Gerade jetzt ja leider wieder sehr aktuell geworden. Ich persönlich bin mir aber nicht sicher ob Religion wirklich die Ursache ist. Ist ein Glaubenskrieg nicht eher ein Vorwand hinter dem Angst vor dem Fremden, die Angst davor nicht mit seiner Identität, Meinung und Kultur akzeptiert zu werden, steckt?
genau
Hallo,
was verstehst Du unter Vorwand? Wenn z.B. die Freiheitskämfer des IS bei Dir vor der Tür stehen und Dich nebst Deiner Familie zur öffentlichen Hinrichtung mitbitten, dann gehst Du um des lieben Friedens willen mit? Oder ist dann Deine Angst eventuell kein Vorwand sondern recht konkret begründet?
Grüße
Hallo. @ElBuffo Ich habe nicht geschrieben, dass die Angst ein Vorwand ist, sondern spekuliert ob nicht hinter so manchem Krieg „im Namen Gottes“ die Angst vor dem Fremden und Identitätsverlust stehen könnte.
Das würde z.B. bedeuten ISIS-Kämper führen ihren irrsinnigen Krieg gegen jeden der nicht mit ihrer Meinung übereinstimmt nicht aus Liebe zu Gott, sondern aus der Angst heraus mit dem westlichen Lebensstil konfrontiert & und von ihm verändert zu werden.
Wenn du den Islam damit meinst: Nein, dort ist Glaubenskrieg kein Vorwand für was auch immer. Als Jihad, als Heiliger Krieg, gehört der gewaltsame Kampf gegen Ungläubige zu den Grundprinzipien des Islam - egal wie sehr sich die Islam-Verharmloser rhetorisch auch verbiegen, um den Islam als ´friedlich´ schönzureden.
Die politische Linke stellt in Deutschland den islamischen Terrorismus als Resultat der „imperialistischen“ Interventionen der USA in Arabien und die Terroristen damit als verzweifelte überreagierende Opfer illegitimer amerikanischer Aggression dar, was aber nur die halbe Wahrheit ist. Die „imperialistischen“ Aktivitäten der USA sind nur der Auslöser, aber nicht die Ursache des islamischen Terrorismus. Die Ursache ist im Koran und diversen sekundärtextlichen Quellen des Islam zu suchen. Das Ur-Modell des Jihad liefert der Religionsgründer Mohammed selbst durch seine Methoden der Glaubensverbreitung, die durch Karawanenüberfälle und Sklavenhandel finanziert wurde und Vergewaltigungen, Folterungen und Angriffskriege gegen nichtmuslimische Stämme involvierten. Mohammeds letzter Befehl vor seinem Tod lautete, den Islam über ganz Arabien zu verbreiten - natürlich gewaltsam.
Es folgen ein paar generelle Überlegungen:
Fakt ist, dass Religionskriege erst durch monotheistische Religionen entstanden, und zwar durch Christentum und Islam. Vorher gab es jede Menge polytheistischer Religionen, die niemals einen aus religiösen Gründen geführten Krieg hervorriefen, ganz einfach deswegen, weil diese Kulturen - so gewalttätig sie auch waren - fremde Religionen vollständig tolerierten. Die religiöse Intoleranz ist - man muss es leider sagen - eine Erfindung des Judentums. Jüdische Autoren haben als erste die eigene Religion als die einzige wahre hingestellt und die Anhänger anderer Religionen mit Schimpfwörtern belegt.
Was das Christentum betrifft, das seine Intoleranz aus dem Judentum übernahm, wurde im Vormittelalter über den Krieg als legitimes Mittel der Verbreitung der Glaubenswahrheit ausgiebig räsonniert. Den Höhepunkt bildete Augustinus´ auf das spätere theologische Denken sehr einflussreiche Feststellung:
(Contra Faustum, 22,74 f.)
Niemand darf jemals die Berechtigung eines Krieges bezweifeln, der in Gottes
Namen befohlen wird (…) Gott befiehlt Krieg, um den Stolz der Sterblichen
auszutreiben, zu zerschmettern und zu unterwerfen.
Was den Islam betrifft, gibt es zahlreiche Stellen im Koran, die den gewaltsamen Kampf zur Verbreitung der einzig „wahren“ Lehre verherrlichen. Die hanafitische Rechtsschule des Islam lehrt zudem, dass es die Pflicht der Muslime sei, die „Dar al-Harb“ (Haus des Krieges), die Welt der Ungläubigen, durch kriegerische Mittel der „Dar al-Islam“ (Haus des Islam), der islamisch regierten Welt, einzugliedern. Als dritte Kategorie gilt im islamischen Denken die „Dar al-ahd“ (Haus des Vertrags), also Vertragsschließungen zwischen Muslimen und Ungläubigen. Allerdings haben solche Verträge gemäß islamischem Verständnis nur eine Haltbarkeitsgrenze von 10 Jahren und dienen nur der militärischen Aufrüstung, um für den Kampf gegen die dar al-harb besser gerüstet zu sein.
