Sehr geehrte Politikerinnen und Politiker!
Einige von Ihnen werden nicht müde, sich selbst für die großen Anstrengungen zu loben, die mit dem Ganztagsschulprogramm verbunden sind. Es geht - so wird allenorts behauptet - ein Ruck durch Deutschland und der Pisa-Schock wird konstruktiv verarbeitet. Leider vergessen sie, dass mehr Schule Geld kostet. Engagement allein reicht da nicht aus. Und da Sie genau das (Geld) im Moment nicht haben, werden die Mittel für die einzelnen Ganztagsschulen massiv zusammengestrichen. Oben drauf steht zwar noch immer in goldenen Buchstaben „Ganztagsschule“, aber innen drin findet sich nur noch eine „Aufbewahrungsanstalt“, in der Schüler in viel zu großen Gruppen von nicht ausgebildeten und schlecht bezahlten Honorarkräften irgend wie über den Nachmittag gebracht werden. Alle tollen Ideen, die z. B. an meiner Schule entwickelt wurden (z. B. Gitarrenunterricht, Sprachförderung für ausländische Kinder, Ruheräume, Experimentierstunden) stellen sich als gut gemeinte, aber völlig undurchführbare Illusionen heraus (oder können Sie 30 Gitarren in 5 Minuten stimmen, während die gleiche Anzahl an Grundschülern um Sie herumtobt? Das einzige Wort, welches mir dazu einfällt, ist … Mogelpackung!
Christian
Hi Christian,
dem kann ich nur beipflichten, es wäre manchmal besser seine Kinder bei Ikea abzugeben, dort können sie auch unter Aufsicht herumtollen. Kostet keinen Cent.
Gruß Ann-Kathrin
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Tja, sicher fehlt das Geld. Einzelne Bundesländer haben ja schon nicht mal mehr das Geld für eine einzige Kopie: Entweder müssen die Schüler die bezahlen oder der Lehrer aus seiner Privatschatulle.
An unsere Schule sind Metaplanstifte, Kärtchen und Aufkleber grundsätzlich nicht vorhanden. Wozu Metaplanwände, wenn das Verbrauchsmaterial nicht beschafft werden kann?
Auch Planspiele auf CD-ROM lassen sich nicht kaufen - kein Geld.
Dann doch lieber die Subventionsaktion mit der Eigenheimfinanzierung weg.
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Hi Michael,
Auch Planspiele auf CD-ROM lassen sich nicht kaufen - kein
Geld.
vor einigen Jahren habe ich für die Klasse meines Sohnes mehrere Lernspiele von den Herstellern kostenlos aufgetrieben. Zusätzlich gabs noch kleine Geschenke für alle Kids (Kuscheltiere, Anhänger, Spardosen etc.)
Ob dieses „Sozial-Sponsoring“ heute noch gemacht wird, weiß ich allerdings nicht.
Auch gab es nur 1-2 Exemplare der CD-Roms und es war ein bisschen Aufwand nötig, das Spiel auf allen PC´s (von Eltern gesponsort) gleichzeitig laufen lassen zu können.
Gruß Jadzia
Hallo,
danke für den gut gemeinten Hinweis. Aber den Zugaben zufolge handelt es sich wohl um Planspiele im Grundschulbereich oder Unterstufe?
Bei den von mir angesprochenen Planspielen geht es um Oberstufe ab Klasse 10 aufwärts. Da ist wenig drin mit „Gratis“. Das Spiele hätte ca. 30.- Euro gekostet, aber dank Haushaltssperre war auch das nicht drin.
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äußerlich alles bestens, wie immer bei unserem bil
„DUNG“ -ssystem.
hallo
alles ein kann und nix ist ein muß. so braucht niemand sich was vorzuwerfen.
die gut konzipierten (aber dem bund zu teuren) horte werden abgeschafft und die offene ganztagsschule eingeführt.
z.b.das nrw gedachte modell:
http://www.bildungsportal.nrw.de/BP/Service/broschue…
da steht aber „leitfaden“ und „chancen und möglichkeiten“ - nicht gesetzliche rahmenbedingung. iss zu teuer - und provisorien tun´s doch. wird schon keiner mucken. sind ja alle drauf angewiesen.
ja, wir entwickeln uns weiter -
zum entwicklungsland.
liebe grüße carla
Mahlzeit,
immer wieder gern wird gegen die Politiker geschimpft, aber getan wird häufig nicht viel. Ich erzähle dir ein bißchen was über unsere Schule, die seit dem Sommer ein Ganztagsschulangebot hat.
