Gefährliche Experimente?

Hallo zusammen!

Sowohl mit in Erstaunen als auch mit zunehmender Resignation lese ich über Experimente, die Naturwissenschaftler heutzutage durchführen.
Auch bin auch ich an der Erforschung der Welt interessiert. Aber als ich kürzlich davon las, dass beispielsweise Wissenschaftler der europäischen Großforschungseinrichtung CERN versuchen, den Urknall zu erforschen, indem sie - als Laie bitte ich um Verzeihung wegen der unpräzisen Ausdrucksweise - Zustände simulieren, die dessen Eigenschaften entsprechen oder nahekommen, kamen mir durchaus ominöse Gedanken in den Sinn.
Wie steht es eigentlich um die Sicherheitsvorkehrungen bei derartigen Experimenten? Inwiefern ist man sich im Vorraus über die möglichen Aus- und Nebenwirkungen von Experimenten im Klaren?
Haben denn Wissenschaftler, die derartig gewaltige und - jedenfalls aus der Sicht eines Laien - unvorstellbar komplexe Experimente durchführen, keine Angst, dass ihnen dabei, sollte irgendetwas schiefgehen, möglicherweise der ganze Laden katastrophal um die Ohren fliegt und dass sie sich und andere damit in ernste Gefahr bringen?

Ich bin gespannt auf eure Antworten!

Mit eingeschüchterten Grüßen,
Michael

Hallo!

Auch bin auch ich an der Erforschung der Welt interessiert.
Aber als ich kürzlich davon las, dass beispielsweise
Wissenschaftler der europäischen Großforschungseinrichtung
CERN versuchen, den Urknall zu erforschen, indem sie - als
Laie bitte ich um Verzeihung wegen der unpräzisen
Ausdrucksweise - Zustände simulieren, die dessen Eigenschaften
entsprechen oder nahekommen, kamen mir durchaus ominöse
Gedanken in den Sinn.

Die Eigenschaften des Urknalls: Es war sehr heiß und die Materie war sehr dicht. Außerdem war der Urknall auch noch sehr groß (er umfasste das gesamte Universum).

Wenn Wissenschaftler nun dem Urknall auf die Schliche kommen wollen, dann versuchen sie, die ersten beiden Eigenschaften möglichst gut hinzugkriegen. Aber man macht das eben mit einer verschwindend geringen Menge Materie. Deswegen sind auch die Energiemengen, die dabei maximal freigesetzt werden können eher gering. Wenn ein Chemiker mit einem Reagenzglas voll Wasser experimentiert, befürchtet ja auch niemand, dass er dadurch eine Überschwemmung auslöst. (Ich hoffe, Du verzeihst diese flapsige Begründung und verstehst, was ich damit ausdrücken möchte).

Wie steht es eigentlich um die Sicherheitsvorkehrungen bei
derartigen Experimenten? Inwiefern ist man sich im Vorraus
über die möglichen Aus- und Nebenwirkungen von Experimenten im
Klaren?

Darüber ist man sehr gut im Klaren.

Ich weiß, woher Deine Sorge kommt: Ist es nicht auch so, dass die Radioaktivität Folgen zeigte, die man am Anfang noch gar nicht für möglich hielt? Da gibt es aber zwei wesentliche Unterschiede. Erstens: Die Radioaktivität war ein zuvor ungekanntes Phänomen. (Bei CERN wird nichts wirklich unbekanntes passieren). Zweitens: Wie bereits gesagt, sind die Energiesummen in einem Teilchenbeschleuniger so winzig, dass damit kein größerer Schaden angerichtet werden kann.

Haben denn Wissenschaftler, die derartig gewaltige und -
jedenfalls aus der Sicht eines Laien - unvorstellbar komplexe
Experimente durchführen, keine Angst, dass ihnen dabei, sollte
irgendetwas schiefgehen, möglicherweise der ganze Laden
katastrophal um die Ohren fliegt und dass sie sich und andere
damit in ernste Gefahr bringen?

Nein. (Ich bin mit meiner Begründung nicht ganz zufrieden. Ich fürchte nämlich, dass ich Dir nicht klar machen kann, wie absurd die Vorstellung von einer Gefährdung tatsächlich ist).

