Fusion, die Energiekrise wird nie kommen?

Hallo Experten,
wie sieht es denn aus mit Fusionskraftwerken?
Habe mir mal sagen lassen, dass in spätestens 20-30 Jahren unsere Stromversorgung durch Fusionskraftwerke gedeckt wird, sofern die Industrie und/oder die Regierungsvertreter wirklich was dafür machen und entsprechende Forschungsvorhaben durchsetzen, was bisher ja noch nicht der Fall ist.

Gruß
Stephan

Hallo Stefan,

2008 geht in Frankreich ein Fusionskraftwerk in Bau. Es handelt sich um einen Versuchsreaktor, an dem nach einigen Jahren Bauzeit etwa 15 Jahre geforscht wird. Gleichzeitig wird ein erheblich verbesserter Fusionsreaktortyp in Greifswald erforscht (bereits im Bau, wird keine Energie erzeugen, es geht um die Erforschung des Plasmaeinschlusses). Die Ergebnisse beider Vorhaben zusammen können dann in etwa 20-30 Jahren zu einem ersten richtigen Versuchskraftwerk führen. Mit den dort gewonnenen ergebnissen kann im günstigen Fall in etwa 50 Jahren mit serienreifen Fusionskraftwerken gerechnet werden. Wenn alles glatt läuft, dauert es damit noch mindestens 60 Jahre, bis wir einen nennenswerten Anteil an Fusionsenergie für unsere Energieversorgung erreichen. Man kann sich für den Forschungsreaktor in Frankreich noch als Mitarbeiter bewerben.

Mit freundlichen Grüßen
Tilo

im günstigen Fall in etwa 50 Jahren …

… das wird seit 50 Jahren gesagt. 50 Jahre heißt auf deutsch:
Wir wissen nicht, ob und wann wir es je hinbekommen.

Im diesem Fall zwar traurig, aber so zu vermuten. Zoelomat

Konstante der Zeit
Hai,

Habe mir mal sagen lassen, dass in spätestens 20-30 Jahren
unsere Stromversorgung durch Fusionskraftwerke gedeckt wird,

ja, das hieß es bei uns in der Erstsemester Vorlesung auch schon, war 1984. Und hatte auch damals schon einen ironischen Unterton.

Gruß
Burkh

im günstigen Fall in etwa 50 Jahren …

… das wird seit 50 Jahren gesagt. 50 Jahre heißt auf
deutsch:
Wir wissen nicht, ob und wann wir es je hinbekommen.

darum sagen ja böse Zungen, dass Fusionsenergie die Energie der Zukunft ist. und immer bleiben wird.
:wink:

Hallo,

wie sieht es denn aus mit Fusionskraftwerken?
Habe mir mal sagen lassen, dass in spätestens 20-30 Jahren
unsere Stromversorgung durch Fusionskraftwerke gedeckt wird,

man beachte das Wort „spätestens“.
dann müsste HEUTE schon das Fusionsproblem vollständig und zweifelsfrei gelöst sein und man müsste HEUTE anfangen zu bauen.
Keine"Forschungsreaktoren, sondern „richtige“ Reaktoren.

sofern die Industrie und/oder die Regierungsvertreter wirklich
was dafür machen und entsprechende Forschungsvorhaben
durchsetzen, was bisher ja noch nicht der Fall ist.

und sofern morgen das Problem vollständig und zweifelsfrei gelöst ist.

Thomas

im günstigen Fall in etwa 50 Jahren …

… das wird seit 50 Jahren gesagt.

Nein, wird es nicht. Dieses Märchen wurde von Leuten in die Welt gesetzt, die nicht in der Lage sind, zwischen der ersten kontrollierten Kernfusion (die wurde vor über 50 Jahren für die Jahrtausendwende vorhergesagt) und dem ersten ausgereiften Kernfusionskraftwerk (das wird heute für die nächsten 50 Jahre vorausgesagt) zu unterscheiden.

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Nein, wird es nicht. Dieses Märchen wurde von Leuten in die
Welt gesetzt, die nicht in der Lage sind, zwischen der ersten
kontrollierten Kernfusion (die wurde vor über 50 Jahren für
die Jahrtausendwende vorhergesagt) und dem ersten ausgereiften
Kernfusionskraftwerk (das wird heute für die nächsten 50 Jahre
vorausgesagt) zu unterscheiden.

An die letzten 30 Jahre kann ich mich ganz gut erinnern, und wenn ich mich nicht ganz täusche, war da immer von 50 Jahren bis zum Kraftwerk die Rede. Zoelomat

Hallo,

An die letzten 30 Jahre kann ich mich ganz gut erinnern, und
wenn ich mich nicht ganz täusche, war da immer von 50 Jahren
bis zum Kraftwerk die Rede.

