Frz.: Eine Quitte an der Ecke - Aussprache

Liebe Babylonier,

eben haben wir einen sehr hübschen Quittenbrand von Ruth Frank aus Weinsberg eingenommen, der uns zu der Frage verleitete, ob denn im Französischen ein Unterschied zwischen coing = Quitte und coin = Ecke zu hören sei.

Die Herren Weis/Mattutat geben für beides die Aussprache [kwɛ̃] an; das schaue ich aber für sich alleine noch nicht als letztes Wort an, weil hier schon auch die Grenzen dessen erreicht sein könnten, was sich per IPA ausdrücken lässt.

Kann jemand die identische Aussprache der genannten Verdächtigen bestätigen oder ggf. den Unterschied beschreiben?

Für Ideen, Vorschläge, Erläuterungen und Erleuchtungen dankt

Dä Blumepeder

- Nota: Ich weiß noch nicht, wem diese Frage vom Würfelautomaten zugestellt werden wird; wer sich nicht betroffen fühlt, möge sie bitte schlicht zurückweisen -

Hallo,

ob
denn im Französischen ein Unterschied zwischen coing = Quitte
und coin = Ecke zu hören sei.

Kann jemand die identische Aussprache der genannten
Verdächtigen bestätigen oder ggf. den Unterschied beschreiben?

auf Forvo werden sie - für mein "Gehör - auch gleich ausgesprochen:

coing
coin

Gruß
Kreszenz

Salut BP,

ich würde mich der Frage von mehreren Ecken aus nähern:

  1. Wörterbücher konsultieren:
    Der TLFi erklärt zu coin lang und breit die Entwicklung des nasalen Diphtongs ([wɛ̃] vs. [wɑ̃]); zu coing merkt er an, dass der Begriff zeitweise ohne g geschrieben wurde. Aber am Ende nennt er dennoch für beide dieselbe Aussprache: [kwɛ̃].

  2. Aussprachedateien:
    Wenn ich mir die Aussprachen bei Forvo anhöre, kann ich persönlich keinen wirklichen Unterschied zwischen den beiden Begriffen hören. (Muss aber nichts heißen, weil die Aussprecher dort ja keine Sprachwissenschaftler oder ausgebildeten Sprecher sind, sondern Otto-Normal-Muttersprachler.)

  3. Auseinandernehmen:
    Aus welchen Buchstaben/Phonemen bestehen die Wörter denn bzw. in welchen Buchstaben/Phonemen könnten sie sich unterscheiden? Da bliebe für mich nur , wobei der TLFi ja schon angemerkt hat, dass das bei coing nicht gesprochen würde.

  4. Parallelen:
    Spontan fallen mir in dem Zusammenhang die Wortpaare point/poing und vin/vingt ein, die sich ja jeweils auch (fast) nur im / unterscheiden. Auch bei denen deutet keine der oben erwähnten Herangehensweisen auf einen Ausspracheunterschied hin.

Ergo: Meines Erachtens sind beide Begriffe (heutzutage) homophon. Sollte es einmal größere Ausspracheunterschiede gegeben haben, dürften die sich im Laufe der Jahrhunderte bis zur Unkenntlichkeit verwaschen haben.

Gruß,
Stefan

Hallo Martin,

Die Herren Weis/Mattutat geben für beides die Aussprache [kwɛ̃] an; das schaue ich
aber für sich alleine noch nicht als letztes Wort an, weil hier schon auch die Grenzen
dessen erreicht sein könnten, was sich per IPA ausdrücken lässt.

das Präzisionsniveau von Lautschrifttranskriptionen in Wörterbüchern orientiert sich in der Regel an dem, was in der jeweiligen Sprache phonemisch bedeutsam ist, also: welche Lautkontraste systematisch zur Bedeutungsunterscheidung beitragen. Allophone – die konkreten lautlichen Realisierungen der Phoneme – fallen dabei meistens hinten runter. Warum? Weil auf diesem subphonemischen Niveau eine Bedeutungsdifferenzierung nur in Ausnahmefällen stattfindet. Das ist zum Beispiel so, wenn die Auswahl des Allophons von Faktoren abhängt, die außerhalb des Einzelwortes liegen. Man kann etwa davon ausgehen, dass die Verbform ›sind‹ in einem Satzanfang ›Wir sind gestern …‹ mit Apokope und velarisiertem Nasal als [zɪŋ] gesprochen wird, aber – auf einer subphonemischen Ebene, die vielleicht hörbar oder zumindest messbar sein müsste – unterscheidbar bleibt von der Verbform in ›Ich sing gern‹, die auch [zɪŋ] lautet, aber bei der der velare Nasal gewissermaßen eingebaut ist. Ein klassisches Beispiel ist auch das englische ›nitrate/night rate‹, die in einer groben Transkription beide /naɪtreɪt/ lauten, aber deren /t/-Allophone durch unterschiedliche Lage der Silbengrenzen bestimmt werden und zu einer hörbaren Differenzierung beitragen.