Und glaub mir: Ich bin niemand, der Risiken herunterspielen möchte. Aber es gibt größere menschengemachte Gefahren, über die viel weniger gesprochen wird. Wenn ich da nur an die Krankheitserreger denke, die in verschiedenen Labors darauf warten, aus versehen freigesetzt zu werden, dann graust es mir…

Mit eingeschüchterten Grüßen,
Michael

Mit aufmunternden Grüßen,
Michael (ein anderer)

Nachtrag
Vielleicht fragst Du Dich, warum man sich da so sicher sein kann:

(Bei CERN wird nichts wirklich
unbekanntes passieren).

Man möge mich korrigieren, aber meines Wissens stammen die letzten wirklich neuen Erkenntnisse der Experimentalphysik aus den 50er Jahren. Damals untersuchte man die Höhenstrahlung und stellte fest, dass es außer Elektronen, Protonen und Neutronen wohl noch weitere Teilchen gibt.

Seither befinden wir uns in einer Epoche, in der die theoretische Physik der Experimentalphysik immer weiter voraus eilt. Zumindest in der Grundlagenforschung weisen die Experimentalphysiker fast nur noch Dinge nach, die die Theoretiker schon zuvor vorhergesagt haben.

Fast scheint es so, als könnten wir mit der theoretischen Physik alles beschreiben. (Leider ist die theoretische Physik in sich nicht widerspruchsfrei, weshalb kein Physiker ernsthaft glaubt, wir wären schon am Ziel, aber es gibt zumindest kein Phänomen in der Natur, für das es nicht prinzipiell eine Erklärung gäbe).

Es kann sein, dass diese Epoche nicht ewig dauert. Vielleicht gibt es ja mal einen „neuen Becquerel“. Der alte hat ja durch Zufall die Radioaktivität entdeckt , die man davor schlicht übersehen hatte. Aber man wird dieses Unvorhergesehene nicht in einem Teilchenbeschleuniger finden, der gebaut wurde, um nach Dingen zu suchen, die man in der Theorie schon verstanden hat.

Michael

…aha!
Nun ja, meine bisherige Angst rührte von der Annahme, dass eben durch die (für einen Laien wie mich schlichtweg unvorstellbare) Komplexität solcher Experimente sowie durch den extrem hohe technische Aufwand, mit dem sie durchgeführt werden, der Ablauf solcher Experimente so ausarten könnte, dass dabei irgendetwas desaströs aus dem Ruder gerät, was die Experten nicht vorhersagen können.

Aber was du sagst, klingt einleuchtend.
Ich danke dir, dass du mich von meinem Irrtum befreit hast. ;o)

Mit erleichtertem Gruß,
Michael

Hallo Michael,

Prognosen sind unsicher, besonders wenn sie die Zukunft betreffen - es kann also IMMER was passieren, wenn man was zum ersten mal macht, dazu braucht man keinen Teilchenbeschleuniger. Wir wissen z.B. nicht, was der zunehmende Autoverkehr global bewirkt, Autos sind neu auf dem Planeten. Und die Chemie hat Contergan und Ultragifte wie Dioxin hervorgebracht. Die Alternative wäre aber nur, eben KEINE neuen Medikamente mehr zu entwickeln usw.

Sorry, deine Erleichterung ist nicht angebracht. Es gibt keine Garantie, dass wir nicht uns selbst, das ganze Leben oder wenns dumm läuft unser Sonnensystem zerstören.

Gruss Reinhard

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Hallo!

Sorry, deine Erleichterung ist nicht angebracht. Es gibt keine
Garantie, dass wir nicht uns selbst, das ganze Leben oder
wenns dumm läuft unser Sonnensystem zerstören.

Meinst Du das ironisch oder ernst?

Natürlich gibt es eine Garantie, dass dies nicht passieren wird: Den Energieerhaltungssatz. Nun kann man natürlich erkenntnistheoretisch einwenden, dass streng genommen der EES ja auch falsch sein könnte, und dass CERN genau das Experiment durchführen könnte, das ihn zu Fall bringt. Aber ist das auch ein vernünftiger Einwand? Wir glauben, dass die Natur logisch aufgebaut ist, und dass sie sich an Gesetze hält, die der Mensch enstschlüsseln kann. Eines dieser Gesetze ist der EES - zu kaum einem anderen Gesetz haben wir so viel Vertrauen.

Als 1942 der erste Kernreaktor kritisch wurde, war dies ein viel riskanteres Experiment als das, was man heutzutage bei CERN macht. Und das wusste man damals auch.

Michael

Natürlich gibt es eine Garantie, dass dies nicht passieren
wird: Den Energieerhaltungssatz.

