Freikirchen in Deutschland

Hallo,

ich habe einige Fragen zu Freikirchen.

Was sind die Unterschiede zur katholischen/ev. Landeskirche?
Inwieweit wird Einfluss auf das Privatleben genommen?
Was für Kosten kommen auf ein Gemeindemitglied zu?
Wird man dazu gedrängt, sich taufen zu lassen etc.

Was habt ihr für Erfahrungen mit den verschiedenen Freikirchen gemacht?

Vielen Dank!

Freikirchen gibt es eigentlich nur auf evangelischer Seite.
Wie weit die altkatholoische Kirche sich als Freikirche sieht, müsste Dir ein katholischer Kollege beantworten.

Das sind Kirchen, die sich entweder irgendwann von der evangelischen Kircha abgespalten haben oder die sich schon in der Reformationszeit auf einem anderen Weg als die deutschen Lutheraner und die Schweizer Reformierten von der katholischen Kirtche getrennt haben, wie beispielsweise die Mennoniten.
Als Freikirchen sind anerkannt die religiösen Vereinigungen, die in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen - ACK - mitarbeiten.
Hier ist eine Seite der Vereinigung evangelischer Freikirchen:
http://www.vef.de/home/

Die Freikirchen sind als Kirchen anerkannt, haben den Statur einer Körperschaft des Öffetnlichen Rechts und könnten deswegen Kirchensteuern einziehen. Sie tun dies aber nicht, sondern erheben Beiträge von ihren Mitgliedern, und diese Beiträge sind in der Regel erheblich höher als die 9 % von der Einkommensteuer, die die Kirchensteuer ausmacht.

Wie stark die soziale Kontrolle ist oder wie weit sich Pfarrer, Prediger, Älteste in das Privatleben „einmischen“, ist durchaus unterschiedlich.

Das sind Kirchen, die sich entweder irgendwann von der
evangelischen Kircha abgespalten haben oder die sich schon in
der Reformationszeit auf einem anderen Weg als die deutschen
Lutheraner und die Schweizer Reformierten von der katholischen
Kirtche getrennt haben, wie beispielsweise die Mennoniten.

Wobei die Besonderheit einer Freikirche nicht in der Abspaltung von einer anderen Kirche liegt, sondern in der Abspaltung von der Staatskirche respektive Volkskirche. Denn die Trennung von Staat und Kirche ist in Deutschland noch keine hundert Jahre alt.
Entsprechend ist eine solche Kategorisierung in z.B. USA völlig unbekannt, weil dort faktisch alle Kirchen Freikirchen sind.

Als Freikirchen sind anerkannt die religiösen Vereinigungen,
die in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen - ACK -
mitarbeiten.

Anerkennung durch wen?
Grundsätzlich muss man zwei Verhältnisse unterscheiden: In welchem Verhältnis steht eine christliche Vereinigung zum Staat? Und: In welchem Verhältnis steht eine christliche Vereinigung zu anderen Vereinungen?

Auch bezüglich der ACK muss man das differenzierter sehen, weil es Mitglieder, Gäste und Beobachter gibt. Und manchmal unterscheidet sich der Status je nach regionaler und lokaler Ebene. Da kann in einer Stadt eine Freikirche in der ACK Mitglied sein, obwohl die Dachorganisation es nicht ist.

Die Freikirchen sind als Kirchen anerkannt, haben den Statur
einer Körperschaft des Öffetnlichen Rechts und könnten
deswegen Kirchensteuern einziehen.

Auch in Bezug auf den Staat sind auch alle Varianten möglich. Nur einige Gemeinden sind Bestandteil einer öffentlichen Körperschaft, andere sind privatrechtlich organisiert (z.B. als Verein oder gemeinnützliche GmbH. Oder man stellt überhaupt keine juristische Person dar. Für Jesus Christus ist das nicht wichtig, nur fürs Finanzamt. (Unter anderem auch wegen der Spendenbescheinigung für die Mitgliedsbeiträge.)

Sie tun dies aber nicht,

Was eigentlich logisch ist, weil man die „Freiheit“ ja gerade vom Staat gewollt hat.

sondern erheben Beiträge von ihren Mitgliedern, und diese
Beiträge sind in der Regel erheblich höher als die 9 % von der
Einkommensteuer, die die Kirchensteuer ausmacht.

Meist orientiert man sich am biblischen Zehnten, wobei die Interpretation, von was 10% erhoben werden, sehr individuell ist.
Und da man entsprechend auch gar keinen Zugang zu Informationen über das Einkommen der Mitglieder hat, ist die Beitragshöhe in der Praxis meist vom Mitglied selbst bestimmt.

Wie stark die soziale Kontrolle ist oder wie weit sich
Pfarrer, Prediger, Älteste in das Privatleben „einmischen“,
ist durchaus unterschiedlich.

Hierin liegt der deutlichste Unterschied zu den Volkskirchen, bei denen sich die Mitgliedschaft fast ausschließlich über die Geldzahlung bestimmt.

In eine Freikirche muss man i.d.R. aktiv eintreten (also kein Automatismus durch Geburt/Kindstaufe), was häufig in Form der Erwachsenentaufe praktiziert wird.
Und entsprechend werden an die offiziellen Gemeindemitglieder ganz andere Ansprüche gestellt. Entsprechend ist man hier „freiwillig“ aber normalerweise alles anderes als „frei“ (im Sinne von Beliebigkeit in Glaubens- und Verhaltensdingen).

Ciao, Allesquatsch

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Probieren geht über Studieren
Hallo Elina,

mach Deine eigenen Erfahrungen , denn jede Gemeinde ist anders. Und mir ist keine christliche Kirche bekannt, die etwas dagegen hat, wenn Du mal eine Weile reinschnupperst.
(Wobei es dann natürlich immer Bereiche gibt, die nicht für Gäste gedacht sind.) Alles Theoretische ist nämlich so etwas von irrelevant, wenn Du in einer Gemeinde ganz praktisch Geborgenheit und Sinn findest.

Wenn Du meinst, dass Geld und Privatleben nichts damit zu tun haben, dass man zum Leib Christi gehört, wirst Du in einer Freikirche eher nicht glücklich. In der Volkskirche hast Du da deutlich mehr Freiheit.

Wobei Du Dich natürlich fragen musst, was Du wirklich suchst und ob es da nicht Konsequenzen gibt. Als Vegetarier wird man kaum Stammgast im Steakhaus.

Ich wünsche Dir auf jeden Fall viel Erfolg bei Deiner Suche und finde es gut, dass Du Deinen Schritt bewusst gehen willst. Aber Du solltest nicht nur auf Deinen Verstand hören, sondern dann auch auf Herz und Seele.

Ciao, Allesquatsch