Gebresten = Gebrechen?

Sprachen Dialekt
#1

Hallo,

ich las kürzlich einen Roman, in welchem an zwei unterschiedlichen Stellen von „Gebresten“ die Rede war. Und es wurde im Sinne von Gebrechen benutzt. („Ihre Gebresten ließen sie nicht vom Bette aufstehen, um…“)

Ich habe diesen Ausdruck noch nie zuvor gehört. Als ich es zum ersten Mal las, dachte ich sofort, dass es ein Rechtschreibfehler sei. Aber beim zweiten Mal wurde ich doch unsicher.

Was könnt ihr mir dazu sagen?

Ist Gebresten Humbug oder gibt/gab es diesen Ausdruck wirklich?

Danke.
Sulamith

#2

Hallo, Sulamith,

Ist Gebresten Humbug oder gibt/gab es diesen Ausdruck
wirklich?

kein Humbug:

_ GEBREST,GEBRESTE,GEBRESTEN , m. n. gleich gebrech, gebrechen, subst. verb. zu gebresten gleich gebrechen, ein im laufe der nhd. zeit absterbendes, endlich erstorbenes wort, das aber in unserm jahrh. wieder erweckt wurde._

Weiter ausgeführt in
http://germa83.uni-trier.de/DWB/welcome.htm

Gruß
Kreszenz

#3

Hallo Sulamith
Ich kenne und brauche den Ausdruck ‚Bräschte‘ im Sinn von Gebresten, Fehler, Krankheit analog dem ‚Berndeutschen Wörterbuch‘ von Otto von Greyerz und Ruth Bietenhard. Ebenda ‚bräschthaft‘ mit Gebresten behaftet, krank, fehlerhaft.
Ich selber habe ‚bräschthafti Füess, i muess Yylage trage,‘ sonst schmerzen meine Füsse nach kürzester Distanz. Du siehst, durchaus geläufig, die Ausdrücke! Vielen Dank für den Gedankenanstoss!
Susette

#4

Hi Sulamith,

das ist durchaus deutsch, wenn auch ein wenig altertümlich. Im Allgäu wird das Adjektiv bresthaft für gebrechlich oder kränklich noch gerne benutzt.

Gruß Ralf

#5

Im Allgäu wird das Adjektiv bresthaft für gebrechlich
oder kränklich noch gerne benutzt.

Hi, Ralf,
wohingegen die zur Zeit reifen „Brestlinge“ wohl eher gegen allerlei Gebresten helfen (sollen). Es sind schlicht Erdbeeren (für die Nichtschwaben).
„Bresthaft“ und das dazugehörige Substantiv „Gebresten“ leitet sich lt. Kluge von „bersten“ ab, mit einer Metathese des „r“. Es gibt auch das ahd. Wort „bresta“ das „Mangel“ bedeutet und „gibrestan“ = „ermangeln, nicht haben“.

Gruß
Eckard