Fremd ist der Fremde nur in der Fremde (Karl Valentin)

Hallo!

Fremd ist der Fremde nur in der Fremde (Karl Valentin)

Würde jemand diesen Satz von Karl Valentin für mich interpretieren, da ich den Satz nicht verstehe?
Fremd ist der Fremde nur in der Fremde (Karl Valentin)

Was will er damit sagen?

Danke Seeehhhhrrrrr

Hallo,

kennst Du den kompletten Text (und https://taz.de/!200365/ ), aus dem dieser Satz stammt?

Gruß
Kreszenz

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Ich verstehe es trotzdem nicht. Es ist sehr schwierig

Grüße

Hallo,
ich meine, den Satz kannst du nur verstehen, wenn du auch Karl Valentin verstanden hast.
Erst, wenn du sehr viel von Valentin gelesen und ggf. auch gesehen hast wirst du dir diesen Satz auch erklären können. Karl Valentin war ein Komiker der besonderen Art, und zwar ein genialer Komiker.
Gruss
Czauderna

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Aber kannst du bitte kurz erläutern, was der Satz bedeutet? Wer hat Zeit viel von ihm zu lesen, um dann nur einen Satz von ihm zu verstehen.

Grüße

Verstehst du den Satz?

Traurig ist der Traurige nur während der Trauer.

ja! Ich verstehe diesen Satz

Es könnte auch helfen, etwas über ihn und sein Werk zu lesen, z. B. https://parapluie.de/archiv/worte/valentin/ (→ Abschnitt ‚Im Sprachlabyrinth‘).

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Du bist ja gut, Kreszentia! Ich will nur einen Satz von dem Mann verstehen. Das ist alles! :thinking: :thinking:

Eigentlich sagt der Satz das gleiche mit dem Wort fremd, was mein Satz mit dem Wort traurig sagt. Der Fremde Mensch ist nur dort fremd, wo er noch nicht gewesen ist (= in der Fremde). Negierung könnte zB sein: Wo er schon mal gewesen ist und sich auskennt ist auch der Fremde nicht fremd.

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Hier noch ein Hintergrund - aus dem Link weiter oben im letzten Absatz:

Das Nur-Lustige war nie Valentins Sache. Doch immer, wenn er seinen melancholischen Blick auf die Wirklichkeit seiner sprachlichen Experimentierlaune unterwarf, zog er die Zuschauer in seinen Bann. In einer Zeit der Orientierungslosigkeit suchte er nach Anhaltspunkten, nach Möglichkeiten und Unmöglichkeiten des Daseins. Alle Situationen und Sprachverhalte waren ihm ein Rätsel, das er mit Witz und Paradoxien zu ergründen versuchte. Lachen und denken bleibt bei Valentin bis heute untrennbar. Wenn er im Sandhaufen der Sprache wühlt, läßt er den Sprachverstand seines Publikums Körnchen für Körnchen durch die Finger rieseln. Nicht zuletzt lebt seine Kunst von zahlreichen Behinderungen, die zu überwinden sind. „Mögen hätt ich schon wollen, aber dürfen hab ich mich nicht getraut!“ – das gilt für vieles in Valentins Leben und Werk. Sein ‚Höllentanz der Vernunft um beide Pole des Irrsinns‘, wie Kurt Tucholsky diese Komik so treffend nannte, ist aktueller denn je.

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Karl Valentin hat einerseits gerne mit Sprache gespielt, und so ein Wortspiel passt da genau dazu. Andererseits war er aber auch ein sehr tiefsinniger Mensch, der in solche auf den ersten Blick einfach nur lustig erscheinende Sprachspiele gerne auch einen tieferen Sinn gelegt hat.

Bei diesem Sprachspiel geht es um Gedanken rund um das Thema fremd sein und wie die Begriffe fremd, der Fremde und die Fremde nicht nur vom Wortstamm her zusammenhängen, sondern welche Deutungs-Abhängigkeiten sie haben. Wann und wo bin ich (oder ist ein Dritter) ein Fremder? Ein Fremder kann für sich alleine begrifflich nicht als Fremder existieren. Ob Du heute in Deutschland oder Russland lebst, macht aus Dir rein physisch zunächst einmal keinen anderen Menschen. Das Label und die Deutung von Dir als Fremder kann Dir einerseits nur dann angehängt werden, wenn Du irgendwo hin gehst, wo man Dich nicht kennt. Damit wirst Du selbst für diejenigen, die Du dort triffst zur Fremden (auch wenn Du immer noch der physisch gesehen selbe Mensch bist). Andererseits wirst Du selbst aber auch für Dich zur Fremden, weil Du nun in der Fremde bist, also in einer Lebenssituation, in der Du noch keine Freunde hast, Dir alles in der Umgebung fremd ist.

Im zeitlichen Verlauf eines längeren Aufenthalts in der Fremde kann sich dieses Fremdsein aber natürlich auch wieder auflösen. D.h. je mehr Menschen Dich in deiner neuen Umgebung kennenlernen um so weniger bist Du ihnen fremd, deuten sie Dich nicht mehr als fremd und heften sie Dir nicht mehr das Label fremd an. Umgekehrt fühlst Du Dich aber eben auch nicht mehr in der Fremde und fremd, wenn Du Sitten und Gebräuche am neuen Ort verstehst, Dich ihnen anpasst, in der Lage bist unter den Bedingungen am neuen Ort dein Leben zu organisieren, …, Du Freunde dort gefunden hast.

Es steckst also ganz schön viel drin, in so einem kleine Wortspiel.

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@Nadja „die Fremde“ ist ein alter Ausdruck für „die Ferne“ = weit weg, im entfernten Ausland, ganz woanders, wo Du Niemanden kennst …
(Btw. Du halst Dir ja ganz schön was auf; Karl Valentin, Nietzsche, was als Nächtes? Konfuzius? Torberg?)

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Das waren auch meine Gedanken.

Es sei @Nadja für den Einstieg noch der „Brave Soldat Schwejk“ empfohlen. Jaroslav Hasek steht Karl Valentin in nichts nach, aber sein doch grotesker Humor ist nicht so „um die Ecke“ gedacht und daher für Nichtmuttersprachler auch geeignet.

Stichwort: Taschenaquarium

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@Tokei_ihto dann aber auch das Lied "Seemann, lass das Träumen!.. "
…,denn die Fremde wartet schon auf Dich … :wink: so gesehen irjndwie doppelpödig