Fuer wie doof haelt uns Berthelsmann?

Hallo,

bei spiegel.de (welcher auch teilweise Berthelsmann gehoert) bin ich gerade auf eine Bannerwerbung von der „Initiative neue soziale Marktwirtschaft“ (von Berthelsmann) gestossen:

Darin wird gefordert die Mehrwertsteuerermaessigung z.B. auf Nahrungsmittel abzuschaffen und stattdessen 16 % Mehrwertsteuer auf alle Gueter und Dienstleistungen zu erheben.

Das ganze wurde mit duemmlichen Tiervideos untermalt. Da Kinder nicht die typische Zielgruppe von Spiegel-Online sind frage ich mich fuer wie unterbelichtet Berthelsmann uns haelt?

Denkt die Oberschicht wirklich dass man uns ein paar lustige Tiervideos zeigen muss und wir stimmen unsozialen Vorschlaegen wie die Abschaffung der Mehrwertsteuerermaessigung auf Nahrungsmittel zu?

Kennt jemand noch mehr so lustige Versuche von Berthelsmann und anderen? Ich will mal wieder lachen.

Gruss

Desperado

Haelt uns Berthelsmann für doof?
Servus Desperado,

hier eine Textaufgabe:

Herr Wohlleb gibt monatlich 160 € für Lebensmittel aus.

(a) Wie hoch sind seine monatlichen Ausgaben für Textilien, Schuhe, Kosmetik, Benzin, Autos, Software, Gegenstände des täglichen Bedarfs, Gaststättenbesuche und Telekommunikation, wenn für ihn eine Anhebung des USt-Satzes auf Lebensmittel auf 16% und gleichzeitig eine Senkung des USt-Satzes auf die übrigen genannten Güter und Leistungen bei gleich bleibenden verbrauchten Mengen und gleich bleibenden Preisen bezüglich seiner Ausgaben neutral bleibt?

(b) Was lernt uns das?

Schöne Grüße

MM

Servus Martin,

hab auch eine Textaufgabe:

Arbeiter und Familienvater X gibt von seinem Monatslohn von 2000 Euro 1500 Euro fuer die Ernaehrung seiner Familie aus - fuer den Rest kauft er sich Luxusartikel.

Millionaer und Familienvater Y gibt von seinem Monatseinkommen von 50000 Euro ebenfalls 1500 Euro fuer die Ernaehrung seiner Familie aus - fuer den Rest kauft er sich Luxusartikel.

Wer wuerde von einem einheitlichen Mehrwertsteuersatz mehr belastet?

Gruss

Desperado

Hi Martin,

du verstehst das nicht.
Werbung lügt, das ist so.
Niedliche Werbung versteckt Sachen, die uns wehtun werden
Ergo: Ein niedlicher WErbespot über Mehrwertsteuersenkungen heißt, die Mehrwertsteuer wird erhöht, und zwar so, dass wir alle ärmer werden, ganz dolle ärmer (denn der Werbespot ist nicht nur einfach niedlich, nein, er verwendet Tiere - schlimmer wären nur Kinder oder Tierbabys)

Siehst du, wie einfach das geht? DA brauche ich gar nicht mit Zahlen arbeiten.

die Franzi

Hi,

wieviel Millionäre gibt es?
Und wieso gebe ich als Single weniger als 400 Euro pro Monat rein für Futter aus - obwohl ich zu Edeka, dem Bäcker (keine Kette) und Privatfleischer (ebenfalls keine Kette) sowie auf den Bauernmarkt gehe?
Friseur, Kleidung (Kinder!!), Autoreparaturen, ÖPNV, Vergnügungsparks, Medikamente sind alle mit 19% versteuert… Die Lebensmittel Limo, Fruchtsaft und Wasser haben 19%, Erdgas und Elektrizität übrigens auch.
Hier http://ec.europa.eu/taxation_customs/resources/docum… kannst du alles nachlesen und wirst auch feststellen, dass Deutschland so mit die niedrigsten Steuersätze hat. Wenn man mal Urlaub im europäischen Ausland machen würde könnte man es auch so wissen… UK und Skandinavien sind da sehr zu empfehlen :smile:

die Franzi

Servus,

das ist aber ein böser Vater, der seinen wenn ich richtig rechne sechs oder sieben Kindern kein Dach überm Kopf gönnt.

