Freund (28) ohne "Zukunftsaussichten", was wird aus unserer Beziehung?

Yepp.
Wobei es mir weniger um einen tatsächlichen Vorschlag mit in die Einzeltherapie reinzugehen ging (da steht immer noch sein Therapeut davor) als darum, schlicht den Gedanken daran anzusprechend. Entsprechend floskelhaft-unpersönlich wurde der Gedanke dann von ihr auch beiseite geschoben: „diese Therapiestunden sind als sein ganz privater und geschützter Raum mit professioneller Unterstützung gedacht, sonst hätte er sie sich nicht gesucht“.

Klar

Auch klar.

Noch klarer.
So war es aber ohnehin überhaupt nicht gemeint.
Und soviel Zutrauen zum Therapeuten habe ich schon, dass er damit umgehen könnte, wenn die UP meinen „Vorschlag“ tatsächlich aufgenommen und über ihren Partner zum ihm getragen hätte.

Wie gesagt, ich wollte auf einen bestimmten Gedankenkreis zielen, weniger einen tatsächlichen Vorschlag machen.
Der Grundgedanke dahinter war schlicht, dass es sehr auffällig ist, in welchem Maß im UP ein offensichtliches Beziehungsproblem zum „Problem nur des Partners“ gemacht wird. Da erschien mir der „Vorschlag“, sich an seiner Therapie zu beteiligen, ein guter Anstoß, in Richtung des eigenen Beteiligtseins zu denken. Der wurde natürlich deutlich abgeschmettert, aber vielleicht hinterlässt er einen kleine Spur.

Das hat er klug geschrieben, der Metapher.
Dass es hier um ein interpersonales Abwehrmuster geht, sieht eh ein Blinder mit dem sprichwörtlichen Krückstock.

Gruß
F.

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Nur ein Zweifel: Ist er das „Baby“, das von der „Mutter“ versorgt wird oder ist er die „Mutter“, die ein „Baby“ (emotional) zu versorgen hat und dabei zu gar nichts anderem mehr kommen kann.

Gruß
F.

Hm, das ist es, auf was du oben rekurrierst?

Zweifel (an Deutungsansätzen) ist immer methodisch angesagt. Aber: Das kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen! Wie kommt man auf sowas?
Da wir hier per def. lediglich eine Textvorlage haben, und zwar einen ersten Aufriß einer in ein Konfliktszenarium involvierten Frau aus ihrer eigenen Sicht, eine Textvorlage, in der sie themenbezügliches Verhalten sowohl ihres Partners, als auch eigenes darstellt: Aus welchen ihrer Äußerungen entnimmst du das?

Wer ist das „Baby“?
Wen hat er zu versorgen? Bzw. um wessen Versorgung kümmert er sich? Aus welchen Äußerungen ist das erkennbar?
Welche Versorgungsaktivitäten seinerseits erkennst du? Aus welchen Äußerungen sind diese erkennbar?
Zu was anderem kommt er nicht mehr? Bzw. an welchen Handlungen wird er gehindert aus lauter Versorgungsaktivitäten?

Gruß
M.

Ja, das habe ich damit gemeint.

Wie ich darauf komme?
Ich subsummierte das UP für mich (natürlich der eingeschränkten Interaktion des wewewa geschuldet viel zu 'unbegründet/unbegründbar) unter eine bestimmte Art der kollusiven Beziehungskonstellation, in der -sehr verkürzt gesagt- der eine Partner von der emotionalen Versorgung des anderen Partners (als haltende/containende „Mutter“ oder als spiegelndes Selbst-Objekt) so dermaßen ausgelastet ist, dass ihm jede weitere große Last wie etwa der Übergang in ein prekäres Berufsleben zu viel wäre.

An einzelnen Aussagen lässt sich das nicht festmachen, aber das scheint mir eine Interpretationsmöglichkeit neben anderen Möglichkeiten zu sein.

Aber um wenigstens einen Aspekt aufzugreifen:
Auffallend im UP ist für mich die enorme Wucht, mit der der Partner (unter der Oberfläche betont empathischer, reflektierter und wohlwollender Aussagen) in die Nichtsnutz-Rolle (und die UP in die Komplementär-Rolle) gedrängt wurde, auf die insbesondere C_Punkt und Ramses90 in ihren Antworten entsprechend deutlich reagiert haben und so die im UP allein nicht so leicht erkennbare Spaltung sichtbarer gemacht haben - ähnlich wie man z.B. in Fallsupervisionsgruppen manchmal die Struktur einer ‚unreifen‘ Beziehungs-/Psychodynamik sehr schön an Spaltungs- und Polarisierungsprozessen in der Gruppe erfassen kann.

Das setzt natürlich alles, was wir hier sagen, unter großen Vorbehalt.

Gruß
F

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Das finde ich ziemlich unfair und unangemessen! Grundsätzlich ist es eigentlich die einzig gute Haltung eines Partners, die Therapie des Anderen als seinen privaten und geschützten Raum zu betrachten!

