Welche naturwissenschaftlichen Beobachtungen waren das noch
mal, auf die Du Dich da stützt?
Vor allem auf die unübersehbare Tatsache, dass es außer dem Menschen kein Lebewesen bekannt ist, dass komplexe Werkzeuge herstellt. Darüber hinaus gibt es aber noch eine Vielzahl von Einzelheiten in Bereichen wie Genetik, Biochemie oder Anatomie, in denen sich der Mensch von allen anderen Tieren unterscheidet.
Beispiesweise hat man in nichtcodierenden Bereichen der DNS, die bei allen anderen Tieren über viele Spezies hinweg streng konserviert sind eine ungewöhnlich hohe Zahl von Mutationen gefunden. Eine genauere Analyse dieser Sequenzen hat ergeben, dass sie die Expression von Proteinen regulieren, die an der Verknüpfung von Neuronen beteiligt sind. Dies deutet auf einen hohen positiven Selektionsdruck hin zu einer höheren Komplexität des Gehirns hin. Die Einzigartigkeit dieser Mutationen deutet auf eine sehr uingewöhnliche Kombination von Selektionsfaktoren hin.
Im Bereich der Biochemie fällt die Fähigkeit des menschlichen Gehirns zum Fettstoffwechsel auf. Diese für Primaten extrem ungewöhnliche Entwicklung ist eine wesentliche Grundlage für die Entwicklung unseres Gehirns. Das hat nämlich einen so hohen Energiebedarf, dass unsere Vorfahren nicht genug Nahrung gefunden hätten, um ihr Gehirn allein über den Kohlenhydratstoffwechsel mit Energie zu versorgen. Das ist erst seit der Erfindung der Landwirtschaft möglich. Die damit verbundene Umstellung auf eine radikal omnivore Ernährung (im Gegensatz zu fast allen anderen Säugetieren sind Menschen willens und fähig so ziemlich alles zu essen), war ihrerseits wieder nur durch zahlreiche parallele Entwicklungen (z.B. eine entsprechende Anpassung des Verdauungssystems) möglich.
Das zeigt, dass es mit einer Weiterentwicklung des Gehirns allein nicht getan ist. Selbst wenn es andere Spezies gibt, die eine oder mehrere Eigenschaften, die mit der Entwicklung unserer Intelligenz verbunden waren, mit uns teilen, heißt das noch lange nicht, dass sie sich damit irgendwann in die gleiche Richtung entwickeln können wie wir. Das einzigartige am Menschen ist die Kombination sehr vieler solcher Faktoren, die zusammen für unsere Intelligenz notwendig sind, von denen wir noch lange nicht alle kennen. Mit jedem zusätzlichen Faktor, wird eine Wiederholung dieser oder einer ähnlichen Entwicklung unwahrscheinlicher
Wenn man zusätzlich bedenkt, dass es bereits Dinosaurier mit sehr hoch entwickeltem Zentralnervensystem gab, von denen sich keine einzige Spezies bis zur technischen Zivilisation weiter entwickelt hat und das es auch heute jede Menge vergleichsweise intelligenter Tiere gibt, die seit Jahrmillionen keine Anzeichen für eine Weiterentwicklung ihrer Intelliogenz zeigen, weil das für sie offenbar keinen evolutionären Vorteil darstellen würde, dann wird Deine Hypothese, die Entwicklung einer zur technischen Zivilisation fähigen Intelligenz würde sich nach einer globalen Katastrophe nahezu zwangsläufig - und dann auch noch innerhalb weniger Millionen Jahre - widerholen, noch absurder. Die bisher gesammelten emirischen Daten deuten ganz im Gegenteil darauf hin, dass unser Gehirn eine extrem unwahrscheinliche Extravaganz der Evolution ist, deren Entwicklung von so vielen Faktoren abhängt, dass selbst nahe Verwandte, mit denen wir über 95% des Erbgutes gemeinsam haben, unterwegs in Sackgassen geraten sind, weil irgend eine scheinbar unbedeutende Kleinigkeit für eine weitere Erhöhung ihrer Intelligenz gefehlt hat.
Selbst unsere Spezies stand trotz ihrer Intelligenz mindestens einmal kurz vor der endgültigen Auslöschung, als die Gesamtpopulation auf wenige hundert Individuen geschrumpft ist. Diesem Ereignis verdankt die Menscheit ihren ungewöhnlich homogenen Genpool. Das zeigt, dass selbst eine erfolgreiche Entwícklung menschlicher Intelligenz noch lange keine Überlebensgarantie darstellt. Eher im Gegenteil - strohdumme aber anspruchslose Organismen wie beispielsweise Kakerlaken haben da wesentlich bessere Aussichten.
Dass sein komplexes Gehirn ein Zufall der Natur war, der sich
niemals wiederholen wird?
