Frauen-Bratwurst

Kultur & Gesellschaft Gender Studies
#21

Hallo,

das Edeka damit wahrscheinlich gaaanz viel Geld verdienen will, wie mit produkten für andere Gruppierungen auch (denke da an Kinder, Senioren, Tierhalter etc).

Ich verstehe nicht so ganz, warum man das nicht mit Humor nimmt.

Fakt ist, das Männer und Frauen einfach unterschiedlich sind. Körperlich auf jeden Fall (egal wie weit ich suche, eine normale Frau hat keine Hoden und keiner meiner Freunde hat eine Gebärmutter), in der Pharmakologie kommt man langsam dahinter, das Medikamentendosierungen nicht einfach vom Mann auf die Frau umgerechnet werden können, da Frauen einen anderen Stoffwechsel haben.

Und natürlich haben viele Männer und Frauen andere geschmäcker - woran das liegt? Keine Ahnung, vll weil viele Frauen einfach gesundheitsbewusster sind , Männer wirklich liber Fleisch essen, ??? Nicht alle, ich kenne durchaus auch vegane Männer und übergewichtige fleischsüchtige Frauen.

Was ist daran so schlimm? Finde diese ewige penetrante Gleichmachung der Geschlechter furchtbar, für beide Seiten.

Emanzipation heißt für mich, das ich als Frau selbst entscheiden kann, wie fraulich ich sein will- und ich liebe Nagellack, hasse fettige würstchen vom Grill und kaufe gerne Schuhe. Ich bin sensibel und emotional, und ich magmich… was ist daran so furchtbar ?

lg

brenna

#22

Hallo!

Ich verstehe nicht so ganz, warum man das nicht mit Humor
nimmt.

… oder auch einfach ignoriert. Die Frauenwurst bei Edeka ist ja eigentlich noch unwichtiger als der Sack Reis in Pjöngjang.

Das ist z.B. ein bißchen wie mit der Stasi*, die man auch sehr gut mit Humor nehmen konnte, wenn man an den einzelnen trotteligen Stasifanten dachte statt an das, was als Prinzip dahinter stand.

Was war die Aufnahmeprüfung der Stasi?
Aus 3 Meter Entfernung an eine Glaswand springen und mit
dem Ohr festsaugen…

Frau beim Edeka**: „Ich hätte gerne eine Frauenwurst.“ - „Nehmen sie doch zwei, dann können sie eine davon essen!“

* austauschbarer ideologisch-repressiver Apparat
** austauschbares Handelsunternehmen

Emanzipation heißt für mich, das ich als Frau selbst
entscheiden kann, wie fraulich ich sein will

Genau ist der Punkt, an dem bei man der „Frauenwurst“, also dem Marketing-Gag dabei, mit dem Humor nicht mehr weiterkommt.
Jeder einzelne Marketing-Gag/Werbespot ist völlig unfähig, meine Kaufentscheidung zu beeinflussen. Schon gar nicht kann er beeinflussen, wie ich leben will. Und ich kann mich prima lustig darüber machen und mich sogar noch besonders überlegen fühlen im Sinn von ‚Haha, ich kauf ja doch was ich will und nicht was ihr wollt, ihr Marketing- und Werbetrottel‘, ihr lächerlichen Witzfiguren.

Wie heißt der neue Werbespruch von Viagra? - Wir stellen die Weichen!

Ich bin aber von der Wiege bis zur Bahre den ganzen Tag über fast pausenlos irgendwelchen Werbebotschaften ausgesetzt.
Völlig illusorische Annahme, ich könnte als ‚Ich‘ entscheiden, wie fraulich, männlich, sonstwas-lich ich sein möchte, nachdem ich von klein auf permanent mit Botschaften beschossen werde, die mir letztlich immer suggerieren ‚wenn du das kaufst/tust, dann bist du jenes‘, also pausenlos Konsum mit Identität verknüpfen.