Hallo Michael,

ich glaube nicht, dass der irgendwas in der Richtung garantiert - es gibt ja schon Szenarien, nach denen es „gelingen“ könnte, ein Schwarzes Loch zu erzeugen, das die Erde aufsaugt. Ob das restliche Sonnensystem davon innerhalb seiner restlichen Lebensdauer beeinträchtigt wird, kann ich allerdings auch nicht ausrechnen. Es ist für uns aber auch nicht mehr von besonderem Interesse.

Nicht dass ich deswegen jede Nacht schweissgebadet aufwache. Ich halte die Wahrscheinlichkeit aber auch nicht für exakt Null.

Gruss Reinhard

ich glaube nicht, dass der irgendwas in der Richtung
garantiert - es gibt ja schon Szenarien, nach denen es
„gelingen“ könnte, ein Schwarzes Loch zu erzeugen, das die
Erde aufsaugt.

Wäre dies so, dann würde es die Erde längst nicht mehr geben. In der kosmischen Höhenstrahlung sind Teilchen zu finden, die viel höhere Energien besitzen, als sie ein heutiger Teilchenbeschleuniger der Erde erzeugen kann. Im Laufe der Jahrmilliarden wäre es sichlich zu einer Kollision solcher Teilchen gekommen. Wäre dabei jemals ein stabiles schwarzes Loch entstanden, dann könntest du diesen Text hier gar nicht lesen.

Ob das restliche Sonnensystem davon innerhalb
seiner restlichen Lebensdauer beeinträchtigt wird, kann ich
allerdings auch nicht ausrechnen. Es ist für uns aber auch
nicht mehr von besonderem Interesse.

Das restliche Sonnensystem bekommt von der Existenz der Erde sowieso nur etwas über ihre Gravitation mit. Ob die Gravitation von einem Schwarzen Loch oder von einem Planeten stammt, ist dem Sonnensystem egal.

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ich glaube nicht, dass der irgendwas in der Richtung
garantiert - es gibt ja schon Szenarien, nach denen es
„gelingen“ könnte, ein Schwarzes Loch zu erzeugen, das die
Erde aufsaugt.

Es gibt also allen Ernstes Wissenschaftler, die bereit wären, einzig zum Zwecke der Erforschung der Welt ebendiese samt ihrem Leben und dem alles anderen irdischen Lebens aufs Spiel zu setzen, indem sie ein derartiges Schwarzes Loch experimentell erzeugen? Die so närrisch sind, ihr Leben und die ganze Erde zu zerstören, nur um mit ihren Experimenten möglicherweise irgendetwas herauszufinden?
Kann man denn nicht von hochgradig ausgebildeten Forschern genügend Verstand und Respekt erwarten, um, sei es auch nur in Anbetracht einer unwahrscheinlichen Möglichkeit einer solchen totalen Zerstörung, auf ihr Experiment zu verzichten würden?

Gibt es eigentlich für so etwas Behörden, die die Durchführung solch riskanter (wenn das Wort „riskant“ für ein solches Szenario überhaupt ausreicht…) Experimente verhindern könnten?

Warum liest man eigentlich davon nicht in der Zeitung?
Das wundert mich insofern noch umso mehr, als die Wirkung einer solchen Meldung ja beträchtlich höher wäre.
Und schlechte Nachrichten verkaufen sich doch bekanntlich sehr gut!?

Sogar die Bildzeitung berichtet schon vom Klimawandel. Das Thema ist in der Medienlandschaft mittlerweile als Bedrohung ja durchaus bekannt.

Wenn diese Gefahr, von der du redest, tatsächlich besteht, dann finde ich einen Vergleich mit dem Klimawandel hinsichtlich seiner Präsenz in den Medien äußerst merkwürdig:
Über den Klimawandel nämlich, dessen verheerende Wirkung offensichlich ein Kindergeburtstag im Vergleich zu einem solchen experimentell erzeugten Schwarzen Loch wäre, wird heute weltweit in den Medien und in der Öffentlichkeit breit diskutiert. Es wird darüber tonnenweise Literatur veröffentlicht, es werden internationale Konferenzen abgehalten, und erbittert darüber gestritten, wie man ihm entgegentreten müsse bzw. wie nicht.

Und was ist mit Thema „Experiment Schwarzes Loch“?
Wann liest man denn bitte davon, dass Forscher, wenn es stimmt, in der Lage wären, damit die - nun ja - gesamte Welt zu vernichten?

