War das Filet gut?
Liebe Barbara:smile:
ich dachte schon, die Diskussion wäre zu Ende. Ich habe mich schwer getäuscht.
Ok, zurück zu der Geschlechterforschung.
- Warum steht es fast überall „Frauen- und Geschlechterforschung“? Sind es wieder „Frauen und andere Menschen“? Ein Beispiel von der besseren Sorte:
http://www.uni-marburg.de/zv/news/archiv/presse9596/…
Ist es für die Forschung und Lehre fördernd generell? ich meine, wenn es steht - „die Institutionalisierung des feministischen Blicks im universitären Lehren und Lernen“, was steckt dahinter?
Die Frage wird so formuliert:
„wie wir aus den mittlerweile geschaffenen „Frauenenklaven“ oder „Frauenforschungsghettos“ herauskommen und wie feministische Perspektiven und feministische Wissenschaftskritik in die Prozesse der Aneignung des Basiswissens hineingelangen.“
Das Basiswissen! Ach, da liegt der Fisch, sorry, der Hund begraben
Kurz gesagt, das Basiswissen hätte ich gerne lieber historisch gesehen, im Kontext der Zeit, und nicht anachronistisch. Für die Wissenschaft und Kunst des 20. Jhs. - bitte schön, die frühere Basiskenntnisse aber lieber so vermitteln, wie sie entstanden und rezipiert wurden.
Warum versteckt sich im oberen Link nur ein einzelner Beitrag mit dem Thema
„Frauen- und Männerbilder in der Musik…“, welches zum Begriff Geschlechterforschung passt? Alles andere entspricht eben der Frauenforschung. Soll das Verhältnis zwischen der Frauenforschung und der Geschlechterforschung so aussehen?
Wenn du schreibst:
Was für ein Problem hast du damit, wenn es einen Studiengang gibt, der sich mit Geschlechterforschung beschäftigt?
Vor allem da Genderstudies einen durchaus ganzheitlicheren Ansatz haben als die reinen Frauenforschung.
stimme ich dir absolut zu, die Frage wäre nur, ob es auch von den anderen so gesehen wird.
Es herrscht eher eine andere Auffassung. Ich habe kein Problem mit einem Studiengang, sondern mit folgender Interpretation des Begriffs. Ein Beispiel:
http://www.dvsm.de/qs/querstand2.html
U.a. steht es da:
„In ihrer Einleitung zur Abschlußdiskussion reflektierte Eva Rieger höchst selbstkritisch über die gegenwärtige Situation: Musikgeschichtliche Forschung, die vermeint, allein indem sie vergessene Komponistinnen aufdecke und sammle, eine Änderung des musikalischen Wertekanons zu bewirken, unterliege einem Irrtum; des weiteren klagte sie die von Vorurteilen geprägte Benachteiligung von Frauen aus den Kreisen des eigenen Geschlechts an und wies darauf hin, daß eine Synthese aus historisch-sozial zentrierter feministischer Forschung und musikanalytischer Auseinandersetzung mit Kompositionen - die beiden Schwerpunkte, in die sich Gender Studies herkömmlich spalten - noch nicht geglückt sei.“
Und weiter:
„Deutlich wurde, daß die Motivation für Männer, Gender Studies zu betreiben, eine andere ist als für Frauen. Ist das Ziel der Frauen in der Regel, durch wissenschaftliche Argumentation gestützt, gegen ihre ästhetisch-kulturelle Abwertung - gibt es doch (angeblich) keine mit den kanonisierten Meistern vergleichbare Frau unter den ohnehin wenigen Komponistinnen - und damit verbunden gegen ihre gesellschaftlich-machtpolitische Diskriminierung anzugehen, die sich in der historisch-kulturellen Ignoranz artikuliert, so liegt der Impetus für Männer, sich mit feministischen Forschungsansätzen auseinanderzusetzen, weniger im Einsatz für die Gleichstellung der Frau als in der Übernahme feministisch verfochtener pluralisierend-liberaler Methodik, um kulturell verdrängte Randgebiete, wie Jazz, Unterhaltungsmusik u.a. zu etablieren. In Anbetracht solcher Unterschiede sind die Warnungen, die von Annegret Fauser, Eva Rieger und Alan Stanbridge immer wieder angebracht wurden, daß nämlich die ursprünglich im Dienste feministischer Anliegen entwickelten Fragestellungen und Methoden der Frauenforschung durch die Männer als endlich wissenschaftlich repräsentationsfähig okkupiert werden könnten und dadurch - das zeigt sich bereits an dem neuen Oberbegriff Gender Studies, nicht Women’s Studies - von den urspünglichen Intentionen abgekoppelt und den Frauen aus den Händen genommen werden könnten, nicht zu unterschätzen.“
Für mich ist der Artikel aus der FAZ, der dieser Diskussion zugrunde liegt, nur die Fortsetzung von der langen Entwicklung, die ich persönlich seit mehr als 15 Jahre verfolge, selbstverständlich nur auf meinem wiss. Gebiet. Positive Änderungen sind da leider nur zu klein:
http://www.google.com/search?q=cache:yai0cb4xC1g:www…
Es steht da u.a.:
„Frauenforschung ist immer auch Männerforschung. Wir haben uns deswegen auch umbenannt in ‚Frauen- und Geschlechterforschung‘.“ Soll ich diesen Satz analysieren?