Vorweg: es handelt sich um eine Waldorfschule. Dort ist es Usus, daß die Lehrer mit viel Eigeninitiative und Engagement dabei sind, manchmal fast bis zur Selbstausbeutung. Die Eltern sind angehalten, sich ebenso stark zu engagieren.
Als das hessische Kultusministerium die Initiative für die Ganztagsschulen startete, wurden ganz klare Bedingungen genannt: finanziert würden nicht die laufenden Kosten, sondern vor allem investive Maßnahmen, die die jeweilige Schulen in die Lage versetzten, ein Ganztagsschulangebot aufrecht zu erhalten. Wenn etwa die Schule keine oder eine zu kleine Küche hatte, konnte deren Erweiterung aus diesem Topf finanziert werden. Die Schulen aber sollten ihre Angebote aktiv gestalten und selbst die von ihnen benötigten Investitionen ausrechnen und beantragen.
Das war für unsere Schule eine sehr arbeitsreiche Zeit: es wurden Arbeitsgruppen gebildet, die aus Lehrern, Eltern und sonstigen Fachkräften (Architekten, Sicherheitsfachleute, usw.) bestanden und sich mit den Fragen befaßten: welche Angebote soll es geben? Wie sollen sie pädagogisch angesiedelt werden? Sollen Teile des Pflichtunterricht in den Nachmittag verlagert werden, die Ganztagsschule also verpflichtend werden? Welche Räume werden benötigt? Wieviele Kinder werden dieses Angebot annehmen? Kann unsere Schulküche den zusätzlichen Ansturm verkraften? Wie groß sollen die Kurse werden?
Das Ergebnis war ein gut durchdachtes Konzept und eine genau berechnete Investitionssumme, die beantragt werden konnte. Aus Gesprächen mit anderen Schulen erfuhren wir, daß es, gemessen an der Gesamtzahl, relativ wenige Schulen gab, die sich diese Arbeit zumuteten. Insofern profitierte unserer Schule durch diesen Aufwand dahingehend, daß einiges davon bewilligt werden konnte.
Das Ganztagsschulangebot ist erst mal bescheiden: es gilt jeweils nur für die fünften und sechsten Klassen, also für etwa 140 Schüler, und das nur an drei Tagen in der Woche, nämlich Dienstag bis Donnerstag. Die Kursangebote sind vielfältig, alle werden von Honorarkräften gehalten, und ob diese gut sind oder nicht, wird sich im nächsten Halbjahr zeigen, nämlich dann, wenn die Kinder wählen, ob sie die Kurse wieder belegen oder nicht. Die meisten Honorarkräfte wurden aus der Elternschaft rekrutiert.
Das alles geht nicht zum Nulltarif: wer die Kurse belegt, muß einen Beitrag zahlen. Die Ganztagsschule finanziert sich selbst, d.h. der Schulbeitrag, der bei der Waldorfschule erhoben wird, wurde dafür nicht angehoben - es zahlen also nur diejenigen, die das Angebot nutzen.
Das Modell ist zu neu, um schon ein Fazit zu ziehen, aber ich wollte damit zeigen: es läßt sich viel erreichen, wenn man sich selbst engagiert. Natürlich ist es einfacher, auf die Politiker zu schimpfen, und natürlich wäre es schöner, wenn alle Kosten vom Staat gedeckt werden könnten. In Zeiten leerer Kassen ist das aber utopisch.
Gruß
Sancho
Danke, Danke, Danke für diesen Beitrag!
Hallo Sancho,
das ist es genau was ich an den Lehrern und Schulleitern bemängele…
Natürlich ist unser Schulsystem katastrophal!
Natürlich treffen unsere Politiker und die Verwaltungsebenen die falschen bildungspolitischen Entscheidungen!
Natürlich gibt es Eltern die ihre Kinder im Schulsystem völlig alleine lassen!
Doch wir bewegen uns keinen Zentimeter wenn wir jeweils auf die anderen Beteiligten mit dem Finger zeigen.
Initiative und Engagement ist gefragt. Von Elternseite zu Hauf vorhanden. Wie man an diesem Beispiel sehn kann auch von der Politik.
