Servus,
das Foto ist technisch zu schlecht, um hier vom puren Anblick her ws zu sagen. Auf dem Foto fällt als erstes auf, dass die Figur scheinbar zusammenhanglos im Raum schwebt - es kann aber sein, dass dieser Effekt auf dem Original durch geeignete Lasierung, Schattierung usw. zumindest gedämpft ist; ganz aufheben lässt er sich nicht, weil durch das aufgeschlagene Buch nicht zu sehen ist, wie der junge Mann auf der Tischplatte sitzt.
Genau dieses ist andererseits ein Element, das der ganzen Komposition malerisch Wert gibt: Trotz (fast - mehr gleich) sauberer perspektivischer Darstellung wird damit der Schritt vom Raum zur (malerischen) Fläche vollzogen. Es wäre allerdings nötig gewesen, die Figur auch in der malerischen Durchführung in den Hintergrund einzubinden - was vielleicht auch geschehen ist und nur auf dem Foto anders wirkt. Sowas muss man mindestens ohne Glas und in 90° zur Bildoberfläche fotografieren, außerdem ohne spiegelnden Rahmen und manuell sauber auf die richtige Entfernung fokussiert.
Falls der Eindruck der „freischwebenden“ Figur täuscht (das wiese auf eine spätere Kopie hin), täte ich das Stück vor 1860 datieren (danach wurden solche Sachen teils schwülstiger, teils süßlicher, und die ernstzunehmende Malerei verabschiedete sich von der Romantik), aber nicht sehr lange davor, weil das im Hintergrund angedeutete Landschaftsbild nicht sehr früh im 19. Jahrhundert entstanden sein sollte.
Ein Rätsel gibt der schwere perspektivische Fehler im linken Fensterflügel auf. Er passt überhaupt nicht zu der handwerklich-technisch guten Durchführung des Stücks.
Zum Wert kann ich nichts sagen, vor allem auch deswegen nicht, weil sich das Bild selber anhand dieser Fotografie nicht insgesamt beurteilen lässt.
Schöne Grüße
MM