Gedichtsanalyse

Danke Dir!

Ich hatte von Anfang an das Gefühl, dass das ein Sonett ist - aber so verquer und verstümmelt, wie @Lisa4561 es präsentiert hat, bin ich einfach nicht draufgekommen, wie es funktoniert.

Wegen der Gegensprechanlage:

Die verneint, wie es wörtlich da steht, die schweigende Straße. Wenn es die Straße nur in Gestalt einer schweigenden Sprache gäbe, wäre die Gegensprechanlage funktionslos.

Schöne Grüße

MM

Tatsächlich habe ich das genauso aufgeschrieben, wie es der Dichter geschrieben hat. Das ist ja die Besonderheit, es ist zwar ein Sonett, aber nur mit zwei Strophen. Ich habe mich auch zuerst gewundert, aber es ist so richtig

Servus,

hast Du denn eigentlich den Beitrag von @Karl2 gesehen?

Dort kannst Du sehen, dass die Sonettform streng eingehalten ist.

Schöne Grüße

MM

Hmm, das glaube ich nicht. Von wo ist die Veröffentlichung, die dir vorliegt? Bei Google Books sieht das nämlich so aus:

Das habe ich auch so interpretiert, eine kritik an der starren, anonymen und kühlen Gesellschaft in einer Großstadt. Das mit den Antennen ist mir auch bewusst, sie sind abgeknickt, also herrscht keine Kommunikation. So ist es ja in der Stadt, alle sind anonym, allen ist alles gleichgültig und man eilt nur an einander vorbei, ohne aufeinander zu achten. Hampelmänner sind für mich Marionetten, aber ich wusste nicht ganz, was das nun bedeutet. Marionetten im Sinne davon, das man in der Großstadt keine Identität besitzt? Oder kann man das auch anders interpretieren? Die Gegensprechanlage ist ja ebenfalls eine Art der Kommunikation, aber die Straße schweigt in einer Grostadt, deshalb hat sie keine Funktion. Mich wundert aber was mit den Balkonen gemeint ist. Die stehen doch für Freiheit oder nicht? Und ich wusste am Mittowch nich genau, wie ich interpretieren sollte, dass das Sonett hierbei nur zwei statt vier Strophen hat (keine Formatierungsfehler von mir) und deshalb die Quartetten und Terzetten zusammen liegen. Und das Sonett hat auch nicht das typische Metrum (Jambus) und auch nicht das typische Reimschema für das Sonett. Warum? Hat da vielleicht jemand eine Idee, ich habe es als Protestakt des Dichters interpretiert, der damit sagen will, dass man sich vielleicht doch befreien kann aus der starren Struktur.

LG Lisa

Ja habe ich, aber das ist falsch, so ist das nicht formatiert. Es gibt nur zwei Strophen, wie es @Christa gerade veröffentlicht hat.

Oh stimmt, ich habe ein paar Verse ausversehen zusammengefasst, das tut mir sehr leid. Aber mit das wichtigste, nämlich, dass dieses Sonett nur zwei Strophen besitzt habe ich richtig gemacht. Aber stimmt, deshalb kam das auch mit den 14 Versen nicht hin. Es ist also ein Sonett, aber mit zwei statt vier Strophen. Aber warum?

Klammere Dich nicht an den von Dir empfundenen Strophen fest – Leerzeilen spielen da keine Rolle: Es geht um Rhythmik und Reimschema.

Inzwischen hat Dir @Christa die (meines Erachtens erste, d.h. „Original-“) Veröffentlichung in der „Vogelstraußtrompete“ vorgelegt. Und auch dort kannst Du sehen: Die Sonettform ist streng eingehalten.

Ich glaube kaum, dass das Gedicht irgendwo so veröffentlicht worden ist, wie Du es präsentiert hast. Wo hast Du es denn mit den Zeilenbrüchen gesehen, die Du wiedergegeben hast?

Schöne Grüße

MM

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Das mit den Zeilenbrüchen habe ich falsch eingetippt, das war mein Fehler. Ich habe es am Mittwoch genauso bekommen, wie @Christa es eben hochgeladen hat, ich hatte einen Fehler gemacht, als ich es am Anfang hier eingetippt habe, tut mir leid. Zum Thema Rythmik und Reimschema. Das Gedicht hat ein Reimschema, das weiß ich, einen Kreureim, aber der typische Reim bei einem Sonett, der zur Struktur dazugehört ist der umarmende Reim. Und das Gedicht von Setz hat kein einheitliches Metrum, obwohl das Sonette immer haben, nämlich den Jambus. Er hat also bewusst die Struktur verändert.

LG Lisa

Danke Christa! Habe mich gewundert, dass sich in den Terzetten nach meinem Schema nicht jede Zeile reimt. An deiner Kopie sehe ich, dass sich doch alles reimt, wenn man es richtig schreibt!

Clemens Setz vergleicht die ganze Zeit ein Sonett mit einem Bürogebäude. Gegensprechanlage: sie hat eine Funktion, sie wird das übertragen, was aus dem Haus kommt, und sie würde das übertragen, was die Straße sagt, wenn sie was sagen würde.
Das Sonett ist das Bürogebäud3e, mit intakter Sonettstruktur und Gegensprechanlage. Du bist die Straße, die am Sonett vorbeiführt, und verstehst vom Sonett so wenig wie von einem beliebigen Bürohochhaus, weil du nciht weißt, wo du anfangen sollst, wie du es machen sollst, … Du musst nur fragen und schauen, beim Sonett und beim Haus, dann findest du alles. Lebende Menschen im toten Haus (Bürogebäude) , eine alte Struktur (Haus und Sonett sind alt), die doch im Jetzt etwas kommunizieren kann (ein Sonett kann im 16. Jahrhundert eine Liebeserklärung sein aber auch heute noch uns etwas sagen, wenn man nicht achtlos vorbeigeht, wie die Straße. Und auch dieses tote Gebäude (alt, tot) verbirgt neues und lebendiges (Flugzeugspiegelung im Fenster, Mann am Schreibtisch). Und auch dieses Sonett ist eine Liebeserklärung: an das Bürogebäude. Und an das Sonett

Völlig offtopic:
Zu „meiner“ Zeit kannten Schüler die Abi-Aufgaben nicht im voraus. Ist das heutzutage anders?

Leicht offtopic:
Ich kenne kein einziges Büro-Hochhaus aus Glas und Beton mit Balkonen und Gegensprechanlage.

Mir fällt dazu ein Papierflieger von gelangweilten Angestellten ein. :wink:

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