Hi,
mich würden einige Dinge näher interessieren:
- Zum einen ob du der erste Freund/Sexualpartner deiner Freundin bist
- Was für ein Körpergefühl sie generell hat – wie sie mit ihrem Körper umgeht
- Wie sie sonst mit ihrer Lust umgeht: befriedigt sie sich selbst; kann sie deine Berührungen genießen, sich fallenlassen; geht sie mit, wenn du anfängst, oder lässt sie dich auch dann nur „gewähren“
- Redet ihr über Sex? Ist Sex (auch lustvolles) Thema? Eben nicht nur ein: „Mensch, ich würde gern dass du endlich mal…“, „Warum machste das denn nicht für mich?“
Ich glaube schon, dass es Menschen gibt, die generell (lieber) den passiven Part übernehmen - aus welchen Gründen immer. Sei es weil sie von sich aus nicht wirklich Lust/Leidenschaft verspüren und Sexualität dadurch ne eher untergeordnete Rolle spielt; sei es weil es ihnen irgendwie unangenehm ist, auf diesem Feld „aktiv“ zu werden (da kann eine sehr konservative Erziehung mit hineinspielen (gerade, wenn Sexualität oder generell Körperbewusstsein nie eine Rolle gespielt haben oder gar Thema waren), es kann auch sein, dass sie sich generell mit ihrem eigenen (nackten) Körper unwohl fühlen etc.)…
ABER ich denke auch, dass manch einer dieses „leidenschaftlich sein“, dieses „Lust verspüren“ erst auch irgendwie lernen muss. Vielleicht ein nicht ganz passendes Beispiel:
Meine erste Beziehung (Jahrzehnte her…): Ich war NUR passiv: wenn mein Freund Sex haben wollte: o.k. - aber ich hätte nie den ersten Schritt gemacht, geschweige denn was ausprobiert. Mir hat Sex mit ihm gefallen, aber ich konnte auch gut ohne leben. Selbstbefriedigung war sowieso ein „böses“ Wort, und wurde ohnehin nur von verruchten und verkommenen Menschen praktiziert.
Erst in meiner 2. Beziehung hatte ich „endlich“ Platz, meine eigene Sexualität wirklich zu entdecken. Ich war sauber spät dran (mit 17 oder so), aber zum ersten mal verspürte ich wirklich Lust, zum ersten mal war ich einfach nur geil darauf, mit meinem Freund zu schlafen. Zum ersten mal habe ich ausprobiert, wie ich a) auf ihn wirke und b) wie das, was ich/wir tun, sich auf mich auswirkt. Ich habe gelernt, auf meinen Körper zu horchen, auf seine Signale – ich habe gelernt zu spüren, was mein Körper/was ich jetzt will; was bestimmte Berührungen oder auch Worte mit ihm machen. Ich musste das wirklich LERNEN. Und möglich wurde es nur dadurch, dass ich Platz bekommen habe – dass mein Freund mich zwar ermuntert hat, mal was auszuprobieren (und auch selbst sehr kreativ war), dass er mich damit aber weder überfordert noch unter Druck gesetzt hat (in Hinsicht: mach doch - endlich - mal).
So wie du euer Sexleben schilderst, kann ich mir auch gut vorstellen, dass es ihr JETZT schon fast unangenehm ist, mal den ersten Schritt zu machen. Weil es nicht mehr spielerisch sein KANN. Von deiner Seite ist eine große Erwartungshaltung da – und nicht nur das, mittlerweile kann es leicht sein, dass sie es auch als Drängen empfindet. Du möchtest von ihr etwas verlangen, das man eigentlich nicht verlangen kann. Sex ist ganz ganz viel (freiwilliges) geben, gleichzeitig natürlich auch ein nehmen. Sex ist was absolut spielerisches, was leichtes, was kreatives, was witziges, was offenes, was spannendes – es sollte nicht drückend sein, oder gar belastend, genauso wenig wie fordernd und einengend.
Ich an deiner Stelle würde versuchen, ihr mehr Platz zu geben – um sich selbst mal zu spüren, um das „Handlungsfeld“ wieder offener zu gestalten. Ich würde einfach versuchen, wieder mehr Lockerheit und Verspieltheit hineinzubringen.
Dass und ob du genug Durchhaltevermögen hast, um sie öfter mal so richtig „heiß“ zu machen, um sie dann „aushungern“ zu lassen, bezweifle ich ehrlich gesagt.
Wenn euch aber kein „Richtungswechsel“ gelingt, wird es wohl nichts werden mit nem Weiterbestand dieser „eigentlich so super Beziehung“.
Liebe Grüße
gremlin