Ganz ohne Polen geht die Chose nicht?

Hallo,

ich weiß nicht, wie es Euch geht. ich habe Engländer, Schotten und Iren immer gemocht. Daher war ich auch etwas geschockt wegen der fremdenfeindlichen Umtriebe im Mutterland der Demokratie.

Aber jetzt kann man Folgendes lesen:

„Der kompromisslosen Linie, die Premierministerin Theresa May in den Brexit-Verhandlungen gegenüber Brüssel verfolgen will, begegnen selbst kompromisslose Brexit-Befürworter inzwischen mit zunehmender Skepsis. Stein des Anstoßes sind die rund 3,2 Millionen EU-Bürger, die davon in besonderer Weise betroffen sind. Denn May will ihnen erst ein Bleiberecht zuzubilligen, wenn die EU-Staaten ihrerseits eine ähnliche Garantie für die bei ihnen lebenden Briten abgeben.

Wie der „Guardian“ berichtet, schloss sich jetzt der Abgeordnete Michael Gove gemeinsam mit einigen Mitstreitern der Pro-Brexit-Fraktion der Torys dem Votum einer parlamentarischen Kommission an, das ein uneingeschränktes Bleiberecht für EU-Bürger in Großbritannien fordert. Die aktuelle Regierungspolitik sei „inakzeptabel“ , weil sie die betroffenen Menschen als „Verhandlungsmasse“ gegenüber der der EU einsetze. Gove, der der Kommission selbst angehört kritisierte, dass die Politik Mays große Verunsicherung bei vielen ausgelöst habe.

Die EU-Bürger hätten kein Mitspracherecht bei der Entscheidung für den Brexit gehabt, zitiert der „Guardian“ aus dem Papier. „Sie sind legal in unser Land gekommen, und haben unsere Gesellschaft wirtschaftlich und kulturell bereichert. Die große Mehrheit arbeitet hart, bezahlt Steuern und erzieht ihre Kinder im Sinne unserer Werte.“ Es sei schwierig zu erkennen, was Großbritannien noch mehr hätte von ihnen verlangen können.“

Mal sehen, was zuletzt vom harten Brexit übrig bleibt.

Gruß, Hans-Jürgen Schneider

Wurde denn jemals von einer nennenswerten Anzahl von Abgeordneten gefordert, dass alle Polen GB verlassen sollten? Nein? Dann wundert mich Deine (Pseudo)frage doch erheblich.

Denn zwischen keine Polen und alle Polen (bzw. EU-Bürger) liegt eine Menge von Personen, mit denen man gleich ein paar Zwergenstaaten auffüllen könnte.

Kleine Korrektur: Sie hatten kein Wahlrecht. Mitreden durften sie schon.

Franz

Und?

Franz

Ein Land der freien Entscheidung?

Franz

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Wie ich schon damals erläutert habe, spielte das Thema Einwanderung beim Brexit eine wichtige, letztendlich wohl sogar die entscheidende Rolle. Allerdings muss man dabei differenzieren. Die Einwanderung von außen ist getrennt von EU-Binnenmigration zu sehen.

Der erste Punkt ist recht klar. Merkel & Co. hatten 2015 für eine bis heute andauernde, unkontrollierte Zuwanderung in Millionenhöhe gesorgt, darunter viele Unqualifizierte, viele Muslime usw. Sie hatten regelreicht eine Einladungspolitik betrieben. Die Geschehnisse und die Schwere dieses Fehlers sind uns bekannt. Nun bedeutet eine Zuwanderung nach Deutschland aber auch eine Zuwanderung in die EU. Die Bilder aus Calais belegen den Migrationswunsch nach GB. Klar, dass man in solch einer EU nicht unbedingt sein möchte.

Bei der EU-Binnenmigration wird es komplizierter. Einerseits hat sich gerade in GB gezeigt, wie diese ein Land strukturell schwächt. Die Briten leiden traditionell unter schlechter Handwerksarbeit, die Industrie ist nur rudimentär noch vorhanden. Viele EU-Bürger, speziell aus den osteuropäischen Mitgliedsstaaten, sprangen in diese Lücke. Mit der Folge, dass die notwendigen Reformen (Bildung und Ausbildung, technische Qualifikationen, überhaupt der Sinneswandel, dass eine Volkswirtschaft nicht nur auf Dienstleistungen) gehemmt wurde. Sich einfach Ausländer holen zu wollen, ist der einfache Weg, man vernachlässigt dabei aber die Qulaifikation der eigenen Leute. Wir Deutschen sind ja auch so dumm, zu glauben, unseren Fachkräftmeangel (den es noch nicht einmal gibt) durch Migranten decken zu können, während wir unsere eigenen Leute zu Hause lassen (Frauen) oder mit 63 in Rente schicken.

