Gauck und die Stille Post oder was soll ich meinen

Hi!

In einer politischen Entscheidungssituation hat auch ein Gauck
nur zwei Seiten …

Wenn es darum geht, ein Gesetz zu unterschreiben oder nicht,
gebe ich Dir recht. Wenn es darum geht, Reden zu halten, die
Politik und Bevölkerung zum Handeln und Nachdenken bewegen
sollen, steht ihm hingegen das gesamte Spektrum zur Verfügung
und deswegen ist es so wichtig, richtig hinzuhören und im
Gesagten nicht nur nach einem „ja“ oder „nein“ zu suchen.

Allerdings steckt auch in fast jeder Rede letztlich das „Ja oder Nein“ drin, wenn ein Handeln daraus folgen soll.
Und die meisten Reden, in denen das nicht drin steckt, werden zu recht als unverbindliches Geschwurbel kritisiert.

Letzten Endes ist die Welt halt nun mal binär strukturiert.

Wer - außer Dir - sagt denn so etwas?

Tertium non datur. Tun oder nicht tun. Schweigen ist Mitmachen
und Zuschauen ist nichts tun.

Ach Du liebe Güte.

Sei nicht so mädchenhaft.
Man muss der Realität schon ins Auge blicken :wink:

E.T.

Salve Zerschmetterling!

Deine Zusammenfassung gefällt mir und die Auseinandersetzung um Gauck läßt leider wieder einmal klar erkennen, wie groß das prinzipielle Desinteresse der Westdeutschen an Ostdeutschland ist.
Hätte es ein ernsthaftes, irgendwie geartetes, differenziertes Interesse gegeben, den von der Mauer eingesperrten Teil Deutschlands kennenzulernen, könnten die Westdeutschen jetzt verstehen, warum viele Ostdeutsche Gauck nicht mögen.

Gauck, der Bürgerrechtler. Diese Formulierung schießt wie ein Tsunami quer durch sämtliche Zeitungen - da kommt einem Ostdeutschen die kalte Kotze hoch. Von diesem Gauck hatte doch, von den paar Piepeln in Rostock abgesehen, nie jemand etwas gehört, ehe er zum Leiter der Stasibehörde gemacht wurde. Ich kenne einige, die da ohne zu Zögern Wendehals rufen. Ich persönlich bin da defensiv und ziehe mich auf die wohlwollendere Wertung selbstgefälliger Opportunist zurück.

Wenn er sich zur DDR äußert, beschleicht mich oft das Gefühl, daß er in einem anderen Land gelebt hat oder direkt aus einer Parallelwelt zu uns gekommen ist. Unmengen undifferenzierte Sprüche zu Sachen, bei denen er als Pfaffe gar nicht mitreden kann, weil er zu DDR-Zeiten weder Ahnung noch Einsichten hatte. Andererseits wird unsereins, der ältere Ostdeutsche, hellhörig, wenn die feinen Nuancen und Untertöne auftauchen, an denen sich leicht ablesen läßt, daß er ein privilegiertes Leben führte.

Gauck verbiegt die Realität und verdreht die Sachen dergestalt, daß er in seinem lächerlichen, dogmatischen Antikommunismus gegen die DDR polemisiert, um nur nicht differenzieren oder selbstkritisch über das Leben damals nachdenken zu müssen. Ein typischer Pfaffe, keinen Deut besser als die entmarxten Ideologien Lenins oder Stalins früher.

Bei der Gelegenheit frage ich mich, weswegen ausgerechnet immer die unerträglichsten Ossis im westdeutschen politischen System aufsteigen. Es vergeht kein Tag, an dem man sich als Ossi nicht schämt für Gesockse wie Merkel & Co.
Zu DDR-Zeiten knietief in der Ideologie/ der Stasibrühe gestanden, für normale Bürger ausgeschlossene Privilegien abgefaßt und pünktlich zum 9. November mit zehn Kubikmetern Schaum vor dem Mund alles und jeden, aber wirklich alles und jeden absolut einseitig verreißen.

Und dann wird man noch von den in der Sache ungebildeten Wessis dummdreist von der Seite vollgequatscht, warum man den künftigen Bundesgauck jetzt nicht toll findet wie die „Mehrheit“ der Deutschen.

Daß die gesellschaftlichen und politischen Positionen des Bundesgaucks größtenteils indiskutabel sind, kommt erschwerend hinzu. Ironischerweise hatte da die Linkspartei schon 2010 recht.

