Gebrechliche Eltern mit alkoholkrankem Sohn

Hallo!
Ich hoffe, das ist das richtige Brett!?
Meine Eltern 82 + 88 -beide fast blind und gebrechlich- leben in einem Nachbarort von mir. Mein Bruder, schwerer Trinker hat bei ihnen im Haus eine Wohnung und hilft, da arbeitslos, wenn er einigermaßen nüchtern ist.
Meine Eltern haben ihn als Haushilfe angestellt, damit er später etwas Rente bekommt.
Seit ungefähr 4 Wochen trinkt er durchgängig. Bisher war er mehr oder weniger Quartalstrinker.
Da er sein ganzes Geld auf dem Girokonto bereits verbraten hat und nun ans „eingemachte“ geht und meine Eltern schon mal grob behandelt im Rausch überlege ich, was ich tun könnte, um etwas abzuwenden.
Wäre es zu überlegen, um einen Betreuer zu schauen?
Bzw. selbst dieser Betreuer zu sein?
Die Eltern wollen weder aus dem Haus weggehen noch ihn hinauswerden.
Letzten Endes halten sie ihm die Stange…aber man kann es fast nicht mehr verantworten…

Was gibt es für Möglichkeiten?
Kann mir irgendjemand bitte einen Rat geben?
Bin grad sehr verzweifelt.
Danke
im Vorraus
Barbara

Letzten Endes halten sie ihm die Stange…aber man kann es
fast nicht mehr verantworten…

Hallo Barbara,

es ist eine schlimme Geschichte. Aber du hast sie nicht zu verantworten. Deine Eltern sind volljährig und dürfen tun, was sie wollen.

Schöne Grüsse
PW

Ich kenne dieses Problem, habe beim Amtsgericht nachgefragt, dort einen Betreuer erhalten und Rat für weitere Schritte.
Gruß lobo70

Hallo Barbara,

das ist voll heftig. Du wirst kaum darum herumkommen, sowohl für den alkoholkranken Bruder als auch für beide Eltern einen Betreuer zu finden oder es selbst zu übernehmen.

Vertrinkt der Bruder nicht nur das eigene Geld, sondern auch das Vermögen und/oder Einkommen der alten Leute, dann werden diese schnell zum Sozialfall. Aber dann zahlt der Staat erst dann, wenn von den anderen Kindern nichts mehr zu holen ist. Und die Gefahr ist sehr groß, dass der für die Eltern bestimmte Unterhalt in Bruders Kehle fließt.

M. E. muss dafür gesorgt werden, dass der Bruder - auch gegen den Willen der Eltern - auszieht und auch keinen Kontakt mehr zu ihnen haben darf. Ich weiß, das klingt brutal. Aber sonst, siehe oben!

Lass dich doch mal beim Sozialamt vor Ort beraten, welche Möglichkeiten es bei euch gibt. Notfalls muss ein vom Betreuungsgericht eingesetzter Betreuer anstelle der alten Leute dafür sorgen, dass dem Bruder der Geldhahn zugedreht wird.

Liebe Grüße
Hagazussa

du willst helfen…?
schreibst über die negativen seiten deines bruders, wo sind denn deine positiven? wo und wann schilderst du was du gerne für deine eltern tun würdest? glaube mir, wenn dir zu diesen frage eine antwort einfällt, dann hast du euch schon geholfen.

gruss, österreich.

Vertrinkt der Bruder nicht nur das eigene Geld, sondern auch
das Vermögen und/oder Einkommen der alten Leute,

Hallo Hagazussa,

wo steht denn geschrieben, dass man sein Geld nicht versaufen (bzw versaufen lassen) darf?

Ist das Problem nicht eher das, dass für andere Erben nichts mehr übrig bleibt? Und dafür jemanden entmündigen lassen?

Gruss
PW

Hallo PW,

wenn einer sich damit begnügt, das eigene Bare durch die Kehle zu jagen, dann von mir aus.

Leider haben wir es selber im Clan gehabt, dass sich der Alkoholkranke damit nicht begnügt hat.

Nachdem das eigene Geld (samt Notgroschen) fort war, die Stütze nicht ausreichte, wurde Druck auf die alten Leutchen gemacht. Nachdem deren Erspartes fort war, wurden Hypotheken aufgenommen. Danach immer windigere Kredite. Als das Haus dann unter den Hammer kam, die Rente bis auf den Mindestbehalt fortgepfändet wurde, konnten die übrigen Geschwister gucken, wohin mit den alten Leutchen. Später dann der Streit, als die Alten immer klappriger wurden, wer zahlen bzw. wie von den Pfändungen runterkommen.

Geerbt wurde da ein Haufen Schulden, wovon nur mit juristischen Tricks runterzukommen war.

Liebe Grüße
Hagazussa

Hallo Hagazussa,

ich verstehe das Problem sehr gut und habe es auch schon im UP verstanden.
Aber jemanden zu entmündigen ist schon eine sehr scharfe Waffe, die meines Erachten hier nicht geboten ist.

