Ich kenne einige Leute, die nach Japan gezogen/dort hängen geblieben sind. Das sind Leute, die sich in einem Auslandssemester dort verliebt haben, oder hier einen Japaner kennengelernt, und mit dem dann nach Japan gezogen sind. Zudem habe ich einige Leute kennengelernt, die beruflich für begrenzte Zeit in Japan waren.
Zufällig gab es heute auch einen interessanten Artikel in unserer lokalen Zeitung zum Thema Japan/Arbeitsmarkt/ausländische Fachkräfte. Der Bedarf ist hoch, aber Japan ist traditionell ein sehr abgeschottetes Land, und versucht dem Fachkräftemangel insbesondere dadurch zu begegnen, die Menschen länger arbeiten zu lassen, mehr Frauen (wieder) in das Berufsleben zu bringen, und die Technisierung der Arbeitswelt voran zu bringen. Ansonsten wird klar von benötigten „Gastarbeitern“ gesprochen, die keine echte Integrationsperspektive bekommen sollen, sondern die man nur temporär aufnehmen will. Und dies trotz einer massiven Überalterung und einer prognostizierten erheblichen Reduzierung der Bevölkerung in den nächsten Jahrzehnten.
Mein persönlicher Eindruck, der sich aufgrund meiner Gespräche in Japan und auch hier mit Menschen ergeben hat, die längerfristig in Japan arbeiten/leben ist der, dass man sich dies sehr gut überlegen sollte. Denn der „Welpenstatus“ gilt so runde sechs Wochen, und danach wird erwartet, dass man sich wie ein „Eingeborener“ benimmt und bewegt, und bleibt trotzdem für eine sehr lange Zeit für einen Großteil der Kollegen die Langnase, der man nicht weiter traut, als man sie werfen kann. Daher kommt es auch nicht von ungefähr, dass nahezu alle entscheidenden Positionen in japanischen Unternehmen weltweit von Japanern besetzt werden.
Wenn Du das Thema wirklich weiter betreiben willst, dann geht zunächst einmal gar nichts ohne angemessene Sprechkenntnisse in Japanisch. Die Japaner lernen Fremdsprachen übrigens noch sehr traditionell, d.h. sehr theoretisch mit viel Vokabeln und Grammatik, aber üblicherweise ganz wenig Praxis. D.h. Du kannst beim durchschnittlichen Japaner, der nicht gerade beruflich viel Englisch braucht, trotz höherem Schulabschluss und Studium nicht damit rechnen, dass dieser in der Lage ist, sich mit Dir in Alltagssituationen auf Englisch zu unterhalten.
Zudem solltest Du an die nicht ganz unaufwändige Erarbeitung der japanischen Kultur und Sitten denken. Die richtige Tiefe der Verneigung, Tischmanieren, Umgang mit der eigenen Geschichte, … Wenn man über die sechs Wochen Welpenschutz hinaus bestehen will, gibt es da viel zu lernen. Und dies sollte man dann vor Ort „verproben“. D.h. mE führt nichts daran vorbei, zunächst einmal diverse längere Aufenthalte vor Ort zu planen, um sich für dieses Land erst einmal grundsätzlich fit zu machen, bevor man dann langsam mal anfangen darf, sich nach Stellen umzusehen.