Die Atheisten werden des weiteren unter seinem unerträglichen Gepredige von der Kanzel herab leiden müssen. Da freue ich mich schon jetzt auf die nächsten fünf Jahre.

Tschüß Zerschmetterling

reinerlein

Nachtrag überZitate der Kanzlerin und das Internet

Wer - außer Dir - sagt denn so etwas?

Tertium non datur. Tun oder nicht tun. Schweigen ist Mitmachen
und Zuschauen ist nichts tun.

Ach Du liebe Güte.

Merkel hat das vor kurzem in ihrer Trauerrede so ausgedrückt bzw. zitiert:
Der irische Denker Edmund Burke hat einmal gesagt - ich zitiere: „Für den Triumph des Bösen reicht es, wenn die Guten nichts tun.“
http://www.faz.net/aktuell/politik/die-rede-von-bund…

Übrigens hat sie damit, wo wir beim schon bei Bloggern, Strauchdieben und aus dem Kontext gerissenen Aussagen sind, ein Zitat gebracht, das Burke offensichtlich so oder ähnlich niemals gesagt hat.
Merkel als unser oberster Strauchdieb quasi :wink:

Dieses Zitat ist einfach irgendwann mal in Verkehr gekommen und Burke zugeschrieben worden - so wie Jaspers Zitat oben dem Joschka Fischer.
Das gabs also auch schon lange vor der Erfindung des Internets …

E.T.

Hallo Christian,

Das, was mich nennenswert bei dem Thema interessiert, ist die
Frage, wie es sein kann, daß sich so viele Leute so
bereitwillig manipulieren lassen. Dies insbesondere vor dem
Hintergrund, daß - wie erwähnt - die Quellen alle frei
verfügbar sind.

Das ist mir vor ein paar Wochen an einer völlig unwichtigen Stelle in extremer Form aufgefallen. Ich habe mir zu ersten mal eine Casting-Show angesehen: ‚Unser Star für Baku‘, eine Gemeischaftsproduktion von ARD und Pro 7.
Da hättest Du erleben können, wie eine eindeutige Parteinahme der Moderatoren ein Abstimmungsergebnis in Sekunden komplett auf den Kopf stellen kann. Die Moderatoren waren selbst erschrocken und haben sich danach nicht noch einmal so geäußert.

Das war nur ein Versehen, eine ungeschickte Äußerung, die am Endergebnis der gesamten Veranstaltung, die über Wochen lief, nichts geändert hat. Die Kehrtwende der ‚öffentlichen Meinung‘ in Sekunden war aber schon erschreckend. Ich habe mir danach vorgestellt, wie diese Leute auf eine bewusste Manipulation durch Medien wie ‚BILD‘ reagieren. Bei mir ist der Eindruck entstanden, daß die Mehrheit der Leute, die da abgestimmt haben, keine eigene Meinung hatte.
Allerdings ist die Gruppe der Leute, die da freiwillig eine 0137-Nummer anrufen um einen ‚Star‘ zu küren oder auch nur um an einem damit verbundenen Gewinnspiel teilzunehmen kein repräsentativer Querschnitt der Bevölkerung. :smile:

Ich weiß, daß Du kein Freund der direkten Demokratie bist und ich muss Dir zustimmen. Würde der Bundespräsident vom Volk gewählt, könnte man auch gleich Bild damit beauftragen, das Amt zu besetzen.

Stattdessen beschränkt man sich darauf, vorgekauten
Meinungsmist von irgendwelchen Spinnern bereitwillig
aufzunehmen, ohne daß man die Leute selbst oder gar ihre
Interessen/Absichten kennt. Es bleibt für mich ein Rätsel,
wieso man die eigene ureigenste menschliche Kernkompetenz -
nämlich die Wahrnehmung der Realität - so bereitwillig an ein
unpersönliches Netzwerk von Computern und die darin
herumtollenden und -trollenden zweifelhaften Subjekte abgibt.

Die anderen, das scheint die Mehrheit zu sein, plappert nach, was BILD in die Welt setzt und dann von den öffentlich rechtlichen Rundfunk und Fernsehsendern verbreitet und ‚den Privaten‘ aufgegriffen wird. Das ist auch nicht besser.