Psychoanalytisch ist die monotheistische Intoleranz als Resultat von verdrängten Hassimpulsen gegen den allmächtigen Vatergott (des Monotheismus) zu deuten. Als Abwehrmechanismus dient die Projektion - in diesem Fall die Projektion des dem Vatergott geltenden Hasses auf die ´Ungläubigen´. Das psychologische Problem des Monotheismus besteht nämlich darin, dass durch die Reduktion des Götterhimmels auf eine einzige Figur, den Vatergott, dieser eine Macht erlangt, die den Gläubigen (unbewusst) erdrückt.
Im monotheistischen Gott (zunächst Jahwe) vereinigen sich alle Qualitäten der polytheistischen Götter. Das bedeutet, dass der persönliche Schutzgott, im Polytheismus dem Individuum am nächsten stehend und dieses am besten kennend, mit dem obersten Gott (im Polytheismus z.B. Marduk und Re-Harachte) zu einem Wesen zusammengeht. Daraus entsteht eine potentiell klaustrophobe Angst- und Abhängigkeitssituation, wie sie in einer polytheistischen Kultur ganz undenkbar wäre. Da der Mono-Vater gegen jede Auflehnung die schlimmsten Strafen aufbietet (bis hin zur ewigen Höllenqual), bleibt dem Gläubigen nur der Ausweg der Verdrängung seiner aufbegehrenden Impulse via Hassprojektion auf Ungläubige und ´Ketzer´.
Wenn polytheistische Staaten Krieg führten, dann wurde göttlicher Auftrag oder Beistand zwar als Legitimation geltend gemacht, aber das war niemals, auch nicht im geheimen, der Grund für Kriege, die ausschließlich zur Erweiterung des staatlichen Territoriums bzw. zur Unterwerfung anderer Staaten zwecks Tributpflichtigkeit geführt wurden.
Monotheistische Religionskriege sind also - psychoanalytisch gesehen - indirekte Resultate eines verdrängten Vater(gott)hasses. Der (u.a.) aus dem Judentum hervorgegangene Christuskult bedeutet psychoanalytisch eine Reaktionsbildung gegen die als erdrückend empfundene Macht des Vaters durch die himmlische Inthronisation des Sohnes an der Seite des Vaters.
Chan
Hi
Um die Ausgangsfrage zu beantworten:
IMHO ist das völlig wurscht. Menschen suchen immer eine bequeme Begründung dafür, dem Nachbarn den Schädel einschlagen zu können. Religion ist/war mal bequem dafür, dies ohne Gewissensbisse zu tun…
Ich finde es kritisch den Islam grundsätzlich als gewalttätige Religion zu bezeichnen. Das Problem am Koran (oder auch anderen religiösen Schriften) ist doch, dass sie verschiedenen interpretiert und ausgelegt werden können. Nur weil Mancher darin einen Aufruf zum Völkermord sieht, heißt das nicht, dass auch die Allgemeinheit der Gläubigen es so sieht. Eigentlich basieren doch alle weit verbreiteten Religionen auf Nächstenliebe.
Die muslimische Theologin Hamideh Mohagheghi (Uni Paderborn) hat 2010 („Moderne Zugänge zum Islam – Plädoyer für eine dialogische Theologie“) über die islamischen Gewaltexzesse geschrieben:
Wiederholt zu sagen, dass dies alles ‚nichts mit dem Islam’ zu tun habe, führt nicht weit und verkommt zu einer unglaubwürdigen Parole.
Da hat sie allerdings Recht. Schon die theologischen Grundlagen des Islam basieren auf der Idealisierung von Gewalt: Allah ist ein kosmischer Zuchtmeister, der die Gläubigen belohnt und die Ungläubigen fürchterlich bestraft, nämlich mit ewigen Höllenqualen. Dieser (imaginierte) göttliche Extremsadismus legitimiert logischerweise einen gewalttätigen Umgang mit Ungläubigen auf der irdischen Ebene. Es gilt also:
- Allah ist ein gewalttätiger Gott.
Das reicht bereits aus, um die Behauptung, der Islam sei friedfertig, ad absurdum zu führen. Eine wirklich friedfertige (theistische) Religion hat einen friedfertigen Gott zur Voraussetzung.
Hinzu kommt die Modellhaftigkeit von Mohammeds Lebensführung für jeden Muslim. Leider gilt auch hier:
- Mohammed ist ein gewalttätiger Prophet.
