Auf die Idee, dass an den Vorwürfen etwas dran sein könnte, kommst du ganz offensichtlich nicht!
Du schreibst sehr richtig in deiner Überschrift, dass es um Schutzbefohlene geht. Nur interessiert dich deren Schutz überhaupt nicht. Man könnte durchaus noch Verständnis dafür aufbringen, dass das eine Situation ist, die auch für Mitarbeiter schwierig ist. Völlig inakzeptabel ist aber, dass dir - um es hier mal knallhart auszudrücken, wie es ist - scheißegal ist, ob es tatsächlich zu einem Übergriff gekommen ist. Dir ist auch scheißegal, was das mit der betroffenen Bewohnerin gemacht hat. Ebenso ist dir scheißegal, wie sich das für einen Schutzbefohlenen (!) anfühlen muss, nicht nur so etwas durch eine Vertrauensperson zu erleben, sondern danach nicht geschützt zu werden, sondern von Menschen, auf die man angewiesen ist, zur Täterin gemacht zu werden.
Du hast keine Lust. angeschuldigt zu werden, dass du jemanden „unsittlich berührt“ zu haben? Hier geht es nicht um deine Lust und es geht bei dem Thema auch nicht um das Einhalten irgendeiner „Sitte“ als etwas, was vielleicht nur prüde Menschen haben. Sollen die sich doch nicht so haben und dir das Leben auch noch schwer machen…
Du willst dich absichern in so einer Situation? Was tust du denn für die Sicherheit der Bewohnerin? Ist dir klar, dass ein solches Erlebnis das Sicherheitsgefühl erheblich angreift, ja geradezu pulverisiert? Das gilt auch für Menschen mit einer geistigen Behinderung.
Es ist dein Job, dich in so einer Situation professionell zu verhalten. Das tust du im Augenblick nicht! Du stellst dein Sicherheitsbedürfnis an erster und einziger Stelle, obwohl deine Sicherheit überhaupt nicht gefährdet ist. Im Gegenzug kommt die Sicherheit der Bewohnerin in deinen Überlegungen nicht einmal vor.
Mein Vorschlag ist, dass du das dringend zum Thema für eine Supervision machst. Wobei es mit einer Stunde sicher nicht getan ist. Es ist leider zu befürchten, dass du nicht der einzige im Team sein wirst, der so denkt. Untersuchungen zeigen das. Das macht die Situation für Betroffene aber nur um so schlimmer. In jedem Fall muss das vernünftig bearbeitet werden, sonst können alle Beteiligte richtig bösen Schaden nehmen!