Frosch zum Prinz küssen: woher kommts?

Hallo,

woher kommt die Redewendung, dass man einen Frosch küssen muss, damit er zum Prinz wird? Aus dem Märchen „Der Froschkönig“ wohl kaum, denn da wird der Frosch ja zum Prinz, indem er an die Wand geworfen wird. Oder gibt es noch eine andere Version des Märchens?

Danke!

Wendy

Meta-Märchen
Hi,

woher kommt die Redewendung, dass man einen Frosch küssen
muss, damit er zum Prinz wird? Aus dem Märchen „Der
Froschkönig“ wohl kaum, denn da wird der Frosch ja zum Prinz,
indem er an die Wand geworfen wird. Oder gibt es noch eine
andere Version des Märchens?

Ich bin da nicht so richtig sattelfest, aber es ist wohl so, daß gerade die „handelsüblichen“, klassischen Märchen so richtig uralt sind und es daher von jedem zahlreiche Versionen gibt - die Brüder Grimm z.B. sind dafür bekannt, daß sie ihre Märchen massiv „umgedichtet“ haben, um sie Zeitgeist, persönlichem Geschmack und/oder Zielgruppe anzupassen.

Was nun den Frosch respektive Prinzen angeht, findet sich das Thema schon öfter wieder, z.B. in „Oda und die Schlange“ http://www.maerchenlexikon.de/etexte/440/te440-003.htm (hier wird auch geworfen) oder in „The Queen Who Sought a Drink from a Certain Well“ http://www.maerchenlexikon.de/etexte/440/te440-002.htm (hier wird sogar geköpft!) oder in „The Maiden and the Frog“ http://www.maerchenlexikon.de/etexte/440/te440-001.htm (hier wird auch geköpft).

Unter der Hauptseite der angegebenen Links kannst Du bei Interesse noch nen Haufen mehr mehr oder weniger sortierter, aber stets interessanter Meta-Informationen zu Märchen finden. Ansonsten hab ich leider trotz exzessiven Googlens keine guten Seiten zum Thema „Märchenwissenschaft“ gefunden.

Gruß,

Malte.

Versionen bei den Grimm Brothers
Hallo Wendy,

tatsächlich gibt es von den Brüdern Grimm alleine vier gedruckte Varianten des Märchens.
* Nr. 1 „DER FROSCHKÖNIG ODER DER EISERNE HEINRICH“ in ihrer ersten Märchensammlung 1812, das ist der erste Band ihrer Kinder- ud Hausmärchen.
* Nr. 13 „DER FROSCHPRINZ“ im zweiten Band der Kinder- und Hausmärchen von 1815.
Die einzelnen Bände wurden ab 1819 in späteren Ausgaben zusammengefasst, die Märchen überarbeitet: Der „FROSCHPRINZ“ fiel ganz weg, der berühmte FROSCHKÖNIG wurde überarbeitet.

Beispiel: Anfangssatz des FROSCHKÖNIGS von 1812: „Er war einmal eine Königstochter, die ging hinaus in den Wald und setzte sich an einen kühlen Brunnen.“
Daraus wird in späteren Auflagen „In den alten Zeiten, wo das Wünschen noch geholfen hat, lebte ein König, dessen Töchter waren alle schön, aber die Jüngste war so schön, daß die Sonne selber, die noch so vieles gesehen hat, sich verwunderte, so oft sie ihr ins Gesicht schien. Nahe bei dem Schloß lag ein großer dunkler Wald, und in dem Walde unter einer alten Linde war ein Brunnen: wenn nun der Tag sehr heiß war, so ging das Königskind hinaus in den Wald und setzte sich an den Rand des kühlen Brunnens.“
Es war vor allem Wilhelm Grimm, der hier sein erzählerisches Talent austobte.

Wilhelm Grimm hat auch einen relativ unbekannten dritten Band der Kinder- und Hausmärchen geschrieben (ISBN 3-15-003193-1 Buch anschauen), darin stehen für jedes einzelne Märchen Quellennachweise und Varianten etc. Also ein wissenschaftlicher Apparat zu den einzelnen Märchen. Darin steht in den Anmerkungen zum Froschkönig eine vierte Variante aus Hessen, eine weitere Variante aus Paderborn wird aufgeführt, eine Variante aus Schottland etc.

Doch deine Frage bleibt unbeantwortet. Der Frosch wird nie zum Prinzen geküsst - zumindest in der Erzählung nicht. Wohl aber gelangt er doch meist ins Schlafzimmer der Prinzessin bzw. in ihr Bett. Hier setzen nun die Interpretationen ein: Wird er in der Erzählung an die Wand geworfen, weil das eine ordentliche Prinzessin zu tun hat? Und tatsächlich fand etwas ganz anderes statt? Nun, wir wissen es nicht, wir waren nicht dabei.

Frage also
a) Gibt es noch weitere Varianten des Märchens, die vom Küssen erzählen?
(Die hätten sich jedoch nie gegen die Grimmsche Variante durchsetzen können).
b) Spielt der „Volksmund“ mit dem Grimmschen Froschkönig?
Das erscheint mir wahrscheinlicher.

