Freunde wenden sich ab und verhalten sich sektenhaft

Hallo!
Meine beste Freundin (wir kennen uns schon 30 Jahre) und ihr Mann wenden sich immer mehr der Kirche zu und finden keine Zeit mehr für irgendeine gemeinsame Unternehmung.
Andere Bekannte haben das auch schon festgestellt.
Beide Söhne sind jetzt aus dem Haus, beruflich ist meine Freundin auch sehr gestresst.
Neulich waren wir zum Geburtstag eingeladen, da waren auch nur Kirchenmitglieder und auch der Pfarrer dabei. Begebenheiten wurden erwähnt, Anspielungen verstanden wir nicht. Mein Mann und ich fühlten uns ziemlich deplaziert.
Ich erfuhr ausserdem, daß sie sich nun noch mehr religiös engagieren werden, noch mehr Ämter übernommen haben.
Meine Frage: Sollte ich die Freundschaft aufgrund unterschiedlicher Interessen einschlafen lassen? Ein gemeinsames Gespräch hätte ja auch nicht viel Sinn, Konfrontation erzeugt eher Zorn. Ich möchte, daß wir im Guten auseinandergehen.
LG Karbolia

Hallo,

ersetze Kirche durch einen beliebigen Verein, und frage Dich, ob Du damit besser umgehen könntest/was Dir daran nicht passen würde, außer der Tatsache, dass aufgrund des neuen Engagements für Dich weniger Zeit bleibt?

Es ist vollkommen normal, dass sich Menschen in gewissen Lebensabschnitten immer wieder neu zusammen finden. Jugendfreundschaften werden nicht mehr so intensiv gepflegt, wenn da plötzlich die anderen jungen Eltern im Neubaugebiet sind, mit denen mal über Kindergarten und Schule der Kinder mehr Berührungspunkte hat, durch Job-/Wohnortwechsel ergeben sich neue Bezugspunkte, … Und da Zeit nun mal endlich ist, muss die irgendwie verteilt werden. Klar, dass wenn sich aus neuen Beziehungen Dinge ergeben, die man als besonders spannend, lohnend, … erachtet, aber nun mal auch Zeit kosten, der Zeitanteil für bestehende Freundschaften sinkt.

Das muss aber nichts mit „abwenden“ in einem aktiven Sinn zu tun haben, dass man mit früheren Freunden nichts mehr zu tun haben will, sondern dass man neuen Dingen mehr Zeit einräumt.

Und gerade wenn man in einem Verein/Kirchengemeinde sieht, dass da großer Bedarf besteht, bei dessen Übernahme man eine besondere Sinnhaftigkeit seines eigenen Tuns feststellt, dann sind das natürlich Dinge, für die man - gerade wenn man aufgrund des Auszugs der Kinder gerade eine neue Aufgabe sucht - dann gerne viel Zeit aufbringt/aufbringen will.

Es mag nicht geschickt gewesen sein, Dich als einzige außerhalb des neuen Betätigungsfelds Kirchengemeinde eingeladen zu haben, und Dir damit den Abend verdorben zu haben. Aber sieh es anders herum: Du bist eben trotz der ganze neuen Kontakte eben im Gegensatz zu allen anderen früheren Bekannten als einzige eingeladen worden! Das zeigt doch, dass deine Freundschaft offenbar einen besonderen Stellenwert genießt, und gerade nicht aufgegeben wird.

Insoweit locker sehen. Man muss gute Freunde nicht jede Woche sehen. Es gibt Kreise, in denen das anders gesehen wird, es gibt aber auch Kreise in denen es vollkommen normal ist, dass man sich nur alle paar Monate ggf. Jahre mal sieht.

