Gabig

Hallo,
aus meiner Kindheit erinnere ich mich noch an das Wort „gabig“, so im Sinne von: Dieses Essen war aber gabig…, eine „gabige“ Speise, der Kuchen war „gabig“.

Immer hat das so in etwa bedeutet: Das war recht kräftig, fett, füllend, mir ist fast schlecht, brauch jetzt einen Schnaps, oder so ähnlich.

Es sollte aus dem östrerreichisch-ungarsichen Sprachraum stammen. Kennt das noch jemand? Niemand hier in meiner Umgebung weiß was damit anzufangen.

Danke für einen Hinweis Antal

Hallo,
aus meiner Kindheit erinnere ich mich noch an das Wort
„gabig“, so im Sinne von: Dieses Essen war aber gabig…, eine
„gabige“ Speise, der Kuchen war „gabig“.

Hi Antal,

ich kenne den Begriff zwar aus meinem Dialekt nicht, obwohl Österreich nur einen Katzenwurf weg ist, aber hier auf dieser österreichischen Telfer Seite habe ich es gefunden: http://www.telfer.at/telferisches_mundart04.htm
Demnach soll es für ‚schlecht, übel, falsch‘ stehen. War das Essen denn so schlecht? :wink: Wahrscheinlich hat der Begriff nach Norden hin eine andere Bedeutung bekommen.

Schönen Gruß,
Rudy

Danke Rudy, für diesen Hinweis. Aber, der Ausdruck stammt aus dem k&k ungarischen, meine Eltern (und ich grad auch noch) waren nämlich in einem ungardeutschen Dorf nahe Budapest (Budaörs) geboren, und haben „zuhause“ ausnahmslos „deutsch“ gesprochen. Lebe jetzt aber mitten in Deustchland.

Antal

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Hallo, Antal,

aus meiner Kindheit erinnere ich mich noch an das Wort
„gabig“, so im Sinne von: Dieses Essen war aber gabig…, eine
„gabige“ Speise, der Kuchen war „gabig“.

Grimm führt „gäbig“ auf, u. a. mit der Bedeutung

_16. jh. Allgemein für gut, tauglich (s. gäbe 2)…

…Das ist noch schweiz. gêbig brauchbar, gut, auch umgänglich…_

http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbu…

und zu „gäbe“:

gäbe
…2) Dann allgemein gut, annehmbar, wie ein ding sein soll, vortrefflich, ohne zweifel aus der vorigen bed. entwickelt; vgl. mhd. gæbelich angenehm, erwünscht…

http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbu…

Da könnte zumindest eine Verwandtschaft bestehen…

Gruß
Kreszenz

Servus Antal,

hier täte ich auf Kreszenz’ Spur in Richtung Mittelhochdeutsch mitgehen:

„Säll git ûs“ = „das gibt aus“ sagt man im nordalemannischen Tettnanger Raum einem Essen, von dem alle satt werden. Etwa einer ordentlichen Kachel brenntem Mues oder Röstkartoffel zum Morgenessen, oder einem gehörigen Stapel Dinneda zum Vesper.

Im Standardsprachlichen noch erhalten in Attribut & Adverb „ausgiebig“, aber unter Verlust der konjugierten Formen.

Schöne Grüße

MM

hallo antal,

dein „gabig“ ist bei uns (chiemgau) „gei“.

ich nehme and / glaube zu wissen, daß hier das mittelhochdeutsche „geil“ überlebt hat.

vielleicht gibt es einen zusammenhang??

unwissend,
i.

nachtrag:
z. b. sind salzburger nockerl wahnsinnig gut, aber auch extrem „gei“. ob sie „gabig“ sind, mußt DU entscheiden :smile:

Nicht doch, Igorella!

ich nehme and / glaube zu wissen, daß hier das mittelhochdeutsche „geil“ überlebt hat.
vielleicht gibt es einen zusammenhang??

„geil“ hat die Bedeutung „lustig, fröhlich“ zur Grundlage; dies wurde auf das Sexuelle beschränkt und tabuisiert, ehe es wieder erstand in den Spätsechzigern und Siebzigern.

Gruß Fritz

servus fritz,

schon klar!
ich dachte an „üppig“. ist das falsch?

gruß,
i.

Hallo, igorella,

(auch wenn ich nicht Fritz bin)

ich dachte an „üppig“. ist das falsch?

nein, die Wörterbücher führen (unter vielen anderen) auch diese Bedeutung auf.

Z.B. Benecke-Müller-Zarncke (Mhd.)