Das alles ist indes auf die Aussprache einzelner Wörter mit identischen phonemischen Repräsentationen – wie ›coin‹ und ›coing‹ – nicht wirklich anwendbar. Beispiele für einen subphonemischen Einfluss von Orthografie oder Etymologie auf die (normale Standard-)Aussprache (außerhalb eines aktuell im Gange befindlichen Sprachwandels) wollen mir spontan keine in den Sinn kommen. Insofern darfst du davon ausgehen, dass die Angaben in deinem Wörterbuch keine relevanten phonetischen Details verschweigen. Allerdings interessiert dich eventuell, was ich dem Trésor de la Langue Française informatisé entnehme: In Passys Aussprachewörterbuch von 1914 wird für sowohl ›coin‹ wie auch ›coing‹ neben [kwɛ̃] die Alternativlautung [kwɑ̃] angegeben. Es handele sich dabei jedoch, wird ein Artikel aus den 50ern zitiert, um eine regionale Aussprache (wobei nicht näher angegeben wird, aus welcher Region) und hat demnach auch mit der isolierten Standardaussprache der Wörter wenig zu tun.

Schöne Grüße
Christopher

Moin Blumepeder,

hast Du etwa des Quittenbrands dermaßen viel genossen, dass Dir die französische Aussprache abhanden geommen ist?
Du darfst den Herren Weis/Mattutat beruhugt Glauben schenken, die Aussprache [kwɛ̃] gilt für die Quitte, die Ecke und redupliziert auch für das onomatopoetische Entenquaken coin-coin; so steht es auch im Petit Robert und im Langenscheidt.
Die Aussprache kannst Du dir hier anhören (ich habe nur jeweils coin verlinkt):
http://de.pons.eu/dict/search/results/?q=coin&l=defr…
(pons liefert auch die Lautschrift)
http://dict.leo.org/frde/index_de.html#/search=coin&…
http://de.forvo.com/word/coin/#fr
Im Larousse hört man einen winzigen Unterschied: das [ɛ̃] von coin wird etwas offener gesprochen als das von coing, außerdem wird coin mit steigendem Akzent intoniert, coing mit fallendem. Das könnte allerdings auch Zufall sein, ich weiß es nicht. Phonologisch relevant sind diese minimalen phonetischen Unterschiede ganz sicher nicht
Damit Du schneller umschalten kannst, hier die Links zu beiden Wörtern:
http://www.larousse.fr/dictionnaires/francais/coin/1…
http://www.larousse.fr/dictionnaires/francais/coing/…

Coin-coin!
Pit

Tierisch-onomatopetische Zugabe: http://fr.wikipedia.org/wiki/Liste_d%27onomatop%C3%A…
(wenn ich in Wörterbüchern wühle, gerate ich oft auf Abwege ;-»)

Zu-Zugabe: rückläufiges Wörterbuch
Falls Du die eventuellen Ausspracheunterschiede von Wörtern mit der Endung *oin/*oing/*oins/*oint (ich weiß nicht, ob es noch andere Kombinationen gibt) am lebenden Obejkt testen möchtest, dann kannst Du dir mithilfe eines dictionnaire inverse (manche schreiben auch _invers é _) eine Liste von Testwörtern zusammenstellen:
http://mots-croises.sensagent.com/dictionnaire-mots-…
http://mots-croises.sensagent.com/dictionnaire-mots-…
http://mots-croises.sensagent.com/dictionnaire-mots-…
http://mots-croises.sensagent.com/dictionnaire-mots-…

Pit

Servus,

bei der Liste zu -oing wird deutlich, was mich da gehemmt hat: Es könnte gut sein, dass es kein anderes französisches Wort gibt, das sich mit „-oing“ schreibt, außer eben Eigennamen wie den dort aufgeführten. Auf diese Weise klingt der Einzelgänger „coing“ schon selber wie eine Art Eigennamen, und denen darf man betreffend Aussprache ziemlich alles zutrauen einschließlich individueller Nasale, die sonst im Französischen nicht vorgesehen sind, wie bei Laon und Orange.

Inzwischen hab ich gesehen, dass der Petit Robert die beiden explizit als Homonyme bezeichnet - das lässt zusammen mit dem von Euch allen gesammelten Material, wofür ich mich artig bedanke, keinerlei Zweifel mehr zu.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Bonjour,

Beide Wörter sind zwar Homonymen (= werden gleich ausgesprochen), haben aber ethymolöogisch gesehen miteinander nicht zu tun.

Le coin (Ecke) stammt aus dem lateinischen Cuneus und le coing (Quitte) stammt aus dem lateinischen Cotoneum, aus dem grieschischen kudonia (mala) [Wort wörtlich = Apfel aus Cydonea].

Schöne Grüße

Zetti

Applaus

… wofür ich mich artig bedanke,

Lieber Blumepeder

… und ich bedanke mich bei dir, dass du diese Frage gestellt hast.
Sie hat mich nämlich – auf Ausflügen ins Elsass – auch schon beschäftigt.