Wenn die Suppe nicht schmeckt, beschwere ich mich beim Kellner und nicht beim Koch, obwohl ich weiss, dass der Kellner nicht schuld ist. Doch so langsam steigert sich der Verdacht, dass es der Kellner ist der immer nochmal extra nachsalzt.
Gruss D.K.
Hallo Sancho,
ja, das ist wahrlich ein gutes Beispiel, und es gibt derer auch einige. - Es hängt viel vom Engagement der Schule ab, das ist klar.
Dennoch kann ich persönlich „einen Hals kriegen“, wenn unsere Schulpolitiker so tun als hätten sie enorm viel für die Verbesserung des Systems getan. - Es gibt immer neue Etiketten, aber umsetzen müssen es doch die Schulen bei immer knapper werdenden Resourcen. - Es gibt nun mal viele Eltern, die es sich nicht leisten können, noch mehr zu investieren in die Zusatzkurse ihrer Kinder - geschweige denn sie auf eine private Schule zu schicken… - Ich kenne Schulen, die erstaunlich viel durch sponsoring und Patenschaften auf die Beine stellen, aber selbst dort wird es immer schwieriger, und es müssen Kurse gestrichen werden…
Ein weiteres Beispiel ist das Thema LRS-Förderung. Lehrer sollen LRS (und Dyskalkulie) diagnostizieren und fördern. Sie bekommen nicht eine Stunde extra dafür geschweige denn dass sie anständige Fortbildung dafür bekommen…
Schulen konnten sich bewerben, Beratungszentrum zu sein - ohne bestimmte Kompetenzen nachzuweisen! - Nun gibt es also flächendeckend Beratungszentren - aber können die wirklich kompetent beraten? Ich bezweifle das!
Und wenn dann gewisse Leute tönen, es sei alles in bester Ordnung, kriege ich eben zu viel…!
Das heißt aber nicht, dass ich deswegen nur dasitze und jammere. - Dennoch darf, wer sich engagiert, auch auf Missstände hinweisen
meint
Matuja
Mahlzeit,
Dennoch kann ich persönlich „einen Hals kriegen“, wenn unsere
Schulpolitiker so tun als hätten sie enorm viel für die
Verbesserung des Systems getan.
Schon klar. Als Ausländer bin ich auch sicher der Letzte, der mit der Regierung Roland Kochs einverstanden wäre. Dennoch stieß mir das Ursprungsposting auf, denn in diesem Beispiel habe ich durchaus das Gefühl, daß nur gejammert werden soll. Die Tatsachen sprechen für mich eine andere Sprache.
Es gibt immer neue
Etiketten, aber umsetzen müssen es doch die Schulen bei immer
knapper werdenden Resourcen.
Wie gesagt - das stimmt wohl fast immer, aber nicht in diesem Fall. Hier hat das Land Fördermittel in genau festgelegten Grenzen zur Verfügung gestellt im Austausch gegen Eigenleistung. Diese wurden nur unzureichend angenommen, aber hinterher wird gemeckert, das Ganze sei eine Mogelpackung.
Es gibt nun mal viele Eltern,
die es sich nicht leisten können, noch mehr zu investieren in
die Zusatzkurse ihrer Kinder
Das ist mir klar.
geschweige denn sie auf eine
private Schule zu schicken…
Auch das stimmt, wobei ich die Waldorfschule nicht dazu zähle
Und wenn dann gewisse Leute tönen, es sei alles in bester
Ordnung, kriege ich eben zu viel…!
Das tue ich ausdrücklich nicht
Gruß
Sancho
Hallo Sancho,
immer wieder gern wird gegen die Politiker geschimpft, aber
getan wird häufig nicht viel.
Woher weißt du, dass ich nicht viel tue? In jedem Fall nehme ich mir die Freiheit, Politik begründet zu kritisieren!
Vorweg: es handelt sich um eine Waldorfschule. Dort ist es
Usus, daß die Lehrer mit viel Eigeninitiative und Engagement
dabei sind, manchmal fast bis zur Selbstausbeutung. Die Eltern
sind angehalten, sich ebenso stark zu engagieren.