Ich bin gerade echt verwirrt. Ob es stimmt, was du behauptest, weiß ich nicht.
Aber ich finde das schon irgendwie komisch…

CERN und Schwarze Löcher
Hallo Reinhard,

ich glaube nicht, dass der irgendwas in der Richtung
garantiert - es gibt ja schon Szenarien, nach denen es
„gelingen“ könnte, ein Schwarzes Loch zu erzeugen, das die
Erde aufsaugt. Ob das restliche Sonnensystem davon innerhalb
seiner restlichen Lebensdauer beeinträchtigt wird, kann ich
allerdings auch nicht ausrechnen. Es ist für uns aber auch
nicht mehr von besonderem Interesse.

Lies das hier mal durch:
http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…

MfG Peter(TOO)

Hallo!

ich glaube nicht, dass der irgendwas in der Richtung
garantiert - es gibt ja schon Szenarien, nach denen es
„gelingen“ könnte, ein Schwarzes Loch zu erzeugen, das die
Erde aufsaugt.

Es gibt also allen Ernstes Wissenschaftler, die bereit wären,
einzig zum Zwecke der Erforschung der Welt ebendiese samt
ihrem Leben und dem alles anderen irdischen Lebens aufs Spiel
zu setzen, indem sie ein derartiges Schwarzes Loch
experimentell erzeugen?

Es gibt also allen Ernstes vernunftbegabte Menschen, die das glauben?

Mensch, Michael! Könnte es nicht vielleicht sein, dass das was Reinhard geschrieben hat, einfach falsch ist?

Michael

Mensch, Michael! Könnte es nicht vielleicht sein, dass das was
Reinhard geschrieben hat, einfach falsch ist?

Michael

Mensch Michael,

es geht ja nicht darum, ob das, was ich schreibe, falsch ist oder richtig, sondern darum, ob wir das absolut sicher wissen.

Ich glaube schon auch, dass Miniatur Schwarze Löcher mit weit überwiegender Wahrscheinlichkeit nicht gefährlich sind - mehr aber auch nicht.

Und was ich im vorherigen Posting gesagt habe: wir müsssen uns mit solchen überwiegenden Wahrscheinlichkeiten zufriedengeben, sonst müssten wir jeden Fortschritt einstellen.

Gruss Reinhard

Danke für den Verweis auf dei ältere Diskussion zum selben Thema, PeterTOO.

Ich habe mir die Diskussion einmal durchgelesen und hatte den Eindruck, als sei ihr Initiatior am Ende überzeugt davon gewesen, dass diese Projekte keine Gefahr darstellen würden.
Obwohl ich ein Laie bin, möchte ich dennoch noch einmal kritisch nachhaken.

Bei der älteren Diskussion blieben folgende zwei Antwortartikel, die die Ungefährlichkeit der CERN-Versuche bestätigten, unwidersprochen:

Artikel 1 (von PeterTOO):

Aber, meine ursprünglichen Fragen sind nicht beantwortet. Denn
es geht mir ja darum, was passiert, wenn es die
Hawking-Strahlung eben nicht gibt. Kann doch sein, denn
nachgewiesen wurde sie bisher nicht. Und wenn es sie nicht
geben sollte aus Gründen, die wir nicht kennen können, weil
wir nicht alles über Schwarze Löcher wissen, dann hätten wir
doch ein Problem, oder?

  1. Dass bei der Beschleuniger-Leistung des CERN überhaupt diese :Schwarzen Minilöcher entstehen ist bis jetzt reine Theorie.
  2. Wenn die Theorie stimmt, erzeugt die Natur schon seit über 4Mrd :Jahren solche Schwarzen Minilöcher in den oberen Schichten unserer :Atmosphäre.
  3. Wenn wir jetzt mal, völlig aus der Luft gegriffen, mit nur einem :erzeugten Miniloch pro Stunde rechnen, hätten sich sich schon eine :ganze Menge dieser Minilöcher angesammelt und wir hätten wohl ein :echtes Problem damit (Die genaue Zahl kann sich der geneigte Leser :selbst ausrechnen).
  4. Daraus ergibt sich, dass diese Minilöcher keine Gefahr darstellen :können, selbst wenn das CERN noch einige 1’000 zusätzlich herstellen :würde. Entweder reagieren diese nicht mit der Umwelt oder sie müssen :sich irgendwie wieder auflösen. In letzterem Fall stellt sich die :Frage ob Herr Hawking mit seiner Theorie recht hat oder ob da ein :ganz anderer Mechanismus wirkt.