Was mich im Zusammenhang mit Gauck stutzig macht ist, daß bisher nicht dementiert wurde, daß er in der DDR Privilegien genossen hat, die der ‚Führungsrige‘ und hochrangigen StaSi-Offizieren vorbehalten waren.

Zufälle oder Ausnahmen gab es da nicht. Dabei und prilegiert oder nicht. Schwarz oder weiß. Es gab keine Gerauzone.

Ich musste zum Beispiel regelmäßig gegen Gestze verstoßen, um an ein paar brauchbare Rasierklingen von Gilette zu kommen. Legal waren für mich nur DDR-Produkte erreichbar und die waren einfach unbrauchbar. Solche Probleme im Alltag hatte Herr Gauck wohl nie. Ich hatte mir angewöhnt, im Zusammenhang mit der DDR nie ‚wir‘ zu sagen oder auch nur zu denken. Das wird Herr Gauck nicht von sich behaupten.

Jetzt kommt sicher wieder die ‚Neid‘ Debatte. Aber nein, da muss ich enttäuschen. Ich beneide Herrn Gauck nicht für die Privilegien. Nur die Stilisierung zu einem ‚Widerstandskämpfer‘ wirkt in diesem Licht nicht glaubhaft. Ich hatte mit der DDR nichts zu tun, musste da nur leben, weil ich nicht weg konnte. Herr Gauck aber schon. Der war durch sein eigenes Tun in einer anderen Situation als ich.

Was die Zitate angeht … Sarrazin hat keinen positiven Kommentar in irgendeiner Weise verdient. Aber da befindet sich Herr Gauck ja wohl in der Gesellschaft von gut 20% der Bundesbürger. Dabei tröstet mich, daß dann immerhin noch 80% andere übrig bleiben. :smile:

Hartz IV? Das ist selbst in der SPD immer noch umstritten. In dem Paket von Gesetzen finden sich durchaus auch positive Elemente, was Gauck da positiv fand, weiß man nicht. Wir werden es erfahren.

Meine Position: An der Wahl Gaucks zum Bundespräsidenten weden wir nichts ändern.

Ich mache mir mein Bild, wenn ich seine Antrittsrede höre.

Wenn ich seine ‚Freiheit‘ und sein Bekenntnis zur Eigenverantwortung so verstehe, wie das der FDP, nämlich zum alleinigen Vorteil des ‚Geldadels‘, fällt es negativ aus. Allerdings wird das Herrn Gauck auch wenig kratzen. :smile: Ich hoffe dann darauf, daß sich ‚die Wähler‘ irgendwann daran erinnern, welche Parteien dieses Monument des Wirtschftsliberalismus auf den Sockel gehoben haben.

Aber noch habe ich die Hoffnung auf ein deutliches Bekenntnis zur sozialen Marktwirtschaft, was dann allerdings die Parteien überraschen wird, die ihn nominiert haben. :smile: Was er dabei denkt ist mir sogar egal.

Ich habe den Eindruck, daß SPD, Grüne, FDP, CDU, CSU sich einen wirtschftsliberalen Kandidaten gesucht haben. Es wäre schön, wenn sich das mal Jemand merkt, aber ich glaube nicht daran.

Gruß Rainer

Hallo Rainer,

Was mich im Zusammenhang mit Gauck stutzig macht ist, daß
bisher nicht dementiert wurde, daß er in der DDR Privilegien
genossen hat, die der ‚Führungsrige‘ und hochrangigen
StaSi-Offizieren vorbehalten waren.

das kann ich nicht beurteilen. Wie ich schon schrieb, bin ich kein Gauck-Fan. Daß er ein Bürgerrechtler war, ist mir auch erst seit ein paar Wochen „bekannt“.

Was die Zitate angeht … Sarrazin hat keinen positiven
Kommentar in irgendeiner Weise verdient.

Wie gesagt: da ist der Zusammenhang nicht ganz ohne Belang. Ein Zitat:
„Er hat über ein Problem, das in der Gesellschaft besteht, offener gesprochen als die Politik.“

Das ist ja nicht auch falsch: das Problem besteht und Sarrazin hat darüber gesprochen/geschrieben. Daß dabei viel Unsinn war, ist eh klar. Die Kernaussage Gaucks wird dadurch aber nicht falscher. Ein Problem, das aufgrund von Vorurteile und Angst besteht, bleibt trotzdem ein Problem, das offen diskutiert und bestenfalls geklärt werden sollte.