Ich finde dich gegenüber der Fragestellerin in einigen Punkten schon ziemlich bissig.

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Wie konntest du diese Passage missverstehen?

Es ging darum, wie ein Gedanke (zum eigenen Beteiligtsein) beiseite geschoben wurde (per unpersönlich wirkender Floskel, wie aus dem Lehrbuch zitiert), und nicht ob diese Haltung richtig ist oder nicht. Sie ist richtig.

Ja, stimmt.
Ich bin ein Stück weit mit ihrem Partner identifiziert, während an ein paar andere Antworten das hohe Maß an Identifikation mit ihr auffällt. Nimmt die starke Polarisierung/Spaltung im UP gut auf.

Gruß
F.

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Mit anderen Worten: Du stülpst dem UP-Text ein dir aus weiter nicht relevanten Gründen, vielleicht aus diesem:

ein Deutungsschema über, das aus dem Text der Problemeröffnung der UP mit keinem Wort auch nur andeutungsweise herauszulesen ist. Wie du ja auch selbst sagst:

Worüber reden wir also hier?

Dein Ausdruck „gedrängt“ mag mit deiner persönlichen Identifizierung verknüpft sein. Wir aber haben hier nur die Schilderung eines (doch sicher auch „objektiv“, weil seine soziale Existenz gefährdenden) Verhaltens eines Partners, das nach Vorgabe eben diese Schilderung nicht korrigiert werden möchte, und das deshalb für die UP die ansonsten mit diesem Partner intendierte weitere Lebensplanung in Frage stellt. Sie sagt: „Was wird aus unserer Beziehung?

Wir sind ja hier nicht in einer Übungstherapie oder in einer Diagnostikübung. Wir sind mit einem Problem der Lebensplanung der Probandin bzw. des Beziehungsszenariums „aus Sicht der Probandin“ betraut. Wir sind auch nicht mit der intrinsischen psychischen Disposition des Partners betraut, sondern nur damit, was die Probandin mit ihm erlebt. Und für dessen Kenntnisnahme ist zunächst allein ihre Darstellung ausschlaggebend.

Und an dieser Darstellung kann ich hier keinerlei affektgeladene Vorabbewertung (bzw. „Drängung“) im Text erkennen. Dennoch scheint durchaus die zweifellos verzweifelte Verfassung der UP durch, ihre Einschätzung der Frage betreffend, was aus ihrer Lebensplanung mit diesem Partner werden soll. Daß ihre (und zwar nur die von ihr geschilderte) Bemühung, das aktuelle Beziehungsszenarium aufrechtzuerhalten bzw. lebbar zu machen, nicht unbedingt empfehlenswert ist, das dürfte ja zu den Antwortmöglichkeiten gehören, wegen derer sie überhaupt hier coram publico angefragt hat.

Die Haltung „Du, Klient/in, hast keine Ahnung, was dein eigentliches Problem ist. Ich, Therapeut, weiß das aber, und ich werde es dir in Folge beibringen“ ist in manchen psychotherapeutischen Verfahren derweil nicht ganz unbekannt. Ist aber für die Bearbeitung von Beziehungs-, Handlungs- oder Entscheidungs-Konflikten nicht hilfreich.

Gruß
Metapher

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Über den Gesamttext, nicht über Einzelaussagen.
Also z.B. über das Spannungsverhältnis der starken „Pathologisierung“ des Partners und dem vielfach vorgebrachten Wohlwollen dem Partner gegenüber.
Dieses Spannungsverhältnis ist im Gesamttext unverkennbar (da muss man nicht viel „Überstülpen“), aber nicht gut in einzelnen Aussagen.

[quote][quote=„FBH, post:24, topic:9427391“]

Auffallend im UP ist für mich die enorme Wucht, mit der der Partner (unter der Oberfläche betont empathischer, reflektierter und wohlwollender Aussagen) in die Nichtsnutz-Rolle (und die UP in die Komplementär-Rolle) gedrängt wurde,

[/quote]

Dein Ausdruck „gedrängt“ mag mit deiner persönlichen Identifizierung verknüpft sein. Wir aber haben hier nur die Schilderung

[/quote]

Ich meinte auch nichts anderes als die Schilderung (im Text in eine Rolle/Position „gedrängt“).

Es ist basaler.
Es geht u.a. darum, wie wir Lesenden/Antwortenden auf dieses Stück Text, das unterstellterweise der Außendarstellung der UP entspricht (nicht notwendig ihrer „Sichtweise“), reagieren.
Man kann sie bestärken, indem man sich voll mit ihr identifiziert oder gar überidentifiziert (und den Partner mehr oder minder mit-pathologisiert oder gar, wie geschehen, beschmimpft: Schnorrer, bringt nichts zu Stande), man kann sie damit provozieren, indem man ihr ihr die (erhoffte?) Identifizierung verweigert usw.
Das hat mit „Diagnostikübungen“ und „Übungstherapie“ nichts zu tun.

