Hallo Martin,
Die Herren Weis/Mattutat geben für beides die Aussprache [kwɛ̃] an; das schaue ich
aber für sich alleine noch nicht als letztes Wort an, weil hier schon auch die Grenzen
dessen erreicht sein könnten, was sich per IPA ausdrücken lässt.
das Präzisionsniveau von Lautschrifttranskriptionen in Wörterbüchern orientiert sich in der Regel an dem, was in der jeweiligen Sprache phonemisch bedeutsam ist, also: welche Lautkontraste systematisch zur Bedeutungsunterscheidung beitragen. Allophone – die konkreten lautlichen Realisierungen der Phoneme – fallen dabei meistens hinten runter. Warum? Weil auf diesem subphonemischen Niveau eine Bedeutungsdifferenzierung nur in Ausnahmefällen stattfindet. Das ist zum Beispiel so, wenn die Auswahl des Allophons von Faktoren abhängt, die außerhalb des Einzelwortes liegen. Man kann etwa davon ausgehen, dass die Verbform ›sind‹ in einem Satzanfang ›Wir sind gestern …‹ mit Apokope und velarisiertem Nasal als [zɪŋ] gesprochen wird, aber – auf einer subphonemischen Ebene, die vielleicht hörbar oder zumindest messbar sein müsste – unterscheidbar bleibt von der Verbform in ›Ich sing gern‹, die auch [zɪŋ] lautet, aber bei der der velare Nasal gewissermaßen eingebaut ist. Ein klassisches Beispiel ist auch das englische ›nitrate/night rate‹, die in einer groben Transkription beide /naɪtreɪt/ lauten, aber deren /t/-Allophone durch unterschiedliche Lage der Silbengrenzen bestimmt werden und zu einer hörbaren Differenzierung beitragen.
Das alles ist indes auf die Aussprache einzelner Wörter mit identischen phonemischen Repräsentationen – wie ›coin‹ und ›coing‹ – nicht wirklich anwendbar. Beispiele für einen subphonemischen Einfluss von Orthografie oder Etymologie auf die (normale Standard-)Aussprache (außerhalb eines aktuell im Gange befindlichen Sprachwandels) wollen mir spontan keine in den Sinn kommen. Insofern darfst du davon ausgehen, dass die Angaben in deinem Wörterbuch keine relevanten phonetischen Details verschweigen. Allerdings interessiert dich eventuell, was ich dem Trésor de la Langue Française informatisé entnehme: In Passys Aussprachewörterbuch von 1914 wird für sowohl ›coin‹ wie auch ›coing‹ neben [kwɛ̃] die Alternativlautung [kwɑ̃] angegeben. Es handele sich dabei jedoch, wird ein Artikel aus den 50ern zitiert, um eine regionale Aussprache (wobei nicht näher angegeben wird, aus welcher Region) und hat demnach auch mit der isolierten Standardaussprache der Wörter wenig zu tun.
Schöne Grüße
Christopher