Hallo,
ein paar Jahre hatte ich eine lose E-Mail-Freundschaft mit einer kultivierten Person am andern Ende der Welt, die sehr gut schreiben kann. Wir sind uns ein paar Mal dort mild freundschaftlich begegnet, so mit Kneipe und Einladung zum Abendessen; nicht sehr intensiv, keine Romanze. Wir haben ein paar gemeinsame Interessen, etwa die politische Szene und Alltagskultur in diesem Land (nicht in meinem Land).
Irgendwann schlug ich vor, den Mail-Austausch ruhen zu lassen, bis ich es wieder mal in diese Gegend schaffe. Mein Gegenüber stimmte überrascht zu – schickte mir später aber doch wieder längere Mails, auf die ich dann höflicherweise antworten musste, jedenfalls nach meinem Empfinden.
Die neueren Mails aus der Ferne wirken wie Rundschreiben, noch besser formuliert und redigiert als sonst, erstmals mit Zwischenüberschriften, und ohne einen Bezug zu mir oder meinen Kontinent. Sowas mag ich nicht, jedenfalls nicht, wenn es nicht als Rundschreiben deklariert ist, sondern als persönlicher Brief daher kommt. Ich habe dann einfach nicht mehr geantwortet.
Eigentlich wollte ich das Mailen ja eh ruhen lassen bis zu meiner nächsten Reise dorthin, und die wird vermutlich nicht kommen, weil sich meine Interessen geändert haben.
Ich sah eine Zwickmühle, wenn ich frage oder in den Raum stelle, dass dies ein Rundschreiben ist:
- Ist es ein Rundschreiben, bin ich sehr enttäuscht und möchte mich abwenden.
- Ist es kein Rundschreiben, ist mein Gegenüber sehr enttäuscht von mir.
Wie seht Ihr das? Sollte man fragen, ob das Rundschreiben sind? Oder was? Danke!