Frische Kuhmilch in Leipzig

Hallo alle!
Ich suche Ort in Leipzig, wo man frischen NICHT pasteuresierten Milch gerade frisch von der Kuh kaufen kann. Ich habe gehört, dass in Chemnitz gibt es eine Oma die eine Kuh hat und Samstags dieser Milch an kenner verkauft. Suche solche Oma in Leipzig. Danke

Servus,

Karsten Döbelt in Wurzen-Nemt verkauft Vorzugsmilch.

Unpasteurisiert darf ausschließlich Vorzugsmilch abgegeben werden. Alles andere, mitsamt Omas Staphylokokken & Co., den versifften Dichtungen in ihrer Melkmaschine und dem Filter, für den schon seit ein paar Wochen die Papiereinlagen ausgegangen sind, ist russisch Roulette.

Schöne Grüße

MM

Hallo Martin
Ich finde, Du übertreibst ein bißchen.
In der Zeit, als Milch ( ubnbehandelte, frische Kuh- oder Ziegenmilch) noch lose in der -teils offenen- Kanne geholt wurde, und lang durchs Dorf getragen wurde, hat sich auch keiner die Pest geholt.
Da wurde noch von Hand gemolken und manchmal fiel auch ein besch… Strohhalm in die Milch, weil Spaltenböden und Melkmaschinen unbekannt waren.
Nur die Kinder waren vielleicht abgehärteter.
Gruß
Rochus

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Servus,

von welcher Zeit „früher“ sprichst Du?

Milch ist um 1900 als bedeutende Quelle für TBC-Infektionen erkannt worden. Seit 01.07.1930 muss Trinkmilch in D pasteurisiert werden. Dieses geschah in den damals (bis ca. 1965) in jedem Dorf vorhandenen Molkereien. Zu diesem Zeitpunkt waren noch etwa 20 von 10.000 Todesfällen in D durch TBC verursacht.

Wenn mein Vater 1946 nicht an einem Streptomycin-Versuch teilnehmen hätte können, wäre er an TBC gestorben. Ich selber bin daran vorbeigekommen, aber der (viel spätere) Kontakt mit ihm reichte dafür aus, dass ich bei jeder Reihenuntersuchung rausgewunken wurde.

Ab 1953 wurden in Westdeutschland TBC-befallene Milchkuhbestände rigoros gekeult, und Landwirten, die die Entseuchung ihres Stalles verweigerten, wurde der Stall schlicht zugemacht. Durch Bereinigung der Bestände, Entseuchung der Ställe und Verbot der Hühnerhaltung in Milchviehställen wurde erst die Möglichkeit geschaffen, dass unter der Hand (und schon seit 1930 verboten) nicht pasteurisierte Trinkmilch mit einem immerhin reduzierten Risiko in Verkehr gebracht werden konnte. Dass die vom Bauern geholte Milch dann mehr oder weniger häufig nicht mehr zu Hause abgekocht wurde, ist erst in dieser Zeit eingerissen - man konnte sich diesen Luxus jetzt leisten, weil nicht mehr gar so viele Leute in den Mottenburgen starben: auch dank besserer Ernährung, aber nicht zuletzt wegen der ohne Wenn und Aber durchgesetzten Maßnahmen zur Bekämpfung der Infektionen aus Milch.

Ab Ende der 1950er Jahre gab es in D fast keine landwirtschaftlichen Betriebe ohne Melkmaschine mehr. Von Hand wurde nur noch in sehr kleinen Betrieben gemolken, und in einzelnen Fällen in Herdbuchzuchtbetrieben, wenn die Milchleistung einer HB-Mutterkuh geprüft wurde.

Erst seit Ende der 1970er Jahre wird in D in nennenswertem Umfang Vorzugsmilch produziert. Die für Vorzugsmilch geforderten Keimzahlen sind übrigens nur mit einem enormen technischen Aufwand einzuhalten - ich habe vollständig geflieste Milchkuhställe gesehen, und was da an Detergenzien und Desinfektionsmitteln in die Güllegrube fließt, mag ich mir lieber nicht ausmalen.

