Fragen, ob die Mails "persönlich" oder "Rundbriefe" sind?

Hallo,

ein paar Jahre hatte ich eine lose E-Mail-Freundschaft mit einer kultivierten Person am andern Ende der Welt, die sehr gut schreiben kann. Wir sind uns ein paar Mal dort mild freundschaftlich begegnet, so mit Kneipe und Einladung zum Abendessen; nicht sehr intensiv, keine Romanze. Wir haben ein paar gemeinsame Interessen, etwa die politische Szene und Alltagskultur in diesem Land (nicht in meinem Land).

Irgendwann schlug ich vor, den Mail-Austausch ruhen zu lassen, bis ich es wieder mal in diese Gegend schaffe. Mein Gegenüber stimmte überrascht zu – schickte mir später aber doch wieder längere Mails, auf die ich dann höflicherweise antworten musste, jedenfalls nach meinem Empfinden.

Die neueren Mails aus der Ferne wirken wie Rundschreiben, noch besser formuliert und redigiert als sonst, erstmals mit Zwischenüberschriften, und ohne einen Bezug zu mir oder meinen Kontinent. Sowas mag ich nicht, jedenfalls nicht, wenn es nicht als Rundschreiben deklariert ist, sondern als persönlicher Brief daher kommt. Ich habe dann einfach nicht mehr geantwortet.

Eigentlich wollte ich das Mailen ja eh ruhen lassen bis zu meiner nächsten Reise dorthin, und die wird vermutlich nicht kommen, weil sich meine Interessen geändert haben.

Ich sah eine Zwickmühle, wenn ich frage oder in den Raum stelle, dass dies ein Rundschreiben ist:

  • Ist es ein Rundschreiben, bin ich sehr enttäuscht und möchte mich abwenden.
  • Ist es kein Rundschreiben, ist mein Gegenüber sehr enttäuscht von mir.

Wie seht Ihr das? Sollte man fragen, ob das Rundschreiben sind? Oder was? Danke!

Hallo,

sofern es ein mild freundschaftliches Verhältnis ist sollten beide Seiten in der Lage sein objektiv und erwachsen genug sich gegenseitig zu schreiben und zu antworten. Von daher sehe ich schonmal kein Problem.

Warum? Wenn es ein „Rundschreiben“ (was auch immer Du darunter verstehst) ist dann kannst Du fragen, wenn dem so ist Dein gegenüber ganz normal zu bitten diese Art der schreiben zu unterlassen, weil Du das nicht möchtest und gut ist. Was spricht dagegen ds so zu erklären?

Deine Interessen haben sich geändert, Du wirst also nict mehr in das land fahren und willst die Freunschaft „Ruhen“ lassen? ist das nicht auch unfair dem Gegenüber, da die Person ja irgendwie damit rehnen muß, das Du irgendwann mal wieder hin kommst?! Wäre es dann nicht ehrlicher zu sagen „Du, ich komme nicht mehr. Lass uns das insgesammt beenden?!“

Gruß
h.

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Bleibe doch bei dir. Du möchtest den Kontakt nicht mehr, dabb beende ihn (und suche keine Fehler und schon gar nicht beim Anderen)
Was ist in dem Zusammenhang Höflichkeit? Höflichkeit ist ein respektvoller Umgang. Respektvoll ist nicht,einen Umgang zu pflegen und dabei ein Interesse vorzutäuschen, das nicht mehr da ist. Das gilt ganz besonders dann, wenn sich Interessen geändert haben und etwas, was einmal da war, nicht mehr da ist.
Der höfliche und respektvolle Weg ist, nicht einfach die Sache abrupt zu beenden, ohne etwas zu sagen. Offensichtlich gab es schon ein „Ende“, dann hat die andere Seite wieder angefangen. Du hast geantwortet und damit von deiner Seite fortgeführt. Es wäre jetzt höflich, in einem freundlichen Brief zu sagen, dass du den Kontakt nicht mehr möchtest. Darauf zu verweisen, dass sich deine Interessen verlagert haben, ist ein plausibler Grund. Wenn man dann noch in so einem Schreiben zu, Ausdruck bringt, dass die gemeinsame Phase aus dem und dem Grund positiv erlebt wurde (hier müsste dir, der du die Sensibilität für „Rundschreiben-Stil äußert eingehen, dass da etwas Individuelles von dir schön wäre), steigert das die zum Ausdruck gebrachte Wertschätzung. Abschließend noch gute Wünsche und du kannst die Sache gut abschließen.

Jetzt irgendwelche vermeintlichen Fehler im Text des Gegenüber zu sehen, erscheint wenig fair und verleidet auch auf deiner Seite die ja wohl eigentlich positive Erinnerung.

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H. und A., Danke für Eure Abwägungen!