Nur so zur Information: An meiner Schule sprechen ca. 75 % der Eltern kaum Deutsch und/ oder können unzureichend lesen (egal in welcher Sprache). Deine Schüler sind ganz bestimmt keine Engel, aber sie und besonders ihre Eltern unterscheiden sich gewiss sehr von denen meiner Schule. Bevor du Leuten Engagement absprichst, solltest du erst einmal erfragen, unter welchen Bedingungen sie arbeiten!
Das war für unsere Schule eine sehr arbeitsreiche Zeit: es
wurden Arbeitsgruppen gebildet, die aus Lehrern, Eltern und
sonstigen Fachkräften (Architekten, Sicherheitsfachleute,
usw.) bestanden und sich mit den Fragen befaßten: welche
Angebote soll es geben? Wie sollen sie pädagogisch angesiedelt
werden? Sollen Teile des Pflichtunterricht in den Nachmittag
verlagert werden, die Ganztagsschule also verpflichtend
werden? Welche Räume werden benötigt? Wieviele Kinder werden
dieses Angebot annehmen? Kann unsere Schulküche den
zusätzlichen Ansturm verkraften? Wie groß sollen die Kurse
werden?
Kenne ich.
Das alles geht nicht zum Nulltarif: wer die Kurse belegt, muß
einen Beitrag zahlen.
Ich brauche immer viel Energie, um Eltern dazu zu bringen, Kosten für Weihnachtstheater, Fahrkarten für Ausflüge etc. zu bezahlen. Da kannst du dir sicher vorstellen, was passierte, wenn sie für Nachmittagskurse bezahlen sollten!
Das Modell ist zu neu, um schon ein Fazit zu ziehen, aber ich
wollte damit zeigen: es läßt sich viel erreichen, wenn man
sich selbst engagiert.
Ich bin ziemlich stolz auf meine Schule, die sich sehr engagiert. Es macht großen Spaß, mit solchen KollegInnen zusammen zu arbeiten. Aber auch als engagierter Lehrer darf man gegen Spar-Ganztagsschule sein! Und: Bei aller Arbeit möchte ich mir die Kraft und Lust bewahren, bis 65 durchzuhalten. So egoistisch bin ich!
Natürlich ist es einfacher, auf die
Politiker zu schimpfen, und natürlich wäre es schöner, wenn
alle Kosten vom Staat gedeckt werden könnten. In Zeiten leerer
Kassen ist das aber utopisch.
Die entscheidene Frage ist: Profitieren die Schüler denn von der Ganztagsschule? Und da kann ich im Hinblick auf meine Schülerschaft sagen: Nein! Sie sind (leider) nicht in der Lage, in Gruppen von 25, geleitet von Honorarkräften, den Nachmittag sinnvoll zu verbringen. Es ist völlig utopisch, Eltern dafür zu gewinnen. Feste Regeln, die wir am Vormittag mühsam aufbauen, können am Nachmittag zerstört werden. Denn diese Schüler brauchen feste Bezugspersonen, die jeden Tag da sind und die sie genau kennen. Das ist mit Honorarkräften nicht machbar. Ich freue mich schon darauf, jeden Morgen meine Deutschstunde damit zuzubringen , die Schlägereien und Sachbeschädigungen zu klären, die am Nachmittag geschehen sind!
Gruß
Christian
Hi!
Woher weißt du, dass ich nicht viel tue?
Ich weiß nicht, ob und wieviel du tust und habe auch nichts anderes behauptet.
In jedem Fall nehme
ich mir die Freiheit, Politik begründet zu kritisieren!
Tu das, das ist dein gutes Recht. Mir sei erlaubt, darauf hinzuweisen, wenn deine Kritik die Sachlage nicht richtig darstellt.
Nur so zur Information: An meiner Schule sprechen ca. 75 % der
Eltern kaum Deutsch und/ oder können unzureichend lesen (egal
in welcher Sprache). Deine Schüler sind ganz bestimmt keine
Engel, aber sie und besonders ihre Eltern unterscheiden sich
gewiss sehr von denen meiner Schule. Bevor du Leuten
Engagement absprichst, solltest du erst einmal erfragen, unter
welchen Bedingungen sie arbeiten!
Ich spreche in deiner Schule niemandem Engagement ab. Nur: du sprachst pauschal über (alle) Politiker und (alle) Ganztagsschulen. Das ergab für mich ein schiefes Bild. Daß das Konzept für deine Schule nicht aufgehen mag, sei unbenommen; mit meinem Beispiel wollte ich zeigen, daß die Initiativen durchaus zum Erfolg führen können - und ich bin überzeugt, daß es noch mehr positive Beispiele gibt.