Freilich gebe ich zu, dass ich nicht daran gedacht habe, dass der Bedarf der gebeutelten neunköpfigen Proletarierfamilie an Theatern, Konzerten, Museumsbesuchen, Prothesen, Gemälden, Grafiken, Collagen, Skulpturen, Sammlermünzen, Essigsäure und Büchern selbstverständlich viel höher ist als das, was die schlimmen Blutsauger und Heuschrecken für die nämlichen Dinge ausgeben, die allesamt ermäßigt besteuert sind.

Schöne Grüße

MM

Hallo Martin,

ohne die Textaufgabe genau gelöst zu haben, scheint schon offensichtlich, was du ausdrücken willst.
Allerdings kann man doch davon ausgehen, daß im Fall einer Angleichung der Mehrwertsteuer auf beispielsweise 16% für alle Güter die zuvor höher besteuerten Güter für den Kunden kaum billiger werden, sondern sich nur der Steueranteil am Preis ändert.

Grüße,
R.H.

Hi,

ohne auf Dein ziemlich unsinniges und tendenziöses Posting eingehen zu wollen, solltest Du ersten wissen wie man das zu beschimpfende Unternehmen richtig schreibt und zweiten über ein wenig Hintergrundwissen zu Bertelsmann verfügen. Sieh Dir einmal die Aktivitäten der Bertelsmann-Stiftung an http://www.bertelsmann-stiftung.de. Dort macht man sich tatsächlich Gedanken über sehr grundlegende Probleme der Gesellschaft.

Also einfach mal etwas locker bleiben.

So lng
C.

Hi,

die Aktivitäten der Bertelsmann-Stiftung

Diese beteiligt sich z.B. auch am Leistungsvergleich in der Finanzverwaltung.

Gruß
Markus

Disclaimer: Obige Aussage stellt kein Werturteil dar :wink:

Lieber Martin,

willst du damit ausdrücken, dass eine Erhöhung des Mehrwertsteuersatzes für Lebensmittel niedrige Einkommen NICHT ungleich höher Bbelasten würde als mittlere oder höhere Einkommen?

Das behauptet ja noch nicht einmal Peffekoven.
http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/einh…

Was ihm bei seinem Vorschlag, diesen Satz zu erhöhen und dafür die Sozialtransfers entsprechend zu erhöhen, aber durch geht: So eine Erhöhung würde die niedrigen Einkommen und bei Familien auch die mittleren Einkommen über Gebühr belasten, die KEINE Bezieher dieser Transferleistungen sind. Eine solche MwSt-Erhöhung unter gleichzeitiger Absenkung des regulären Satzes wäre also in jeden Fall eine Umverteilung von unten nach oben.

Siehe dazu auch hier:
[http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/des…](http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Presse/pm/2005/11/PD05 476 632,templateId=renderPrint.psml)

LG Petra

Was ändert diese ‚Recherche‘?
Hallo!

Sieh Dir
einmal die Aktivitäten der Bertelsmann-Stiftung an
http://www.bertelsmann-stiftung.de. Dort macht man sich
tatsächlich Gedanken über sehr grundlegende Probleme der
Gesellschaft.

Und der Desperado macht sich halt Gedanken beispielsweise darüber, inwiefern sich die Bertelsmänner Gedanken über die grundlegenden Probleme der Gesellschaft machen, und inwiefern sie dabei tatkräftig mitwirken an der steten Erzeugung dieser grundlegenden Probleme. Stichwort: Lobbyismus.
Find ich legitim, auch mit ‚h‘.

_ ℂ Λ ℕ Ð I Ð € _

Hallo Petra,

ich will damit ausdrücken, dass das System von USt-Befreiung (z.B. Immobiliengeschäfte, Bankdienstleistungen), USt-Ermäßigung (z.B. Essigsäure, Zuchttiere, Gemälde, Sammlermünzen) und vollem USt-Satz (z.B. Benzin, elektrischer Strom, Telefon, Eisenbahn über 50km) in seinem heutigen Zustand keine im Sinn der These „Verbilligung von täglichem Bedarf“ plausible Struktur hat, sondern einer Art Obstsalat an Sauce Béarnaise ähnelt.

Ferner, dass man mit beispielhaften Modellrechnungen selbst bei stark vereinfachenden c.p.-Annahmen vielleicht schon eine grobe Aussage über die Auswirkung einer Vereinheitlichung der USt-Sätze treffen kann, aber nur unter der Voraussetzung, dass man halbwegs realistische Annahmen macht - und die von Desperado vorgeschlagene Familie mit sechs bis sieben Kindern, aber mit einer fast unsichtbar geringen (USt-freien) Wohnungsmiete ist halt nicht so das, was ich mir darunter vorstelle.