Man kann vielleicht versuchen, die Eltern umzustimmen - aber mehr nicht!

Wir hatten solche und ähnliche Probleme schon öfter hier und ich habe schon mehrfach für die „Freiheit“ plädiert.

Ich habe auch schon einiges an Erfahrung in solchen Fällen sammeln dürfen - da ging es aber nicht um Alkohol, sondern um eine psychische Krankheit und der betroffene wollte sich nicht behanden lassen und hat sich immer wieder finanziell ruiniert mit Porsche kaufen etc.

Der wollte es so. Es war für ihn eine sehr schlimme Vorstellung, entmündigt zu werden, schlimmer, als wieder mal von vorne anfangen zu müssen.

Für die Angehörigen und Freunde schlimm, weil sie zum Zuschauen verdammt sind.

Und: wo sind die Grenzen? Können wir den Bahnchef entmündigen lassen, weil er in Stuttgart so viel Geld vergraben will?

Klar, ist nicht ernst gemeint - zeigt aber ein wenig das Problem - oder?

Alles Gute

PW

Hallo Polweiler,

leider habe ich bzw. meine Familie gerade mit Alkoholkranken diese Erfahrungen machen müssen. Alte Leute, abhängig vom Trinker, standen nach kurzer Zeit vor dem wirklich absoluten Nichts. Der Trinker, der ja keinen Grund hatte, etwas zu ändern - da er ja alles bekam was er seiner Meinung nach brauchte, machte weiter.

Und hinterher hatten die übrigen Geschwister auch noch den Ärger, dass man ihnen unterlassene Hilfeleistung - gegenüber dem Trinker - vorwarf. Man hätte zum Betreuungsgericht gehen müssen … Man hätte sich nach Unterbringungs- und Rehamöglichkeiten umschauen müssen …

Auf die Eltern einzuwirken nutzte gar nichts. Die gaben den letzten Pfennig, schämten sich, machten heimlich Schulden die niemals zurückgezahlt werden konnten …

Und als es nicht einmal mehr etwas zum Zwangsversteigern gab, die Eltern starben, mussten sich die übrigen Geschwister mit den Gläubigern der alten Leute rumschlagen. Da haben seinerzeit nur seeeehr gute Anwälte geholfen.

Ich weiß, entmündigen ist eine bitterharte Sache. Aber wenn es um mehr als eine Person geht - was ja hier der Fall ist - dann darf auch nicht zu lange gezögert werden.

Liebe Grüße
Hagazussa

Darf ich mich kurz einmischen?
Danke Hagazussa, Du sprichst mir aus dem Herzen.
LG
Barbara.

Danke, Barbara.

Wenn es darum geht, die Rechte des Einen gegen die Rechte der Anderen abzuwiegen, ist es praktisch unmöglich eine ideale Entscheidung zu treffen.

Da hilft leider meistens nur das altbekannte Ende mit Schrecken. Kein Trinker, der noch eine Flasche Schnaps im Hause hat, hat Veranlassung, das eigene Verhalten zu ändern. Nicht der Trinker hat ein Problem, seine Angehörigen haben es.

Hoffen wir das Beste.

Liebe Grüße
Hagazussa

Vielleicht interssiert ja den einen oder anderen, wie es momentan ausschaut.
Kurz nachdem ich den Hilferuf hier gestartet hatte, ist mein Bruder von meiner Mutter per Notarzt und Sanitäter-und- weil er nicht freiwillig mitging- mit Hilfe von Polizei in die geschlossenen Psychiatrie gebracht worden.
Sie hatte gedacht, dass er stirbt, nur deshalb die Aktion. Zu diesem Zweck musste sie behaupften, er hätte sie tätlich angegriffen, sonst hätten die Sanis ohne Polizei nicht eingreifen können.
Tage später wollte sie ihn wieder rausboxen. Er ist ihr ein und alles und sie sein Co-alki.
Ich hätte ihr helfen sollen dabei. Habe mich aber geweigert.
Er hat also vorübergehend- mal bis März einen Betreuer vom Amtsrichter gestellt bekommen, ich musste garnix dazu tun.
Aber eben nur befristet. Bald kommt er aus der Klinik, die Worte der Ärztin blieben bei meiner Mutter ohne Wirkung. Nur sie hat Ahnung, wie es dem Buben (61) gut geht. Er ist so lieb und auch nur zum Alkoholiker geworden, weil ich 12 Jahre nach ihm geboren wurde und dann alle nur noch auf mich schauten.
Ich bin auch an allem andern Schuld und will ihn, mit meinem Vater zusammen „ans Messer liefern“ weil wir in der Klinik die Wahrheit gesagt haben.
Es wird wohl niemals enden. Mein ganzes Leben dreht sich um diesen Wahnsinn.
Bin echt am Ende. Wenn mein Vater nicht wäre, hätte ich weniger Skrubel, sie in ihrme Maßlosen Selbstsucht auflaufen lassen. Sie ist 88- hätt ich es doch früher getan.

