Fußbodenaufbau auf Holzbalkendecke

Hallo,

wir renovieren ein altes Bauernhaus (1. Stock) und wissen vor lauter verschiedener Meinungen nicht mehr wie wir nun den Bodenaufbau machen sollen. Also wir haben eine Holzbalkendecke, Balkenabstand 85-100cm in den verschiedenen Räumen und darunter eine Hourdisdecke ohne Betonfüllung.

Empfohlene Variante von einer Fußbodenbaufirma: Mit 5cm Estrich dämmen, OSB-Platten daraufschrauben ohne was auszugleichen, etwas Ausgleichsschüttung und darauf dann 2,5cm Spezialestrich

von einem Zimmerer: mit Steinwolle dämmen, Balken mit Bohlen begradigen und darauf 22er Dielen verschrauben. Darauf dann eine entkoppelte Schicht OSB-Platten 28mm

Holzhandel: mit Perlite dämmen, Balken begradigen, 28er Nut und Federdielen verschrauben (darauf dann den gewünschten Belag)

Sägewerk: Perlite, Balken begradigen und zwischen die Balken noch Kanthölzer 10x10 im Abstand von 1m mit Winkeln anbringen, 30er OSB-Platten

So, und jetzt als Laie wissen was richtig ist, vor allem weil jeder sagt auf keinen Fall die andere Version! Also bin ich gespannt was Sie jetzt dazu sagen. Wenn wir uns nicht bald entscheiden können geht der Umbau nie weiter.
Vielen Dank dass sie sich die Zeit nehmen!

Alles nicht so einfach und teilweise falsch beschrieben; z. B. die OSB-Platte kommt auf keinen Fall auf die Dielen oben drauf!

Es gibt aber halt auch viele Möglichkeiten.
Hier mal einen Aufbauversuch, falls die alten Dielen nicht mehr taugen (alte Dielen hergerichtet, auch wenn diese krumm sind, haben immer mehr Charme als neue Dinge): Ausgleichslattung ca. 40x60 mm auf z. B. Filz/Kokos/Hanfstreifen (als Trittschalltrennung zur Konstruktion); Kreuzlattung darüber 30x50 mm, Perliteschüttung dazwischen einbringen, dann Dielen ca. 21 mm obendrauf, Oberfläche geölt.

Alternativ, wenn der bestehende Boden eben ist:
Trockenestrich Systemaufbau von Knauf
Trittschallentkopplung darunter
Dielen obendrauf verlegt oder verklebt.

Anstatt Trockenestrich gehen auch OSB-Platten. Wichtig ist dabei einfach nur, daß diese Lage eine ebene Fläche erzeugt, da sich Dielen nicht gut mit unebenen Flächen vertragen (abhängig von der Länge, Breite, Dicke, beu kurzen Parkettstücken sieht das natürlich anders aus) und, daß man weiß ob die Dielen genagelt bzw. geschraubt oder verklebt werden.

Grüße Mathias

Hallo zurück,

wir renovieren ein altes Bauernhaus (1. Stock) und wissen vor
lauter verschiedener Meinungen nicht mehr wie wir nun den
Bodenaufbau machen sollen.

Jeder muss halt etwas anderes verkaufen :smile:

Also wir haben eine

Holzbalkendecke, Balkenabstand 85-100cm in den verschiedenen
Räumen und darunter eine Hourdisdecke ohne Betonfüllung.

Der Aufbau scheint mir umgekehrt, die Hourdisdecke sollte auf den Balken liegen, oder? Googlet mal nach Hourdis, da kommen verschiedene Systemskizzen…

Empfohlene Variante von einer Fußbodenbaufirma: Mit 5cm
Estrich dämmen, OSB-Platten daraufschrauben ohne was
auszugleichen, etwas Ausgleichsschüttung und darauf dann 2,5cm
Spezialestrich

Das wären ca. 10 cm Aufbauhöhe, die von der Raumhöhe abgehen. Abgesehen davon habe ich noch nie auf eine Ausgleichsschüttung einen Estrich eingebaut. Beim Einpumpen des Estrich wird doch die Schüttung weggedrückt? Und wofür soll die OSB-Platte eingebaut werden? Werden die Hourdiselemente ausgebaut?

von einem Zimmerer: mit Steinwolle dämmen, Balken mit Bohlen
begradigen und darauf 22er Dielen verschrauben. Darauf dann
eine entkoppelte Schicht OSB-Platten 28mm

Das kann ich mir vorstellen. Fragt mal nach der Gesamthöhe dieses Aufbaus. Bleibt die OSB-Platte sichtbar? Dann würde ich nach der notwendigen Unterhaltspflege fragen - ölen, wachsen, lackieren?

Holzhandel: mit Perlite dämmen, Balken begradigen, 28er Nut
und Federdielen verschrauben (darauf dann den gewünschten
Belag)

Perlite ist eigentlich keine DÄmmung sondern ein Höhenausgleich. Der Dämmeffekt entsteht „nebenbei“. Da die sChicht aber ungleich dick ist, kann das auch sehr problematisch werden. Diese Variante ist starr mit den Balken verbunden -> der Trittschall wird so wunderbar ins EG übertragen. Sind dort Wohnräume? Dann Finger weg!!

Sägewerk: Perlite, Balken begradigen und zwischen die Balken
noch Kanthölzer 10x10 im Abstand von 1m mit Winkeln anbringen,
30er OSB-Platten

s.o. auch das ist keine schwimmende Verlegung.

Richtig und falsch hängt vom gewünschten Ergebnis ab.

