Hallo,
@Gaul, Deine Frage beschäftigt mich, weil sie gleich (mindestens) drei Themenbereiche anschneidet, die man beachten sollte und einhalten muss.
Rechtliches
Die erste Frage ist, ob sie einen Aufenthaltstitel bekommen wird. Ohne diesen braucht man über den Rest nicht nachdenken. Wenn sie eine „Fachkraft“ ist, hier vorab jemanden findet, der ihr einen Arbeitsvertrag gibt, dann kann sie einfacher einwandern. Hier mal eine Zusammenfassung der IHK Hamburg als ersten Einstieg ins Thema: Link
Qualifikation
Zumindest in Berlin sind Bewerber für Office-Management oder Assistenzen bei den potentiellen Arbeitgebern heiß begehrt. Woran es bei der Freundin wahrscheinlich scheitern wird: im Allgemeinen wird sehr gutes Deutsch in Wort und Schrift als zwingende Voraussetzung genannt. Klingt für mich auch logisch. Wenn man ein Büro organisieren will, muss man seine Kollegen und Vorgesetzten verstehen. Und man sollte einen kleinen Einblick in einige rechtliche Belange bekommen haben.
Ohne deutsche Sprachkenntnisse sehe ich nur Jobs, in denen man nur angelernt wird. Was aber wiederum dem deutschen Wunsch nach „Fachkräften“ entgegensteht.
Soziologie
Vor einigen Jahren rühmte sich der damalige Kanzler Schröder, den am besten ausgebauten Niedriglohnsektor in Europa aufgebaut zu haben. Link zur Rede.
Gleichzeitig gibt es in den Medien immer wieder Berichte darüber, wie weit die „soziale Schere“ auseinandergeht. Auch wenn das durchschnittliche Einkommen in Deutschland rd. 2.000€ netto beträgt, heißt das noch lange nicht, dass jeder so viel bekommen. Da fließen die Einkommen von Millionären und Milliardären genau so mit ein, wie die „Einkommen“ der Hartz-4-Bezieher und -Aufstocker.
Zusammenfassung
Was will ich damit sagen? Mit einiger Wahrscheinlichkeit wird die Freundin nur einen sehr schlecht bezahlten Job mit geringem Ansehen finden. Ein großer Teil ihren Einkommens wird für den Lebensunterhalt (Miete, Nebenkosten, Energie, Verpflegung, Transport…) draufgehen. Mit einiger Wahrscheinlichkeit wird sie sozial am unteren Ende der Gesellschaft rangieren.
Wenn die Freundin das aber als langfristiges Projekt sieht, kann sie an passenden Qualifikationen arbeiten. Ganz oben steht dabei natürlich der Spracherwerb. Dicht gefolgt von einer nachweisbaren beruflichen Qualifikation.
Viele Grüße
Pierre