Gedicht über den Bombenwerfer von Hiroshima

Hallo!

Mir schießen da in letzter Zeit (ich habe mal wieder Hiroshima von Wishful Thinking gehört) immer wieder so ein paar Fetzen von einem Gedicht aus meiner Schulzeit durchs Hirn.

Es ging um den Mann, der die Bombe auf Hiroshima warf. Eine Zeile war irgendwas mit
„nichts von alledem ist wahr, als erst kürzlich ich ihn sah“
oder so…

Kennt jemand das Gedicht? Wäre echt klasse…

Grüße
Guido

Marie Luise Kaschnitz
Hallo, Guido, hier ist es:

Hiroshima

Der den Tod auf Hiroshima warf
Ging ins Kloster, läutete dort die Glocken.
Der den Tod auf Hiroshima warf
Sprang vom Stuhl in die Schlinge, erwürgte sich.
Der den Tod auf Hiroshima warf
Fiel in Wahnsinn, wehrt Gespenster ab
Hunderttausend, die ihn angehen nächtlich,
Auferstandene aus Staub für ihn.

Nichts von alledem ist wahr.
Erst vor kurzem sah ich ihn
Im Garten seines Hauses vor der Stadt.
Die Hecken waren noch jung und die Rosen-
büsche zierlich.
Das wächst nicht so schnell, dass sich einer
verbergen konnte
Im Wald des Vergessens. Gut zu sehen war
Das nackte Vorstadthaus, die junge Frau
Die neben ihm stand im Blumenkleid
Das kleine Madchen an ihrer Hand
Der Knabe, der auf seinem Rücken saß

Und über seinem Kopf die Peitsche schwang.
Sehr gut erkennbar war er selbst
Vierbeinig auf dem Grasplatz, das Gesicht
Verzerrt von Lachen, weil der Photograph
Hinter der Hecke stand, das Auge der Welt.

Gruß
Chris

Vielen lieben Dank!
Danke an Chris und Susanne (die mir gemailt hat)!

Grüße
Guido