Wenn sich die Schwarzen Minilöcher im CERN nicht herstellen lassen, :bedeutet dies, dass die diesbezüglichen Theorien fehlerhaft sind, wir :also unser physikalisches Weltbild überarbeiten müssen.
Wenn es klappt, ist damit die herrschende Theorie weiter bestätigt :und man kann dann auch beweisen ob Hawking recht hat, oder ob das :ganz anders funktioniert.

Das hört zwar immerhin ganz folgerichtig an, aber dennoch stellt mich diese Antwort noch nicht ganz zufrieden.
Zu 2)
Ich verstehe hier den Zusammenhang nicht. Wieso hätte man denn mit einem erfolgreich erzeugten Schwarzen Miniloch - gesetzt man überlebt dies - nachgewiesen, dass die Natur dies schon seit mehreren Milliarden Jahren tue?
Außerdem behauptest du an einer anderen Stelle im Artikel, dass die kosmische Strahlung vor unserer Haustüre wesentlich energiereicher als jeder menschengemachte Teilchenbeschleuniger sei.
Da stellt sich mir die Frage:
Auch hier muss man ja zunächst von der Theorie ausgehen, oder?
Und woher weiß man, ob die stimmt?
Zu 3)
Diese Antwort verstehe ich nicht. Liegt allerdings an meinem Unwissen, sorry.

Wäre nett, wenn du mir das noch einmal genauer erklären würdest. ;o)

Artikel 2 (von DrStupid):

ich kann den Zuwachs eines Schwarzen Loches nicht berechnen.
Wie so oft ist wohl auch bei diesem Thema Unwiisenheit der
Grund der Angst.
Kannst du das denn berechnen? Wenn ja, dann würde ich mich
über das Ergebnis an dieser Stelle sehr freuen.

Berechnen kann ich es nicht, aber ich kann es zumindest grob :abschätzen:

Nehmen wir mal ein schwarzes Loch mit einer Lebensdauer von 10-24 :Sekunden. Das ist ja ungefähr die Dimension um die es hier geht. Das :hätte eine Masse von 1,6 Gramm und einen Schwarzschildradius von :1,5·10-27 Metern. Wenn ich jetzt davon ausgehe, dass das Loch alles :konsumiert, was sich innerhalb von 150% des Schwarzschildrasius :befindet (das ist der Bereich, in dem es keine stabilen Bahnen gibt), :dann ergibt das einen Wirkungsquerschnitt von 1,6·10-53 m².

Um jetzt abzuschätzen, was das für die Akkretionsrate bedeutet, :vergleiche ist das mal mit Sonnenneutrinos. Die haben einen :Wirkungsquerschnitt von 10-49 m² und treffen bei der Durchquerung der :Erde mit einer Wahrscheinlichkeit von 10-11 auf ein Teilchen. Wenn :die Trefferwahrscheinlichkeit proportional zum Wirkungsquerschnitt :ist, würden die Mini-Löcher im Durchnitt bei 6·1014 Erddruchquerungen :einmal auf ein Teilchen treffen. Da jede Erddurchquerung ungefähr :eine halbe Stunde dauert, wäre das ein Treffer alle 36 Mrd. Jahre.

Da kann ich mir die Frage ersparen, wie viel Masse das Loch bei einem :solchen Zusammenstoß aufnimmt. Das gesamte Teilchen kann es sich ja :schon deshalb nicht einverleiben, weil es viel kleiner ist als alle :bekannten Elementarteilchen. Dazu kommt dann noch, dass ein :erheblicher Teil des aggregierten Masse als Synchrotronstrahlung :entweicht.

Also selbst wenn ich mich um ein paar Größenordnungen verschätzt :haben sollte, sehe ich keinen Grund zur Beunruhigung. Wenn mich :jemand davon überzeugen will, dass es da ein Risiko gibt, dann muß er :mir eine bessere Rechnung vorlegen.

Als Laie kann ich mich bei diesen Ausführungen (genau wie Stefan Anders, siehe Diskussion) nur am Ergebnis freuen.
Ich kann die Rechnung selbst leider nicht nachvollziehen.