Hartz IV? Das ist selbst in der SPD immer noch umstritten. In
dem Paket von Gesetzen finden sich durchaus auch positive
Elemente, was Gauck da positiv fand, weiß man nicht. Wir
werden es erfahren.

Hierzu und zur vorstehenden Bemerkung ein Link:
http://www.sueddeutsche.de/politik/umstrittene-aeuss…

Ich habe den Eindruck, daß SPD, Grüne, FDP, CDU, CSU sich
einen wirtschftsliberalen Kandidaten gesucht haben.

Irgendwie blitzt dieses Feindbild bei Dir immer wieder auf.

Mir ging es aber nicht um Gauck, sondern um die 140 Zeichen-Verunglimpfung, die nun betrieben wird.

Aber wenn ich mal meine Meinung zu Gauck äußern soll: für mich ist er eine politisch wenig vorgeprägte Persönlichkeit, die aus diesem Grund wenig parteipolitisch beeinflusst ist. Seine Äußerungen anläßlich seiner „Wahl“ waren aus meiner Sicht natürlich, ehrlich, ein wenig tollpatschig und daher durchaus vertrauenswürdig.

Ich erwarte von von ihm, daß er seiner Amtszeit einen ganz eigenen Stempel aufdrückt, wie es seinerzeit Roman Herzog tat. Daß er mahnt, gesellschaftliche Probleme offen anspricht und zum ein oder anderen Ruck - auch wenn er es anders formulieren wird - aufruft.

Das wäre nicht das schlimmst, das ein Bundespräsident anrichten kann.

Gruß
Christian

Hallo Christian,

Was mich im Zusammenhang mit Gauck stutzig macht ist, daß
bisher nicht dementiert wurde, daß er in der DDR Privilegien
genossen hat, die der ‚Führungsrige‘ und hochrangigen
StaSi-Offizieren vorbehalten waren.

das kann ich nicht beurteilen. Wie ich schon schrieb, bin ich
kein Gauck-Fan. Daß er ein Bürgerrechtler war, ist mir auch
erst seit ein paar Wochen „bekannt“.

Ich weiß, daß Du Dich nicht als ‚Gauck-Fan‘ siehst, das wollte ich Dir auch gar nicht unterschieben. Ich bin ja auch kein ‚Gauck-Gegner‘. :smile: Ich bin nur etwas skeptisch, lasse mich aber gern positiv überraschen.

Was die Privilegien angeht, meine ich schon, das beurteilen zu können. Die geschichte geht hier aber zu weit und interessiert wohl auch Niemanden.

Was die Zitate angeht … Sarrazin hat keinen positiven
Kommentar in irgendeiner Weise verdient.

Wie gesagt: da ist der Zusammenhang nicht ganz ohne Belang.
Ein Zitat:
„Er hat über ein Problem, das in der Gesellschaft besteht,
offener gesprochen als die Politik.“

Er hat Sarrazin aber auch ‚Mut‘ bescheinigt, das ist eine positive Wertung, die ich in diesem Zusammenhang für unangebracht halte.

Das ist ja nicht auch falsch: das Problem besteht und Sarrazin
hat darüber gesprochen/geschrieben. Daß dabei viel Unsinn war,
ist eh klar. Die Kernaussage Gaucks wird dadurch aber nicht
falscher. Ein Problem, das aufgrund von Vorurteile und Angst
besteht, bleibt trotzdem ein Problem, das offen diskutiert und
bestenfalls geklärt werden sollte.

Mut kann in diesem Zusammenhang aber nur meinen, daß Sarrazin die Meinung der vielbeschworenen ‚stummen Mehrheit‘ zur Stimme verholfen hat und das ist definitiv falsch! Es gibt in Deutschland keine fremdenfeindliche stumme Mehrheit. Es gibt erschreckende 20% Anhänger dieser sichtweise, aber auch 80% Gegner solcher Ansichten. 20% sind keine Mehrheit. Aber das ist nur ein Detail, das ich nicht ganz so wichtig nehme.

Hartz IV? Das ist selbst in der SPD immer noch umstritten. In
dem Paket von Gesetzen finden sich durchaus auch positive
Elemente, was Gauck da positiv fand, weiß man nicht. Wir
werden es erfahren.

Hierzu und zur vorstehenden Bemerkung ein Link:
http://www.sueddeutsche.de/politik/umstrittene-aeuss…

Ja, sag’ ich ja. So ganz klar ist die Position für mich immer noch nicht, ich habe Hoffnung.