Da solltest du einmal dich fragen, warum du das nicht erkennen kannst.
Ich meine, die angeführten C-Punkt und Ramses haben es ja durchaus erkannt, wenn auch nicht in Form der Beschreibung, sondern in Form der Bestärkung, wenn sie mit „schnorren“, „bringt nichts zu Stande außer das eigene Nichtstun“ (klar abwertend) und „mach Druck auf die Eltern“ (klar drängend) auf das UP reagiert haben.

(„affektgeladen“ habe ich m.W. nirgendwo geschrieben)

unbestritten

Gruß
F.

Ich steh gerade auf dem Schlauch und das ist ja auch kein Ratespiel.
Welches ist das dritte Paar?

Ansonsten absolutes Nicken, ich hätte es keinesfalls besser ausdrücken können.
Co- Abhängigkeit ist maximal veränderungsresistent und hätte der Fragestellerin sogar, sollte sie nicht in einer angemessenen Frist von so einer Beziehung loskommen ( falls sich innerhalb einer selbstgesetzten Frist gar nichts bewegt auf der anderen Seite) iherseits zur Therapie geraten.

Warum entweder/oder?
Diese nur scheinbare Ausschließlichkeit ist doch mitunter der gegenseitige Beziehungsdeal.
Eigentlich sogar der Klassiker im Gespann Abhängigkeit/Coabhängigkeit.

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Entweder/oder steht doch gar nicht da, aber, du hast recht, ich hätte präziser schreiben können „… oder ist er nicht auch …“

Gruß
F.

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„Du Klientin , hast keine Ahnung“ lese ich hier nicht, gebe aber zu, dass es verlockend ist, das hineinzulegen. Eigene Befangenheiten wurden ja sogar thematisiert und damit könnte davon ausgegangen werden, dass das nicht unbewusst agiert wird. (Ausserdem wurde sogar die eigene Rolle in der Polarisierung, die hier ja - nicht ohne Grund, wie ich meine- thematisiert wird benannt und damit dient hier sie der „Diagnose“.)

Nicht selten muss genau der Schritt hinter das Offensichtliche und am Text belegbare behutsam und in ganz engem Abgleich in Kommunikation mit dem Gegenüber gegangen werden, um den Kern des ansonsten möglicherweise unlösbaren Konfliktes (vor allem, wenn es sich tatsächlich sogar um eine Spaltung handelt) gegangen werden.
Das sind hier wohl auch Methoden, die aufeinander prallen.

Was man tatsächlich zur Kenntnis nehmen sollte ist die Gratwanderung, auf die sich ein Thread mit dieser anfänglichen und sich weiter entwickelt habenden Tiefe eigentlich die Möglichkeiten des Forums sprengt und FBH sich vielleicht, aber auch nur vielleicht hier zu weit vorgewagt hat.
So etwas könnte (!) die direkte Kommunikation brauchen und das setting einer Therapie, um Früchte zu tragen.
Nun bin ich aber trotzdem dankbar für diesen Thread, denn wir alle könnten , wenn wir wollen, aus diesem Diskurs viel lernen.
Sollten aber nicht vergessen, dass es hier um die Fragestellerin geht, die sicherlich klug und besonnen genug ist, alle Seiten dieses Threads in Ruhe zu verarbeiten und als verschiedene Seiten einer Medaille zu erkennen.
Ich habe hier bisher nichts, gar nichts gelesen, was ihr nicht hilfreich sein könnte, selbst wenn sich einiges anscheinend (!) erst mal widerspricht.
Nur auf dem Boden einer großen Offenheit für viele Schichten eines Problems kann sich doch überhaupt erst Entwicklung einstellen.
Und das es hier um Entwicklung für beide Partner (jeder,wie er/sie will) geht, das ist doch offensichtlich.

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Dass die Sprache hier präzisiert wird und die Inhalte konstruktiv sich in einem guten und fairen Diskurs heraus entfalten ist doch wirklich im Sinne der Fragestellerin und www mal wieder at it´s best.

Das Dritte neben dem Management des Zusammenlebens und der emotionalen Interaktion (Verliebtheit, Liebe, Limerenz usw.) ist das Nächstliegende: Die Kompatibilität des Sexualverhaltens.

Oh,hm, ja, aber natürlich!

Ich glaube, dass Liebe alleine nicht reicht. Dass dein Freund auf seinem Lebensweg so ansteht, tut mir leid für ihn. Aber der Wille sich wieder aufzurappeln und etwas zu ändern, muss von ihm selbst kommen.

An deiner Stelle würde ich mir Gedanken darüber machen, wie du dir deine Zukunft für die nächsten 5-10 Jahre vorstellst und ihn bitten das gleiche zu tun. Dann könnt ihr ja sehen, ob ihr auf gemeinsame Ziele hinarbeiten könnt, oder ob sich eure Lebenswege eher trennen werden.

Hi, ich kann dir nicht wirklich bei deinem Problem helfen, aber meine Erfahrung ist:

Menschen ändern sich nicht.

Vielleicht das nicht als Tipp, sondern als kleiner Denkanreiz…

LG time