Das alles geht nicht zum Nulltarif: wer die Kurse belegt, muß
einen Beitrag zahlen.Ich brauche immer viel Energie, um Eltern dazu zu bringen,
Kosten für Weihnachtstheater, Fahrkarten für Ausflüge etc. zu
bezahlen. Da kannst du dir sicher vorstellen, was passierte,
wenn sie für Nachmittagskurse bezahlen sollten!
Doch, das kenne ich auch. Auch bei uns wird um jeden Euro gekämpft, auch in den von dir genannten Zusammenhängen. Bloß ist es so, daß die Ganztagsschule einen Mehrwert für Eltern und Schüler darstellt, für den sie halt bereit sein sollten, zu zahlen. Sie müssen das Angebot nicht annehmen.
Ich bin ziemlich stolz auf meine Schule, die sich sehr
engagiert. Es macht großen Spaß, mit solchen KollegInnen
zusammen zu arbeiten. Aber auch als engagierter Lehrer darf
man gegen Spar-Ganztagsschule sein! Und: Bei aller Arbeit
möchte ich mir die Kraft und Lust bewahren, bis 65
durchzuhalten. So egoistisch bin ich!
Das fehlende Engagement bezog sich darauf, daß viele hessische Schulen nicht bereit waren, Arbeit in Eigeninitiative zu leisten, auch wenn Investitionsgelder in Aussicht gestellt waren.
Die entscheidene Frage ist: Profitieren die Schüler denn von
der Ganztagsschule? Und da kann ich im Hinblick auf meine
Schülerschaft sagen: Nein! Sie sind (leider) nicht in der
Lage, in Gruppen von 25, geleitet von Honorarkräften, den
Nachmittag sinnvoll zu verbringen. Es ist völlig utopisch,
Eltern dafür zu gewinnen. Feste Regeln, die wir am Vormittag
mühsam aufbauen, können am Nachmittag zerstört werden. Denn
diese Schüler brauchen feste Bezugspersonen, die jeden Tag da
sind und die sie genau kennen. Das ist mit Honorarkräften
nicht machbar. Ich freue mich schon darauf, jeden Morgen meine
Deutschstunde damit zuzubringen , die Schlägereien und
Sachbeschädigungen zu klären, die am Nachmittag geschehen
sind!
Du hast bestimmt Recht, in deiner Schule funktioniert das nicht. Wie gesagt, das bedeutet aber noch lange nicht, daß die gesamte Aktion für den Allerwertesten ist. Ich wollte dich mit meinem Beitrag nicht kritisieren, sondern das schiefe Bild korrigieren, das dadurch entstanden war.
Gruß
Sancho
Hallo, Sancho und Christian,
ihr habt ja beide recht - jeder für sich.
Aber es bringt nicht viel, wenn ihr hier euere gegensätzlichen Erfahrungen einander vorhaltet.
Das Problem ist, dass ihr Äpfel mit Birnen vergleicht.
Kinder aus gesellschaftlichen Randgruppen gehen nun einmal nicht vordringlich in Waldorfschulen. Dort sind sicher eher Kinder und deren Eltern zu finden, die sich aufgrund der eigenen Bildung sehr stark und gern engagieren (und sich auch leichter engagieren können).
Hingegen stammen Kinder in öffentlichen Schulen wie der, an der Christian offenbar tätig ist, eher aus bildungsfernen Bevölkerungsschichten. Da ist es mit dem Engagement schon wesentlich schlechter bestellt. (Wer selbst nur eine geringe Affinität zu Schule und Bildung hat, wird - zumal wenn er wirtschaftlich eher schwach gestellt ist - nicht der Schule der Kinder allzuviel Aufmerksamkeit widmen.)
Da ist wirklich nur mit massiver Aufstockung der Personal- und Sachressourcen etwas zu bewirken, um auch nur annähernd das zu erreichen, was Schulen wie Sanchos Montessori-Schulen durch Elternengagement erreichen (Das zeigt aber auch, wie hoch das zu bewerten ist!). Nur es geht natürlich in beiden Fällen nicht nur um das Wollen allein - das mag ja noch vorhanden sein - sondern auch um die Fähigkeit solche Unterstützung zu leisten.
Grüße
Eckard