Guten Tag!
In einem kleinen Taschenbuch - der Titel ist mir entfallen - steht, Leibniz habe schreibend gedacht.
An welchem Textbeispiel lässt sich Leibniz’ schreibendes Denken zeigen?
Guten Tag!
In einem kleinen Taschenbuch - der Titel ist mir entfallen - steht, Leibniz habe schreibend gedacht.
An welchem Textbeispiel lässt sich Leibniz’ schreibendes Denken zeigen?
Das bedeutet einfach, dass er seine philosophischen Gedanken hauptsächlich in seiner Briefkorrespondenz (15.000 Briefe mit 1.000 Korrespondenten) entfaltet hat und nicht in einem philosophischen Hauptwerk.
Chan
Hallo,
schade, daß du die Originalstelle nicht mehr weißt. Für solche Behauptungen müßte mach auch die Begründung des Autors lesen.
Unlogisch. Denn hätte der Fragesteller die Originalstelle noch präsent, bräuchte er seine Frage kaum zu stellen, da dort sicher eine Begründung geliefert wird. Außerdem habe ich die Frage schon beantwortet: Es sind die Briefe, in denen Leibniz seine philosophischen Gedanken entfaltet hat. Offenbar begünstigte der Korrespondenzprozess mit seiner Dialog-Situation seine intellektuelle Konzentration und sein Fähigkeit zu assoziieren, d.h. Zusammenhänge zu erkennen, die sich ihm erst während des Schreibens offenbarten.
Chan
Hallo Fischreiher,
ich habe mittlerweile eine Literaturstelle gefunden, auf die du dich vielleicht beziehst.
Man findet den von dir im UP erwähnten Gedankengang („Leibniz habe schreibend gedacht“) in einem Aufsatz, der von Georg Ruppelt - im Auftrag der Freunde und Förderer der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek e. V. - herausgegeben wurde:
„Wenn sehr viel später einmal Heinrich von Kleist über die ‚allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden‘ schreiben wird, so mag man für Leibniz ergänzen: und beim Briefeschreiben.
Dass Leibniz schreibend gedacht hat und seine Gedanken sozusagen im Fluss zu Papier brachte, macht seine nachgelassenen Papiere zu einem einmaligen Dokument für den Entstehungsprozess seiner Gedanken. “
Du kannst also laut Herrn G. Ruppelts poetischer Formulierung (Dass Leibniz schreibend gedacht hat), die „nachgelassenen Papiere“ von Leibniz „für den Entstehungsprozess seiner Gedanken“ hernehmen.
Viel Erfolg
hucklebeeri
Diesen Ausdruck „denkend geschrieben“ verwendete öffentlich zuerst der damalige Direktor der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek Dr. Georg Ruppelt in seinem Vortrag „Der Leibniz-Briefwechsel der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek ist Teil des UNESCO -Weltdokumentenerbes“ bei der → feierlichen Urkundenübergabe am 01.07.2008 in Hannover (siehe Seite 13).
Dort steht auch, was er damit meinte. Die Bezugnahme auf den berühmten Aufsatz von Kleist war ja auch naheliegend.
Allerdings hatte er schon ein halbes Jahr früher etwas ähnliches in einem Interview geäußert: → „Der Umfang ist ungeheuerlich. Leibniz hat denkend geschrieben und schreibend gedacht. Der Mann hat wahrscheinlich nie geschlafen“. Und im diesbezüglichen Forschungsbetrieb war das seit eh und je schon eine stetige Redewendung über Leibniz.
Seitdem wurde der Ausdruck als façon de parler 100fach journalistisch aufgegriffen.
Gruß
Metapher