Ich habe den Eindruck, daß SPD, Grüne, FDP, CDU, CSU sich
einen wirtschftsliberalen Kandidaten gesucht haben.

Irgendwie blitzt dieses Feindbild bei Dir immer wieder auf.

Ja. :smile: In der Öffentlichkeit hat Gauck den Ruf eines Wirtschaftsliberalen Anhängers der ‚Freiheit‘ mit dem Focus auf ‚Eigenverantwortung‘. Dieses System zielt darauf ab, nur zu fördern, was der Wirtschaft in besonderer Weise nützlich ist, wer dazu nicht passt soll hoffen, im Rahmen einer großen Geste Allmosen zu erhalten. Da sträuben sich mir alle Nackenhaare. :smile: Wenn sich das uaf die FDP reduzieren würde, hätte ich damit kaum noch ein Problem, die FDP liegt bei 2 bis 3%. Aber die SPD und die Grünen halten diese Philosophie ja am Leben. Ich sehe das als das Gegenteil sozialdemokratischer Politik, nur scheinbar die Führung der SPD nicht. Die Grünen haben mal als falsch gefärbte Kommunisten angefangen, dann haben sich die ‚Realos‘ durchgestezt und die Grünen wurden zu der Partei der Leute, die sich ‚Öko‘ leisten können … Eine wirtschaftsliberale Partei. Ja, die FDP wird nicht mehr gebraucht, deren Politik machen die Grünen mit der SPD viel besser.

Diese Politik steht aber im Gegensatz zu den Interessen einer überdeutlichen Mehrheit des deutschen Volkes. Die Mehrheit ist nun mal Arbeitnehmer oder wäre es gern.

Mir ging es aber nicht um Gauck, sondern um die 140
Zeichen-Verunglimpfung, die nun betrieben wird.

Ja, ist schon klar. Ich wollte Dir auch nicht wirdersprechen, nur weitere Seiten beleuchten.

Aber wenn ich mal meine Meinung zu Gauck äußern soll: für mich
ist er eine politisch wenig vorgeprägte Persönlichkeit, die
aus diesem Grund wenig parteipolitisch beeinflusst ist. Seine
Äußerungen anläßlich seiner „Wahl“ waren aus meiner Sicht
natürlich, ehrlich, ein wenig tollpatschig und daher durchaus
vertrauenswürdig.

Du meinst seinen ‚Kommentar‘ im Taxi? Den ‚Stolz‘, von der übergroßen Mehrheit im Bundestag zum Präsidentschsftskandidaten nominiert worden zu sein? Ich hätte auch nicht anders reagiert. In diesem Moment hätte ich das Gefühl bekommen zu schweben. :smile: Wer nicht?

Ich erwarte von von ihm, daß er seiner Amtszeit einen ganz
eigenen Stempel aufdrückt, wie es seinerzeit Roman Herzog tat.
Daß er mahnt, gesellschaftliche Probleme offen anspricht und
zum ein oder anderen Ruck - auch wenn er es anders formulieren
wird - aufruft.

Das ist meine Hoffnung. Gauck ist spätestens jetzt Niemandem verpflichtet, kann, darf und soll sagen, was ihm wichtig ist. Hoffen wir, daß er sich durch das fürstliche Einkommen wirklich dazu bemüßigt fühlt, nicht an die Zeit danach zu denken. In seinem Alter muss er nichtmehr nach Millionen streben.

Das wäre nicht das schlimmst, das ein Bundespräsident
anrichten kann.

So sehe ich das auch. Ich hoffe auf eine gesunde Meinung, auch wenn er das Leben eines Arbeiters nie kennengeklernt hat und darauf, daß er sie ohne Rücksicht äußert. Ich fürchte aber, daß das nicht gelingen kann. Ich habe in der DDR erlebt, daß schon einfache Lehrer aus bloßer Unkenntnis der Wahrheit systemtreu waren.
Im Klassenzimmer, im Büro einer Bank, auf der Kanzel einer Kirche sieht man die Lebesrealität der Mehrheit des deutschen Volkes einfach nicht. Man kann nur ein falsches Bild bekommen. Das ist meine Sorge.

In wenigen Wochen wissen wir mehr, ich werde dann gern meine Meinung zu Herrn Gauck äußern. Ich hoffe, daß ich ihm zustimmen kann.