Ist das EG Wohnraum dann sollte dim 1. OG auf eine schwimmend verlegte Tragschicht für den Bodenbelag geachtet werden.

Ist das EG unbeheizt, muss eine Dämmung in den Aufbau (entsprechend ENEV).

Wie hoch ist der Raum? Alte Häuser sind oft relativ niedrig, dann darf er Bodenaufbau auch nicht so stark werden.

Generell gibt es viele brauchbare Lösungen. Sicher spielen auch die Kosten eine Rolle, evtl. die Bauphysik. Im Internet wird man da sehr schnell fündig:

http://www.google.de/search?q=Bodenaufbau+Balkendeck…

Aber Vorsicht: Auch hier kommt viel Halbwissen oder Irrglaube vor. Am sichersten wäre ein erfahrener Fachmann vor Ort - Architekt, Zimmermann, oder ein Mitarbeiter des Denkmalamtes (bei Denkmalschutz sowieso wg. der Förderung). Bei der Auswahl des Fachmanns auf jedenfall nach Referenzobjekten fragen und dort die Nutzer ansprechen und sich die referenzen auch ansehen.

Interessant ist auch der „Fischer“. Der Mann vertritt unkonventionelle Ansichten und ist sicherlich einer der kundigsten Denkmal-Architekten in Deutschland: http://www.konrad-fischer-info.de/

Ansonsten mal hier nachsehen:
http://ahf-bw.de/
http://www.denkmal-an-altbau.de/index.html
http://www.fachwerk-arge.de/showpage.php?SiteID=18&l…
http://www.denkmalpflegeberatung.de/

Grundsätzlich imemr überlegen, wer was rät - meist steckt ein wirtschaftliches Interesse dahinter…

Viel Wissen um traditionelle Baustoffe ist bereits verloren und kann bei Handwerkern auch nicht mehr vorausgesetzt werden. Die meisten verlassen sich auf große Industrieunternehmen und deren Berater. (vgl. dazu Fischer).

Eine unabhängige Beratung ist sicher besser. Und was nicht logisch nachvollziehbar ist - Finger weg. Warum eigentlich nicht die Hourdisdecke instandsetzen oder ertüchtigen?

Auf keinen Fall moderne und historische Materialien mischen. Immer versuchen „im System zu bleiben“.
Vorsicht auch mit Ausgleichschüttungen. Sollte sich die Decke unter Eigengewicht gesenkt haben, deutet das auf ein statisches Problem hin. Das ist sicher nciht gefährlich, wenn der Zustand seit Jahrhunderten so ist. Aber die Schüttung wäre dort Stärker und damit schwerer. Das würde das lokale „Statikproblem“ verschärfen…
Sind schiefe Böden in einem alten Haus nicht auch Teil des besonderen „Flairs?“

Viel Erfolg!!!

Hallo sannyss,

der Vorschlag des Zimmerers ist für mich das vernünftigste und technisch sinnvollste.
Weil Sie offenbar nicht so genau wissen, wie belastbar
die vorhandene Decke ist, sollten Sie nicht unnötig viel zusätzliche Belastung draufpacken, also Gewicht sparen.
Die Mineralwolle hat sehr gutes Wärmedämmvermögen (z.B.WLG 032)und ist auch gut als Hohlraumdämmung geeignet.
Die entkoppelte 28 mm OSB-Platte als schwimmender Trockenestrich ist als tragende Basis für Ihren Fußbodenbelag gut geeignet und sinnvoll. Außerdem
bringt diese noch eine zusätzliche Schalldämmung.
Der Deckenbalkenabstand mit 85 - 100 cm erscheint
mir jedoch grenzwertig groß. Ich gehe davon aus, dass
die Holzbohlen quer zu den Deckenbalken im Abstand von max. 65 cm verlegt werden sollen.
Trägt die Holzbalkendecke auch die darunter hängende
Hourdisdecke? Wenn ja, dann ist diese Decke möglicherweise in ihrer Tragfähigkeit als Wohnraumdecke
überlastet. Evtl. sollten Sie einen Statiker die ganze
Konstruktion rechnen lassen, wenn Sie auf Nr.-sicher
gehen wollen.

M.f.G.

Rudolf Hoffmann

Hallo,

danke für die Antwort!
Wir hatten bereits einen Statiker, der hat den Vorschlag mit dem Estrich berechnet, statt Estrich hätten wir auch 6cm Sand nehmen können vom Gewicht her.

Die Hourdisdecke liegt mit Stahlträgern auf den Aussenmauern auf, ist also nicht mit der Holzbalkendecke verbunden.
Die Bohlen (4cm dick)werden, wie ich das verstanden habe seitlich an den Balken befestigt. Zusätzlich hat der Zimmerer noch vorgeschlagen in best. Abständen Bretter von unten an die Dielen zu schrauben, um diese noch zusätzlich zu stabilisieren.

Mir war dieser Vorschlag eigentlich auch am einleuchtendsten, schön das jetzt noch bestätigt zu bekommen.
Vielen Dank!

Hallo sannyss,
aus meiner Sicht hört sich die Variante vom Zimmerer am vernünftigsten an. Mit Estrich und sonstigen Dingen wäre ich ein wenig vorsichtig, da an alten decken die Statik nicht außer acht gelassen werden darf! Achten Sie bei der Variante vom Zimmerer bitte auf eine dichte Dampfsperre!

Noch vielen Dank das Sie mich als Experten ausgewählt haben und noch viel Erfolg beim sanieren.

Viele Grüße