Noch einmal: Was zu der Problematik des 20. Jhs. passt
http://www.klassik.com/de/magazine/magazines/neuezei…
ist bei weitem nicht so beeindruckend, wenn es um die Musik der früheren Zeiten geht. Wieder ein Beispiel: Über Clara Schumann steht es in der Fem-Bio:
„deutsche Pianistin und Komponistin. Zusatzinfo: Sie hatte eine Liebesbeziehung zu einem 14 Jahre jüngeren Mann (Brahms). Zwei ihrer 4 Söhne starben vor ihr.“
http://www.fembio.org/datafiles/schumann.shtml
Bedarf es eines Kommentars?
Noch ein Beispiel:
http://www.kritische-masse.de/masse/taktlos/gender-s…
Hier steht u.a.:
„In der musikalischen Analyse werden noch heute Themen oder Motiven Eigenschaften von Geschlechtern zugeschrieben: Bestimmte, männliche, harte Themen auf der einen Seite, ruhige, schwache, weibliche Themen auf der anderen Seite. Dur = männlich, Moll= weiblich. Man könnte die Wortkette fast endlos fortsetzen. Dagegen suchen die „gender studies“ nach neuen, geschlechtlich wertfreien Sachurteilen."
Leider entsprechen aber diese „wertunfreie“ Sachurteile dem Sachbestand, nämlich der Ästhetik der Musik der tonalen Epoche. Und das ist wieder dasselbe heikle Thema mit dem Basiswissen. Wenn es weiter so läuft, dann kommen wir überall zu dem folgenden Resultat: Anstatt Basiswissen zu bekommen, werden Studenten mit den gender studies vertraut gemacht. Das sind meine Erfahrungen, und ich stehe zu meiner Kritik.
Nur noch ein Beispiel von vielen:
http://www.google.com/search?q=cache:RunWk_7hpdY:www…
Hier insbesondere die Passagen von Alan Stanbridge sind bemerkenswert, aber auch das Niveau der meisten Vorträge.
- Zu der Polemik:
Du schreibst:
GS ist weder unreif noch weniger wissenschaftlich als andere sozialwissenschaftliche Fächer.
Ich habe es auch nicht behauptet, ich schrieb lediglich:
Gender Studies befinden sich erst im Anfangsstadium als eine Wissenschaft.
Da wird gesucht, und was einer darunter versteht, bestreitet gleich ein anderer. Die Paradigmen werden da noch gesucht. Und ich habe nichts dagegen.
Gerade in deinen Kommentaren zum Thema fand ich nur Bestätigung meiner Erfahrungen. Und deswegen bist du für mich (nur für mich?) keine typische FB einer Uni. Ist es männliche Arroganz, wenn ich es mal so auffasse?
Gegen Amerikanerinnen habe ich nichts, meine Ironie (bzw. die Zielscheibe für meine Ironie) war in dem Fall anscheinend nicht deutlich genug. …
Zu guter Letzt fragst du mich:
Wo bleiben deine Proteste, wenn in fast jedem anderen Berufungsverfahren ganz klar die Männerkarte gespielt wird?
Das trifft mich jetzt ganz genau ins Herz Ich bitte dich innig und aufopfernd, bringe mir ein Zeitungslink dazu und ich werde hier protestieren, ich kann sogar einen Marsch um den Monitor veranstalten. Was in dem realen Leben vor sich geht, kennen wir aber gut genug und verantworten unsere Lebenspositionen mit unseren Taten. Was mich betrifft, bei mir persönlich wird meine Männerkarte gespielt, bei den anderen erdulde ich es nicht Bei den anderen bevorzuge ich die Frauenkarte! *g* Ich kann dir versichern: wenn ich ein Rektor wäre, würde ich bei mir nur Frauen einstellen!!!
Liebe Grüße
P.S. hmmm, war es wieder arrogant?.. (