Gaspreis gekoppelt an den Ölpreis

Jahrelang hat man die Gaspreise erhöht mit dem Argument, dass eine Koppelung bestehe. Nun ist der Ölpreis gefallen und die Gaspreise sind praktisch gleich geblieben. Ist der Verbraucher damals beschissen worden oder heute ? Wo bleiben die angeblich für den Verbraucher eingerichteten Verbraucherminister und wo die Kartellbehörden ?
Fragt sich und euch Udo Becker

Hallo,

aufgrund des Gejammers der Gaskunden wg. der ihnen damals zu hoch erscheinenden Preise wurden die bereits vor einigen Jahren entkoppelt.

vdmaster

Hallo Udo!

Bürokraten, Kaufleute, Politiker und Aufsichtsmenschen können tun und lassen, was sie wollen, letztlich entscheidet der Markt. Das gilt auch für die Preise für Energieträger. Kurzfristig ändert sich bei einem Energieträger nichts, wenn sich der Preis eines anderen Energieträgers bewegt. Dafür ist das Geschehen für viele Kunden und Händler zu intransparent. Zudem kann man für einen bestimmten Energieträger ausgelegte Anlagen nicht beliebig auf andere Energieträger umstellen.

Energieträger werden in Festmetern, Zentnern, Barrel, Litern, kWh und Kilogramm gehandelt. Ist für viele alltäglich mit Energieträgern umgehende Leute überfordernd. Einfach nur die Kosten pro kWh zu betrachten, ist noch nicht überall angekommen. Wer aber einschlägige Anlagen erstellt und damit Entscheidungen für lange Zeit trifft, kann gar nicht anders rechnen. Aber immerhin, über längere Zeiträume gleichen sich die Kosten pro kWh verschiedener Energieträger mit gleichem Aufwand der Verwertung einander an. Wenn also der Ölpreis dauerhaft auf dem derzeit niedrigen Niveau verharrt, wird sich Gas im Preis pro kWh zwangsläufig angleichen, weil es sonst nicht wettbewerbsfähig wäre.

Man kann aber nicht davon ausgehen, dass der Ölpreis sehr lange auf dem derzeitigen Niveau bleibt. Die begrenzte Ressource wird verheizt und damit irgendwann knapp, also teurer. Für begrenzte Zeit lassen sich mit dem Ölpreis politische Süppchen kochen. Wer anderen Anbietern nicht die Butter auf dem Fladenbrot oder nicht das Brot zum Wodka gönnt, drückt ihnen über niedrige Preise gegen die Lebensader. Auch wer die Markteinführung anderer Energieträger verhindern möchte, betreibt sein Geschäft über billiges Öl.

Von Beschiss kann man nicht reden, wenn Kunden, die zwischen mehreren Alternativen wählen können, bereit sind, einen bestimmten Preis zu zahlen. Schon immer bestand eine der Möglichkeiten darin, möglichst wenig Energieträger einzusetzen.

Gruß
Wolfgang

Hallo,

gebe Dir in fast allem recht.

Nur:

wer wird denn mal eben eine neue Heizung einbauen/das Auto umrüsten, weil auf unabsehbare Zeit der KWh-Preis von Öl deutlich unter dem von Gas liegt? Da ist also nicht viel mit Wettbewerb per Kundenentscheidung.

Aber ich denke auch, dass der Ölpreis derzeit künstlich niedrig gehalten wird, in Venezuela hat das immerhin schon gewirkt. Fragt sich, was noch ansteht.

Gruß, Paran

VZ hat aber rein gar nichts mit dem Motiv für den niedrigen Ölpreis zu tun. Hier geht es - fernab hanebüchener Verschwörungstheorien - erkennbar darum, dass die Saudis ihre Marktanteile auf Biegen und Brechen retten wollen. Sie können es sich wg. der niedrigen Förderkosten und ihrer gigantischen Rücklagen noch lange leisten, einen Kampfpreis über die Fördermenge anzubieten. Dafür nehmen sie auch lässig ein aktuell 20%iges Handelsdefizit in Kauf. Über kurz oder lang sichern sie sich so ihre bisherigen Pfründe und kaufen sich nebenbei bei der Konkurrenz noch ein, sobald dieser die Puste ausgeht.

Gruß
vdmaster

Auch bei allen gut gemeinten Erklärungsversuchen - der Verbraucher /Steuerzahler wird so gut wie immer „beschissen“. Siehe z. B. Benzinsteuer, aufkommendes Fahrverbot für Diesel in den Städten usw. Der Verbraucher bezahlt für die Fehler von Unternehmen oder für Unfähigkeiten der Politiker. Die Argumentationen für Preiskopplungen und -abkopplungen werden doch gewöhnlich flexibel der Situation angepasst.