Hallo zurück,
wir renovieren ein altes Bauernhaus (1. Stock) und wissen vor
lauter verschiedener Meinungen nicht mehr wie wir nun den
Bodenaufbau machen sollen.
Jeder muss halt etwas anderes verkaufen 
Also wir haben eine
Holzbalkendecke, Balkenabstand 85-100cm in den verschiedenen
Räumen und darunter eine Hourdisdecke ohne Betonfüllung.
Der Aufbau scheint mir umgekehrt, die Hourdisdecke sollte auf den Balken liegen, oder? Googlet mal nach Hourdis, da kommen verschiedene Systemskizzen…
Empfohlene Variante von einer Fußbodenbaufirma: Mit 5cm
Estrich dämmen, OSB-Platten daraufschrauben ohne was
auszugleichen, etwas Ausgleichsschüttung und darauf dann 2,5cm
Spezialestrich
Das wären ca. 10 cm Aufbauhöhe, die von der Raumhöhe abgehen. Abgesehen davon habe ich noch nie auf eine Ausgleichsschüttung einen Estrich eingebaut. Beim Einpumpen des Estrich wird doch die Schüttung weggedrückt? Und wofür soll die OSB-Platte eingebaut werden? Werden die Hourdiselemente ausgebaut?
von einem Zimmerer: mit Steinwolle dämmen, Balken mit Bohlen
begradigen und darauf 22er Dielen verschrauben. Darauf dann
eine entkoppelte Schicht OSB-Platten 28mm
Das kann ich mir vorstellen. Fragt mal nach der Gesamthöhe dieses Aufbaus. Bleibt die OSB-Platte sichtbar? Dann würde ich nach der notwendigen Unterhaltspflege fragen - ölen, wachsen, lackieren?
Holzhandel: mit Perlite dämmen, Balken begradigen, 28er Nut
und Federdielen verschrauben (darauf dann den gewünschten
Belag)
Perlite ist eigentlich keine DÄmmung sondern ein Höhenausgleich. Der Dämmeffekt entsteht „nebenbei“. Da die sChicht aber ungleich dick ist, kann das auch sehr problematisch werden. Diese Variante ist starr mit den Balken verbunden -> der Trittschall wird so wunderbar ins EG übertragen. Sind dort Wohnräume? Dann Finger weg!!
Sägewerk: Perlite, Balken begradigen und zwischen die Balken
noch Kanthölzer 10x10 im Abstand von 1m mit Winkeln anbringen,
30er OSB-Platten
s.o. auch das ist keine schwimmende Verlegung.
Richtig und falsch hängt vom gewünschten Ergebnis ab.
Ist das EG Wohnraum dann sollte dim 1. OG auf eine schwimmend verlegte Tragschicht für den Bodenbelag geachtet werden.
Ist das EG unbeheizt, muss eine Dämmung in den Aufbau (entsprechend ENEV).
Wie hoch ist der Raum? Alte Häuser sind oft relativ niedrig, dann darf er Bodenaufbau auch nicht so stark werden.
Generell gibt es viele brauchbare Lösungen. Sicher spielen auch die Kosten eine Rolle, evtl. die Bauphysik. Im Internet wird man da sehr schnell fündig:
http://www.google.de/search?q=Bodenaufbau+Balkendeck…
Aber Vorsicht: Auch hier kommt viel Halbwissen oder Irrglaube vor. Am sichersten wäre ein erfahrener Fachmann vor Ort - Architekt, Zimmermann, oder ein Mitarbeiter des Denkmalamtes (bei Denkmalschutz sowieso wg. der Förderung). Bei der Auswahl des Fachmanns auf jedenfall nach Referenzobjekten fragen und dort die Nutzer ansprechen und sich die referenzen auch ansehen.
Interessant ist auch der „Fischer“. Der Mann vertritt unkonventionelle Ansichten und ist sicherlich einer der kundigsten Denkmal-Architekten in Deutschland: http://www.konrad-fischer-info.de/
Ansonsten mal hier nachsehen:
http://ahf-bw.de/
http://www.denkmal-an-altbau.de/index.html
http://www.fachwerk-arge.de/showpage.php?SiteID=18&l…
http://www.denkmalpflegeberatung.de/
Grundsätzlich imemr überlegen, wer was rät - meist steckt ein wirtschaftliches Interesse dahinter…
Viel Wissen um traditionelle Baustoffe ist bereits verloren und kann bei Handwerkern auch nicht mehr vorausgesetzt werden. Die meisten verlassen sich auf große Industrieunternehmen und deren Berater. (vgl. dazu Fischer).
Eine unabhängige Beratung ist sicher besser. Und was nicht logisch nachvollziehbar ist - Finger weg. Warum eigentlich nicht die Hourdisdecke instandsetzen oder ertüchtigen?
Auf keinen Fall moderne und historische Materialien mischen. Immer versuchen „im System zu bleiben“.
Vorsicht auch mit Ausgleichschüttungen. Sollte sich die Decke unter Eigengewicht gesenkt haben, deutet das auf ein statisches Problem hin. Das ist sicher nciht gefährlich, wenn der Zustand seit Jahrhunderten so ist. Aber die Schüttung wäre dort Stärker und damit schwerer. Das würde das lokale „Statikproblem“ verschärfen…
Sind schiefe Böden in einem alten Haus nicht auch Teil des besonderen „Flairs?“
Viel Erfolg!!!