Frühlingszwiebeln, seit wann auf dem Markt?

Hallo,

ich stelle die Frage hier, weil ich denke, sie ist was für (Hobby)Köche.

Meine Mutter meinte heute gedankenversunken, früher hätte es keine Frühlingszwiebeln gegeben. Jedenfalls hätte sie als Kind sowas nie (ihre Kinder übrigens auch nicht). Nun überlege ich, wann ich meine erste Frühlingszwiebel gesehen und verarbeitet habe. Ich meine, es muss Anfang der 90er im Nachwendeberlin gewesen sein.

Sie sind ja nichts exotisches, ich schätze, Kleingärtner haben sie schon immer gegessen. Aber wann wurde denn die breite Masse durch flächendeckende Verfügbarkeit damit beglückt? Ich weiß nur, eines Tages waren sie da und hießen Schluppen.

LG Barbara

Hi Barbara,

aber die kenn ich seit ich denken kann, in der Heimat sowieso, aber auch hier. Das bestätigt auch Wiki.

Hatte schon meine Oma immer im Garten.

LG

Jo

Eben, die Oma im Garten, wie ich vermutet habe. Meine Mutter ist im Nachkriegsberlin groß geworden, ihre Mutter hatte keinen Schrebergarten und daher kannte das Gemüse nicht. Ich auch nicht. Bis sie die Dinger eines Tages im Supermarkt lagen.

Typisch Städter
Hi,

Eben, die Oma im Garten, wie ich vermutet habe. Meine Mutter
ist im Nachkriegsberlin groß geworden,

Meine Mutter ist in der tiefsten Provinz aufgewachsen und kennt diese Dinger seit ihrer Kindheit. Nur nicht als „Frühlingszwiebel“ (was wohl irgendeine Marketingbezeichnung ist), sondern als Schlotte (pfälzisch-eigehochdeutscht „Schalotte“) aus dem französischen echalotte - eventuelle falsche französische Rechtschreibung könnte sein.

BTW.: bei ihr in der Gegend hießen Gurken auch nicht Gurken sondern „Gummere“ und ein Sofa „Schesslon(g)“.

Viele Grüße
HylTox

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Dann muss ich noch ergänzen, das meine Eltern ihre Kinder in der Provinz großgezogen haben. Hier auf dem Fast-Land gab es auch keine Schluppen.

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Hallo

ich kenne die auch schon immer - gekauft im Laden, das ist ab Anfang/Mitte der 70er Jahre gewesen. Da meine Mutter die mit einer dermassenen Selbverständlichkeit verwendet, kannte sie die auch schon aus ihrer Kindheit - meine in Lebensmitteln äusserst konservative Oma hat die jedenfalls auch verwendet.

Es gibt mehrere Möglichkeiten:

Entweder hast du sie einfach nie gesehen und sie waren schon immer da.

Oder Frühlingszwiebeln wurden in der Berliner Region traditionellerweise nicht verwendet.

oder aber
Die Saison war im Vor-Gemüse-aus-Spanien-Import-Zeitalter immer so kurz, dass sie dir einfach deshalb die paar Wochen, die sie im Laden liegen nicht aufgefallen sind.

Gruss, Sama

Hallo,

Frühlingszwiebeln oder Schluppen gibt es sicher schon lange, aber nicht überall in Deutschland. In unserem ostfriesischen Garten gab es sie z.B. nicht.

Aber sie haben gar nichts zu tun mit Charlotten; das ist eine französische milde Zwiebelsorte (meist Zwei Knollen in einer Umhaut), die hierzulande auch schon sehr lange bekannt ist, selbst in ostfriesischen Gärten.

