Fragen zu/Probleme mit "Kanban"

Hallöchen,

seit kurzem arbeiten wir mit „Kanban“ (Erklärung: LINK), jedoch gestaltet sich das bei uns (= 4-Mann-Personalabteilung, kaum eingespielt, arbeiten erst wenige Wochen zusammen, Führungskraft total überfordert/fachlich leider nicht so geeignet/Kaum ansprechbar) problematisch und kostet vor allem Zeit, welche wir am wenigsten haben.

Wir arbeiten so:

Wir haben anders als in der IT kein "großes Projekt, wie z. B. eine neue Software rausbringen/optimieren/etc., sondern pappen da wirklich jede kleine Aufgabe drauf, die wir zu erledigen haben (Unterteilt in den Spalten: Offene Prozesse/Machen/In Bearbeitung/Erledigt). D.h. ein Kollege bekommt die Meldung er soll einen Vertrag erstellen, nimmt er sich ein Post-It und pappt es an die Wand und verschiebt es immer eine Spalte weiter, ein anderer soll eine Auswertung machen, dasselbe, wieder ein anderer soll einen Bewerber anrufen, genauso.

Das bedeutet nicht nur, dass jede Kleinigkeit aufgeschrieben wird, sondern auch, dass es schnell ziemlich überladen ist, Unordnung entsteht und man teilweise 5 bis 10 Min. davorsteht, um einen Überblick zu erhalten. Für einige Aufgaben lohnt es sich teilweise nicht mal, ein Post-It zu erstellen, weil die Aufgabe ziemlich schnell erledigt werden kann.

Dazu sitzen wir uns jeden morgen für mind. 20 bis 30 Minuten zusammen („Daily Stand Up“ nennt sich sowas, was aber nichts anderes als ein Meeting ist) und besprechen alles was heute und gestern angefallen ist, was auch wieder ein enormer Zeitfresser ist, wenn man bedenkt, dass wir unterbesetzt sind und Überstunden anfallen (und das nicht zu wenige…).

Ich tue mich damit sehr schwer, weil ich davor jahrelang sehr effizient und zügig gearbeitet habe und mir nun ein „schlecht umgesetztes“ System aufgezwungen wird („Kanban“ finde ich an sich echt gut, jedoch wie gesagt, ist die Umsetzung schlecht durchdacht und umgesetzt).

Ich kenne es von meinem letzten AG so:
Mit Kanban o.ä. haben wir nicht gearbeitet. Ich bekam von meinem Vorgesetzten oder jemand anderem die Meldung „Vertrag erstellen“, dann habe ich den Vertrag erstellt und ihm zugeschickt (und ggf. jemanden in CC gesetzt, wenn gefordert). Fertig - ich musste also nicht 8 weitere Kollegen darüber informieren, dass ich den Vertrag erstellt habe, weil es sie sowieso nicht betroffen hat und geschweige denn interessiert hätte. Ich stand also direkt mit meinem „Auftraggeber“ in Kontakt und war mit ihm im Austausch, falls es Probleme gab oder etwas benötigt wurde (Fehlende Adresse, etc.). Wir haben uns dazu nur einmal in der Woche in der großen Runde zusammengesessen. Teilweise waren diese wöchentlichen Resumees in 15 Min. vorbei, weil es keine Themen gab, die die ganze Gruppe angingen, sondern die man im 4-Augen-Gespräch klären konnte.

Frage: Wie arbeitet ihr? Was haltet ihr davon? Habt ihr Erfahrungen mit "Kanban? Falls ja, kommt euch das bekannt vor oder habt ihr solche Probleme nicht?

Vielen Dank für eure Beiträge und einen schönen Sonntag!

Ja. Arbeitsleben halt. Man hat ständig mit einem Haufen von Idioten zu tun, die einem teilweise sogar vorgesetzt sind, und versucht irgendwie, über den Tag zu kommen. Die Lösung heißt: Lotto spielen, und eine Million gewinnen.

Hallo,

vllt für jeden Mitarbeiter eine eigene Postit farbe?

Frau Meier soll den Vertrag erstellen, PostIt Farbe von Frau Meier: Rosa
So sieht Frau Meier auf den ersten Blick, was sie machen soll und nimmt das PostIt von der Wand.
Hat sie dies erledigt und an Herrn Müller (Grün) zur weiteren Sachbearbeitung weitergegeben klebt sie ein grünes Postit an die Wand für Herrn Müller
und ihr rosa Postit wandert in die Spalte erledigt.

Vielleicht kann man die einzelnen Prozesse auch bündeln?
Vertrag fertig machen kann heissen: nur das Schriftstück fertig machen, kann aber auch heissen: Wenn sich der Personaler entschieden hat, den ganzen Vorgang bis zum Rücklauf des unterschriebenen Vertrags

Dafür sind die Morgenrunden da, um das System zu verbessern, nicht um sich zu beweihräuchern, was man gestern alles geschafft hat.

Grüße
miamei

Agile Methoden sind für die Projektarbeit durchaus geeignet. Für das „Tagesgeschäft“ hingegen mE nicht. D.h. es wäre bei Euch zwischen Projektarbeit und Tagesgeschäft zu unterscheiden. Für letzteres richtet man dann einen klaren Geschäftsverteilungsplan ein (Kollege A erstellt Arbeitsverträge, Kollege B kümmert sich um Urlaubsanträge, Kollege C um …). Will man mit "Multi-Skills arbeiten, dann sollte man die Abstimmung, wer konkret was im Tagesgeschäft macht ebenfalls gesondert lösen. Damit verschwindet das ganze Tagesgeschäft von der Wand. Die bleibt damit reiner Projekttätigkeit vorbehalten. Und mE macht es auch nur diesbezüglich Sinn, sich regelmäßig dann in Stand Up Meetings abzustimmen. D.h. wie dröselt man eine größere Aufgabe auf kleinere Häppchen auf, wie sind dazu die Abhängigkeiten von einander. Wer kann diese übernehmen, welchen Zeitrahmen hat er dafür, inwieweit hat er hierfür freie Kapazitäten, … Und dann kommt der Zettel an die Wand, kann von einem passenden Kollegen gegriffen, und dann entsprechend an der Wand bewegt werden.