Ach ja, danke für die Einschätzungen, wobei so einiges nicht so meinen Nerv triff.
Machts gut
Barbara

Guten Morgen Barbarella44,

so schlimm und chaotisch sich das gerade liest, so werte ich die Ereignisse der letzten Tage als kleines Licht am Ende des Tunnels.

Der Bruder ist jetzt unter fachmännischer Aufsicht. Dort weiß man, wie die Gesamtlage einzuschätzen ist, kann Ratschläge geben, was zu tun und zu lassen ist.

Es mag spät sein, aber doch nicht zu spät. Kümmere Dich um den Vater, denn der scheint ja noch am ehesten zu ahnen, was da schief gelaufen ist. Lass die Mutter eine Weile jammern.

Aber - rede auch mit dem zuständigen Amtsrichter, wie es demnächst weitergehen soll. Auf Dauer ist es einfach notwendig, dass Du selber die Zügel in die Hand nimmst, dafür Sorge trägst, dass nicht alles den Bach runtergeht. Als Betreuerin hättest Du sehr große Mitbestimmungsrechte, bist auch diejenige, die Einblick in alle Papiere bekommt (Gesundheit, Finanzen usw.) Klingt widerlich, ist aber in so einem Fall unerlässlich. Sehr viel Verantwortung - aber ich sehe nicht, wie es derohne gehen soll.

Irgendwann einmal wird auch die Mutter zu Verstand kommen, spätestens dann wenn sie nicht mehr in Angst vor den Attacken des Sohnes leben muss.

Ich drücke euch ganz fest die Daumen.
Hagazussa

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Hallole,

Der Trinker, der ja keinen Grund hatte, etwas zu
ändern -

ja, ja, aber um den Trinker geht es hier gar nicht, sondern um die Eltern, die ihn finanzieren. Ein Verhalten, mit dem die anderen Kinder nicht einverstanden sind.

Und hinterher hatten die übrigen Geschwister auch noch den
Ärger, dass man ihnen unterlassene Hilfeleistung - gegenüber
dem Trinker - vorwarf.

Bist Du da sicher? Wo hast du so einen Fall erlebt?

Man hätte zum Betreuungsgericht gehen
müssen …

Aber er wird betreut - finanziell …

Man hätte sich nach Unterbringungs- und
Rehamöglichkeiten umschauen müssen …

Verstehe ich nicht.

Auf die Eltern einzuwirken nutzte gar nichts. Die gaben den
letzten Pfennig, schämten sich, machten heimlich Schulden die
niemals zurückgezahlt werden konnten …

Um das geht es hier!

Ich weiß, entmündigen ist eine bitterharte Sache. Aber wenn es
um mehr als eine Person geht - was ja hier der Fall ist - dann
darf auch nicht zu lange gezögert werden.

Es geht um das alte Ehepaar, oder? Wie machst Du da die Zahlengrenze fest "mehr als eine Person …?

Wir werden es nicht lösen. Das alte Ehepaar sponsert den Trinker, betätigt sich als Co - Alkoholiker. Das ist das Problem.

Schöne Grüße

Polweiler

Guten Morgen Polweiler,

zuerst zum Thema unterlassene Hilfeleistung: Wer einen Angehörigen hat, der für sich selbst eine Gefahr darstellt - und nicht einschreitet - muss u. U. damit rechnen, sich strafbar zu machen. Bitte verstehe, dass ich da allgemein bleiben muss, Stichwort Rechtsberatung. Und ja, das Thema ist mir erschreckend vertraut. Solche Dinge werden ab und an mal gerne als Drohkulisse aufgebaut, wenn man in anderen Bereichen etwas durchsetzen möchte. Das klassische "wenn du nicht, dann ich wegen …)

Hier geht es um den trinkenden Sohn, der bei den Eltern lebt. Diese sind von ihm abhängig zum einen weil sie alt und klapprig sind. Zum anderen da noch die schwierige familiäre Konstellation. Solche Geschichten können wirklich nur als Ganzes in Angriff genommen werden.

Und was die finanzielle Unterstützung des Sohnes angeht: Nichts ist gefährlicher als einem Alkoholiker Geld zu geben bzw. ihm Zugriff auf anderer Leute Erspartes zu überlassen. Dazu habe ich mich ja auch schon ausgelassen.

Die alten Leutchen brauchen Hilfe im Alltag und auch bei den Problemen mit dem Sohn. Dieser ist derzeit nicht in der Lage, sein Leben in den Griff zu kriegen. Denk daran, die alte Entmündigung hat nicht mehr viel gemeinsam mit der heute praktizierten Betreuung.

Liebe Grüße
Hagazussa