Fragen zu Unternehmensanleihen

Guten Tag.
Wer kann mich ein wenig aufklären bzgl. Unternehmensanleihen.
Ich würde gerne einen freien Betrag in eine Unternehmensanleihe
z.B. VW etc. anlegen.
Wie läuft dies ab?
Basiswert? Rendite? etc.

Danke
tom

Hallo Tom,
tut mir leid, hab da keine Erfahrungswerte - ich empfehle dir eher, in gute Qualitätsaktien zu investieren, google mal Gelfarths-Premiumdepot…

Liebe Grüsse, Katja

Hey mrymen99,
ich erkläre dir den Ablauf an einem Anleihenkauf. Dabei lassen sich alle Informationen gut unterbringen. Anleihen sind Kredite in Wertpapierform. Ein Unternehmen leiht sich am Wertpapiermarkt Geld für z.B. eine Umschuldung oder Investitionen. Wenn du eine Anleihe kaufst, so verleihst du Geld. Wichtig ist also die Bonität des Emittent (Schuldner). Anleihen können bei Insolvenz ausfallen und dein Geld ist weg oder du bekommst nur kleine Teile wieder. Also auf die Bonität achten. Ratings und Geschäftsberichte lesen helfen bei der eigenen Einschätzung. Verkaufsprospekte zu den Anleihen mit allen Informationen helfen auch, aber sollen die Anleihe bewerben, daher ist die Bilanz immer einen Blick wert. Zweites Augenmerk sind die Kurse. Es gibt den Handelskurs, welcher von den Börsen erfasst wird und meist in einem Chart angezeigt wird. Wichtiger sind aber der Geldkurs und der Briefkurs. Der Geldkurs zeigt den höchsten Kurs an, zu dem ein Marktteilnehmer bereit ist eine Anleihe zu kaufen. Der Briefkurs ist der niedrigste Kurs, zu dem ein anderer Marktteilnehmer bereit ist zu verkaufen. Du kaufst also zum Briefkurs, welcher schnell weit über dem normalen Kurs liegen kann, wenn Angebot und Nachfrage sehr unterschiedlich sind. Zum Geldkurs wirst du die Anleihe schnell wieder los, da Anleihen wie Aktien jederzeit gehandelt werden können. Die Kurse werden nicht in deiner Währung angezeigt, sondern in Prozent. 100 % bedeuten, dass du z.B. für 5000€ Anleihen auch 5000€ bezahlen musst. Z.B. kaufst du eine VW-Anleihe zum Prozentkurs 95,00% im Wert von 5000€ und musst nur 4750€ zahlen. Im Kurs spiegelt sich also das Risiko wieder. Niedriger Kurs = hohes Risiko. Der Kurs kann auch über 100% steigen, wenn der Kupon das Risiko nicht wiederspiegelt oder die Anleihe sehr nachgefragt ist. Beim Kupon handelt es sich um die Zinszahlung des Schuldners für den „Kredit“, der so das Ausfallrisiko vergütet. Der Kupon wird meist zu festen Terminen im Jahr gezahlt. Wenn du eine Anleihe kauft, dann musst du dem Verkäufer Stückzinsen zahlen, denn er hat bis jetzt das Risiko getragen. Er erhält dafür einen Anteil am Kupon in der From eines Vorschusses, denn du bekommst immer den vollen Kupon ausgezahlt. Das macht eine Anleihe schnell teurer als gedacht. Im Dirty-Preis kannst du diese Stückzinskosten auslesen. Eine Anleihe hat eine Handelswährung. Kaufst du in eineranderen Handelswährung, dann hast du auch ein Währungsrisiko durch Wechselkurse. Die Rendite ergibt sich aus Kursgewinn und Kupon. Hast du eine passende Anleihe gefunden, dann gibst du eine Kauforder mit dem Rückzahlungskurs von 100% auf. Also VW-XY für 5000€ zum Kurs von 95%. Bezahlen musst du 4750€ +Stückzinsen +Ordergebühren. Viele Anleihen haben ein Mindestvolumen. Deine Order muss also ein Mindestvolumen von z.B. 5000€ erreichen um akzeptiert zu werden. Die Order wird ausgeführt und die Anleihe in dem Wertpapierdepot gelegt. Zum Kupon-Termin bekommst du z.B. 5% Zinsen auf das Verrechnungskonto zum Depot gebucht. Bei Fälligkeit zahlt der Schuldner die Anleihe zum Kurs von 100% an dich zurück und zahlt die letzte Kuponzahlung. Die Anleihe wird aus dem Depot gelöscht und auf dem Verrechnungskonto befinden sich 5000€. 250€ davon sind Kursgewinn. Dazu kommen die Kuponzahlungen von 5%. Grade am Anfang solltest du das Risiko auf mehrere Emittenten verteilen. Für Anleihen gibt es gute ETFs, die dein Risiko streuen. Ein Ausfall einer Anleihe bei wenig Kapital kann sehr schmerzhaft sein.
Ich hoffe, meine Ausführungen haben dich nicht verwirrt und ich konnte helfen.
MfG Cimako

