA- Seite rüberkommen zu wollen scheint.

ich glaube, ich habe letztes Mal auch schon geschrieben, dass dein Sohn sich nicht die Hoffnung machen soll, dass an der FH keine Theorie gelehrt wird - die kommt nämlich genauso dicke wie an der Uni.

Wenn ich den Studienplan anschaue, finde ich den FH- Studiengang doch schon deutlich praxisbezogener, was du ja auch betonst und sicher durch Praktika nur besser werden kann. Theorie ist immer

Ich denke, du hast den Knackpunkt im individuellen Fall erkannt: Der Kerl muss wissen, sich durchbeißen zu müssen!!!

Ließ mal hier, insbesondere in der Diskussion:
http://www.spiegel.de/karriere/berufsstart/it-fachkr…

Lieben Dank

Hallo,

Ich denke, du hast den Knackpunkt im individuellen Fall
erkannt: Der Kerl muss wissen, sich durchbeißen zu müssen!!!

Deswegen fragt er hier auch nicht selbst, sondern lässt die Eltern machen…

„Eigentlich“ müsste er doch erwachsen - und damit für sich selbst verantwortlich - sein.

Gruß
Jörg Zabel

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Hallo Joerg,

ich finde es eigentlich schon veranwortungvoll von ihm, nachdem er sein eigentliches Wunschstuduim abgebrochen hat, u.a. auch, weil er sich vorher zu wenig über die Anforderungen informiert hat, sich weiteren Rat, so auch bei den Eltern, zu holen.

Da ich weiß, dass hier im Forum ein paar Leute dabei sind, die sich gut mit dem Informatik-Studium auskennen, finde ich es folgerichig, hier meinen Horizont zu erweitern. Mein Mann hat Arbeitskollegen befragt.

Und ob mein Sohn nicht in einem anderen Forum eine ähnlich Frage gestellt hat, weiß ich nicht, würde mich aber nicht wundern.

Herzliche Grüße

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Hallo,

das Studium an einer Fachhochschule kann man auf keinen Fall mit einer Berufsausbildung vergleichen! Ich habe Informatik an der FH studiert, teilweise sind die Leute von der Uni zu uns gekommen weil sie dachten es wäre leichter an der FH. Pustekuchen! Viele Ex-Uni Studenten sind bei mir an der FH vollständig gescheitert. Eine Ausbildung ist mit der FH erst recht nicht vergleichbar.

Hallo,

ich finde es eigentlich schon veranwortungvoll von ihm,
nachdem er sein eigentliches Wunschstuduim abgebrochen hat,
u.a. auch, weil er sich vorher zu wenig über die Anforderungen
informiert hat, sich weiteren Rat, so auch bei den Eltern, zu
holen.

Klar.

Da ich weiß, dass hier im Forum ein paar Leute dabei sind, die
sich gut mit dem Informatik-Studium auskennen, finde ich es
folgerichig, hier meinen Horizont zu erweitern. Mein Mann hat
Arbeitskollegen befragt.

Natürlich.

Und ob mein Sohn nicht in einem anderen Forum eine ähnlich
Frage gestellt hat, weiß ich nicht, würde mich aber nicht
wundern.

Na, dann ist ja alles gut. Da hab ich wohl irgendwie in die völlig falsche Richtung gedacht!

Gruß
Jörg Zabel

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Hallo kdrago,

lieben Dank für deinen Bericht aus dem „echten“ Leben.
Diesen Aspekt werde ich gerne weitergeben.

Danke und Grüße

Lieber Paul,

einen lieben Dank für die vermittelten Eindrücke, die meinem Sohn sicher zum Nachdenken anregen werden.

Herzliche Grüße
(was war denn dann was „vernünftiges“?)

Tach,

einen lieben Dank für die vermittelten Eindrücke, die meinem
Sohn sicher zum Nachdenken anregen werden.

gern geschehen.

(was war denn dann was „vernünftiges“?)

Technomathematik ist es dann geworden. Aber wie gesagt: zuerst musste der innere Schweinehund besiegt werden.

Gruss
Paul