Aber sicher werden Katzen geklaut!
Hi Yasa,
du erlaubst, dass ich dir widerspreche. Bezüglich der bösen Pelzhändlermafia und der grausamen Versuchslabore hast du zwar absolut recht.
Aber dies hier:
Und dass Rassekatzen geklaut werden, kann ich ebenso nicht
glauben. Wer unbedingt eine Britin haben will, kriegt für
kleines Geld ein Kitten per Zeitungsannonce. Warum sollte
jemand gezielt losziehen, um ein (gebrauchtes!!!) Tier zu
klauen und sich damit strafbar machen? Gebrauchte gibts ja
auch im Tierheim, und ein Tierheim gibts in jeder Kleinstadt.
kann ich so nicht stehenlassen. Denn es ist durchaus logisch, dass es auf dem Land wohl unter anderem primär aus Gründen der dort eher stattfindenden sozialen gegenseitigen Kontrolle der Landbevölkerung riskant und dadurch recht unattraktiv ist, mal eben eine Rassekatze mitgehen zu lassen.
Dies verhält sich aber in der anonymen Metropole völlig anders. In meinem direkten persönlichen Umfeld wurden bislang haufenweise freilaufende Rassetiere gestohlen. Meiner Freundin vor ein paar Monaten ihr Main-Coon-Mischling, einer Nachbarin der Kartäuser (aus einem gesicherten Balkon im Erdgeschoss quasi aus dem Katzenschutzgitter herausgeschnitten und mein Arbeitskollege trauert um seine Perserin, die bei einem Einbruch gleich mitgeraubt wurde.
Dies nur Beispiele aus der letzten Zeit. Jeder nur halbwegs vernünftige Züchter rät hier dringendst eventuellen Kaufinteressenten davon ab, die Tiere ungesichert springen zu lassen.
Und das von dir angesprochene „kleine Geld“ sollte man durchaus in Relation sehen. Schau doch mal einfach beispielsweise in das Kleinanzeigenportal von ebay. Auch ohne jeden Nachweis, ohne Papiere, ohne alles gehen dort die gängigen Rassen für leicht mehrere hundert Euros über den Tisch. Für jemanden mit ausreichend krimineller Energie ein durchaus lohnendes Geschäft. Nichts ist leichter als beim Tierazt für 30€ einen Impfpass zu erlangen, wenn überhaupt notwendig.
Hier in Berlin (jedenfalls den Innenbezirken) sieht man deshalb sinnvollerweise größtenteils herkömmliche Hinterhofkatzen ohne Adelsprädikat herumstromern und das ist gut so, jedenfalls, wenn einem etwas an seinem Tier liegen sollte.
Dieses ausgiebige Wohnungshalterbashing, was hier wieder einmal eifrigst betrieben wird, finde ich sowieso alles andere als seriös und nehme das langsam derart grob verallgemeinert, wie ihr das hier praktiziert auch fast ein wenig persönlich mittlerweile. Denn selbstverständlich ist der Freigang für Katzen das Optimum an artgerechter Tierhaltung, ebenso wie die Schafherde für den Hütehund, die Antarktis für den Schlittenhund, die 3qm Gehege pro Tier für unsere Kaninchen, die Dutzendrotte für Meerschweinchen, die metertiefe Erdschicht für Goldhamster, das 8000l-Becken für die gängigen Zierfische, die Schwarmhaltung in einer beheizten Zeppelinhalle für alle Sittiche und Papageien etcpp. (Sollte ich vielleicht auch mal die artgerechte Lebensweise der Humanoiden an dieser Stelle dezent ins Spiel bringen?? Och, nee, ich lasset besser…)
Geht halt nur nicht immer zu bewerkstelligen. Somit sind 90% der Haustierhalter Tierquäler. Prima. Vor einiger Zeit hat die hochgeschätzte atrox mal hier oder im Zoologiebrett einen absolut grandiosen pulitzerpreisverdächtigen Artikel zum Thema artgerechter Haltung geschrieben, den finde ich hier leider nicht mehr. Es ging im Groben um die Frage nach der Zulässigkeit des hier so gern propagierten generellen Umkehrschlusses, dass eben nicht immer total superduperartgerecht im Sinne der steinernen Gesetzestafeln gehaltener Lebewesen somit folgerichtig als allesamt grausam geknechtete, gequälte Kreaturen angesehen werden müssen. Wär schön, wieder mal ein solch fundiert sachliches Statement lesen zu können.
Beste Grüße
Annie