Unabhängig davon ist ein Modell mit lauter c.p.-Annahmen in der vorliegenden Frage, die sich alleine auf Lebensmittel bezieht und alle anderen Umsätze zu 7% ziemlich grobschlächtig ausklammert, nicht besonders realistisch: Vor dem Hintergrund dessen, was in Brüssel innerhalb der nächsten Jahre mit den Erzeugerpreisen im Agrarsektor veranstaltet wird (und innerhalb der letzten Jahre schon veranstaltet worden ist), und auch dessen, was bei Löhnen in dem Sektor und Frachtraten im Straßentransport so passiert, ist die Annahme von Endverbraucherpreisen bei Lebensmitteln, die bei einer künftigen einheitlichen USt die neun Prozentpunkte USt-Erhöhung 1:1 wiedergäben, ziemlich heroisch. Über die Weitergabe des dann niedrigeren USt-Satzes bei den vielen Gütern und Leistungen des täglichen Bedarfs, die heute zu 19% besteuert werden, in Senkungen der Endverbraucherpreise lässt sich als ungefähr präziseste Aussage machen: „Die Preise könnten sich ändern, aber vielleicht bleiben sie auch gleich.“

Schöne Grüße

MM

Hi,

Und wieso gebe ich als Single weniger als 400 Euro pro Monat
rein für Futter aus - obwohl ich zu Edeka, dem Bäcker (keine
Kette) und Privatfleischer (ebenfalls keine Kette) sowie auf
den Bauernmarkt gehe?

Laß mich raten, du machst eine Diät? :smile:

Gruß
Torsten

Hi,

nicht wirklich, also nicht FDH - eher iss mehr Gemüse, was die Sache nicht billiger macht.

die Franzi

Servus,

Und wieso gebe ich als Single weniger als 400 Euro pro Monat
rein für Futter aus

das dürfte hauptsächlich am Fleischer liegen. Unser Budget liegt für zwei Personen bei 380 Euro; Lidl hab ich schon lang nicht mehr von innen gesehen.

Schöne Grüße

MM

Servus,

als Beispiel für Güter und Leistungen, die zum „alltäglichen“ Konsum gehören, seien Telekommunikationsleistungen, Textilien und Schuhe genannt.

Wenn ich mir anschaue, was bei den Endverbraucherpreisen dieser Gütern innerhalb der letzten zehn bis fünfzehn Jahre so passiert ist, insbesondere auch, wie sich die USt-Erhöhung auf 19% am 01.01.2007 ausgewirkt hat, halte ich die Annahme, eine Senkung des USt-Satzes würde nicht an die Verbraucher weitergegeben, für ziemlich heroisch.

Schöne Grüße

MM

Ich habe deinen Artikel nicht mal angefangen zu lesen, der Rechtschreibfehler im Titel sagte mir bereits alles.

Bitte verfalle nicht auf BILD-Niveau.
Ich verfuttere pro Tag zum Frühstück ein Ei und eine Scheibe Brot mit
Wurst/Käse, zwei-drei Stück Obst, Kantinenessen mittags und wahlweise
Brot oder irgendetwas Warmes Abends. Macht so zwischen 180 und 200
Euro im Monat (Restaurant ist Luxus, zähl ich mal nicht mit).

Meine ÖPNV-Fahrkarte kommt in ähnliche Preisregionen.

So, dumme Frage, wenn ich nur mal vom Essen und von der Fahrt zur
Arbeit ausgehe dann ist es halbwegs pari.

Nun gibt es aber noch andere Ausgaben (Miete mal abgezogen), die
zumindest bei mir auch noch ordentlich zu Buche schlagen.
Sei es das Auto, Hobbies,Klamotten, etc.
Ich verdiene zwar für meine 26 Jahre bestimmt nicht schlecht,
aber reich oder wohlhabend bin ich sicher nicht.
Wenn man jetzt natürlich von der Stütze nur Essen und Miete bezahlt
(oder einen Niedriglohnjob hat) dann hätte man Nachteile.
Aber der durchschnittliche deutsche Arbeiter hätte Vorteile davon.
Womit sich der Kreis schließt und ich wieder beim Bild-Niveau
angekommen wäre:
Bei den Kommentaren dort gibt es einen Tenor:
Gesetzte, die Leute ab sagen wir 1200 Euro netto im Monat bevorzugen
sind Gesetze für Reiche.

Gruss