Im Islam gilt das Leben des Religionsgründers Mohammed als uneingeschränkt vorbildhaft. Dieses Leben wird muslimischerseits hauptsächlich aus den Inhalten des Koran und der Sunna erschlossen. Die Sunna ist eine Sammlung von Hadithen (Erzählungen) aus dem Leben Mohammeds, in denen von seinen Taten und Unterweisungen berichtet wird, die für einen echten Muslim verbindlichen Vorbildcharakter haben. Die Begründung für diese Verbindlichkeit liefert der Koran mit der Forderung an Muslime, sich dem Willen Mohammeds zu unterwerfen.
Zwei Beispiele:
(Sure 33, 21)
Wahrlich in dem Gesandten Allahs hattet ihr ein schönes Beispiel für jeden, der auf Allah und den Jüngsten Tag hofft und oft Allahs gedenkt.
(Sure 33, 36)
Und nicht geziemt es einem gläubigen Mann oder Weib, wenn Allah und Sein Gesandter eine Sache entschieden hat, die Wahl in ihren Angelegenheiten zu haben. Und wer gegen Allah und Seinen Gesandten aufsässig wird, der ist in offenkundigem Irrtum.
Insofern also Mohammed zu den Mitteln der Gewalt greift, um seine Religion zu verbreiten und zu konsolidieren, stellt er ein verbindliches Vorbild für jeden Muslim dar. Nun besteht kein Zweifel daran, dass sich die Ausbreitung des Islam den Mitteln der Gewalt verdankte (Finanzierung durch Karawanenüberfalle und Sklavenhandel, kriegerische Unterwerfung ungläubiger Stämme) und grausame Praktiken involvierte (Vergewaltigung, Folterung, Aussetzen in der Wüste mit ausgestochenen Augen und abgehackten Händen).
Der IS tut also nichts anderes als Mohammed wörtlich zu nehmen. Er ist damit die reinste Form des Islam, die wir zur Zeit kennen. Immerhin handeln 60 % der Koranverse vom Jihad (Heiliger Krieg).
Ganz so einfach ist es nicht. Es gibt Kriterien bei der Auslegung. Vor allem die zeitliche Einordnung der Suren spielt eine erhebliche Rolle. Je älter Mohammed zum Zeitpunkt der Entstehung einer Sure war, desto gültiger sind deren Inhalte - mit der Begründung, dass Mohammed mit den Jahren gereift und zu (noch) tieferen Einsichten gelangt sei. Die Anschauungen der frühen Mekka-Zeit sind noch relativ friedlich, die der späteren Medina-Zeit aber sehr kriegerisch.
Aufgrund des vorgenannten Kriteriums kann also ein Vers aus der Medina-Zeit einen Vers aus der Mekka-Zeit widerlegen (fachsprachlich: „abrogieren“), wenn sich beide inhaltlich widersprechen. Es gibt Medina-Verse, die über 100 Mekka-Verse abrogieren, also ungültig machen, z.B. der berühmte kriegerische Schwert-Vers, der genau (relativ friedliche) 124 frühere Verse abrogiert.
Hier sind beispielhaft die ersten 23 dieser abrogierten Verse:
2/109 2/190 2/256 2/272 3/20 4/62 4/81 4/90 5/3 5/28 5/48 5/99 6/60 6/66 6/70 6/104 6/107 6/112 6/158 7/87 7/188 7/193 7/199
Hast du das aus Grimm´s Märchen?
Chan
Servus,
ich würde mir dann doch wünschen, dass Du hier ein wenig mehr differenzierst.
So ist die Auslegung des Islams bei den Sunniten (Wahabiten) natürlich deutlich verschieden (insbesondere im Hinblick auf die Aggressivität gegen „Ungläubige“ bzw. „vom Glauben Abgefallene“ und die Auslegung des Dschihad), als z.B. beim Sufismus oder schiitischen Islam.
Deshalb ja auch unter anderem die Auseinandersetzungen und Stellvertreterkriege von Saudi-Arabien und Iran…
Ich bin auch anderer Meinung, dass monotheistische Religionen in direkterer Folge zu Religionskriegen führen als polytheistische Religionen. Die Ursache-Wirkung-Abschätzung halte ich bei Religionskriegen für sehr schwierig.
Auch die Kreuzfahrer verfolgten politische und territoriale Ziele.
Gruß,
Sax
Den Sufismus können wir gleich mal ausklammern. Er ist eine sehr marginale Erscheinung im Islam und spielt für die Frage einer authentischen Auslegung des Koran und der Sunna keine Rolle.
