Hallo,
Schock am Nachmittag: Ich habe diesen Bericht gelesen:
Der Ministerpräsident tourt durchs Land und bestärkt die Rechtsradikalen. Die Polizei beschützt sie:
Ein junger Mann tritt neben den Tisch. In der Hand hält er zwei mit Bleistift eng beschriebene A4-Seiten. Er beginnt zu lesen: „Meine Schwiegermutter ist Thailänderin. Montagabend ging ich mit meiner Frau durch Dresden und uns wurde von Pegidisten ‚Blutschande‘ zugerufen. Niemand griff ein. Vor einem Jahr sah ich beim Einkaufen einen Mann, der mit einem tätowierten Porträt von Adolf Hitler einkaufen ging. Die herbeigerufene Polizei riet mir, keine Anzeige wegen des Verwendens verfassungsfeindlicher Symbole zu machen, da der Nazi dann meine Adresse wüsste.“ Der junge Mann liest weiter, klagt Rechtsextremismus in Sachsen an, das Versagen der Politik, der Sicherheitsbehörden, der Zivilgesellschaft. In der ersten Reihe ruft jemand: „Halt’s Maul!“
Das ist eine Szene, die auf einer Veranstaltung mit Kretschmer vom feigen Ministerpräsidenten keinerlei Beachtung fand. Will man so die Bevölkerung für Demokratie und Toleranz gewinnen? Oder so?
Ein Stadtrat der AfD fragt, warum syrische Flüchtlinge nicht längst zurück in ihrer Heimat sind. Kretschmer spricht viel über konsequente Abschiebungen und macht dabei eine wegschiebende Geste mit der Hand. Er weiß, was das Freitaler Publikum hören will - und was nicht.
Kann man nicht einmal die rassistischen Polizisten aussortieren? Die Sticker mit den Naziparolen abreißen? Die schlimmsten Rechtsradikalen unter Beobachtung stellen?
In Heidenau ist es besser gelaufen. Weil ein Mann sich dem rassistischen Mob entgegenstellte. Bürgermeister Jürgen Opitz ist der Held von Heidenau.
Immer wieder lud Opitz die Menschen zum Gespräch ins Rathaus ein. Manche kamen direkt nach der Arbeit zu ihm, in verdreckten Klamotten, die Arbeitshandschuhe noch an den Händen. Opitz erklärte, warum die Asylbewerber da sind und Hilfe benötigen, aus welchen Ländern sie kommen.
Ich habe im Studium mit Studenten und Studentinnen aus Lagos, Daressalam und Teheran zusammen gewohnt. Wir haben zusammen gekocht und in einem internationalen Kinderladen an der Uni die Kinder gehütet. Die Studies aus dem Ausland hatten mein volles Vertrauen.
Einem Freitaler würde ich mein Kind nicht ohne weiteres überlassen. Für mich sind Empathie, Toleranz, Intellekt, Weltoffenheit und eine positive Sicht auf des Leben sehr wichtig. Weil das Werte sind, die alle fortschrittlichen Menschen auf diesem Planeten teilen. So bin ich vor kurzem zwei Jungen Frauen aus dem Iran begegnet, die hier studieren. Sie stehen mir in ihrer Sicht auf die Welt verblüffend nahe. Näher jedenfalls als zum Beispiel jener deutsche Dappes, der neulich an einem Stammtisch behauptete, Flüchtlinge aus Afrika würden hier eingeschleust, um das deutsche Volk auszurotten. Ist das die Deutsche Leitkultur?
Mir ist jeder Mensch guten Willens willkommen. Wer mehr auf Hass und Rassismus steht, der darf das gerne im braunsten Tal Deutschlands ausleben. Ich fühle mich für diese Neonazis nicht verantwortlich. Oder müssen wir noch hundert Jahre versuchen, diese Klientel zu humanisieren?
Gruß, Hans-Jürgen Schneider