Bernhard

Hallo !

Es gibt verschiedene Märchen :

„Der Froschkönig oder der eiserne Heinrich“ und der „Froschprinz“.

Im ersten wird er an die Wand geknallt. Im zweiten schläft er bei der Dame. Von Küssen ist nicht die Rede! Wohl nur in den abgeschwächten, sittenfeinem Märchen wird geküßt. Grimms waren da etwas brutaler.

mfgConrad

Hallo, Wendy,

ich räume den puritanischen Engländern und deren noch verklemmteren Amerikanern eine geute Chance ein, diese verharmlosende - wenn es den eine ist - Veränderung vorgenommen zu haben.

Allerdings kenne auch ich keinen Text, in dem von Küssen als Rückverwandlungsmethode die Rede ist.

Vom Fröscheküssen habe ich erstmals gehört in dem Lied „Frogkissing“. Das geht etwa so:

„If you never been frog kissing,
you don’t know, what you’ve been missing …“

Guck mal da:
http://thebards.net/music/lyrics/Frog_Kissing.shtml

Frog Kissin’
Listen: LoFi | Download | Chords
From: A Celtic Renaissance Wedding
words and music by Buddy Kalb; arrangement Marc Gunn

Do you remember in the fairy tale, how the wicked witches spell
Turned the handsome prince to a toad?
By the power of a potion, she handed him the notion
He was lower than the dirt in the road.
And though she left him green and warted, her evil plans were thwarted
Their chanced to happen by a young miss
Who inspite of his complexion, offered him affection
And broke the wicked curse with her kiss

So if you’ve never been frog kissing
Then you don’t know what you’ve been missin’,
There’s a wealth of opportunity under each and every log.
And if you’ve never been charm-breakin’,
Then you’ve never been handsome prince makin’.
You’ve got to slow down, turn around, bend down,
Kiss you a frog!

Once upon a time ago, I was down and feelin’ low
Like a lonely frog in a pond
My life was just a joke, and I was just about to croak
Cuz I’d be zapped by life’s wicked wand.
But in the depths of my depression, there came a true expression
Of love from a person so sweet.
She gave me warm fuzzy feelings, feelings that were healin’
And she knocked me off my little webbed feet.

There’s a happy-ever-after-land, deep in the heart of man
Where a prince and princess abides.
But all we get are glimpses, of the happy prince or princess
'Cauce they’re covered with a green warty hide.
Though they’re full of life’s potential, they’re lacking one essential
To enable them to shine like a star.
That’s a handsome guy or missus, to smother them with kisses
And love them just the way that they are.

That’s the secret of frog kissing
You can do it too if you’ll just listen
There’s a wealth of opportunity under each and every log.
That’s the secret of charm-breakin’,
That’s the secret of handsome prince makin’.
You’ve got to slow down, turn around, bend down,
Kiss you a…
You’ve got to slow down, turn around, bend down,
Kiss you a…
You’ve got to slow down, turn around, bend down,
Kiss you a frog!

Eigenartigerweise hat man mir aber glaubhaft versichert, dass - früher jedenfalls - den amerikanischen Beautys gelehrt wurde, dass Küssen zur Schwangerschaft führe.
Meine Gewährsperson führte manche pupertären College-Sex-Praktiken auf diese Annahme zurück. So hätte man von … aber diese Details gehören nicht hierher.

Gruß Fritz

Hallo, Wendy,
bei solchen immer wieder verwendeten Bildern spricht man von Archetypen (archaios = gr. alt)
Ich fand auf „Frosch“ und „Kröte“ bezogen diesen Text:
_Kröten und Frosch

ist Männlein und Weiblein - der Frosch ist im Märchen der Mann von der Kröte. Das sind angeborene Archetypen in jeder Kultur.

Die Kröte ist schleimig, runzlig, weiblich, sie ist ein Uterussymbol, eine Darstellung des weiblichen Genitals. Davor haben alle Angst, daher stellt man das hässlich dar. Die Anima hat so viel Power, sie verschlingt! Hexen sind schon cool, sie zaubern einem viel Gutes - aber ist schon besser, wenn sie in ihrem Wald bleiben, hühühü.

Es kann nicht nur eine Kröte, sondern auch eine Schildkröte sein. Die Haut der Schildkröte ist schon komisch und „igitt“, aber die richtige Kröte ist noch hässlicher. Sie hat nicht einmal nötig zu fliehen! Ein Tier, das so klein ist und nicht nötig hat zu fliehen? Mit dem kann etwas nicht stimmen! Davor hat der Mensch Respekt.

Der Frosch ist eine männliche Symbolik. Er springt, er ist klein und grün, frech, eher niedlich, wir essen ihn auch gern, er sitzt am Brunnenrand. Die Frosch-Energie wird viel eher akzeptiert als die Energie der Kröte.