Schon. Aber wessen Rede?
Gruß
loderunner

Hallo,

die Milliarden, die da jetzt ab 2008 in Frankreich verbaut werden, wird wohl bei den ständig klammen Kassen keiner aus Dummdiedeldei ausgeben. Zumal die bisherigen Schwierigkeiten der Instabilitäten des Plasmaeinschlusses mittlerweile ausreichend beherrscht werden.

Ich habe noch mal nachgelesen. Wir können in etwa 30 Jahren mit dem Baubeginn des ersten Kraftwerkes rechnen, welches planmäßig Strom erzeugt. Es soll DEMO genannt werden. Möglicherweise eine Symbiose aus den Erkenntnissen des ab 2008 zu bauenden Tokamak-Reaktors in Frankreich und dem bereits im Bau befindlichen Wendelstein-7X-Reaktors (keine Fusion, nur Forschung zum Plasmaeinschluß in einem verbesserten Reaktortyp) in Greifswald. Erst danach wird man Kraftwerke in „Serie“ bauen können.
Es scheint hier wirklich Bewegung in die Sache zu kommen. Ich werde mich also den Vorurteilen nicht anschließen und gehe davon aus, dass es funktionieren wird.
Unabhängig davon können wir die nächsten mindestens 70 Jahre (vorher wird wohl keine Fusionsenergie in größeren Mengen zur Verfügung stehen) nicht so weiter machen wie bisher. Ich halte die Kernspaltung bis dahin für wichtig. Man kann dagegen sein, wie man will. Der Durchschnittsmensch ist egoistisch und wird nicht freiwillig verzichten. Stellen wir also genügend Energie ohne CO2-Ausstoss zur Verfügung, dann hilft das mehr als das ständige Gejammer zum Energiesparen. Dazu gehöhren für mich nicht nur erneuerbare Energien, sondern eine Zeitlang auch die Kernspaltung. Jetzt ist es erst einmal wichtig, die konventionellen Kohle-, Gas- und Ölkraftwerke durch Energieeinsparungen und erneuerbare Energieen zu ersetzen. Danach dann die Kernspaltung. So sehe ich das.

Mit freundlichen Grüßen
Tilo

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Möglicherweise eine Symbiose aus den Erkenntnissen des ab 2008
zu bauenden Tokamak-Reaktors in Frankreich und dem bereits im
Bau befindlichen Wendelstein-7X-Reaktors (keine Fusion, nur
Forschung zum Plasmaeinschluß in einem verbesserten
Reaktortyp) in Greifswald. Erst danach wird man Kraftwerke in
„Serie“ bauen können.

Interessanterweise ist das im Wendelstein verwendete Stellarator-Konzept älter als der Tokamak. Allerdings ist es wegen der seltsamen Geometrie der Kraftfelder technisch wesentlich anspruchsvoller. Die Segmente des Reaktorrings sehen aus, als wären sie beim Transport von einer Brücke gefallen und anschließend von einem Zug überrollt worden.

Hallo,

Interessanterweise ist das im Wendelstein verwendete
Stellarator-Konzept älter als der Tokamak. Allerdings ist es
wegen der seltsamen Geometrie der Kraftfelder technisch
wesentlich anspruchsvoller. Die Segmente des Reaktorrings
sehen aus, als wären sie beim Transport von einer Brücke
gefallen und anschließend von einem Zug überrollt worden.

Das Stellaratorkonzept ist eigentlich der wesentlich bessere Ansatz, weil ein Reaktor nach diesem Prinzip im Dauerbetrieb laufen kann. Ein Tokamak benötigt für den Plasmaeinschluß einen steigenden Strom. Da der Stromanstieg natürlich begrenzt ist, ist auch die Fusionsdauer begrenzt. der Tokamakt kann also immer nur kurze Zeit laufen, dann muß abgestellt und neu gezündet werden. Der Stellarator hatte Probleme mit dem bei über 100 Millionen Grad doch recht wilden Plasma. Durch jetzt mögliche computeroptimierte Spulenanordnung kann das Magnetfeld aber so präzise eingerichtet werden, dass die Stellarator-Technik beherrschbar wird.
Zusatz: Ein solcher Fusionsreaktor kann nicht überhitzen, explodieren oder sonst was gefährliches machen. Fusionsreaktoren arbeiten mit Hochvakuum-Plasma. Die Menge an Kernbrennstoff, die sich gleichzeitig im Reaktor befindet reicht gerade aus, um eine Energiedichte zu erzeugen, als wäre der Reaktorraum 1 oder 2 Sekunden lang mit lauter leuchtenden 60W-Glühbirnen gefüllt.
Ich bin gespannt, wie sich das weiter entwickelt.

Mit freundlichen Grüßen
Tilo

Hi,

Die Segmente des Reaktorrings
sehen aus, als wären sie beim Transport von einer Brücke
gefallen und anschließend von einem Zug überrollt worden.

hier schön zu sehen
http://www.answers.com/topic/stellarator?cat=technology

Gandalf