Karl Valentin hat einerseits gerne mit Sprache gespielt, und so ein Wortspiel passt da genau dazu. Andererseits war er aber auch ein sehr tiefsinniger Mensch, der in solche auf den ersten Blick einfach nur lustig erscheinende Sprachspiele gerne auch einen tieferen Sinn gelegt hat.
Bei diesem Sprachspiel geht es um Gedanken rund um das Thema fremd sein und wie die Begriffe fremd, der Fremde und die Fremde nicht nur vom Wortstamm her zusammenhängen, sondern welche Deutungs-Abhängigkeiten sie haben. Wann und wo bin ich (oder ist ein Dritter) ein Fremder? Ein Fremder kann für sich alleine begrifflich nicht als Fremder existieren. Ob Du heute in Deutschland oder Russland lebst, macht aus Dir rein physisch zunächst einmal keinen anderen Menschen. Das Label und die Deutung von Dir als Fremder kann Dir einerseits nur dann angehängt werden, wenn Du irgendwo hin gehst, wo man Dich nicht kennt. Damit wirst Du selbst für diejenigen, die Du dort triffst zur Fremden (auch wenn Du immer noch der physisch gesehen selbe Mensch bist). Andererseits wirst Du selbst aber auch für Dich zur Fremden, weil Du nun in der Fremde bist, also in einer Lebenssituation, in der Du noch keine Freunde hast, Dir alles in der Umgebung fremd ist.
Im zeitlichen Verlauf eines längeren Aufenthalts in der Fremde kann sich dieses Fremdsein aber natürlich auch wieder auflösen. D.h. je mehr Menschen Dich in deiner neuen Umgebung kennenlernen um so weniger bist Du ihnen fremd, deuten sie Dich nicht mehr als fremd und heften sie Dir nicht mehr das Label fremd an. Umgekehrt fühlst Du Dich aber eben auch nicht mehr in der Fremde und fremd, wenn Du Sitten und Gebräuche am neuen Ort verstehst, Dich ihnen anpasst, in der Lage bist unter den Bedingungen am neuen Ort dein Leben zu organisieren, …, Du Freunde dort gefunden hast.
Es steckst also ganz schön viel drin, in so einem kleine Wortspiel.