Gruß Rainer

Hallo Rainer

Was die Privilegien angeht, meine ich schon, das beurteilen zu können. Die geschichte geht hier aber zu weit und interessiert wohl auch Niemanden.

Doch, mich!

Mut kann in diesem Zusammenhang aber nur meinen, daß Sarrazin die Meinung der vielbeschworenen ‚stummen Mehrheit‘ zur Stimme verholfen hat und das ist definitiv falsch! Es gibt in Deutschland keine fremdenfeindliche stumme Mehrheit.

Gauck meinte in einem Interview im Zusammenhang mit Sarrazin:
"SZ: Wie würden Sie das deutsche Integrationsproblem beschreiben?
Gauck: Es besteht nicht darin, dass es Ausländer oder Muslime gibt - sondern es betrifft die Abgehängten dieser Gesellschaft. "
http://www.sueddeutsche.de/politik/gauck-gespraech-v…

Viele Grüße Thea

Er hat Sarrazin aber auch ‚Mut‘ bescheinigt, das ist eine
positive Wertung, die ich in diesem Zusammenhang für
unangebracht halte.

Sarrazin hat gesagt, was jeder weiß, aber nicht sagen darf. Politiker leben ja sicher und bekommen von Problemen nix mit.

Hallo Thea,

Gauck meinte in einem Interview im Zusammenhang mit Sarrazin:
"SZ: Wie würden Sie das deutsche Integrationsproblem
beschreiben?
Gauck: Es besteht nicht darin, dass es Ausländer oder Muslime
gibt - sondern es betrifft die Abgehängten dieser
Gesellschaft. "
http://www.sueddeutsche.de/politik/gauck-gespraech-v…

danke für den Link! Ja, Herr Gauck hat sich weit genug von Sarrazin fern gehalten. Ich habe mir mal den gesamten Artikel durchgelesen, wenn er sich im Amt ähnlich äußert, bin ich zufrieden. :smile:

Gruß Rainer

Hallo Rainer,

aus diesem Grund wenig parteipolitisch beeinflusst ist. Seine
Äußerungen anläßlich seiner „Wahl“ waren aus meiner Sicht
natürlich, ehrlich, ein wenig tollpatschig und daher durchaus
vertrauenswürdig.

Du meinst seinen ‚Kommentar‘ im Taxi?

nein, ich meine die Bemerkungen später in der Pressekonferenz.
http://www.youtube.com/watch?v=nhHoMPQ591w

2:17, 2:29, 3:41 und 4:00

Im Klassenzimmer, im Büro einer Bank, auf der Kanzel einer
Kirche sieht man die Lebesrealität der Mehrheit des deutschen
Volkes einfach nicht. Man kann nur ein falsches Bild bekommen.
Das ist meine Sorge.

Nur, weil man im Büro einer Bank arbeitet, heißt das nicht, daß man im Büro einer Bank lebt. Ich finde solche Bemerkungen daher unnötig und unglücklich.

Gruß
Christian

Hallo Christian,

aus diesem Grund wenig parteipolitisch beeinflusst ist. Seine
Äußerungen anläßlich seiner „Wahl“ waren aus meiner Sicht
natürlich, ehrlich, ein wenig tollpatschig und daher durchaus
vertrauenswürdig.

Du meinst seinen ‚Kommentar‘ im Taxi?

nein, ich meine die Bemerkungen später in der Pressekonferenz.
http://www.youtube.com/watch?v=nhHoMPQ591w

2:17, 2:29, 3:41 und 4:00

Das wirkt tatsächlich sympathisch und vertrauenserweckend.
Ich habe allerdings in der Zwischenzeit auch das Interview von 2010 noch ein paar mal gelesen, da sind auch Details, die mir einen Schauer über den Rücken gejagt haben. Aber wie gesagt, ich warte ab. Für mich zählt, was Herr Gauck in ein paar Wochen in der Öffentlichkeit sagt.

Im Klassenzimmer, im Büro einer Bank, auf der Kanzel einer
Kirche sieht man die Lebesrealität der Mehrheit des deutschen
Volkes einfach nicht. Man kann nur ein falsches Bild bekommen.
Das ist meine Sorge.

Nur, weil man im Büro einer Bank arbeitet, heißt das nicht,
daß man im Büro einer Bank lebt. Ich finde solche Bemerkungen
daher unnötig und unglücklich.

