Hi,
Nietzsche predigte den Nihilismus, da die moderne Wissenschaftserkenntnisse darlegen, daß Gott nicht existiert, es somit keine Religion, keine abolute Moral, keine absolute Wahrheit an sich gibt. An Stelle der Religion (und der Moral) fordert er den Übermenschen, den Willen zur Macht, der seine eigenen Moralgesetze, Wahrheiten setzt, die Vorläufer des Übermenschen aber zuerst scheitern werden.
In „Zarathustra“ beschreibt er dessen Suche nach Wahrheit. Z. geht durch 3 Stufen: a) Abhängigkeit von Autoritäten und Meistern
b) Losreißen von den falschen Autoritäten, Erringen der eigenen Freiheit
c) Formulierung und Ausrichtung zu seinen eigenen Zielen und erkannten Werten: „Herrenmoral“: kein Knecht sein, hart und tapfer und kompromißloß handeln, schöpferisch sein. Dazu gehört aber auch: vernichten.
Werdegang Z. verläuft ähnlich wie bei Jesus - quasi ist „also sprach Z.“ eine Antibibel. Es strotzt nur so von Quervergleichen.
Zarathustra war der 1. monotheistische Religionsstifter (Gut und Böse: Ormuzd und Ahriman (Gott ist als „Zwilling“ also sowohl gut als auch böse)), demnach läutert sich Z. bei Nietzsche symbolisch, erkennt seine Irrtümer (-> Jenseits von Gut und Böse).
Alter religiöser Kalauer dazu:
Graffiti an der Wand: „Gott ist Tot“ Nietzsche.
Tags drauf stand darunter:
„Nietzsche ist tot“ Gott.
lg O
http://www.textlog.de/21289.html
Zitat (3. Buch, 125 „fröhliche Wissenschaft“):
Der tolle Mensch sprang mitten unter sie und durchbohrte sie mit seinen Blicken.
„Wohin ist Gott?“ rief er, „ich will es euch sagen!
Wir haben ihn getötet - ihr und ich!
Wir sind seine Mörder! Aber wie haben wir das gemacht?
Wie vermochten wir das Meer auszutrinken?
Wer gab uns den Schwamm, um den ganzen Horizont wegzuwischen?
Was taten wir, als wir diese Erde von ihrer Sonne losketteten? Wohin bewegt sie sich nun? Wohin bewegen wir uns? Fort von allen Sonnen? Stürzen wir nicht fortwährend? Und rückwärts, seitwärts, vorwärts, nach allen Seiten? Gibt es noch ein Oben und ein Unten? Irren wir nicht wie durch ein unendliches Nichts? Haucht uns nicht der leere Raum an? Ist es nicht kälter geworden? Kommt nicht immerfort die Nacht und mehr Nacht? Müssen nicht Laternen am Vormittage angezündet werden? Hören wir noch Nichts von dem Lärm der Todengräber, welche Gott begraben? Riechen wir noch Nichts von der göttlichen Verwesung? — auch Götter verwesen! Gott ist todt! Gott bleibt todt! Und wir haben ihn getötet! Wie trösten wir uns, die Mörder aller Mörder? Das Heiligste und Mächtigste, was die Welt bisher besaß, es ist unter unseren Messern verblutet, — wer wischt dies Blut von uns ab? Mit welchem Wasser könnten wir uns reinigen? Welche Sühnfeiern, welche heiligen Spiele werden wir erfinden müssen? Ist nicht die Größe dieser Tat zu groß für uns? Müssen wir nicht selber zu Göttern werden, um nur ihrer würdig zu erscheinen? Es gab nie eine größere Tat, — und wer nur immer nach uns geboren wird, gehört um dieser Tat willen in eine höhere Geschichte, als alle Geschichte bisher war!“ — Hier schwieg der tolle Mensch und sah wieder seine Zuhörer an: auch sie schwiegen und blickten befremdet auf ihn. Endlich warf er seine Laterne auf den Boden, dass sie in Stücke sprang und erlosch. „Ich komme zu früh, sagte er dann, ich bin noch nicht an der Zeit. Dies ungeheure Ereignis ist noch unterwegs und wandert, — es ist noch nicht bis zu den Ohren der Menschen gedrungen. Blitz und Donner brauchen Zeit, das Licht der Gestirne braucht Zeit, Taten brauchen Zeit, auch nachdem sie getan sind, um gesehen und gehört zu werden. Diese Tat ist ihnen immer noch ferner, als die fernsten Gestirne, — und doch haben sie dieselbe getan!“