Auch hier frage ich mich, ob denn eine solche Rechnung überhaupt aussagekräftig genug ist?
Sind die Komponenten dieser Rechnung denn nachgewiesen? Was ist, wenn die wissenschaftlichen Berechnungen Schwachstellen aufweisen oder Unvorgerhesehenes nicht beinhalten?
Die Voraussetzung für das Verschwinden (und somit der Ungefährlichkeit) eines Schwarzen Minilochs ist nach meinem Kenntnisstand die Existenz der Hawking-Strahlung.
Diese Rechnung kommt allerdings anscheinend ohne sie aus. Also ist sie doch nicht notwendig?

Ich bin gerade ganz konfus. Ich wäre euch dankbar, wenn ihr das mirzuliebe nochmal erklären könntet! ;o)

Mit freundlichem Gruß,
Michael

Hallo Michael,

  1. Wenn die Theorie stimmt, erzeugt die Natur schon seit über 4Mrd :Jahren solche Schwarzen Minilöcher in den oberen Schichten unserer :Atmosphäre.

Zu 2)
Ich verstehe hier den Zusammenhang nicht. Wieso hätte man denn
mit einem erfolgreich erzeugten Schwarzen Miniloch - gesetzt
man überlebt dies - nachgewiesen, dass die Natur dies schon
seit mehreren Milliarden Jahren tue?
Außerdem behauptest du an einer anderen Stelle im Artikel,
dass die kosmische Strahlung vor unserer Haustüre wesentlich
energiereicher als jeder menschengemachte
Teilchenbeschleuniger sei.
Da stellt sich mir die Frage:
Auch hier muss man ja zunächst von der Theorie ausgehen, oder?
Und woher weiß man, ob die stimmt?

Umgekehrt wird ein Schuh daraus.

Es gibt verschiedene Methoden die Energie der kosmischen Strahlung zu messen. Unter anderem hat man auch schon direkt „vor Ort“, mit Weltraumexperimenten gemessen.

Die kosmische Strahlung besteht aus Teilchen. Diese prallen auf die, mehr oder weniger, ruhenden Teilchen in der oberen Atmosphäre.
Im CERN mach man auch nichts anderes. Dort werden Teilchen beschleunigt und prallen dann im Experiment auf andere.
Der „Beschleuniger“ für die kosmische Strahlung ist unsere Sonne und die brennt schon über 4Mia Jahre.

Die Zustände die nun im CERN hergestellt werden, existieren also in der Natur schon seit ewigen Zeiten hoch über unseren Köpfen.

  1. Wenn wir jetzt mal, völlig aus der Luft gegriffen, mit nur einem :erzeugten Miniloch pro Stunde rechnen, hätten sich sich schon eine :ganze Menge dieser Minilöcher angesammelt und wir hätten wohl ein :echtes Problem damit (Die genaue Zahl kann sich der geneigte Leser :selbst ausrechnen).

Zu 3)
Diese Antwort verstehe ich nicht. Liegt allerdings an meinem
Unwissen, sorry.

Die Leistung welche jetzt im CERN erzeugt werden kann, liegt immer noch weit unterhalb dessen, was die Natur über unseren Köpfen seit Ewigkeiten tagtäglich macht.
Die Theorie besagt jetzt, dass ab der Leistung welche das CERN jetzt erreicht, diese „schwarzen Minilöcher“ entstehen sollen.
Wenn die Theorie stimmt, bedeutet dies aber, dass die Natur das auch macht und zwar seit unsere Sonne „brennt“.

Wenn nun diese „schwarzen Minilöcher“ nicht wieder zerfallen, sofern sie überhaupt entstehen, hätten sich in den letzten 4 Mia Jahren jede Menge bei uns angesammelt.

Daraus ergeben sich 3 Möglichkeiten:

  1. Es gibt gar keine „schwarzen Minilöcher“
    Dann hat die Theorie eine groben Fehler.
    –> keine Gefahr.

  2. Die „schwarzen Minilöcher“ lösen sich wieder auf.
    Die Theorie stimmt also.
    –> keine Gefahr

  3. Die „schwarzen Minilöcher“ zerstrahlen nicht.
    Die Theorie hat einen Fehler und Herr Hawking liegt auch falsch.
    Dann hat aber die Natur selbst in den letzten 4 Mia Jahren schon jede Menge „schwarze Minilöcher“ erzeugt und diese reagieren dann gar nicht mit der Umwelt. Andernfalls wäre unsere Erde schon lange von diese „aufgefressen“ worden. Die Anzahl der natürlich entstandenen „schwarzen Minilöcher“ wäre dann aber so gross, dass die paar im CERN erzeugten gar nicht ins Gewicht fallen würden.
    –> auch keine Gefahr

MfG Peter(TOO)

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Ok, das klingt glaubhaft.
Danke für die Antwort!