Gruß
Tyll

#23

Hallo,

natürlich sind wir ewiger Werbung ausgesetzt, aber das ist doch keine Gehirnwäsche, und ich glaube auch nicht vergleichbar mit der Stasi .

Aber trotz allem bin ich ja kein hirnloser Volltrottel, der in rollengängigen Klischees lebt oder auch nicht, je nach Werbung und äußerer Einflussnahme durch andere.

Und ganz ehrlich, ich sehe nicht den großen Konzern dahinter, sondern sehe wirklich diese Wurst alleine mit Humor… würde ich hinter allem ewig die großen, mich beeinflussenden und nur auf meine nicht vorhandenen Reichtümern ausseienden teufelskonzerne sehen, denen ich mich nicht entziehen kann… dann könnte ich mich doch direkt erschiessen, oder ? Ähnlich wie Menschen, die ihrem Schicksal angeblich ausgeliefert sind …

Für mich besteht das Leben aus Entscheidungen, die mich immer wieder an neue Orte bringen. Man kann den guten oder auch den schlechten Weg nehmen, weiß man oft erst hinterher welcher welcher war.
Und natürlich werde ich in meinen Entscheidungen auch beeinflusst, von anderen Menschen, meinen Lebensumständen, und in Konsumsachen sicher auch durch Werbung. Aber inwieweit ich zb jetzt nur Gemüsewürstchen statt normale esse, liegt eher an meinem persönlichen Geschmack und nicht an EDEKA: Gibt auch ganz viele andere , frauenverbundene Konsumgüter die weitaus besser und intensiver beworben werden, denen ich nichts abgewinnen kann, weil ich sie nicht mag.

Natürlich nervt mich auch die eine oder andere Werbung und Werbestrategie - was Babys und Familien betrifft, finde ich das eher nervig, wenn die ständig versuchen, einem zu vermitteln, das nur deren produkt das einzig wahre ist, und nichtkaufen =Rabeneltern bedeutet. :smile:)) Kaufen tue ich diese sachen trotzdem nicht. :smile:

_)))

lg

Brenna

#24

Hallo!

Und ganz ehrlich, ich sehe nicht den großen Konzern dahinter,
sondern sehe wirklich diese Wurst alleine mit Humor… würde
ich hinter allem ewig die großen, mich beeinflussenden und nur
auf meine nicht vorhandenen Reichtümern ausseienden
teufelskonzerne sehen, denen ich mich nicht entziehen
kann… dann könnte ich mich doch direkt erschiessen, oder
? Ähnlich wie Menschen, die ihrem Schicksal angeblich
ausgeliefert sind …

Mei, von solchen ‚finsteren Machenschaften‘ war doch ganz und gar nicht die Rede.
Aber wenn du nicht sehen magst, dass z.B. hochgerecht auf deine Lebensspanne in etwa die gleich Summe für die ‚Beeinflussung deines Bewusstseins durch Werbung‘ (um es sehr neutral zu formulieren) ausgegeben wird wie für deine gesamte allgemeine Schulbildung, dann blickst du den Tatsachen halt nicht gern ins Auge.

Aber inwieweit ich
zb jetzt nur Gemüsewürstchen statt normale esse, liegt eher an
meinem persönlichen Geschmack und nicht an EDEKA:

Das ist eben die persönliche Ebene.
Du hast ja gefragt, warum man solchen Werbe- und Marketinggags nicht NUR mit Humor begegnen würde.
Antwort: weil die persönliche Ebene halt nicht ALLES ist - und weil man sich nicht gleich erschießen muss, wenn man die kollektive Ebene betrachtet :wink:

Gruß
Tyll

1 Like
#25

Hallo, meine Wahrnehmung von „freier“ Marktwirtschaft ist, dass jeder produzieren und vermarkten darf, wie er will. Und der Verbraucher entscheidet über Erfolg oder Misserfolg.
Punkt.
Andreas