Eine Kurzgeschichte aus der DDR:
Mir hat mein Gasherd nicht mehr gefallen und ich habe morgens an der Strassenbahnhaltestelle täglich welche im Schaufenster gesehen.
Irgendwann habe ich dann beschlossen, ich kaufe einen Neuen. Der war zwar teuer, aber im Rahmen des Möglichen.
Also hab’ ich Geld eingesteckt und bin in den Laden, wollte den Gasherd kaufen.
Da sagt der Verkäufer zu mir: Wenn der Schornsteinfeger den für meine Wohnung genehmigt und die Wohnungsbaugesellschsft (der Vermieter) einverstanden ist, kannst Du im nächsten Jahr am (Datum vergessen) um 08:00 Uhr hier einen bestellen. Sei zeitig da, es kommen noch Hundert Leute und ich kann nur zehn Bestellungen annehmen.

Bis zu dem Moment habe ich geglaubt, die verkaufen in dem Laden etwas. :smile: Herr Gauck wird das auch geglaubt haben, aber nie erfahren, daß das nicht so ist, weil er solche Probleme dank seiner Privilegien schlicht nicht hatte.

Bei den Jobs die er dann nach der Wende hatte, bei den Aktivitäten von denen ich lesen kann … Herr Gauck hat keinen blassen Schimmer, was seine Landsleute nach der Wende erlebt haben.

Ob es ihn interessiert, warum die Lute, die vorher Jahrzehnte lang gearbeitet haben plötzlich auf Hartz IV abgerutscht sind, oder ob er Schröders Arbeitslosenbashing wiederaufleben lässt, werden wir erleben.

Ich bin etwas skeptisch …
http://www.sueddeutsche.de/politik/gauck-gespraech-v…

Zitat daraus:
_SZ: Nach Aristoteles ist der Mensch dazu gemacht, in Gemeinschaft zu leben.

Gauck: Das zu begreifen, ist eine enorme Chance, glücklicher zu werden.

SZ: Wie bringen Sie das den Menschen bei, die Hartz IV empfangen und ihre Kinder nicht jeden Tag zur Schule bringen, weil sie keinen Sinn darin sehen?

Gauck: Erst einmal sage ich ihnen, dass es keine Tugend ist, wenn man dort sitzt, den ganzen Tag Zeit hat und den Gören kein Mittag macht. Das darf man auch kritisieren._

Das ist wieder so ein Verhalten einer Minderheit, das mit so einem Satz der Gesamtheit, die damit nichts zu tun hat, untergeschoben wird.

In den Nachrichten hört man immer wieder von Eltern, die ihre Kinder misshandeln oder gar umbringen. Kein Mensch kommt auf die Idee, in einem allgemeinen Gespräch über Eltern in Deutschland denen pauschal nahe zu legen, doch damit aufzuhören, ihre Kinder zu misshandeln und umzubringen. Warum? Weil es Einzelfälle sind, die mit der Normalität nichts zu tun haben. Bei ALG II Empfängern passiert regelmäßig (wie oben) ähnliches und Viele nicken zustimmend.

Ich habe noch die Hoffnung, daß ich vom Bundespräsidenten Gauck solche Töne nicht hören werde.

Gruß Rainer
PS: Und ja, ich nehme an, daß ein besserverdienender Bankangestellter nur in Ausnahmen Empfänger von ALG II in seinem engeren Bekanntenkreis hat und so beurteilen kann, was da wirklich los ist.

Kirche und Dorf und so
Hallo,

PS: Und ja, ich nehme an, daß ein besserverdienender
Bankangestellter nur in Ausnahmen Empfänger von ALG II in
seinem engeren Bekanntenkreis hat und so beurteilen kann, was
da wirklich los ist.

Du sprachst davon, daß man ls Bankangestellter und Pfarrer keine Ahnung habe, was die „Lebesrealität der Mehrheit des deutschen Volkes“ betrifft. Das kann ja wohl kaum auf ALG 2 bezogen gewesen sein.

Im übrigen: mal abgesehen davon, daß ich durchaus Menschen kenne, die von ALG II leben, stehen hier ja nicht die Bankangestellten zur Debatte, sondern allenfalls Herr Gauck. Der dürfte als Kirchenmensch einen weitaus besseren Einblick in das gehabt haben, was die Mehrheit der DDR-Bürger beschäftigte als Du zu glauben scheinst.

Gruß
Christian