'Freiheit der Wissenschaft'

Hallo,

diesen Ausdruck habe ich heute in diversen Medien des öfteren gehört. Als Begründung für die Veröffentlichung der Forschungsergebnisse zur künstlich erzeugten H5N1-Variante. Meine Fragen hierzu:

a) Ist diese Art von Wissenschaft überhaupt noch ethisch/moralisch vertretbar?

b) Und generell derartige genetische Manipulationen an sich, die (nur?) eine unnötige, aber potentiell akute Gefährdung für Millionen von Menschen erzeugt?

Franz

http://www.zeit.de/wissen/2011-12/virus-bioterrorismus

Ja

a) Ist diese Art von Wissenschaft überhaupt noch
ethisch/moralisch vertretbar?

Ja. Man säbelt ja keinen schmerzempfindenten Viechern den Schädel auf. Es sind nur Einzeller ohne Bewusstsein.

b) Und generell derartige genetische Manipulationen an sich,
die (nur?) eine unnötige, aber potentiell akute Gefährdung für
Millionen von Menschen erzeugt?

Die alte Frage mit Dingen, die man als Waffe oder Werkzeug nutzen kann.
Vielleicht sollten wir einfach das Atmen verbieten. Sauerstoff ist schließlich gefährlich für organische Chemikalien.

Gruß

Stefan

Hallo,

Die alte Frage mit Dingen, die man als Waffe oder Werkzeug
nutzen kann.
Vielleicht sollten wir einfach das Atmen verbieten. Sauerstoff
ist schließlich gefährlich für organische Chemikalien.

Das Problem liegt in der durch technischen Fortschritt ständig steigenden Produktivität.

Konnte der einzelne Mensch anfänglich mit seinen Händen nur schwerlich den ein oder anderen umbringen - gelang das mit Keule und Schusswaffe schon besser.
Das Ergebnis war aber immer noch überschaubar und man konnte das Risiko eingehen das irgendwer das „Werkzeug“ als Waffe benutzte. Ein Amoklauf wird also gerade noch so in Kauf genommen - sonst wären alle privaten Schußwaffen verboten.
Mit der Atombombe oder aber auch gefährlichen Viren - sieht die Sache dann schon anders aus.

Hier ist die „Produktivität“ so hoch, das man m.M. nach das Risiko nicht eingehen sollte, das irgendjemand das „Werkzeug“ als Waffe gebrauchen kann.
D.h. ich bin hier sehr für Verbote und Geheimhaltung.

Grüße
K.

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Missverständnis?

a) Ist diese Art von Wissenschaft überhaupt noch
ethisch/moralisch vertretbar?

Ja. Man säbelt ja keinen schmerzempfindenten Viechern den
Schädel auf. Es sind nur Einzeller ohne Bewusstsein.

Ich meinte nicht die moralische Bewertung gegenüber „Versuchstieren“.
Wie stünde es mit der Moral, wenn es aufgrund der unnötigen wissenschaftlichen Provokation zu einem millionenfachen Sterben kommen würde? Wer könnte dies verantworten? Wäre daher ein Unterlassen von vornherein nicht der bessere Weg?

b) Und generell derartige genetische Manipulationen an sich,
die (nur?) eine unnötige, aber potentiell akute Gefährdung für
Millionen von Menschen erzeugt?

Die alte Frage mit Dingen, die man als Waffe oder Werkzeug nutzen kann.

Die Unterschiede in der Qualität der Waffen wurde von Klaus schon dargestellt. Schließt sich die Frage an, ob es in irgendeiner Form später noch Grenzen geben wird oder im Namen der Wissenschaft und in Bälde jegliche Zurückhaltung verloren geht.

Vielleicht sollten wir einfach das Atmen verbieten.
Sauerstoff ist schließlich gefährlich für organische Chemikalien.

Ein unpassender Vergleich zwischen künstlich erzeugten Gefahren und Lebensnotwendigkeiten.

Ähnelt dem Kommentar in der SZ:
Erkenntnisse über potentiell gefährliche Viren fördern den Schutz vor dem größten aller Terroristen, der Natur selbst.
Zeugnis einer kompletten Entfremdung zu Natur/Umwelt?

Franz

a) Ist diese Art von Wissenschaft überhaupt noch
ethisch/moralisch vertretbar?

b) Und generell derartige genetische Manipulationen an sich,
die (nur?) eine unnötige, aber potentiell akute Gefährdung für
Millionen von Menschen erzeugt?

A) Pragmatisch „ja“, weil die Wissenschaft primär motiviert ist auf „Wissenwollen“. Das hat zunächst nichts mit Moral oder Ethik zu tun (vgl. den Philosophen Prof. Adam Smith, Moralphilosoph und Nationalökonom an der Universität Glasgow, mit seinem zweitberühmtesten Werk „Theorie der ethischen Gefühle“, Erstausgabe 1759, Nachdruck 1994). Allerdings kann man als Manager, Künstler und Politiker (Wissenschaftler rechne ich mal zu den Künstlern!) durchaus ein Gefühl haben, was in der wissenschaftlichen Forschung ethisch vertretbar ist und was nicht.

B) Wenn eine akute Gefährdung für Millionen Menschen tatsächlich existiert durch die so genannte „Vogelgrippe“, werden Wissenschaftler nicht diejenigen sein, die auch für die politischen Entscheidungen von Gesetzen für die Bevölkerung zuständig sind, obwohl sie als homogene Gruppe einen erheblichen Einfluss haben auf die öffentliche Meinungsbildung, die Wirtschaft und Politik.

Die Schlussfolgerung ist, dass in einer globalen Mediengesellschaft das, was man in der Politik Vorfeld nennt zur Meinungsbildung, solche Art von Diskussionen, wie sie hier und weltweit über die Medien und vor allem das Internet geführt werden, dazu beitragen können, das politische Bewusstsein der Massen zu beeinflussen und zu verändern.

Letztlich aber wird die Menschheit in ihren unterschiedlichen Anschauungen und Willensbestrebungen in gleicherweise das Bedürfnis haben, gemeinsam auf diesem Planeten zu überleben, da werden auch die meisten Wissenschaftler entscheidend mitwirken, zumindest im akuten Fall der Apokalypse „now“. Solange diese nicht echt aktuell ist für die politischen Entscheidungsträger, bleiben Untergangsszenarien wie Vogelgrippe, ESB, Gammelfleisch, Ozonloch, Waldsterben, Elektrosmog, Erderwärmung und Umweltverschmutzung usw. fluktuierend.

CJW