Frische Ziegenmilch ist heute noch in Andalusien eine wichtige Infektionsquelle für Brucellose - es gibt auf dem Land nicht viele Leute, die das Fiebre de Malta nicht durchgemacht haben - obwohl es heute nur noch selten tödlich verläuft, gibt es schönere Erlebnisse (ich habe meinen Bruder aus der Contraviesa heimgeholt, als er sich eine Brucellose eingefangen hatte - wirklich nicht schön, ganz im Ernst).

Nur die Kinder waren vielleicht abgehärteter.

Ja, und vor allem bei guten Katholiken kommts auf eines mehr oder weniger auch nicht so an. Wenn man jedes Jahr eines kriegt, können ruhig ein paar an der Schwindsucht umgehen.

– Ich selber war in der Lehre ein wenig überrascht, wie massiv in der Berufsschule strikte Sauberkeit beim Melken propagiert wurde: An meinem Lehrbetrieb, in dem noch bis Mitte der 1950er Jahre eine Käserei betrieben worden war, war es völlig selbstverständlich, dass bei allem, was mit Milch zu tun hat, peinliche Sauberkeit zu herrschen hat. Dazu gehört übrigens auch, dass vor dem Melken ausgemistet wird und nach dem Melken eingestreut, so dass eben nichts in die Milch fällt. Ich habe von Hand und mit verschiedenen Maschinen (Eimermelkanlage, Absaugmelkanlage, Melkstand) gemolken - aus der Technik ergibt sich keine größere Sauberkeit beim einen oder anderen Verfahren; wenn jemand beim Handmelken schlampt, schlampt er auch mit dem Doppelachter. Und wenn einer mit einer Absauganlage sauber arbeitet, kriegt er auch von Hand saubere Milch in den Eimer.

Wie katastrophale Zustände noch in den 1980ern insbesondere in manchen Mondscheinbauernbetrieben in der Milchviehhaltung herrschten, habe ich erst viel später mitgekriegt. Extrem war, als ich einer Nachbarin, die nicht so gut lesen konnte, die Abrechnung von der Molkerei auseinanderklamüsert habe - dass die Keimzahlen, die sie vorzuweisen hatte, nicht aus dem Brutschrank eines Labors stammten, sondern aus ihrer Milchküche, hätte ich so nicht geglaubt. Dass sie wegen der hohen Abzüge auf diese Weise fast nichts mehr für ihre Milch kriegte, machte ihr wenig aus, und als die Molkerei ankündigte, bei weiterhin so schlechten Werten ihre Milch nicht mehr anzunehmen, meinte sie, das sei wieder irgendeine Schlechtigkeit, die irgendjemand in Brüssel erfunden hätte.

Nun, und bei der romantisierenden Geschichte von der Chemnitzer Oma hab ich halt an diese Nachbarin gedacht.

Schöne Grüße

MM

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hi

dich könnte ich brauchen, wenn mal wieder jemand von der „guten alten Zeit“ schwärmt…in der die Leute an Dingen gestorben sind, die heute keiner mehr kennt.

Listeriose ist ein weiteres Übel, das sich in Lebensmittel unter anderem in unsachgemäss verarbeiteten Milchprodukten ansammelt. In den 80ern gabs in der Schweiz mal über 30 Todesfälle wegen einer verseuchten Rohmilch-Käsesorte (Vacherin Mont-d’or) und vor 4 Jahren doch nochmal 4 Todesfälle (inkl 2 Fehlgeburten) wegen einem Tomme.

Ich setze mich - schon von Berufswegen - durchaus für naturbelassene Lebensmittel ein, aber nirgends ist Hygiene so wichtig wie dort, wo an Konservierung gespart wird. Sonst sind die alten Lebensmittelseuchen und -vergiftungen nämlich plötzlich aus dem Vergessen wieder aufgetaucht.