" 1. kräftig; durch kraft wild, übermütig, mutwillig, üppig…"

und auch Grimm:

…von pflanzen, noch els. im Sundgau geilen, vergeilen, üppig aufschieszen in blätter und schösse, ohne blumen zu geben…

"_…ebenso von gras und pflanzen, üppig wachsend, wuchernd:…

…aber vorwiegend doch in tadelndem sinne (s. c), von übermasz…_
"

Gruß
Kreszenz

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servus fritz,

schon klar!
ich dachte an „üppig“. ist das falsch?

Hallo igorella!
Ich bin zwar nicht angesprochen, aber trotzdem:
Nein das ist nicht falsch. Es gibt in verschiedenen Landesteilen noch den Begriff der ‚Geiltriebigkeit‘ bei Pflanzen. Hier ist ‚üppig‘ aber im Sinne von ‚aufgedunsen, überflüssig‘ zu verstehen und nicht wie z.B. bei ‚üppiger Blumenpracht‘ im Sinne von ‚voll und schön‘. Bei der ‚üppigen Figur‘ passt es schon eher! (:wink:)))
Mit freundlichen Grüßen
Alexander Berresheim

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õgäb (=ungäb)
… liebe Kreszens, lieber Antal,

sagt man bei uns (Schwäbische Ostalb) für was Sperriges, Widerborstiges, auch im
übertragenen Sinne zum Beispiel für Kinder, wenn sie gerade kratzbürstig sind,
Widerworte geben oder unleidig sind.
Gäb dagegen gibt es nicht bzw. nicht mehr. Aber dieses „ungäb“ lässt erahnen, wie
das gäb oder gei oder gabig oder wie auch immer gemeint sein könnte.

Gruß
Bolo2L

Hallo, Bolo,

sagt man bei uns (Schwäbische Ostalb) für was Sperriges,
Widerborstiges, auch im
übertragenen Sinne

Gäb dagegen gibt es nicht bzw. nicht mehr. Aber dieses „ungäb“
lässt erahnen, wie
das gäb oder gei oder gabig oder wie auch immer gemeint sein
könnte.

auf die Gefahr hin, als Kniefiesl zu gelten :wink: - „gäb“ bzw. „ungäb“ entstanden wohl aus dem mittelhochdeutschen gæbe adj. annehmbar, lieb, gut

bzw.

ungæbe adj. nicht annehmbar, nicht rein, nicht gut

http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbu…

Gruß
Kreszenz

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noch mal ich
Also, danke allen, die sich um mein „gabig“ verdient gemacht haben. Mir will die Erläuterung „ausgiebig, üppig, füllig“ am besten gefallen, und zwar für das und wofür es in meiner Umgebung verwendet wurde.

Situation zum Beispiel: Nachkriegsdeutschland, 1955, Sonntagnachmittagskaffee, erinnert sich jemand? Alles ist von den Kriegsjahren irgendwie noch immer ausgehungert und es wird aufgefahren, was man sich so unter gut vorstellt (das ist übrigens auch die Zeit, in der man von einem Mann (oder einer Frau), der/die ordentlich rund war, sagte: Der sieht aber gut aus :smile: )

Neben Kaffee mit nicht zu dünner Milch (Magermilch hatten wir nämlich 1948 satt) würde es jetzt Erdbeertorte gegeben haben, auf einem Tortenboden, in dem mit Eiern nicht gespart wurde, und ordentlich Schlagsahne dazu (auf den Kuchen, dazu neben auf den Teller einen kleinen Berg und noch ein Klacks in die Kaffeetasse.

Und weil die Tante Kathi Buttercremetorte so gerne mag, wird auch eine Buttercremetorte gebacken (nicht an Butter sparen), worüber sich die Tante, die auch „gut“ aussieht, sehr freut.

Nach dem zweiten Stückchen Erdbeertorte noch ein Stück Buttercremetorte, muß man ja schließlich probiert haben, versteht sich.

Und eigentlih reichts jetzt wirklich; aber da kommt einer und fragt, teilt sich jemand mit mir noch ein Stückchen? na, man will ja nicht so sein, …

Und da steht man nachher auf (man ist nahe an der Grenze zu sagen, … oahhh, ist mir schlecht), und dazu sagte man, das war aber gabig…

Grins Antal
der es überlebt hat

Also ich werfe hier noch „gallig“ in die Mundartrunde. Dieser Ausdruck wird im
Oberösterreichischen verwendet für „üppig, fett“ in Bezug auf Speisen. Im Salzburgischen wird
da eher schon „geil“ verwendet.

Zum Beispiel: „Des is owa a gallige Tuatn“, (Das ist aber eine Torte mit reichlich Butterfülle :wink:)

Gruß
SK