Gruß, Paran

Schalotten
Servus,

jetzt geh einmal her und lass eine Frühlingszwiebel einfach stehen, und schau dann im Herbst, wenn die Blätter abgestorben sind, nach, was da unten dran hängt.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

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hallo

da gibts dann natürlich noch eine Möglichkeit, warum es die nicht immer und überall gab: Weil nicht jeder es fertig bringt, kleine Jung-Zwiebelchen zu ernten, wenn er weiss, das ihm dadurch im Herbst ein dicker Zwiebel-Brummer durch die Lappen geht.
Vielleicht steckten die Sparsamkeit der Kriegs- und Notzeiten den Leuten in Berlin stärker und länger in den Knochen, als den Badensern…

Gruss, Sama

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Hallo,

jetzt geh einmal her und lass eine Frühlingszwiebel einfach
stehen, und schau dann im Herbst, wenn die Blätter abgestorben
sind, nach, was da unten dran hängt.

jedenfalls keine Schalotte :wink:

Gruß
Christian

Hallo,

Aber sie haben gar nichts zu tun mit Charlotten; das ist eine
französische milde Zwiebelsorte (meist Zwei Knollen in einer
Umhaut), die hierzulande auch schon sehr lange bekannt ist,
selbst in ostfriesischen Gärten.

Die französischen Schalotten sind lediglich Frühlingszwiebel, die länger stehengeblieben sind (im Garten, nicht im Supermarktregeal). Auch eine „deutsche Schalotte“ ist deutlich milder als eine „normale Zwiebel“. Die Schärfe kommt offensichtlich mit der Zeit erst rein.

Und zu den zwei Knollen: Zwiebeln bestehen immer aus zwei Knollen, daher auch der Name: „zwie Bollo“ (zwei Kugeln). Das kannst Du sehen, wenn Du eine Zwiebel quer (zu der Linie Spitze - Wurzel) durchschneidest. Eventuell ist aber die zweite „Kugel“ verkümmert…
Ob der Name allerdings alt- oder mittelhochdeutsch ist, kann ich Dir leider nicht sagen, mußte vielleicht ins Sprachenbrett…

Zum Rest empfehle ich Blumepeder seinen Artikel.

Viele Grüße
HylTox

Hallo,

Die französischen Schalotten sind lediglich Frühlingszwiebel,
die länger stehengeblieben sind (im Garten, nicht im
Supermarktregeal).

das kann ich zwar mangels Frühlingszwiebel- bzw. Schalotteneinkaufserfahrung in Frankreich nicht abschließend beurteilen aber die Schalotte an sich ist eine völlig andere Pflanze als eine Frühlingszwiebel - egal, wie lange man sich wachsen und/oder verrotten läßt.

Wenn ich mir aber anschaue, was mir Wikipedia en francais mir zum Thema http://fr.wikipedia.org/wiki/%C3%89chalote zeigt und erzählt, bezweifle ich, daß die Franzosen mit Schalotte etwas anderes meinen, als wir Deutschen. http://de.wikipedia.org/wiki/Schalotte

Wobei es natürlich lokale Spezialitäten gibt: http://de.wikipedia.org/wiki/Schalotte#Der_Eschlauch…

So oder so ist eine Frühlingszwiebel die junge Variante der gemeinen Zwiebel - allerdings (wenn ich mich recht an meine Erfahrungen als Zwiebelbauer von vor zehn Jahren entsinne) gesät und nicht gesteckt.

Gruß
C.

Hallo,

darf ich mich hier mal einmischen?

Es gibt:

  1. Frühlingszwiebeln, die ähnlich wie Lauch keine Knolle bilden und in Deutschland erst seit ungefähr den 1990ern im Supermarkt liegen

  2. Winterheckezwiebeln, die prinzipiell aussehen wie viel zu dick gewachsener Schnittlauch. Als Kind konnte ich ein geschnittenes Röllchen wie einen Fingerring aufstecken. Die Sorte im Garten meiner Großmutter, inzwischen leider, leider eingegangen, schmeckte deutlich milder als Schnittlauch und Frühlingszwiebeln zusammen und kam ausschließlich als Würzzutat mit anderen Kräutern in grünen Salat

  3. Schalotten - die man in aller Regel erst als „Zwiebeln“ im Supermarkt sieht

  4. die Grenzen zwischen den beschriebenen Ausprägungen der Kulturgattung Zwiebel sind fließend. Die Winterheckezwiebeln, die ich vor Jahren als Ersatz für Omis alte Landsorte aussähte, bildeten ähnlich wie Schnittlauch, Lauch oder Frühlingszwiebeln deutlich verdickte „Halmbasen“. Schmeckten schärfer … und waren im Klima unseres Gartens eben doch nicht winterhart.

viele grüße
Geli

Hallo,

Und zu den zwei Knollen: Zwiebeln bestehen immer aus zwei
Knollen, daher auch der Name: „zwie Bollo“ (zwei Kugeln).

das dachte ich früher auch mal
http://www.cosmiq.de/qa/show/1728506/Was-ist-eine-Ce…

Gruß
T.