Michael

Hallo Peter,

Der „Beschleuniger“ für die kosmische Strahlung ist unsere
Sonne und die brennt schon über 4Mia Jahre.

Das stimmt so nicht ganz: nur die relativ energiearmen Teilchen kommen von unserer Sonne, von den energiereicheren vermutet man Supernovae (bzw. deren Stosswellen) und die Jets (bzw. deren Stosswellen) von schwarzen Löchern als Verursacher. Von den energiereichsten (die, an deren Energie die Versuche im CERN nicht einmal annähernd heranreichen) Teilchen hat man bis heute keine Ahnung, durch welche Prozesse sie derartig beschleunigt worden sein könnten.

mfg
Christof

Und wie der Zufall so spielt war genau heute ein Artikel dazu auf wissenschaft-online:
http://www.wissenschaft-online.de/artikel/911068
Da der Artikel nur ein paar Tage frei zugänglich ist, hier eine kurze Inhaltsangabe:
Die kosmischen Teilchen kommen mit bis zu 100 Millionen mal mehr Energie daher als ihnen die stärksten Anlagen auf der Erde jemals verleihen könnten. Das bislang energiereichste Teilchen wurde 1991 nachgewiesen, seine Energie lag bei 300 Milliarden Milliarden Elektronenvolt, das entspricht der Energie von eines schnellen Baseballs. (Zum Vergleich: die Anlage bei Cern schafft um die 7000 Milliarden Elektronenvolt pro Strahl, also 14000 Milliarden Elektronenvolt bei der Kollision der beiden Strahlen).
Bei neuesten Messungen weltweit (z.B. mit dem Pierre-Auger-Observatorium in Argentinien) konnte von 27 mit mehr als 57 Milliarden Milliarden Elektronenvolt eintreffenden Teilchen die Herkunftsrichtung bestimmt werden (da sie so schnell sind werden sie kaum von galaktischen Magnetfeldern abgelenkt): 20 von ihnen stammen aus einer Richtung, in der aktive galaktische Kerne vermutet werden. Diese beherbergen in ihrem Inneren ein massives schwarzes Loch, das Gas und Staub aus seiner Umgebung einsaugt und einen Teil davon als sogenannte Jets mit enormer Energie ins All zurückschleudert. Diese Jets dürften die Quelle der hochenergetischen Teilchen sein, die auf unsere Atmosphäre treffen, da laut Wahrscheinlichkeit höchstens 6 von 27 Teilchen aus so einer Richtung kommen dürften und nicht 20 wie gemessen falls sie aus zufälliger Richtung kämen.

mfg
Christof

Hallo,

ich habe mir jetzt nicht die restlichen Postings durchgelesen, aber kurz meine Meinung dazu:

Ich glaube, die Wahrscheinlichkeit ist gering, zufällig die Welt zu zerstören oder sonstigen sehr großen Schaden anzurichten bei einem physikalischen Experiment.

Sobald eine Absicht dahintersteckt (z.B. Atombomben oder Krankheitserreger etc) ist ein großer Schaden natürlich schon möglich, aber zumindest bisher hatte man da wohl bei der Entwicklung auch immer das Ziel, etwas Zerstörerisches zu entwickeln. Ich würde vermuten, dass das auch in Zukunft so bleibt.

Falls ich mich irre, und man würde z.B. eine neue unbekannte Art von Materie schaffen, die einen neuen Urknall o.ä. hervorrufen würde (was man aber im Vorfeld des Experiments noch nicht so genau weiß), dann würde ich befürchten, dass das früher oder später jemand mal ausprobieren würde. Aber wie gesagt, wirkliche Sorgen mache ich mir deswegen nicht.

Ich glaube schon auch, dass Miniatur Schwarze Löcher mit weit
überwiegender Wahrscheinlichkeit nicht gefährlich sind - mehr
aber auch nicht.

Ich würde sagen, wenn unser Wissen derart falsch ist, dass Schwarze Minilöcher doch gefährlich sind, dann ist es auch derart falsch, dass wir erst gar keine erzeugen können.

Gruß
Oliver