Kurzum, Arbeitnehmer-Wanderungen erschweren den notwendigen Strukturwandel. Andererseits sind die Firmen heute international aufgestellt und bis zu einem gewissen Grad ist es nützlich, wenn man sich auch personell austauscht. Hier ist die Politik gefragt, kluge Lösungen zu schaffen. Im weitesten Sinne sollte das Credo heißen: Alle mit Rückflugticket sind willkommen, alle ohne - nein danke. Um alle Einzelfälle sinnvoll abzudecken sind natürlich sehr detaillierte Regelungen erforderlich.


[…]

MOD Selina: Beitrag editiert.

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Edit:

Für den Fall, dass Dich die Thematik tatsächlich interessieren sollte und nicht nur als Aufhänger dient: https://www.publications.parliament.uk/pa/cm201617/cmselect/cmexeu/1071/107102.htm

Schon die Zusammenfassung zeigt, dass die Behauptung, es würde (pauschal) ein uneingeschränktes Bleiberecht gefordert, schlicht falsch ist.

Hallo Vdmaster,

mein Beitrag im Brett „News“ ist ein Zitat. May will so viel Ausländer wie möglich abschieben.

Man kann als Ausländer ein Formular ausfüllen, um ein Bleiberecht zu beantragen. Im Fernsehen wurde eine Deutsche, die diesen Weg ging abgelehnt, obwohl sie einen sehr guten Job hatte.

Es gibt im Vereinigten Königreich 800. 000 Polen. Irgendwann wird Frau May merken, dass die nicht alle Autos klauen.

Eine sehr gute Zusammenfassung zur Wirtschaftslage in England und den daraus resultierenden Gefahren für die Wirtschaft nach einem Brexit, von C_Punkt verfasst,findet sich hier:

Gruß, Hans-Jürgen Schneider

Hallo,

Ein Zitat des SPON, der sich auf den Guardian berief

Michael Gove and other Tory Brexit campaigners on Sunday called on Theresa May to unilaterally guarantee the rights of 3.2 million EU citizens to remain in the UK, as they back a parliamentary report that brands the government policy as “unacceptable”.

und dabei IMHO einen üblen Übersetzungsfehler streute. Unilaterally würde ich mit „einseitig“ (unilateral) übersetzen, aber sicher nicht mit „uneingeschränkt“ (unrestricted, unlimited et. al.). An das Bleiberecht sind sicher auch weiterhin einige Voraussetzungen geknüpft.

Aus der von mir verlinkten Quelle des Parlamentskomittes (Exiting the European Union Committee/CMEXEU) geht hervor, dass es einen 85-seitigen Antrag gibt, den wohl kaum jemand (ohne Abschluss in Atomphysik und Gehirnchirurgie) richtig ausfüllen kann.

The current process by which EU nationals can apply for permanent residence using an 85 page form and requiring copious supporting evidence is too complex and onerous for clarifying the status of up to three million people.

Insgesamt fordern sie den Verwaltungsprozess zu verschlanken und praktikabel zu machen. Ggf. ergibt sich dann auch eine zweite Chance für die Deutsche. Ansonsten fordern sie, die Frage nach dem Bleiberecht abgekoppelt zu klären und eben nicht als Verhandlungsmasse (quid pro quo) mit den anderen EU-Ländern einzusetzen.

Ausserdem erklären sie (gleiche Seite)

An abrupt reduction in the number of EU workers in the UK would cause disruption in a number of sectors. This cannot be the Government’s intention.

Hat denn jemals jemand unterstellt, dass sie es tun würden? Nein? Aha.

Heisst noch lange nicht, dass das UK mittelfristig 100%, 95% oder auch nur 80% der Polen wirtschaftlich benötigen würde. Ich lese viel über Nützlichkeitsgründe, aber nichts davon, dass die Immigranten allein entscheiden könnten, wie über ihren Aufenthaltsstatus beschieden werden soll. Es sind übrigens knapp weniger als 1 Mio. Polen im UK. Deine Zahlen dürften noch von 2013 oder 2014 stammen.

vdmaster

Die letzten Jahrzehnte hast Du dann aber kaum die Geschehnisse auf der Insel verfolgt?

Ich wage mal die Prognose, dass es nicht viel sein wird. Wie gesagt, wird es darum gehen, wie da beide Seiten möglichst ohne großen Gesichtsverlust rauskommen.
Die Bundeskanzlerin hat ja in weiser Voraussicht schonmal mit Gabriel ausgekaspert, den Martin aus Europa wegzulocken. Das ist schon ein ziemlicher Pradigmenwechsel, finde ich. Früher wurden ja unfähige Politiker nach Europa abgeschoben. Dem Sigmar wird es egal sein, wer für die SPD die Wahl verliert. Der Schulz-Effekt lässt schon nach, bevor der überhaupt mal etwas halbwegs Konkretes gesagt hat.
Am Ende kaspert Mutti mit Theresa die Bedingungen aus, unter denen dann die Briten doch bleiben dürfen/wollen. Wie auch immer dieses Konstrukt dann genannt wird.

Grüße