Der Zauberspruch „Hutzelbein, Hutzelbeins Hündchen…“ - „hutzel“ bedeutet verschrumpelt, vertrocknet, etwas Altes - in der Wortassoziation. Die Kröte und ihr Hutzel-Spruch symbolisieren also Uterus und Altes - also Zugang zu alten Weisheiten._

aus http://www.rafa.at/46maerch.htm

Auf dieser Seite werden auch noch andere Symbole untersucht, die immer wieder in Märchen, Sinnsprüchen und Metaphern auftauchen.
Gruß
Eckard

Hallo.

Eigenartigerweise hat man mir aber glaubhaft versichert, dass

  • früher jedenfalls - den amerikanischen Beautys gelehrt
    wurde, dass Küssen zur Schwangerschaft führe.

Nun steht aber in den Märchen ein Kuss erklärtermaßen generell als Metapher für alle möglichen und unmöglichen Sexualpraktiken. Denk doch mal an Rumpelpunzel, oder wie die Tusse hieß, die in der Hecke pofte …

Meine Gewährsperson führte manche pu p ertären

Aber Fritz! Sowas von Dir??? *eg*

Gruß kw

Zusatz
Ich vergaß auf Wilhelm Busch hinzuweisen.

_ Die beiden Schwestern

Es waren mal zwei Schwestern,
Ich weiß es noch wie gestern.
Die eine namens Adelheid
War faul und voller Eitelkeit.
Die andre, die hieß Kätchen
Und war ein gutes Mädchen,
Sie quält sich ab von früh bis spät,
Wenn Adelheid spazierengeht.
Die Adelheid trank roten Wein,
Dem Kätchen schenkt sie Wasser ein.

Einst war dem Kätchen anbefohlen,
Im Walde dürres Holz zu holen.

Da saß an einem Wasser
Ein Frosch, ein grüner, nasser;
Der quakte ganz unsäglich
Gottsjämmerlich und kläglich
„Erbarme dich, erbarme dich,
Ach, küsse und umarme mich!“

Das Kätchen denkt: Ich will’s nur tun,
Sonst kann der arme Frosch nicht ruhn!
Der erste Kuß schmeckt recht abscheulich.
Der gräsiggrüne Frosch wird bläulich.

Der zweite schmeckt schon etwas besser;
Der Frosch wird bunt und immer größer.
Beim dritten gibt es ein Getöse,
Als ob man die Kanonen löse.

Ein hohes Schloß steigt aus dem Moor,
Ein schöner Prinz steht vor dem Tor.
Er spricht: „Lieb Kätchen, du allein
Sollst meine Herzprinzessin sein!“
Nun ist das Kätchen hochbeglückt,
Kriegt Kleider schön mit Gold gestickt
Und trinkt mit ihrem Prinzgemahl
Aus einem goldenen Pokal.

Indessen ist die Adelheid
In ihrem neusten Sonntagskleid
Herumspaziert an einem Weiher,
Da saß ein Knabe mit der Leier.
Die Leier klang, der Knabe sang:
„Ich liebe dich, bin treu gesinnt,
Komm, küsse mich, du hübsches Kind!“

Kaum küßt sie ihn,
So wird er grün,
So wird er struppig,
Eiskalt und schuppig.
Und ist - o Schreck! -
Der alte kalte Wasserneck.

„Ha!“ lacht er. „Diese hätten wir!“
Und fährt bis auf den Grund mit ihr.
Da sitzt sie nun bei Wasserratzen,
Muß Wassernickels Glatze kratzen,
Trägt einen Rock von rauhen Binsen,
Kriegt jeden Mittag Wasserlinsen;
Und wenn sie etwa trinken muß,
Ist Wasser da im Überfluß._

=>
http://www.sagen.at/texte/maerchen/maerchen_deutschl…

Und Gruß
Fritz

1 Like

Meine Gewährsperson führte manche pu p ertären

Aber Fritz! Sowas von Dir??? *eg*

Wir fehlen alle mannigfach und wer ohne Fehl, der schlachte das letzte Schwein!

Fritz

Danke allen für die Antworten! owt
Danke!

woher kommt die Redewendung, dass man einen Frosch küssen
muss, damit er zum Prinz wird? Aus dem Märchen „Der
Froschkönig“ wohl kaum, denn da wird der Frosch ja zum Prinz,
indem er an die Wand geworfen wird. Oder gibt es noch eine
andere Version des Märchens?

Ich habe jetzt meine fünf Verena Kast Bücher durchsucht, aber leider nix gefunden. Ich bin sicher, dass das tiefenpsychologisch zu deuten ist.

Ich spinntisiere mal ins Blaue hinein, dass das an die Wand werfen ja eine Auseinandersetzung bedeutet, und den kleinen Kindern aber beigebracht werden soll, dass man sich ja immer lieb und nett zu einander zu verhalten hat, und so kam das Küssen statt an die Wand werfen.

In der Praxis weiß ja jede Frau, dass man oft genug Prinzen küsst, die daraufhin zu Fröschen mutieren.

Livia

hallo wendy,

ich habe eine ganz andere erklärung:
schlicht und ergreifend schlamperei beim lesen, einer hört es vom anderen und übernimmt es.
so wie heutzutage alle welt „es macht sinn“ sagt. was vor 10 jahren niemanden eingefallen wäre.

strubbel
G:open_mouth:)