Die Sunniten sind heute mit 85 % die größte Gruppierung im Islam. Ich denke, dass dein Hinweis auf unterschiedliche Jihad-Auffassungen zwischen Sunniten und Schiiten damit stark an Bedeutung verliert. Man kann die Auffassung einer gewaltigen Mehrheit (Sunniten) nicht durch die Auffassung einer Minderheit (Schiiten) relativieren.
Ich gehe dennoch darauf ein:
Der wesentliche Unterschied zwischen sunnitischem und schiitischem Jihad scheint in der Funktion des sog. Zwölften oder auch Verborgenen Imam liegen, der zukünftig erscheinen soll und als einziger das Recht hat, einen offensiven Jihad zu befehligen. Es ist allerdings so, dass diese Lehrmeinung bei den Schiiten keineswegs unumstritten ist, wobei die schiitischen Gelehrten, die an diesem Dogma zweifeln, aber eher in der Minderzahl sind. Akzeptiert ist gemeinhin unter Schiiten die Berechtigung eines ´defensiven´ Jihad gegen vermeintliche Bedrohungen von außen. Genau diese ´Defensivität´ des Jihad wird von Jihad-Ideologen aber gerade über den Al-Qaida-Terrorismus behauptet: Dieser sei kein Angriff, sondern eine legitime Abwehr des westlichen Angriffs auf die islamische Welt. Osama bin Laden, ein Sunnit, begründete seine Gewaltexzesse mit diesem Argument (Befreiungskrieg).
Wie ich ja schrieb, waren es die monotheistischen Religionen, die das religiöse Intoleranzdenken einführten, allen voran das Judentum. Wenn du schreibst:
… dass monotheistische Religionen in direkterer Folge zu Religionskriegen führen als polytheistische Religionen…
dann hat das nichts mit faktischer Historie zu tun, was aus meinen Ausführungen auch klar hervorgeht. Es gab nämlich keine polytheistischen „Religionskriege“; diese Kategorie wurde erst durch den Monotheismus ermöglicht.
Das ist mit den Motivationen im Islam aber nicht zu vergleichen.
Chan
Hallo
Zeigt schon 1.Sam. Kap.8, 19,20…und Tausende Jahre vergingen, Relis kamen… überall und immer mehr zeigen heutzutage u.a. Berichte–Zeitungs-Leserbriefe nach und nach Beschwerden aller Art- wie ungerecht es auf dieser Welt doch zugeht…Gott, gründete er die Religionen? Nein, was besseres: Es gibt die Bergpredigt in der Bibel, es gab Jesus der davon sprach, sie erklärte Matth.5,1-…es gibt viele Leute die diese verstehen können und weltweit versuchen– wie sagt Luk.10,3… unter „Wölfe“- diese Nachricht der Welt zu verkünden, da solche es als einzig wahre Friedens-Lösung sehen- vergeblich wie es aussieht…ist die „Wartezeit“ zu lange ?..kann sein, der Mensch meint ja auch- gibt Gott gar nicht und braucht Gott nicht. Viele bekämpfen sich lieber – erst noch mit Worten- wer hat den „besseren“ Gott? Und dann? Krachts- „geweihte“ Waffe trifft „Feind“… muss/wird er- Gott- am Ende doch wieder selbst eingreifen?
Matth.24,38… (s. Sintflut) um letztendlich die zu befreien die ihm glauben und einfach nach dem Muster der Bergpredigt leben wollen…die gibt es ja auch noch, sagt die inspirierte Bibel… 2.Tim.3,16… So was Einfaches sagt also die Bibel. Dan.2, 44…Wenn Gott alles Sichtbare erschaffen kann, dann schafft er auch das noch…auch davon kann man ausgehen- dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auch… lehrte Jesus, er war wohl hier…Beweise? es gäbe genug… Röm.1,20…gute Frage: Was ist Glaube? das zeigt Hebr.11,1… speedytwo
Hallo,
im Prinzip nur zu Krieg. Der Grund: Die Kraft des GLAUBENS wird als Zweck missbraucht und dazu verklärt, das über allen Tugenden stehen soll.
Die Attentate von Paris sind warnendes Signal vor jede Art von Religion.
Gruß mki
Zum Krieg führt das „haben - wollen“ (Jak.4,1).
Das übrige sieht man ja in Nord-Irland, Syrien etc…
Wenn du erkennst, wer der „Gott dieser Welt“ (Offb.12,9) ist, weißt du besser, warum es Kriege gibt, die von „Religionen“ geführt werden (2.Kor.4,4).
Wie war das damals in Nordirland ? (Katholisch-Evangelisch). Oder das Römische Reich, welches das Papsttum mit Gewalt verbreitete…
„Frieden“ wird es erst in Gottes Reich geben, das demnächst errichtet wird. Dann wird Satan gebunden sein (Offb.20,2) und niemand mehr verführen…