Du musst schon genauer lesen, was ich schreibe. Ich habe nicht behauptet, dass sich eine Entwícklung wie die unseres Gehirns nicht wiederholen könnte. Ich habe nur gesagt, dass die bekannten Fakten dagegen und nichts dafür spricht - von Wunschdenken mal abgesehen.
Eine ganze Reihe von anderen Spezies stehen
gewissermaßen schon „in den Startlöchern“ um bei einem Wegfall
der dominierenden Spezies Mensch in die dann entstandene
„ökologische Nische“ einzudringen.
Du hast offenbar falsche Vorstellungen von der Evolution. Keine Spezies steht in irgendwelchen Startlöchern und wartet darauf ökologische Nieschen besetzen zu können. Wenn der Mensch verschwindet, dann steht da keine Niesche in der Ggegend herum, in die sich eine andere Spezies hinein zwängt, bis sie so aussieht wie wir. Das geht schon deshalb nicht, weil wir unseren Lebensraum maßgeblich mitgestalten. Wenn wir weg sind, dann ist da zwar wieder jede Menge Platz für andere Spezies, aber die haben keine Veranlassung so zu werden wie wir. Das wäre selbst dann nicht garantiert, wenn genau die Bedingungen herrschen würden, die uns zu dem gemacht haben, was wir sind. Dafür ist die Evolution zu vielen zufälligen Einflüssen unterworfen die um so seltener zum gleichen Ergebnis führen, je komplexer dieses ist. Aus diesem einfachen Grunde gibt es so viele „primitive“ Lebensformen und nur so wenig hoch entwickelte wie uns.
Warum sollte die Entwicklung eines neuen Tieres mit
überragender Intelligenz, genug Zeit vorausgesetzt, nicht
wieder geschehen?
Gegenfrage: Warum sollte sie wieder geschen. Das ist doch Deine Hypothese.
Menschenaffen können abstrakte Zeichen lernen und sie auch
benutzen. Schimpansen können zählen und addieren.
Abgesehen von meinen obigen Einwänden (die können beispielsweise keine komplexen Werkzeuge entwickeln) würden die anderen großen Menschenaffen bei einer globalen Katastrophe noch schneller aussterben als wir. Die Entwicklung müsste also ganz von vorn anfangen und ob die dann wieder einen ähnlichen Weg nimmt, steht in den Sternen.
Kraken
können komplexe Labyrinth-Aufgaben lösen. usw.
Die sind aber erstens Einzelgänger und werden nicht alt genug um von ihrer Intelligenz profitieren zu können. Letztere ist im Grunde nur eine Kompensation dieser Mängel. Um sich zu Spezies mit unseren Fähigkeiten weiter entwickeln zu können, müssten sie eine ganze Reihe von Problemen bewältigen und dabei müsste jeder Schritt von Vorteil für sie sein. Wenn die Evolution gerichtet wäre und die Absicht hätte, intelligente Kraken zu entwickeln, hätte siedamit zwar keine Probleme, aber so funktioniert die Evolution nun einmal nicht. Sie führt immer in Richtung maximaler Fittness und das das nicht gleichbedeutend mit maximaler Intelligenz sein muss, beweisen zahllose Spezies die nicht die Spur von Intelligenz besitzen und trotzdem erfolgreicher sind, als wir für uns zu hoffen wagen dürfen.
Intelligenz ist doch offensichtlich ein solch starker
evolutiver Vorteil
Das ist alles andere als offensichtlich.
dass sie genügte uns zur dominierenden
Spezies auf diesem Planeten zu machen
Intelligenz genügt da bei weitem nicht.
(wo wir in allen anderen
körperlichen Bereichen im Vergleich zur Tierwelt ziemlich
schlecht aussehen)
Dieser weit verbreitete Irrgalube resultiert aus dem Fehler, immer nur eine einzige unserer Fähigkeiten mit den besten Spezialisten in diesem Bereich zu vergleichen. Wenn man aber alle körperlichen Eigenschaften des Menschen zusammen nimmt, dann wird die Konkurrenz im Tierreich sehr übersichtlich.
Ich sage deshalb, dass Selektion und
genügend Zeit dafür sorgen werden, dass sich wieder eine
intelligente Spezies herausbildet, vor allem wenn jegliche
Konkurrenten auf dem Gebiet wegfallen.
Für diese Behauptung schuldest Du uns eine gute Begründung. Ich habe oben begrpündet, warum die Empirie dagegen spricht.
Es geht sogar noch weiter, einige Forscher sind sogar der
Meinung, dass möglicherweise der evolutionäre Druck auf Gene,
die mit der Intelligenz assoziiert sind, größer sein könnte,
als auf Gene, die andere Funktionen beeinflussen.
Das war offenbar beim Menschen so. Aber darin unterscheidet er sich ja gerade von anderen Spezies (siehe oben) und niemand weiß warum.