Moin Tom,

in Kürze und ohne auf alle möglichen Facetten des Anleihegeschäftes eingehen zu wollen, denke ich Du willst wissen wo Du herausfindest was es gibt und nicht was ein Basiswert ist oder wie sich die Rendite errechnet oder von was sie abhängt.

A) Geh auf die Seite der Börse deiner Wahl (bei mir Börse Stuttgart) und suche bei Anleihen nach VW. Dann siehst Du was für Laufzeiten, Stückelunge, Preise und Renditen die Kandidaten haben und kannst überlegen ob eine passt. Falls Du besondere / kleinere / ausländische Emittenten suchst kann es gut sein, dass die nur an einer der deutschen Börsen gelistete sind. Manche Leckerbissen sind sogar an gar keiner deutschen Börse gelistet, was dann besonders ärgerlich ist, wenn man sich schon in das Ding verliebt hat und keinen Bock sich mit italienischen Steuerbehörden und Börsengebühren rumzuärgern.

B) Wenn Du sowiso nur Anleihen suchst, die in großem Volumen emittiert wurden (bspw. >500 Mio. EUR) ist markit.com evtl. eine erste Anlaufstelle. Die Jungs da berechnen die Anleihenpendants zu DAX, Dow etc. und nennen die dann iBoxx Corporate Bond Automotive. Wenn Du den Index gefunden hast, kannst Du (und da weiß ich jetzt nicht was mit dem kostenlosen Account alles geht) sämtliche Mitglieder (=Anleihen) die deren Kriterien erfüllen sehen und eine Vorauswahl treffen (bspw. nur deutsche Emittenten, mind 3 Jahre Restlaufzeit, nicht unter 1,5 % Rendite) und die verbleibenden paar Anleihen dann auf Verfügbarkeit und Mindeststückelung bei der Börse deiner Wahl prüfen. Mit Bloomberg-Terminal geht das alles bisschen schneller, aber so geht es auch und wenn das zum Dauertheme wird kannst ja immer noch die Augen nach Bekannten offenhalten, die über teure Technik verfügen und in 10 Mintuen schnell eine Übersicht erstellen können.

MfG
Bert

Hallo Tom,

der Kauf geht (fast) immer nur über eine Bank. Du kannst also entweder Dich bei einer Bank beratenlassen, welche Unternehmensanleihen diese gerade empfliehlt oder Du gest mit einem konkreten Kaufwunsch auf die Bank zu. Einen Basiswert bei Unternehmensanleihen gibt es nicht, sondern einen Emittenten (z.B. VW).
Es gibt aber Aktienanleihen, die eine Bank begibt und deren Rückzahlung in Aktien einer bestimmten Gesellschaft erfolgt. Weinst Du so was, wenn Du nach Basiswert fragst? Was Meinst Du mit Rendite? Wie sie berechnet wird, vovon sie abhängt oder wie hoch die Rendite bei Unternehmensanleihen sein kann?

Das Thema Unternehmensanleihen ist ziemlich umfangreich weil zudem noch zwingend z.B. die Fragen nach der Währung, des Ratings, der Laufzeit oder der Handelbarkeit geklärt werden müssen. Und das würde den Rahmen einer Antwort hier im Forum einfach sprengen.

Meine Empfehlung: Geh zu einer Bank Deines Vertrauens und besprich mit dem Berater vor Ort die grundlegenden Aspekte.

Beste Grüsse

Roland

Hi Fragesteller

Darüber gibt es ganze Bücher, die Materie ist komplex und kann hier nicht befriedigend abgehandelt werden.

Basiswert = Ausgabewert (meist um die 100%) und meist auch Rückzahlungswert.

Rendite: Je höher der Kurs, also über 100% (über pari), desto kleiner die Endverfall-Rendite. Steigt also der Börsenkurs der Rente, fällt die Rendite auf Endverfall an diesem Tag und umgekehrt. Am besten kauft man als Privatanleger langfristige Renten nur in Hochzinsphasen und niedriger Inflation unter pari (mit unter pari spart man mächtig Steuern), also wenn die EZB bspw. ankündigt, einen bestimmten Ausgabeplafond jährlich nicht zu überschreiten und dies die Nachfrage nach Krediten massiv erhöht. Zurzeit sind aber die Geldschleusen der Nationalbanken in allen Ländern dieser Welt voll geöffnet und entsprechend tief bis unterirdisch die Rendite.