Milch direkt ab Kuh würde ich meinen Kindern und auch meinen Eltern(ältere Leute sind da auch empfindlich)nicht ungekocht vorsetzen.

Gruss, Sama

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Hi,

Sternchen. geht leider nur eins.
Ein unbedeutendes Detail: Vorzugsmilch und Rohmilchprodukte, so habe ich es in der Ausbildung im Lebensmitteleinzelhandel gelernt, dürfen an Kinder und Schwangere nicht verkauft (= dürfen sie nicht essen) werden. Stell dir mal vor, dIe Regierung würde ein Medikament propagieren, das für Kinder und Schwangere nicht genug getestet wurde… Oops. Hatten wir das nicht gerade, und gab es da nicht einen Aufschrei?

die Franzi

Hallo Rochus,

da bist du wohl meiner Meinung nach etwas heftig angegriffen worden, denn auch ich habe als Kind Kuhmilch direkt vom Bauern (Allgäu) geholt und getrunken und lebe noch. Diese Milch wurde direkt aus der Milchkanne (für die Molkerei) herausgeschöpft, war also überhaupt nicht behandelt oder gefiltert. Das war auch damals nichts besonderes, wir waren nicht die einizigen, die Milch direkt beim Bauern holten (1960). Wahrscheinlich hat meine Mutter sie abgekocht, aber ich habe sie auch „roh“ getrunken, was allerdings nicht jedermanns Sache ist, denn sie schmeckt anders.
Heute ist die Milch so „entfremdet“, daß sie mit dem Original nicht mehr viel zu tun hat. Die neueste Variante „länger frisch“ ist auch wieder eine Verschlechterung, bald wird es nur noch H-Milch geben!

Gruß Heinz

Servus,

bloß um der Tatsachen willen:

Selbstverständlich war diese Milch gefiltert.

Vom Melkeimer wurde sie in den Hoftank oder die Kanne zum Abliefern umgeschüttet. In dem Trichter zum Umschütten war ein Filtereinsatz aus zwei ineinander gesteckten Blechen mit feiner Lochung, zwischen die zu Beginn jeder Melkzeit ein frisches Blatt Filterpapier eingelegt wurde.

Dadurch werden allerdings keine Keime herausgefiltert, sondern kleine Mengen von koagulierter Milch und Eutergewebe, die bei beginnender und nicht beim Melken erkannter Mastitis in der ermolkenen Milch sein können; außerdem grobe Fremdkörper (Einstreu etc.), die allerdings bei sauberem Arbeiten sowieso nicht im Melkeimer sind.

Übrigens: Der andere Geschmack kommt vom viel höheren Fettgehalt und von der nicht erfolgten Rahmhomogenisierung. Klassisch pasteurisierte Milch hat keinen wahrnehmbaren Kochgeschmack.

Schöne Grüße

MM

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Hallo,

Selbstverständlich war diese Milch gefiltert.

Vom Melkeimer wurde sie in den Hoftank oder die Kanne zum
Abliefern umgeschüttet. In dem Trichter zum Umschütten war ein
Filtereinsatz aus zwei ineinander gesteckten Blechen mit
feiner Lochung, zwischen die zu Beginn jeder Melkzeit ein
frisches Blatt Filterpapier eingelegt wurde.

Habe ich nicht gesehen, aber vielleicht habe ich auch nicht genau aufgepasst.

Übrigens: Der andere Geschmack kommt vom viel höheren
Fettgehalt

Da bin ich anderer Meinung. Mir hat ein Bauer gesagt, daß die Rohmilch schon anders schmeckt, wenn sie nur über die Bleche der Molkerei gelaufen ist. Der Fettgehalt schwankt zwar bei der Rohmilch, aber 4% Fettgehalt ist auch nicht soo viel mehr.

Klassisch pasteurisierte Milch hat keinen wahrnehmbaren
Kochgeschmack.

Da gebe ich dir Recht, aber sie schmeckt doch anders.