Hallo,

Und zu den zwei Knollen: Zwiebeln bestehen immer aus zwei
Knollen, daher auch der Name: „zwie Bollo“ (zwei Kugeln).

das dachte ich früher auch mal
http://www.cosmiq.de/qa/show/1728506/Was-ist-eine-Ce…

Heißt das jetzt wiederum, daß man mich in der Schule angelogen hat?

Sollte ich meine anderen Schulkenntnisse auch alle mal überprüfen?

Schlimm!

Aber mal ernsthaft: vielleicht besteht zwiebelmäßig ein Unterschied zwischen „biologischer“ und „kulinarischer“ Wortschöpfung und Bedeutung.

Und dazu noch ein nationaler, bzw. regionaler Unterschied in der Bezeichnung diverser Teile (ich trau’ mich schon garnimmer „Zwiebel“ zu schreiben).

So steht hier in der Pfalz die Bezeichnung „Schlotte“ für das, was im Supermarkt als „Frühlingszwiebel“ verkauft wird (ich schreibe bewußt „Supermarkt“, weil in einigen Gemüsegeschäften die Dinger als „Schalotten“ im Regal stehen).
Und in Frankreich (zumindest am Mittelmeer) kriegt man als „echalotte“ eine kleine längliche „Zwiebel“, die sich nach dem Schälen in zwei „Zwiebeln“ trennen läßt.

Leide schaffe ich es diese Woche zeitlich nicht mehr in benachbarte Elsaß zu fahren, um festzustellen, was dort als „echalotte“ verkauft wird und ob die auch „Frühlingszwiebel“ haben (und vor allem, wie die dort heißen). Aber bei meinem nächsten Besuch dort werde ich nachsehen und berichten…

So long
HylTox

Allerlei Allium
Hallo Geli,

nachdem dieser Faden jetzt ein bissel auseinandergefasert ist, noch ein paar Anmerkungen an dieser Stelle - natürlich auch an Christian und HylTox gerichtet:

Mir scheint die Verwirrung, der auch ich aufgesessen bin, zunächst eine babylonische zu sein, nämlich daher rührend, dass im süddeutschen Raum die Winterhecken- oder Frühlingszwiebel Allium fistulosum auch „Schlotte“ genannt wird.

Die eigentliche Schalotte (frz. l’échalote; aber die Frankokanadier sagen zu jung geernteter Allium cepa „échalote“, ähnlich wie auch im Deutschen gegendweise jung geerntete Küchenzwiebeln „Winterzwiebeln“ heißen) hieß früher Allium ascalonicum, heute wird sie der Küchenzwiebel Allium cepa zugerechnet und hat ihr Dasein als eigene Art aufgeben müssen. Mit Ausnahme der Grauen Schalotte, die nach Meinung einiger Systematiker auch früher nicht Allium ascalonicum, sondern Allium oschaninii hieß und auch heute noch so heißt; aber nur, falls man sie nicht schon früher Allium ascalonicum und also jetzt Allium cepa zugerechnet hat.

Dieses hier:

  1. die Grenzen zwischen den beschriebenen Ausprägungen der
    Kulturgattung Zwiebel sind fließend.

kann man bei Allium alles in allem (schön, nicht wahr?) bloß unterstreichen - die Vielfalt der Zuchtformen ist so breit, und die Differenzierung zwischen verschiedenen Arten so fummelig (vgl. Allium ascalonicum), dass mir jedenfalls die Aussage, Allium fistulosum habe mit Allium ascalonicum nichts zu tun, ziemlich heroisch erscheint. Was natürlich auch zu meiner Ehrenrettung notwendig ist.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

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Hi,

Als Belohnung für Deinen Artikel sollte ich Dich mal einladen.

Zu einer Zwiebelsuppe natürlich!

Danke!

Viele Grüße
HylTox

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