Gruß vom Wiz

Hallo Karbolia,

ich lese gerade ein Buch " Traumfänger " über die
Aborigines ( die Ureinwohner in Australien )
Dort lerne ich gerade von den Tieren;
hier ein Ausschitt:
Auch von der Schlange, die durch den Wüstensand gleitet,
können wir etwas lernen, wenn wir betrachten, wie oft sie
ihre äußere Hautschicht abwirft. Wenn man von den Dingen,
die man mit sieben Jahren geglaubt hat, mit siebenunddreißig
immer noch überzeugt ist, hat man in seinem Leben wenig
dazugelernt. Es ist notwendig, sich von alten Überzeugungen,
Gewohnheiten, Meinungen und sogar Weggefährten zu trennen.
Für die Menschen ist es oft sehr schwierig loszulassen.
Das Abwerfen ihrer alten Haut bedeutet für die Schlange weder
Verlust noch Gewinn. Es ist einfach nur notwendig. Wo kein Platz ist,
kann auch nichts Neues gedeihen. Wer sich selbst von Lasten
befreit, sieht jünger aus und fühlt sich auch so.
Aber natürlich ist man deshalb nicht jünger…

Ich hoffe Karbolia, dass ich Dir helfen konnte

Ein schönes langes Wochenend

wünscht Dir

Henry

Hallo Karbolia,

in manchen Lebensabschnitten suchen Menschen auf existenzielle Fragen vermehrt Antworten. Einige suchen dann die Antworten in der Philosophie, andere in der „Gehirngewaschenen Weltanschauung“ einer Religion. Religionen bieten ja einfache Antworten. Zwangsläufig verändert sich dadurch ihr Verhalten gegenüber ihres „alten“ sozialen Umfeldes.
Der Einfluß von Religion - egal welche - hat Menschen ja noch nie gut getan. Die Menschheitsgeschichte beweist es.
Also akzeptiere deine „alten“ Freunde und ihr verändertes Verhalten, oder lasse den Kontakt einschlafen. Das ist selbstverständlich nur meine subjektive Meinung.

lg Schorsch

versteh ich nicht
Hi!
Ich verstehe nicht, was Du nun von uns wissen möchtest.

Wenn Du etwas mit den Freunden unternehmen möchtest, lade sie dazu ein. Haben sie Zeit - super. Haben sie keine - blöd, aber nicht zu ändern.

Wie häufig Du das versuchst und wie viel Energie Du darauf verwendest, das kannst nur du selber entscheiden. Wenn Du keine Lust mehr darauf hast, weil dir das Ganze zu einseitig wird, dann wirst Du das schon merken.

Klar kann (und ich finde sollte man auch) die Freunde darauf ansprechen, um der vielen Jahre willen, die ihr Euch schon kennt. Ohne Vorwürfe, eben nur den Wunsch äußern, dass man gern mehr Zeit mit ihnen verbringen würde. Und dass es einen traurig macht, dass das weniger geworden ist. Und mal nachfragen, ob die „Gegenseite“ das gemerkt hat, absichtlich herbeigeführt hat oder das unwillkürlich geschehen ist.

Dann könnte man gemeinsam überlegen, wie man das in Zukunft handhaben möchte. Oder klar machen, dass man selbst das nicht einseitig erzwingen möchte.

Kommt Zeit, kommt vielleicht auch Rat. Das Leben verläuft ja häufig in Phasen und vielleicht findet ihr dann später mal auf anderem Weg wieder zusammen.

Andere Bekannte haben das auch schon festgestellt.

Hört sich nach Schuldzuweisung an und nach „zu Gericht sitzen“ über die Freunde. Halte ich für wenig hilfreich.

Neulich waren wir zum Geburtstag eingeladen, da waren auch nur
Kirchenmitglieder und auch der Pfarrer dabei. Begebenheiten
wurden erwähnt, Anspielungen verstanden wir nicht. Mein Mann
und ich fühlten uns ziemlich deplaziert.

Nunja, ihr hätte ja auch die Chance ergreifen können, ebenfalls neue Leute oder die neuen Interessen Eurer Freunde näher kennenzulernen…

Meine Frage: Sollte ich die Freundschaft aufgrund
unterschiedlicher Interessen einschlafen lassen?

Wie stellst Du Dir ein aktives „einschalfen lassen“ denn vor?

gemeinsames Gespräch hätte ja auch nicht viel Sinn,
Konfrontation erzeugt eher Zorn.

Das eine muss ja nicht mit dem anderen einhergehen.
Grüße
kernig

Hallo Karbolia!

Was ist mit Kirche gemeint? Kath.? Evang.? Um welche handelt es sich? Erst wenn mir das klar ist, kann ich auf die Frage antworten.

LG
Bernd