Gruß Heinz

Jahrelanger Genuss ohne Probleme
Hi,

von welcher Zeit „früher“ sprichst Du?

Ich z.B. habe bis ins Teenageralter wenn wir in unserem Landhaus waren immer Milch in der offenen Kanne frisch vom Bauern geholt. Weder meine drei Geschwister noch meine Eltern sind an den Folgen des Trinkgenusses erkrankt. Und diese Milch haben wir teilweise selber gemolken (mit Melkmaschinen, nicht immer ganz sauber).

Deine Einlassung wundert mich fast ein wenig, da meine Mutter sich als Tierärztin eigentlich der Gefahr hätte bewußt sein müssen.

So long
C.

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Hi,

das ist dann eine Mischung aus Glück und einem mit viel Chemie arbeitenden Bauern. Wie Bio das dann noch ist … wer’s braucht…

die Franzi

Hi,

das ist dann eine Mischung aus Glück und einem mit viel Chemie
arbeitenden Bauern. Wie Bio das dann noch ist … wer’s
braucht…

Das verstehe ich nicht. Ich konnte den gesamten Prozess vom Euter bis zum Eimer verfolgen. Da kam keine Chemie in die Milch. Woher nimmst Du diese Gewissheit?

Gruß
C.

Hi,

ich habe nie gesagt, dass die Chemie in die Milch kommt, jedenfalls nicht absichtlich und in signifikanten Mengen. Aber Chemie muss im Kuhstall verwendet werden, damit der sauber ist und rund um die Milch (die ja nicht behandelt wird) so wenig Erreger wie möglich unterwegs sind. Hab ich immer gehofft bezüglich Rohmilch und gerade von Martin May hier an anderer Stelle bestätigt bekommen. Und was dann da im Abwasser landet… wie ökologisch ist das dann noch?
Ich möchte mir jetzt wirklich nicht überlegen, ob du vielleicht kuhfrische Milch aus einem nicht desinfizierten Kuhstall getrunken hast, ich hab grade einen leckeren Döner gegessen…

die Franzi

Hallo,

dem kann ich mich nur anschließen. Meine Geschwister und ich (Kinder einer Kinderärztin und eines Tierarztes) sind in den 60er Jahren auf dem Land groß geworden und haben Milch immer aus dem Kuhstall nebenan geholt und literweise roh getrunken. Wir haben uns oft sogar unter die Kühe gelegt und „Zielspritzen“ vom Euter direkt in den Mund geübt. Hierbei hat der Bauer lediglich darauf bestanden, vorher jede Zitze anzumelken, um festzustellen, ob die Kuh eventuell eine Euterentzündung haben könnte.

Ich erinnere mich noch, dass am Stall ein Blechschild mit der Aufschrift „tuberkulose- und brucellosefreier Bestand“ prangte, ebenso, dass mein Vater sämtliche Viehbestände im Ort regelmäßig untersuchte.

Meine Eltern waren der Überzeugung, dass eine gewisse Portion Dreck der kindlichen Entwicklung dienlich sei. Wir haben einen Großteil unserer Kindheit in Ställen und in Wald und Flur verbracht, die klassischen Kinderkrankheiten durchgemacht und uns allesamt zu allergiefreien Erwachsenen mit einem hervorragenden Immunsystem entwickelt.

Meine eigenen Kinder sind ähnlich aufgewachsen, sie waren lediglich gegen ein paar Dinge mehr geimpft, die sich in der Zeit zwischen meiner eigenen Kindheit und ihrer Geburt als bedenklich erwiesen hatten. Milch frisch von der Kuh haben sie ebenfalls getrunken.

Und nein: Ich glaube nicht, dass wir alle nur „Glück“ hatten. Ich sehe die Fälle, wo etwas passiert, eher als die Ausnahme an - trotz Biolgiestudiums, wo einem durchaus vermittelt wird, dass die Umwelt an sich ziemlich schwer zu überleben ist.

Schöne Grüße,
Jule

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Selber kurz erhitzen reicht auch!