Hallo!
Im Mittelalter waren die Menschen noch sehr „kreativ“, auf welche Weise man einen Mitmenschen bestrafen konnte, der Schuld auf sich geladen hatte.
Mit der Entwicklung der Grundrechte fand man diese Methoden immer mehr barbarisch. In einem modernen Rechtsstaat steht dem Staat daher nur noch eine Strafmethode bei schweren Vergehen zur Verfügung: Der Freiheitsentzug.
Warum?
Warum glaubt man, dass Prügel, Folter, Pranger, Versklavung, Ächtung, … die Würde eines Menschen verletzt, während eine vieljährige Haftstrafe seine Würde wahrt? Ich glaube, dass der psychologische Schaden, den man bei einem Menschen durch mehrere Jahre Strafvollzug anrichtet, größer ist als bei einer Tracht Prügel. Wenn man einen Menschen 10 Jahre lang einsperrt, bedeutet das ja nicht nur, dass man ihn zwingt 10 Jahre lang an einem unkomfortablen Ort zu verweilen. Man raubt ihm einen Lebensabschnitt, man hindert ihn an der Auslebung seines Sexuallebens, man bringt ihn in Kontakt mit Mithäftlingen (die allesamt kriminell sind) und mit Wärtern (die eine uneingeschränkte Machtposition ihm gegenüber haben).
Mir geht es nun nicht darum, ob die Tat des Häftlings diese Strafe rechtfertigt oder nicht. Mich interessiert vielmehr die Frage, warum diese Art der Strafe als legitim gilt, während andere Strafen (die seelisch auch nicht grausamer sind) als barbarisch angesehen werden.
Oder (falls das schon die Begründung war): Warum ist es in Ordnung, einem Verurteilten gegenüber seelische Grausamkeit angedeihen zu lassen, nicht jedoch körperliche Gewalt?
Michael