Beispiel Rendite

Kaufkurs 103% (über pari)
Laufzeit 3 Jahre
Zins 3 Prozent jährlich
Rückzahlung zu 100%

Du zahlst 103.000 für 100.000 Nominalwert, mußt also von deinen Zins von 3% jedes Jahr ungefähr 1% (Annahme, stabile Zinspolitik, keine besonderen Ereignisse) abziehen, was eine grob geschätzte Brutto-Rendite von 2% ergibt.

Über die gesamte Laufzeit gesehen sieht die Rechnung dann so aus:

Du erhältst in diesen 3 Jahren insgesamt einen Zins von total € 9000 ausbezahlt (3000 p.a.) wovon dir beim Kauf bereits € 3000 abgezogen wurden; du erhältst also über die Gesamtlaufzeit total effektiv nur € 6000, mußt aber dennoch in der Einkommenssteuer € 9000 versteuern. Von deinen einbezahlten € 103.000 gehen zusätzlich jährlich etwa € 1.900 an Geldentwertung verloren, weil der Staat zuviel Geld ausgibt, resp. die Zentralbank zu viel Geld auf den Markt wirft.

Bei einem Einkommens-Steuersatz von bspw. 40% (füge hier deinen Steuergrenzwert ein) verlierst du nochmals 3.600 für die Einkommenssteuer. (>40% von 9000)

Am Ende der drei Jahre hast du also:
100.000 (Rückzahlung fast immer zu pari) + 9000 (Zins) =

109.000
./. 3000 Zinsabschlag (Mehrpreis beim Kauf)
./. 1900 Inflationsverlust (2013) (variiert stark)
./. >3600 Einkommensteuer zum nächst höheren Steuersatz, also über 40%
./. 1500 Spesen*
_____________________
>10.000 Aufwendungen

  • 9.000 Zinszahlungen

>1000 Verlust

*Dazu werden dir Spesen abgezogen von den Banken für

  1. jährlich Einlösung des Zins-Coupons
  2. jährliche Depotgebühr (Administrationsgebühr)
  3. Kontoführungsgebühr für das Konto, worauf der Zins gutgeschrieben wird
  4. Porti und andre Spesen
  5. nicht sichtbare Differenz zwischen An- und Verkaufskurs, den die Bank als Händler genauso einbehält, wie die ihr gewährten Rabatte
  6. 3/8% Kommissionen (Usus Schweiz) bei Kauf und (evtl.) Verkauf nochmals

Will man vorzeitig verkaufen, so sollte man dies stets kurz (1-2 Monate) vor Verfall des Zins-Coupons tun, weil derjenige, der bei der Auszahlung im Besitz des Rentenpapiers ist, auch die Steuern auf die Zinsen bezahlen muß.

Generell gilt aber: Käufe von Renten auf dem Sekundärmarkt, also nicht ex Emission, sowie zusätzlich vorzeitige Verkäufe lohnen sich nur in ganz bestimmten Fällen bei hohem Vermögen. Die Obligationen werden von Privatanlegern fast ausschließlich bis zum Verfall gehalten, weil sie auf das Alterseinkommen angewiesen sind.

Dann kommt das Finanzamt und will dafür Einkommenssteuer. Der Steuersatz in % richtet sich nach dem nächst höheren (tax bracket), nachdem du alle übrigen Einkommen versteuert hast (Steuergrenzwert in %), das bei der Rendite-Berechnung ebenfalls berücksichtigt (abgezogen) werden muß.

Weiter ist von der Bruttorendite abzuziehen die Inflationsrate um den Realzins zu erhalten.

Zurzeit liegt die overall Nettorendite jährlich so um die MINUS 2 PROZENT! Ein Verlustgeschäft also und in der Finanzkrise obendrein auch noch hoch riskant.

Seit 2008 rentieren Renten nicht mehr, im Gegenteil, man zahlt massiv obendrauf.

Ich rate dringend vom Kauf von Obligationen in diesem Wirtschaftsumfeld und ihren Parametern weiterhin ab!

Carolus Magnus - sackstsark.info

Muss ich leider passen. Sorry.

tut mir leid, aber zu dieser frage kann ich bedauerlicherweise keine Stellung beziehen, weil ich dafür nicht genügend basiswissen habe.