Was spricht dagegen, eine entsprechende Regel im Mailaccount einzurichten, Nachrichten des bestreffenden Absenders kurzerhand in Spam zu verschieben?

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Was dagegen spricht? Dass diese Form mit die unterste Schublade der Kommunikation ist. Diese würde man nir deshalb ziehen, weil man zu feige ist, höflich zu sagen, wie man zum Kontakt zu diesem Menschen steht. Immerhin war das ja eine ganze Weile ein Kontakt, den man selbst gewünscht hat. Das Gegenüber hat von sich aus nichts Negatives getan. Lediglich bei einem selbst hat sich die Einstellung geändert. Daran ist nichts auszusetzen, sondern das ist Alltag in zwischenmenschlichen Beziehungen.
Jemanden dann aber einfach ohne Hinweis zu blocken, wäre reichlich mieser Stil.
Spam übersetzt Müll…

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Wenn mir jemand, den ich nicht näher kenne, mir Mails schreibt, die mich nicht weiter betreffen und interessieren, dann lese ich sie kurzerhand nicht… Da gibt es die Option, mit rechts draufzuklicken und die Nachricht zu löschen. Mache ich mit Hotels, die mir Angebote für arrangements schicken, genauso.

Die beiden hatten über Jahre hinweg genau auf diesem Kommunikationsweg eine Beziehung im Sinne einer Bekanntschaft! Sogar mit persönlichem Kontakt. Das hat mit dem, was du daraus machst, nichts zu tun.

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Armin D und A Steiner, Danke für Eure Kommentare. A Steiner hat recht, wir waren locker befreundet, und da kann und will ich die Mails nicht in den Spamordner weiterleiten - auch weil irgendein „System“ diesen Absender dann generell als Spam einstufen könnte.

Derzeit ignoriere ich die Mails, aber das kostet Willenskraft. In meinem Geschäftsaccount habe ich einen Ordner „Langweilige Mails“, in den alles automatisch hineinwandert, das ich nicht lesen, aber aus verschiedensten Gründen nicht kündigen will. Vielleicht richte ich mir das im privaten Mailkonto auch ein.

Das was du da beschreibst, ist aber nur das, was du dir selbst gegenüber beschönigen willst. De facto willst du die Mails wie Spam behandeln, aber damit das nicht so Bahbah rüberkommt, nennst du den Ordner anders.
Dem Betreffenden gegenüber ist das aber genauso unschön. Nimm dir ein Mal die Energie, die dich an Willenskraft kostet, die Mails zu ignorieren, und schreibe eine freundlich gehaltene Mail. Wie so etwas aussehen könnte, ist in Stichworten oben schon genannt. Freundlich für den Kontakt bedanken - als Erklärung, dass die Interessen sich verlagert hätten und der Hinweis, dass du den Kontakt daher nicht mehr möchtest.

Was genau spricht gegen diesen Akt der Fairness? Das hast du nicht beantwortet.

„Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“

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Danke für Deinen Kommentar! Du hast sicherlich recht, und doch fällt es mir schwer, einen Kontaktabbruch offen anzukündigen. Manchmal habe ich schon gesagt, „ich brauche im Moment eine Auszeit, ich melde mich wieder“, ohne dies aber zu tun. Aber das ist natürlich auch nicht ehrlich (wenn auch meines Erachtens womöglich für beide Seiten leichter).

Bei geschäftlichen Kontakten ist es anders. Die haben irgendwelche völlig uninteressanten Newsletter, und wenn ich die kündigen würde, wären sie beleidigt und verständigen die Welt nicht mehr und würden mich nicht mehr mit geldigen Aufträgen berücksichtigen. Darum leite ich die Newsletter automatisch in den Ordner „langweilige News“. (Solche News, wenn ich sie tatsächlich brauchen würde, könnte ich mir immer noch woanders holen, zum Zeitpunkt, wenn ich sie wirklich brauche und nicht, wenn sie mich mit dem Newsletter bombardieren.)

Nun gibt es bei solchen Newsletern allerdings eine Zeile „Wenn Sie diese Nachricht nicht mehr empfangen wollen, klicken Sie bitte hier“. Das tut man und hat seine Ruhe, ohne daß jemand außer allerhöchstens dem Webmaster das mitbekommt… Und wenn man mit jemandem vor fünfzehn Jahren mal hin und wieder ein Bierchen getrunken hat, bedeutet das auch keine lebenslange Verpflichtung.

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Eigentlich ist das ein ziemlich kleiner Akt. Der Aufwand, den du alleine hier für uns sichtbar betrieben hast, ist weit größer. Möchtest du dich mit dem Phänomen und den Ursachen mal beschäftigen?
Was das Verhalten gegenüber dem Bekannten angeht, ist alles gesagt. Alles außer einem direkt kommunizierten Abbruch ist unschön und wird durch noch so viele Zeilen nicht besser.