Hallo mrymen99,
da solltest Du Dir die Anleihebedingungen durchlesen. Oft ist eine Untergrenze festgelegt, zu der man das Geld zurück bekommt. Generell gilt, je höher der Zinssatz, je riskanter ist das Geschäft.
Viele Grüße
Falk

Hallo,
sorry, dass ich jetzt erst antworte; war ne weile offline.

Erstmal wie´s funktioniert:

Eine Anleihe funktioniert ähnlich wie ein Darlehen. Der entscheidende Unterschied ist hier, dass z.B. VW sich nicht das Geld von einem einzelnen (z.B. von einer Bank) leiht, sondern von vielen, nämlich von denen die die Anleihe kaufen.

Beispiel:

VW braucht 1.000.000 Euro:

Bei einem Darlehen geht sie zur Bank und erhält einen Kredit über 1.000.000 und zahlt die mit Zinsen zurück (je nach Kreditvertrag einmal am Schluss, jährlich, monatlich oder wie auch immer).

Bei einer Anleihe geht sie (meist) an die Börse und verkauft z.B. 1000 Anteilsscheine zu jeweils 1.000 Euro.

Der Anteilsschein hat eine bestimmte Laufzeit. Über diese Laufzeit wird der Schein verzinst. Angenommen, die anleihe wird mit 5 % verzinst, kriegst Du also pro Jahr 50 Euro

Wenn die Laufzeit des Darlehens abgelaufen ist, ist VW verpflichtet, diese Anteilsscheine alle wieder „zurückzukaufen“.

Mit diesem Rückkauf tilgt VW also wieder ihre 1…000.000 Euro, die sie vorher bei der Ausgabe der anleihe eingenommen hat.

Du kannst Deine Anteilsscheine zwischendurch jederzeit an jemand anders verkaufen, es sei denn die Anleihebedingungen schreiben ausdrücklich was anderes vor (ist aber selten). Dann zahlt Dir also der Käufer 1.000 Euro für den Schein, kassiert ab dem Verkauf die Zinsen und er kriegt natürlich auch am Schluss die 1.000 Euro von VW zurück.

der „Basiswert“ ist der Schuldner, hier also VW; die Rendite ist logischerweise 5 % pro Jahr.

Das ganze läuft genauso wie z.B. bei einer Bundesanleihe, nur dass hier der Staat, bei einer Unternehmensanleihe das Unternehmen (hier also VW) der Schuldner ist.

Soweit zur Theorie.

Der Ablauf selbst bleibt gleich, allerdings schwanken die Börsenkurse bei Unternehmensanleihen meist etwas stärker als bei Bundesanleihen. Das liegt daran, dass bei einer Anleihe grundsätzlich erstmal darauf geachtet werden muss, wer die Anleihe ausgegeben hat und dementsprechend zurückzahlen muss.
Wenn es dem Schuldner schlecht geht, wird er bei Ausgabe der Anleihen höhere Zinsen anbieten müssen, als ein Unternehmen, bei dem jeder davon überzeugt ist, dass er sein Geld auch wiedersieht.
Wenn der Schuldner erst nach der Ausgabe der Anleihe schwächelt, ändert sich am Zinsanspruch gar nichts, deswegen werden dann die Kurse für die Anleihen fallen.

Der Klassiker sind aktuell griechische Staatsanleihen. Die Zinsaansprüche bleiben ebstehen, aber weil es höchst unsicher ist, ob Griechenland jemals zurückzahlen wird, sind in den letzten jahren die Kurse für diese Anleihen gefallen. Und wenn Griechenland heute eine Anleihe ausgeben will, muss sie an Zinsen das x-fache von dem bieten, was es aktuell z.B. für eine Bundesanleihe gibt.

Und wenn du jetzt statt „Griechenland“ ein schwächelndes Unternehmen und für „Bund“ ´nen stärkeres Unternehmen nimmst, passiert mit diesen Anleihen genau dasselbe.

Damit sind wir auch beim Thema „Basiswert und Rendite“:

Beides hängt unmittelbar voneinander ab - je höher die Verzinsung, desto höher auch das Verlustrisiko. Wenn Du also eine Unternehmensanleihe kaufen willst, guck Dir den entsprechenden Basiswert an. Bei einem DAX-Wert, der auch in den letzten Jahren nicht unbedingt negativ aufgefallen ist, kannst Du eigentlich nicht allzuviel falsch machen.

Aber grundsätzlich rate ich immer dazu, nicht alles auf ein Pferd zu setzen. Je nach Höhe des Betrages kauf lieber zwei oder drei verschiedene Anleihen, für den Fall, das es wirklich mal eins der Unternehmen voll erwischt.

Wenn´s noch Fragen gibt bitte melden, ansonsten viel Erfolg

Klaus

Ansonsten viel Erfolg